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Wie sich Surfer im Lockdown verhalten

Text: Bernd Bliemel

Die meisten Strände dieses blauen Planeten sind geschlossen und Surfen weitestgehend verboten.

Teilweise wird dieses Verbot mit drastischen Mitteln durchgesetzt, wie zum Beispiel in Costa Rica:

Über den Sinn und Unsinn, Surfen zu verbieten, aber zum Beispiel Joggen zu erlauben, ließe sich jetzt lange streiten, aber wer hat dazu dieser Tage überhaupt noch Bock? Fakt ist, dass Surfer weltweit gerade trockenen Fußes durch den Alltag gehen müssen. Und auch wenn es uns deutschen landlocked Surfern einfacher fallen dürfte nicht ins Wasser zu kommen, als einem küstennahen lockdown-locked Surfer mit besten Bedingungen direkt vor der Nase, so bringt die aktuelle Situation doch auch eine ganz eigene Typologie von Menschen hervor. Im Folgenden eine Auflistung der Surfer-Typen und wie sie mit den Folgen der Coronakrise umgehen. (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

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Der Work-Outer

„Der nächste Surftrip kommt bestimmt und dann bin ich so what from ready“, denkt sich der Work-Outer während er gerade seinen 63. Klimmzug an der neuen Stange im Türrahmen macht. Er sieht Social Distancing als Chance sich in die Form seines Lebens zu bringen und aus der ganzen Schoße als strahlender Muskelmann hervorzugehen. Sein neues Sixpack wird diesen Sommer zwar niemand zu Gesicht bekommen, dafür wird er bei seiner nächsten Session mit dem Selbstbewusstsein eines externen Locals auftreten und alle Setwellen claimen. Denn: Physis ist alles.

 

Der Yogi

Eigentlich hat er mit dem Yoga nur angefangen, weil er sein Surfen verbessern wollte. Und in Wahrheit nur, weil er Yogapants für das sexieste Kleidungsstück auf diesem Planeten hielt. Doch jetzt, wo die nächste Welle in weite Ferne gerückt ist, gibt ihm Yoga eine innere Ausgeglichenheit und Ruhe, wie er sie sonst nur nach einer epischen Session empfand. Über Zoom verabredet er sich zu Yoga-Stunden weltweit und mittlerweile ist er nur noch Millimeter davon entfernt seine Poperze mit der Nase berühren zu können. Ach, wer braucht schon diese nervigen Wasserbuckel, wenn er inneres Yin gefunden hat?

Der Suchtbolzen

Was tun, wenn man den ganzen Tag daheim zum Nichtstun verdammt ist? Für viele Menschen ist die einzige logische Maßnahme Saufen. Das zeigen auch die hoffnungslos überfüllten Glas-Container in vielen Städten. Und da der gemeine Wellenreiter ja der einen oder anderen Zerstreuung nicht abgeneigt ist, ist ausgeprägter Alkoholismus für ihn durchaus ein probates Mittel, um durch diese surfarmen Zeiten zu navigieren. Blöd nur, wenn die Leber statt der Lunge irgendwann die weiße Fahne hießt und der unfit gesoffene Ex-Surfer in der Post-Corona-Zeit nicht mal mehr einen Take-Off hinkriegt.

 

Der Trockensurfer (Skateboard, Streetsurfer, Indoboard usw.)

Wie oft wurden schon Bretter mit Rollen als die ultimative Lösung propagiert, mit der das „Surf-Feeling auf die Straße“ gebracht werden kann? Antwort: zu oft.
Ich erinnere mich dunkel, dass vor ungefähr 20 Jahren sogar BMW mal einen Street-Surfer herausgebracht hat. Egal. Jetzt hat die Stunde aller Surf-Simulatoren geschlagen und dürften von einem gewissen Surfer-Typus auf Entzug aus ihrer staubigen Ecke befreit und wieder verwendet werden. Zumindest solange, bis sich der cold turkey Surfer wieder erinnert, warum er das Ding damals eingemottet hat. „It´s just not the same, dude.“

 

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Cheers from quarantine! Stay safe & healthy 🙏🏻 @btmln #allaboutwater #surfquarantine #surfworkout #balanceboard #surferslife #surfing

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Der Zweck-Optimist

Sie schießen gerade aus dem Boden, wie Pilze nach einem warmen Sommerregen: die Optimisten.

