Die Erinnerung bleibt präsent an den einschneidenden Moment vor fast fünf Jahren, der in seinem Leben die wichtigsten Elemente miteinander verbinden sollte. Johny Vieira beschreibt, wie er früh morgens noch schlaftrunken im Bett lag, sein Blick das gerahmte Bild einer Welle fixierte und die Barrel in seiner Vorstellung aus dem Rahmen flutete. Aus der Sinnestäuschung entstand die Idee, in Handarbeit eine dritte Dimension seines Lieblingsmotivs plastisch zu erschaffen.
Heute hat der Künstler für sich die perfekte Work-Life-Balance gefunden, die originellen Skulpturen sind besonders unter Surfern begehrte Objekte. Doch der Weg dahin war nicht immer leicht, anfangs musste der 29-Jährige erst herausfinden, wie er seine künstlerischen Fähigkeiten für die Verarbeitung von Gips im Zusammenspiel mit gesammeltem Treibholz einsetzt. Wir haben den in Santa Cruz lebenden Portugiesen für ein paar Fragen zum Interview gebeten.
Hallo Johny, erzähl uns doch kurz etwas zu deinem Background! Woher kommst du, wo lebst und arbeitest du im Moment?
¡Hola! Geboren wurde ich in der Schweiz, da meine Eltern wegen ihrer Arbeit damals dorthin umsiedelten. Als ich neun Jahre alt war, kehrte meine Familie nach Portugal zurück, und auf gewisse Weise bedeutete der Schritt auch für mich eine Wiedergeburt. Es war hier in Santa Cruz, wo ich als 13-Jähriger das Surfen lernte, sich mein Leben mit der Zeit immer stärker um den Ozean drehte.
Heute arbeite ich nebenher als Surfcoach und Judge bei Contests, aber den Großteil meiner Zeit widme ich mich der Kunst. Gemeinsam mit meiner Freundin Valeriya, mit der ich bei vielen Projekten zusammenarbeite, lebe ich zehn Minuten von der Küste entfernt. Mein Atelier ist ein Anbau am Haus meiner Schwester Fanny Vieira, die als Künstlerin rund um die Welt Skulpturen baut.
Wie bist du zur Surfkunst gekommen und kannst du davon leben?
Wie im Namen unverkennbar, ist Johny Surf Art ein Projekt, in dem meine Leidenschaften für Surf und Kunst zusammenfinden. Surfen bestimmt meinen Alltag, mein Leben ist voll und ganz mit dem Meer verbunden, einschließlich der Menschen, Ideen und sogar in meinen Träumen.
Meine erste Bekanntschaft mit dem Handwerk – obwohl meistens technisch – fand von Seiten meines Vaters statt. Schon in jungen Jahren begleitete ich ihn bei seinem Job und lernte im Atelier, wie man kreativ mit Holz, Metall und elektrischen Geräten arbeitet. Außerdem prägte mich die künstlerische Ader meiner Schwester, die ich immer für ihre Talente bewundert habe.
Was als Hobby begann, entwickelte sich allmählich zu einem Projekt, das viel Engagement verlangte. Dank der hohen Nachfrage könnte ich 24/7 arbeiten, aber ich habe mittlerweile meine persönliche goldene Regel gefunden – nicht zum Sklaven meines eigenen Projekts zu werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, die Work-Life-Balance ausgewogen zu halten. Nur wenn wir uns selbst genug persönliche Zeit leisten, erscheint die Arbeit nicht als Last.
Heute kann ich durch die Kunst nicht nur finanziell besser leben, sondern auch qualitätsbewusster. Dieses Projekt eröffnet mir die unschätzbare Gelegenheit, das Leben maximal zu genießen: surfen und spontan reisen, wenn die Wellen groß sind und arbeiten, wenn kein Swell in Sicht ist. Solche Dinge sind unbezahlbar.
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