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Laura Haustein – Der Winter am Eisbach

Text: Laura Haustein / Header Image: Stefan Orlet

Das Thermometer zeigt Minusgerade an und manche mögen einen für verrückt erklären, sich jetzt in den Neoprenanzug zu zwängen und zum Eisbach zu fahren, um einfach ein bisschen zu surfen.

Vor ein paar Jahren hat man noch locker folgendes geantwortet: „Im Winter ist da nicht so viel los, da wird einem gar nicht so schnell kalt wie man denken mag, man ist ja ständig in Bewegung“. Mittlerweile kann man das leider nicht mehr so unterschreiben.

Foto: Dia Hassan

Motiviert mit einer Flasche Tee oder Kakao und der Wärme von zuhause oder von der Sitzheizung aus dem Auto, joggt man noch lässig mit dem Surfbrett unterm Arm zur Welle. „Heute wird ein guter Tag“ denkt man sich, wobei diese Illusion sich sofort zerschlägt, wenn man durch den Bauzaun auf der Brücke schaut. Man sieht nur einen Haufen Surfer auf beiden Seiten und sieht man mal wenig von ihnen, ist die Hälfte am Zurückpaddeln.

Die Motivation sinkt, aber ein wenig Resthoffnung bleibt auf bekannte Gesichter, die der Session ein wenig Witz und auch Speed verleihen. Aber an vielen Tagen sieht man leider das komplette Gegenteil und somit ist die Anfangseuphorie in den Keller gerutscht. Das Beste draus machen und vorallem Spaß haben ist dennoch die Devise und meistens kennt man ja doch immer einen. Aber nicht nur ich sehe das so, auch von anderen hör ich, dass man so viele neue, unbekannte Surfer sieht. So viele sind einem noch nicht mal mehr vom Sehen bekannt und ich bin wirklich oft da. Wo zum Teufel kommt ihr alle her?
Wenn man dann also im LineUp steht, eingequetscht zwischen Newbies und man sich mit niemanden über den neusten Gossip austauschen kann, fängt man an das Geschehen genauer zu beobachten.

Foto: Antje Fuentelsaz

Es gibt die Surfer, die DENKEN sie kommen mit der Welle, die gerade etwas bumpy und mit wenig Wasser ausgestattet ist, super gut zurecht, fallen aber dank eines kleinen Hügels, der da wie von Wunderhand auftaucht, plötzlich ganz schnell wieder rein und ärgern sich dann zu Tode. Sorry guys, aber wärt ihr ein wenig flexibler und beweglicher in eurer Haltung, dann klappt’s auch mit den Hügeln. Andere freuts, weil dann gehts schneller voran.

Foto: Christoph Sahner

Im Anschluss wird dann die Welle analysiert: „Heute ist der Hügel aber extrem da links“, „Also irgendwie, ich weiß auch nicht, die Welle ist heute anders“, „Mich spült es immer raus in der Mitte, ganz komisch heute, der Druck ist da schon anders als am Rand“. Während vertiefende Gespräche über Welle, Pegel, Fließgeschwindigkeit und das neuste Material stattfinden, nutzt man die Chance sich ganz unbemerkt doch etwas weiter vorne in die Reihe zu stellen, ist ja schließlich kalt.

Foto: Markus Mühlbauer

Auf der anderen Seite, gibt es aber auch Tao, der, nun ja, einen Air nach dem anderen macht, nach dem Motto: Schneller, höher, weiter.
Und auch solche Sessions hatte ich schon. Nur mir Tao und Sophie auf einen Nachmittag unter der Woche, ganz alleine, nur wir drei und die Welle. Geil wars, sag ich Euch. Und genau so stellt man sich den Winter eigentlich vor, weil vorallem dann kann man wirklich nach dem Prinzip: „Drop In, Trick, Raus“ agieren. Und dabei wird einem gewiss auch nicht kalt.
Leider gibt es solche Homie-Sessions selten und die meiste Zeit friert man sich die Füße ab. Willkommen im Eisbach-Winter 2020. Die Kälte, die semi-optimale Welle dank niedrigem Wasserstand und die vielen Leute schrecken irgendwie keinen mehr so richtig ab.

In diesem Sinne, bleibt lieber alle auf der warmen Couch und zieht Euch was auf Netflix rein.

Eure Laura

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