„Social Distancing? Super, ich mag eh keine Menschen.“

„Surf-Verbot? Toll, dann kann sich die Natur erholen. #wearethevirus“

„Maskenpflicht? Geil, dann spart man sich das Lächeln.“

Keine der aktuellen Entwicklungen vermag es, den Optimisten zu erschüttern. Einerseits ist das natürlich beneidenswert. Andererseits kann es natürlich auch extrem anstrengend werden, wenn der Optimismus in Realitätsverlust kippt. Zum Beispiel wenn jemand eine Rolltreppe ableckt um sich so möglichst schnell anzustecken und immun zu werden. Außerdem nervig: Missionierungszwang. Es kann einfach zur Zeit nicht jeder komplett positiv auf die Welt und die Zukunft blicken. Bitte respektieren, ihr Optis da draußen.

Der Home-Office Workaholic

Home Office war bis vor kurzem alles andere als eine Selbstverständlichkeit in der deutschen Arbeitswelt. Das hat sich mittlerweile gewaltig geändert. „Remote“ arbeiten funktioniert besser, als viele Führungskräfte und Chefs es lange wahrhaben wollten. Viele Surfer, die sich auf ihre 30 Tage Urlaub für ihr Hobby beschränken mussten, sehen das jetzt als Chance, um ihren Traum vom Leben am Strand und Arbeit in Deutschland zu realisieren. Dementsprechend motiviert gehen sie jetzt auch im Home Office zu Werke. Schließlich wollen sie ihren Vorgesetzten beweisen, dass sie brutal produktiv sein können, wenn man ihnen entsprechende Freiheiten und Eigenverantwortung gewährt. Da bleibt nur zu sagen: Ja, nutzt die Chance. Denn höchstwahrscheinlich wird nach der Krise wieder zu einer „Normalität“ zurückgekehrt, in der derjenige als fleißig angesehen wird, der als erster kommt und als letzter geht. Doch diese Einstellung gehört schon lange auf den Müllhaufen der Geschichte.

Der Social-Media-Junkie

Strandmotive, verwackelte Surf-Shots, Sonnenuntergänge an exotischen Spots. Das ist der Stoff, aus dem Social-Media-Gold ist. Es wird gemunkelt, dass manch einer nur mit dem Surfen angefangen hat, um mehr Likes zu bekommen. Blöd nur, wenn man jetzt nicht mehr dorthin reisen kann, wo sich solcher Content produzieren lässt. Da heißt es jetzt eben: kreativ werden! Schließlich gilt für viele: „Posto ergo sum.“ – Ich poste, also bin ich.

Aber hey, solange die viele Neu-Freizeit für guten Content genutzt wird, warum nicht?
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Der Heimwerker

Endlich ein anständiges Surf-Rack bauen, einen Fernsehtisch aus dem gesnappten Lieblingsboard basteln oder einfach nur mal die Löcher im Neo kleben. Die Liste der DIY-Möglichkeiten für Surfer ist unendlich lang und die Liste der Ausreden zur Zeit wirklich kurz. Viele entdecken jetzt ihre Leidenschaft fürs Werkeln. Aber Vorsicht, in den Baumärkten soll es zu teils chaotischen Zuständen kommen. Also, passt auf euch auf.

 

Der Nix-Tuer

Man muss angesichts der aktuellen Ausnahmesituation auch nicht in Aktionismus verfallen und jede Menge Dinge tun, die einem die Illusion von Kontrolle vorgaukeln. Man kann sich auch einfach nur auf die Couch setzen und nichts machen. Wenn das irgendwann zu langweilig wird, gibt es diesen tollen Internet-Anbieter namens Netflix. Wenn dann auch Netflix öde wird, mein Gott, dann mach halt deinen Sport. Aber im Endeffekt einfach nix tun und warten, bis alles wieder halbwegs normal wird, ist eine durchaus legitime Art und Weise, durch diese Zeit zu kommen – übrigens nicht nur für Surfer.

So, das war es. Bleibt gesund, bleibt stabil, bleibt cruisy.

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