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Die Malloys

Ich fahre nordwärts auf dem Highway 101. es sind nur noch zwei Tage bis zum Jahr 2004 und im Radio kommen nur Schreckensnachrichten. Kurz vor Weihnachten starben zwei Frauen bei einem Erdbeben in Paso Robles, Kalifornien. Kurz nach Weihnachten verursachten heftige Regenfälle Erdrutsche in der Gegend, die im Sommer von feuern heimgesucht wurde. Die Berge rutschten einfach weg und zwölf Camper wurden im Schlamm mitgerissen. Feuer, Fluten und Erdbeben – Sind wir dem Ende der Welt nahe? Nein, das ist einfach nur Kalifornien…

Die Malloy-Brüder machen sich derweil auf ihrer „J2 Ranch“ Sorgen, ob die überfluteten Strassen und Brücken ihrer Silvesterparty einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Nach einem langen, action-geladenen Jahr inklusive einer Rolle in „Step into Liquid“, einem Part in Australien für Ben Harpers neues Musikvideo und Surf Trips nach Irland, Indonesien, Fidschi, Mexiko, Jamaika und vielen anderen Orten wollten alle drei Malloy-Brüder zur gleichen Zeit an einem Ort sein, nämlich der Familien-Ranch mitten im lieblichen zentralkalifornischen Nichts. Um von Malibu aus zur „J2 Ranch“ zu kommen, muss man direkt durch die Realität des 21. Jahrhunderts – vorbei an Oxnard, Ventura und Santa Barbara.

Die Malloy-Brüder sind in dieser Ecke aufgewachsen – erst als junge Cowboys in den Bergen, dann als junge Surfer an den Stränden von Malibu bis Point Conception. Ihr Vater Mike wurde auf einer Pferde-Ranch in Topanga Canyon geboren und lernte dort frühzeitig, Pferde und Wellen in Malibu zu reiten. 1970 heiratete Mike seine Frau Denise und sie bekamen ein Jahr später Chris, dann kam 1974 Keith und Danny 1977. Die einzige Tochter der Malloys wurde taub, blind und behindert geboren. Bis 1976 lebten die Malloys in Los Angeles, dann zogen sie mit Sack und Pack auf eine kleine Ranch im Ojai-Tal.

Der Chefredakteur von „Surfing Magazine“ Evan Slater wuchs mit den Malloys in dieser Gegend auf und schrieb über sie auf der Website www.surfline.com: „Sie lebten zwar nur 15 Meilen vom Strand entfernt, aber es fühlte sich eher an wie 1.500 Meilen.“ Chris, der älteste Bruder, sagt dazu: „Wenn du nicht über den nächsten Hügel sehen kannst, dann konzentriert man sich eben auf die Dinge, die einen direkt umgeben. Wir lebten auf einer Ranch und wir taten einfach, was Bauernkinder tun: Eier einsammeln, Pferde füttern, Schweine füttern und die Canyons entdecken. Ich nahm sogar eine Zeit lang am Junior-Rodeo teil.“

Beinahe wären die Jungs also für immer zu Cowboys geworden, wäre da nicht der Papa gewesen, der ein Surfer war. Bevor Mike mit seinem Baugeschäft bis zum Hals in Arbeit steckte, war er sogar ein sehr hingebungsvoller Surfer. In seinen frühen Jahren war er oft in Topanga zugange und nach der High School ging er nach Maui, um am Community College zu studieren und natürlich in der Honolua Bay zu surfen.

Obwohl die Malloys als Ranch-Kinder aufwuchsen, führte ihr Vater sie in die Geheimnisse des Meeres ein. Im jungen Alter schon surften sie alles von Port Hueneme im Süden bis zur Hollister Ranch im Norden inklusive der anderen Seite der Channel Islands: Rincon, Ventura, El Capitan und Oxnard. Beachbreaks, Reefs, manche weltberühmt, einige im Sommer flach und im Winter wach, manche kaum zu erreichen, weil sie Militärsperrgebiet oder Privatgelände waren. Es gab genug Wellen in der Heimat der Malloys, und als sie alt genug zum Autofahren waren, waren sie einfach überall. Und als sie alt genug waren, nach Hawaii zu gehen, gingen sie nach Hawaii.

