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PT Surfboards – Pumping Fiction FULL Story und Movie

So viel ist klar: Die PT Surfboards Crew fand perfekte Mentawai-Barrels. Aber waren die Crew-Mitglieder wirklich in einer Villa mit Koi-Karpfen, Koks und Nutten?

Ein verschmitzt lächelnder rothaariger, leicht untersetzter Typ wedelt mit einem Tütchen Kokain. Martins Unterarm ist über nacht tiefschwarz geworden. Es bahnt sich eine Orgie auf dem Billardtisch an, zwischen Home-Kino und Whirlpool. Die Szenerie ist so surreal wie der Blick auf die mit dutzenden Wolkenkratzern gespickte Skyline, deren Dunstglocke im Morgengrauen schimmert und milchig trüb erscheint. Ebenso trüb sind die Gedanken, die in unseren verwirrten Köpfen umhergeistern und ziemlich berechtigte Fragen stellen. Wo sind wir? Welcher Tag ist heute? Was ist passiert? Wo ist das nächste amerikanische Schnellrestaurant?

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Captain Heiko und Martin, Manu und ich als seine Matrosen begeben uns auf eine Reise ans Ende der Welt. Es geht um das Ungewisse, das Unerwartete, das Abenteuer und das Reiten auf den Schönsten ihrer Gattung, den Wellen. Dank des glücklichen Umstands, dass der Captain die Bretter in seiner eigenen Elfenbeinschnitzerei herstellt und unter dem Namen PT Surfboards verkauft, sind wir gut bestückt, um jede Art von Welle zu reiten.

Es ist nur ein Dutzend Monde her, dass uns ein weiser und weit gereister Mann, dessen Sprache wir nicht verstanden, auf eine einsame Insel im Indischen Ozean hingewiesen hatte. Wie es auf besagter Insel sein würde, konnten wir nicht im Geringsten erahnen, nur eines war im Gesicht des weisen Manns zu erkennen. Seine Augen funkelten, als er die Form einer Welle mit seiner Hand imitierte und mit einem schrillen Pfeifton unter­ legte. Für uns stand von diesem Moment an fest, dass wir auf diese Insel müssten, und trotz der Sprachbarriere konnten wir die Koordinaten dieses magischen Orts recherchieren, Google Earth sei Dank. In unserer mehr­ monatigen Vorbereitung wurde alles erledigt, was man für eine einsame Insel braucht: Impfungen, die medizinische Versorgung und Camping­ausrüstung wurden besorgt, Flug­ und Fährpläne studiert und natürlich musste der Captain Surfboards shapen, 13 Stück an der Zahl.

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60 Stunden mit drei Flügen, vier Taxifahrten, einer Fährfahrt, stunden­langem Sitzen, Warten, Flughafenessen – und immer wieder müssen die drei prall gefüllten Boardbags durch den Sicherheits-­Check, in oder auf das Taxi, auf die Fähre und so weiter. Der Weg ist also definitiv nicht das Ziel!

Nach dem Anlegen der Fähre im Sonnenaufgang und anschließendem Be­laden des harmlos ausgedrückt komplett durchgerosteten Jeeps steht „sie“ vor uns. Braune Augen, blondes Haar, braun gebrannt, durchtrainiert vom Surfen, wunderschönes europäisches Frauengesicht. Ihr Englisch ist von einem französischen Akzent umwickelt wie eine andalusische Dattel von Serranoschinken. Schüchtern fragt sie, ob wir sie mitnehmen könn­ten. Schweigen in der Runde, das Taxi fährt schon langsam an. Was pas­siert, wenn sie mit uns auf die Insel will? Vier Jungs und eine nicht gerade unattraktive Frau für drei Wochen auf einer einsamen Insel… kann das gut gehen? Aber selbst wenn es nur ein kühner, realitätsferner Traum ist, sollte man doch auch in dessen verrückter Fiktion stets hilfsbereit bleiben. Deshalb entscheiden wir, sie mitzunehmen – natürlich aus dem Grund, dass die Fahrt dann billiger für uns wird…

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Da wir die Insel die nächsten drei Wochen nicht verlassen werden, gehen wir zum nahe gelegenen Markt und kaufen das Nötigste ein. Aber selbst das Nötigste ist eine ganze Menge und so tragen wir wie die Ameisen 30 Kilogramm Nudeln, 40 Kilo Reis, 30 Kilo Kartoffeln, 300 Liter Wasser und ein wenig Obst und Gemüse auf unser Wassertaxi, ein Einbaum­ Boot. Ein Kokosnussbauer, den wir auf der Fähre kennengelernt haben, bietet uns einen Transport auf unsere Wunsch­-Insel an und wir können die letzte Nacht vor der Überfahrt bei ihm übernachten.

