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Chelsea Geogeson

Ein müdes Lächeln ist oft das erste, was Chelsea Georgeson bekommt, wenn sie zu den Männern in den Line-Up paddelt. „Ein so zierliches Mädchen in so grossen Wellen?“ Doch wenn Chelsea die dickste Welle des Tages anpaddelt und tief in der Tube verschwindet, lacht niemand mehr. Im Dezember schrieb sie Geschichte, als sie den wichtigsten Surf-Event des Jahres plus die Vans Triple Crown plus den Weltmeistertitel 2005 gewann. Und das alles an einem Tag! Respekt, Chelsea, du bist die neue Queen des Surfens.

Wir schreiben den 16. Dezember 2005. Die Nordküste Mauis ist Austragungsort des Billabong Pro Maui. Dies ist nicht nur der letzte WCT Event des Jahres, sondern auch der letzte der wichtigen Triple-Crown-Serie. Für die beiden besten Freundinnen Chelsea Georgeson und Sofia Mulanovich geht es zusätzlich um die Weltmeisterschaftskrone.

Somit ist die Stimmung trotz einem Strand voller Mädels in Bikinis angespannt. Alle starren gebannt aufs Meer. Sechs bis acht Fuss hohe Wellen entladen sich vor den Zuschauern. Mitten zwischen den Wellen paddeln zwei Frauen. Der Moderator im Judge-Tower plappert ununterbrochen Zwischenstände des laufenden Viertelfinal-Heats ins Mikro. Die beiden Frauen im Wasser sind die noch aktuelle Weltmeisterin Sofia Mulanovich und ihre Kontrahentin Jacqueline Silva. „One minute remaining!“, schallt es aus den Lautsprechern.

Sofia liegt in Führung, alles sieht so aus, als ob sie sicher ins Halbfinale einzieht und somit weiter gute Chancen hat, ihren Titel zu verteidigen. Doch genau 28 Sekunden bevor die Sirene den Heat beenden wird, nimmt Silva ihre letzte Welle, flügt durch einen soliden Achtfuss-Brecher und haut Sofia mit knappen 0,3 Punkten Vorsprung aus dem Event. Jegliche Titelträume von Mulanovich zerplatzen wie eine Seifenblase. Gleichzeitig wird Chelsea Georgeson Weltmeisterin.

„Ich kann nicht fassen, dass Jacqueline diese Welle bekommen hat! Mit solch einem Ende hätte ich nicht gerechnet. Sofia hat den ganzen Tag so gut gesurft und ich war mir sicher, es würde erst im Finale zum Showdown um die WCT-Krone kommen“, so die überglückliche Chelsea über die vorzeitige WM-Entscheidung.

Zwar hatte sie soeben mit erst 22 Jahren ihren ersten Weltmeistertitel geholt, doch tat das ihrem Ehrgeiz, den Event und somit auch die Vans Triple Crown zu gewinnen, keinen Abbruch. Chelsea surft bis ins Finale und gewinnt dort schliesslich gegen Silva. „Das ist der schönste Tag in meinem Leben!“, sagt Chelsea vor den tobenden Fans und nimmt für ihre soeben drei gewonnenen Titel einen Scheck über 20.000 US-Dollar entgegen. Ein neuer Surf-Superstar ist geboren.

Schon ihr Werdegang zum Surf-Star klingt beeindruckend. Geboren am 15. Oktober 1983 in Sydney, stand sie mit 13 Jahren das erste Mal auf einem Surfbrett. Ihre beiden grösseren Brüder nahmen sie damals mit hinaus in die Wellen an ihrem Home Spot Avalon Beach. „Chels“ war sofort von dem Sport fasziniert und ging seitdem fast täglich surfen. Schnell verbesserte sich ihre Technik und dank ihren Brüdern bekam sie das nötige Selbstbewusstsein und den Mut, um auch an grossen Tagen rauszupaddeln. Für ein junges Mädchen keine Selbstverständlichkeit.

Auch Lisa Anderson, schon damals ein Star im Frauen-Surfen, war in Avalon Beach öfter im Wasser anzutreffen. Lisa war das einzige weibliche Vorbild für Chelsea. „Chels'“ Traum war, von Lisa entdeckt zu werden und so vielleicht eines Tages zu einem Sponsorvertrag zu kommen. Traum geträumt, schon wurde er Wirklichkeit: Als Lisa das junge Talent in mässigen Bedingungen extrem hart surfen sah, lief sie sofort zu ihrem Hauptsponsor Quiksilver, um von dem entdeckten Talent zu berichten. Daraufhin nahm Lisa die kleine Chelsea unter ihre Fittiche und bereitete sie auf ihre ersten Contests vor.