Das letzte Stück von Südkalifornien zwischen der UCSB und Goleta hoch nach Gaviota ist wirklich nett. Die Strasse biegt landeinwärts und ein langer Tunnel markiert die inoffizielle Grenze zwischen Süd- und Zentralkalifornien in eine andere Welt. Nach dem Tunnel scheint der Himmel etwas blauer, die Hügel grüner und die Luft etwas frischer. Auf der anderen Seite des Tunnels biegt die Strasse in Richtung zentralkalifornisches Nichts ab, und wenn man gute Wegbeschreibungen hat, kann man sogar die Malloy-Ranch finden. „Über die Brücke, an der Scheune vorbei und biege dann nach rechts ab, wenn du die Kuh siehst.“ Alles klar… Die Strasse führt zu dem Haus, das eine Insel der Wärme und ein Licht in der Dunkelheit ist.

Das Haus ist eine echte Ranch und kein Surf-Bungalow. Es hat Guns im Haus, doch es sind wirklich Gewehre, keine Big Wave Guns. Die Kappen, die an der Garderobe hängen, haben Aufschriften mit Werbung für Reit- und Cowboyzubehör – nicht für Surf-Firmen. Im Werkzeugraum hängen Felle von Kojoten, Stinktieren, Luchsen und anderen Viecher. Einige Anzeichen gibt es dennoch für Surf-Kultur in diesem Haus. Ein „Thicker than Water“-Poster hängt an der Wand und ein paar Surf-Trophäen reihen sich um ein Foto von Klein-Keith, der ein Kalb im Rodeo reitet. Die eine Surf-Trophäe ist für den ersten Platz der OP Junior 1996, die andere ist für die Einladung zum Eddie Aikau Big Wave Event. Die OP-Junior-Trophäe gehört Danny, die Eddie-Einladung Chris. Irgendwo auf dem Grundstück muss es aber doch einen Raum geben, der total voller Trophäen und Fotos und anderer Malloy-Devotionalien ist. Doch im Ranch-Gebäude hat es nur Cowboyzeugs und an der Wand prangt dann sogar noch ein klassischer Hinterwäldlerspruch:

„‚Vegetarier‘ ist das indianische Wort für einen erfolglosen Jäger.“

Chris führt uns auf die Veranda, wo alle das Wetter begutachten. Es ist nasskalt und Keith und Chris stimmen darin überein, dass es Regen geben wird. „Hoffentlich waschen die Brücken nicht weg. Kann passieren, dass du bis Neujahr hier feststeckst. Aber das ist auch nicht schlimm, wir machen eine Party.“ Um die Malloy Ranch herum ist es zappenduster. Nur im Nordwesten scheint das Licht einer kleinen Stadt. Der Wind bläst aus dieser Richtung. Chris schnüffelt im Wind und versucht eine Wellenvorhersage. Er meint, etwas Geruch im nassen, salzigen Wind auszumachen. „Es gibt zwei Gerüche, die ich liebe: brennender Torf und brennender Müll“, meint Chris. Keith erklärt: „Brennender Torf bedeutet, dass wir in Irland sind, brennender Müll, dass wir in Indo, Fidschi, Neuguinea oder irgendwo sonst in der Nähe von fantastischen Wellen sind.“

Es ist elf Uhr abends, der vorhergesagte Sturm nähert sich und es bleibt nichts anderes zu tun als herumzusitzen, Keith beim Gitarrespielen zuzuhören und sich zu unterhalten. Wir sprechen über alles Mögliche: über Irland, Neuguinea, die Antarktis bis hin zum Sundance Filmfestival und schliesslich über Kalifornien. Chris und Keith als Big Wave Surfer und Filmemacher sind gespannt auf Stacy Peraltas Doku „Riding Giants“. Als ich ihnen erzähle, dass „Riding Giants“ sogar die Sundance-Filmfestival-Premierenacht eröffnet, wollen sie gleich wissen, wer im Film ist und wer nicht, wie hoch das Budget war und wer den Film geschnitten hat.

Chris ist der ernsthafteste Filmemacher der drei Malloys. Als wir uns weiter über alles Mögliche unterhalten, stellt er den DVD Player an und zeigt eine Doku namens „Man of Aran“. Der Film wurde 1937 auf einer irischen Insel namens Aran gedreht und zeigt in Schwarzweiss, wie eine irische Familie der Natur eine Existenz abringt. Die Männer gehen in hölzernen Nussschalen aufs wilde Meer, um zu fischen oder den einen oder anderen Hai zu harpunieren. Sie verwenden die Leber als Öl und benutzen auch die Haut und Knochen und alles andere. Die Frauen sammeln Algen und alle riskieren täglich ihr Leben am Rande der wütenden See. Doch Chris stellt den Film nicht wegen der irischen Kultur des frühen 20. Jahrhunderts an. Die Wellen faszinieren ihn. „Sieh‘ dir das an!“, ruft er, als eine stürmische 20-Fuss-Welle gegen die Klippen hämmert. „Wenn es nicht so stürmisch wäre, könnte man die Welle surfen!“ Die Malloys haben wirklich ein Faible für Irland. Nicht nur wegen ihres eigenen Hintergrundes, sondern weil die komplette Westküste von Irland voller Wellen ist.