Am nächsten Morgen wird der Einbaum noch im Dunkeln beladen und der letzte Schritt in Richtung Paradies beginnt, immer noch von einem Hauch des französischen Akzents umgeben, der es sich erst mal im Bett unseres Gastgebers gemütlich gemacht hat. Die 90­-minütige Fahrt führt uns durch einen hellbraune Brühe im Dschungel, trotz der frühen Stunde ist es schon heiß und die Luft ist von Wasser gesättigt. Allen schlafen die Füße ein und der hoffnungslos überfüllte Einbaum avanciert zum unan­ genehmsten Transportmittel auf unserer Reise ins Ungewisse.
Der Ozean liegt in einem unwirklichen Dunst, als wir das offene Meer erreichen, und plötzlich ist alles weg: die Reisestrapazen nach viereinhalb Tagen, der erste Sonnenbrand auf den Knien und der Kater vom Vortag. Die Stimmung verändert sich schlagartig, alle Eindrücke auf der Reise scheinen marginal zu sein im Vergleich zu dem, was jetzt passiert. Es liegt eine unheimliche Spannung in der Luft, eine Mischung aus Aufregung, Ungewissheit und Vorfreude. Die Schönheit der Natur hat uns gefesselt. Wir beobachten regelrecht jede Palme, jede Erhebung im Ozean, die zu einer Welle werden kann, jeden Fisch, den wir im kristallklaren Wasser erkennen. Dann immer wieder Jubelrufe: „Hast du die Welle gesehen?!“, und im gleichen Moment schält sich eine perfekte Linkswelle eingebettet in eine Bucht am Riff entlang.

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Nur wenige Augenblicke später setzt unser Einbaum auf dem feinen, wei­chen Sand auf. Wir steigen aus und versinken mit den Füßen im Sand. Das Wasser ist warm, sehr warm. Nach ein paar Schritten wird der Sand fester und wir können den Einbaum gemeinsam ins Trockene ziehen. Dann geht alles ganz schnell: Finnen einschrauben, Boards waxen, Leash festmachen und die Palmen und alles Ungewohnte um uns herum ist vergessen.
Voller Euphorie paddeln wir in Badewannentemperatur Richtung Line­up. Die Luft schmeckt salzig vom Offshore, der nach jeder Welle einen Sprüh­nebel in Regenbogenfarben hinterlässt. Erst als wir im Wasser sitzen und zur Ruhe kommen, realisieren wir, wo wir gelandet sind. Wir lassen die malerische Kulisse auf uns wirken. Eingerahmt von einem grünen Rah­men aus Palmen liegt die Bucht mit ihrem weißen Sandstrand mitten im Nirgendwo. Wir surfen eine feuernde Linke ganz für uns allein. Wir sind überwältigt, begeistert, glücklich!

So allein, wie wir dachten, sind wir doch nicht. Unsere verwirrten und von der Sonne aufgeweichten Köpfe sehen Figuren am Horizont hüpfen und der süßliche französische Duft irritiert unsere Sinnesorgane. Wo sind wir hier nur gelandet? Sind wir doch nicht allein auf der Insel oder spie­len unsere Gedanken uns nur einen Streich? Als wir der vermeintlichen Täuschung näher kommen, wird es wieder klar in den Köpfen. Der Ko­kosnussbauer und seine neue französische Gespielin werden uns Gesell­schaft leisten und haben ihr Liebesnest direkt neben unserem Lager er­ richtet. Ein bisschen Gesellschaft auf so einer einsamen Insel kann auch nicht schaden, denken wir uns.