Der Grommet lernte schnell die Regeln des Wettkampf-Surfens und wurde so bereits 1998 Siegerin der australischen Meisterschaft der Mädels in der Klasse 16 Jahre und jünger. Nach etlichen weiteren Siegen bei kleineren und grösseren Events kam 2000 der endgültige Durchbruch in die Welt des Profi-Surfens: Sie gewann den wichtigen Billabong-World-Junior-Titel und zwei weitere bedeutende australische Ausscheidungen. Und diese drei Events zu gewinnen ist weiss Gott kein leichtes Unterfangen in einem Land, in dem Surfen so verbreitet ist wie in unseren Breiten Fussball. Jede Menge junges Talent musste besiegt werden. Der Aufstieg in die WQS folgte. Die „zweite Liga“ gefiel Chelsea, doch sie wollte noch höher hinaus, hoch in die erste Liga, auf die World Championship Tour. Und was sich Chels in den Kopf setzt, wird gemacht. So reist sie nun mit der WCT und surft an den schönsten Plätzen und besten Wellen des Planeten.

Auf der Tour lernt sie die Peruanerin Sofia Mulanovich kennen. Sofia wird von der Industrie und den Surf-Medien als ähnlich grosses Talent wie Chelsea eingeschätzt. Und trotz des Drucks von aussen und der ständigen Rivalitäten und Kämpfe um wichtige WM-Punkte wird Sofia zu ihrer besten Freundin. „Wenn ich im Contest auf Sofia treffe, motiviert es mich nur umso mehr, härter zu surfen. Wenn du siehst, dass deine beste Freundin Erfolg hat, dann willst du den auch!“ Erfolg ist in der Frauen-Profiliga extrem wichtig, denn anders als bei den männlichen Surf-Kollegen liegt das Geld nicht gerade locker in den Taschen der Sponsoren. Frauen-Surfen ist, was Sponsorengelder anbelangt, noch immer ein Nischensport. Du musst auffallen. Mit spektakulären Bildern die Medienwelt und Sponsoren wachrütteln.

Genau das tat Chelsea eindrucksvoll mit ihrem spektakulären Auftritt beim WCT Event in Tahiti. Sie beeindruckte die Welt in einer Welle, in der sich selbst die meisten Männer in die Hosen scheissen. In Teahupoo, eine Knochen brechende Linkswelle, die nur Zentimeter über einem rasiermesserscharfen Riff bricht, bewies die Australierin „dicke Eier“ und verschwand während ihrer Heats immer wieder für Sekunden im Rachen des Monsters, um am Ende heil wieder ausgespuckt zu werden. Das brachte ihr ihren ersten Sieg der Saison 2005 und den Respekt der gesamten Surfer-Gemeinde. Einige Judges dachten bei dem legendären Auftritt sogar, es würde ein Mann surfen, weil ihre kraftvollen Turns, hohen, aggressiven Airs und mutigen Tube Rides in der Welle so noch nicht von Frauen gesehen wurden.

Ihre Siege bei den darauf folgenden Events in Frankreich und den Roxy Pro auf Hawaii waren ähnlich beeindruckend, stärkten ihr Selbstbewusstsein und liessen sie in der WM-Rangliste mit ihrer Freundin Sofia gleichziehen, die zuvor Punkte mit Siegen in Australien, Fidschi und England sammelte. Somit lief alles auf den letzten Event des Jahres, den Billabong Pro Maui, hinaus. Ein Herzschlagfinale, wie es Hollywood-Regisseure nicht spannender hätten inszenieren können. Das Ergebnis kennt ihr.

Zwar war es eine knappe Entscheidung zwischen den besten Freundinnen, doch steht ausser Frage, dass sich Chelsea den Titel verdient hat. Sie gehört technisch gesehen zu den perfektesten Surferinnen, sie ist eine von vielleicht fünf Mädels auf der Welt, die noch in richtig dicken Wellen surft und dazu noch extrem entspannt, „down to earth“ und für jeden Spass zu haben ist. „Ich versuche, Surfen nicht zu ernst zu nehmen, um nicht den Spass daran zu verlieren. Zu viel Contest-Stress will ich mir gar nicht antun. Mein Traum war, einen Weltmeistertitel zu holen; sieben Titel, wie meine Kollegin Layne Beachley sie hat, brauche ich nicht. Ausserdem ist mir wichtig, ein greifbares Vorbild für die surfenden Mädchen da draussen zu werden. Ich will den Nachwuchs unterstützen und ihnen, soweit ich kann, Ratschläge geben.“ Sie wird die Surf-Szene wohl noch für lange Zeit mit ihrer positiven Art begleiten und das Frauen-Surfen weiter erfolgreich in die Öffentlichkeit tragen. Sehr sympathisch!

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