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Die ungewohnte Situation macht uns zu schaffen: die Mücken, die Tag und Nacht an uns saugen, der Schlammüberall, der unweigerlich ent­ steht, wenn es die ganze Nacht regnet, und das sehr einfache Essen, Reis, Nudeln oder Kartoffeln in ihrer reinster Form. Und die Alltagsgefahren lauern überall: Das Nackt­Surfen verursacht einen Sonnenbrand auf den Arschbacken, und weil das Bambusschlagen so Spaß macht, kann man sich schon mal fast den Zeigefinger abtrennen. Unsere Insel ist ein Spiel­ platz von pumpenden Wellen. Aber der Monsun rückt näher, der Regen kommt und die Winde drehen! Die Dramaturgie unseres Abenteuers er­ fährt ihren Wendepunkt.
Wir laufen im strömenden Regen durch den Dschungel, denn wir sind auf der Suche nach Wellen. Stundenlang durch knietiefe Wasserlöcher waten, Kokusnussbombardements überleben und durch den Sumpf kriechen, wo die Brutstätten von Malaria und Denguefieber nur warten. Als wir uns auch noch verlaufen, ist es hilfreich zu wissen, dass man auf jeden Fall auf einer Insel ist, und Phil hatte zum Glück aus einem Kaugummiautomaten am Flughafen einen Kompass mitgenommen. Also laufen wir ohne Ma­chete einfach ein paar Stunden barfuß gen Süden!
Dank des Donnerns der auf dem Riff einschlagenden Wellen wissen wir irgendwann, dass es nicht mehr weit sein kann. Gerade als wir die letzten Schritte durch einen Tümpel machen, kracht es wieder und wir sehen eine schöne rechte Welle. Doch ebenso schnell, wie uns die positive Überraschung überwältigt, realisieren wir, dass es zwar an Land nicht so viele Menschen gibt, im Was­ ser dafür umso mehr. Der Grund für diesen Anblick sind ein paar Boote, die sich im Halbkreis um die Welle formiert haben. Deren Besatzung ist das Gegenteil von unserer Crew: gut genährte, alte Australier, die erholt und ausreichend hydriert ihre Session genießen können.

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Die Tage verrinnen und unsere Suche nach guten Wellen ist Teil der Am­ bivalenz des Abenteuers. Die Vorräte neigen sich dem Ende entgegen, aber die Wellen sind gut. Wir improvisieren, wir angeln, aber die Ausbeute ist mager. Doch allgegenwärtig ist das aufregende Gefühl des Neuen, Ge­fährlichen, Spannenden. Das Wagnis. Was passiert eigentlich in dieser Traumwelt mit uns? Die französische Konkubine vergnügt sich mehrere Stunden am Tag mit dem Kokosnussbauern, während wir unsere Nah­rungsmittel rationieren. Wir kommen an unsere Grenzen. Es gibt nur noch Reis zum Frühstück, Mittagessen, Abendessen. Wir hoffen auf mehr Regen, damit sich die Regentonne füllt. Am Abend wissen wir oft nicht mehr, was am Tag zuvor passiert ist. Es wird monoton, alles verschmilzt zu einem Brei aus Erinnerungen. Nur die Tatsache, am nächsten Morgen aufzustehen, das immer gleiche Ritual im Meer zu verrichten und dabei zu hoffen, dass es gute Wellen gibt, hält uns bei Laune.

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Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Alle sind ausgemergelt und mit Reef­ Cuts übersät und so wirkt der letzte Tag auf der Insel wie eine Erlösung. Eine Erlösung aus einer Welt, die wir nicht immer verstehen konnten. Warum bildet sich ein kreisrunder Regenbogen um die Sonne? Warum angelt sich ein Kokosnussbauer eine franzöösische Perle? Wann kommt ein neuer Swell? Warum sind die Krebse und Fische schlauer als wir? Wir haben uns viele Fragen gestellt. Es war viel Zeit zum Fragenstellen. Aber niemand hat sie beantwortet. Wir haben sie uns selber beantwortet, wir haben uns unsere eigene Realität gebaut. Alles hat seinen Grund, man muss sich nur einen ausdenken.
Wir sitzen in einer viel zu kalten Hotel ­Lobby, es riecht stark nach Lavendel­ Dufterfrischer. Was auf der Insel passiert ist, wirkt wie ein Traum, der nur einige Tage her ist und doch so fern jeglicher Realität. Was letzte Nacht passiert ist, ebenso. Waren wir wirklich in einer Villa mit Koi-­Karpfen, Koks und Nutten? Wir wissen es nicht. Denn die persönlichen Eroberungen und Errungenschaften, die sich im Verlauf der ganzen Reise jedem Einzelnen offenbart haben, sind die Realität.

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Text: Philipp Ertel
Fotos: Manuel Angstl, Heiko Pfister
Mehr von PT- Surfboards gibt es hier: ptsurfboards.com

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