Die drei Brüder spielten eine Rolle in Dana Browns Film „Step into Liquid“. Im Film suchen sie bei nahendem Unwetter Unterschlupf in einem Wachturm aus dem 13. Jahrhundert und tow-surfen eine Mavericks-ähnliche Left vor Mullachmore. Der Film zeigt auch, dass die Malloys dazu beitrugen, dass katholische und evangelische Kinder zusammen surfen. Und Chris spricht seinen perfekten irischen Akzent. Die Malloys zeigen ihre irische Seite auf verschiedene Art. Sie sind alle ein wenig verrückt, was jeder bestätigt, der sie jemals in Pipeline surfen sah. Als Brüder sind sie unzertrennlich. Aber das Irischste von allem ist, dass sie musikalisch sind. Keith und Danny sind sehr talentierte Gitarrenspieler und Tänzer, während Chris eher auf der Produktionsseite bleibt. Auf seinen Reisen hat er grossartige Musiker kennen gelernt und nahm ihre Musik auf, die er wiederum gerne in seinen Filmen verwendet. Von allen Musikern, die Chris in seinen Soundtracks verarbeitet hat, ist Jack Johnson der erfolgreichste.

Chris war ein 15-jähriger Surf-Grom, als er zum ersten Mal nach Hawaii kam und dort Jack Johnson kennen lernte. Chris brauchte eine Unterkunft und schlief einfach auf dem Fussboden in Jacks Haus direkt vor Pipeline. „Chris war eine kalifornische Surf-Ratte wie alle anderen“, sagte Jack einem Surf-Magazin in Santa Barbara. „Aber er hatte Biss und es ging ihm nur darum, morgens Pipeline zu surfen, so dass es ihm egal war, wo und wie er schlief.“ Chris surfte sehr oft Pipeline am Morgen und freundete sich mit Jack Johnson und der ganzen Clique von New-School-Surfern an, die auf seiner Veranda abhingen. „Es ist ziemlich amüsant, daran zu denken, wie wir auf der Veranda rumhockten und darauf warteten, dass die Menge sich im Line-up etwas lichtete, damit wir surfen könnten“, meint Chris.

Mittlerweile ist Jack Johnson einer der berühmtesten Sänger der Welt, woran Chris Malloy nicht ganz unbeteiligt ist. 1998 lieh sich Chris 80.000 Dollar von Bob Hurley aus, um einen Surf-Film zu drehen. Chris filmte mit einer 16-Millimeter-Kamera und wollte, dass der Film eine ebenso hohe Qualität hätte wie die Filme, mit denen er aufgewachsen war. „Thicker than Water“ gewann den „Surfer Magazine“-Preis für das Video des Jahres 2000. Es war zugleich der Beginn für Jack Johnsons Karriere. Chris Malloy nahm Johnsons Musik als Soundtrack und sein Cousin Emmet schnitt nicht nur den Film, sondern arbeitete auch als Manager für Johnson. In Hollywood bekamen sie dann einen Deal zustande und Millionen von verkauften CDs später ist Jack Johnson nun ein Superstar und Millionen schwer. „Das Spezielle daran ist, dass Jack auch vorher schon ganz gut bedient war“, meint Chris. „Er kommt aus einer wohlhabenden Familie, er lebt am Strand vor Pipeline und surfte gut genug, um Profi zu sein. Dieser ganze Erfolg als Musiker ist da nur noch das Sahnehäubchen. Jack kann sich’s leisten, seine Karriere zu steuern. Er wollte immer die Integrität seiner Musik bewahren und wollte den ganzen MTV- und ,Rolling Stone‘-Quatsch nicht mitmachen. Aber als er sah, dass er die ganze PR mitmachen kann und dabei noch seine Integrität behält, tat er’s. Und jetzt ist er überall. Ich höre seine Musik auf Flughäfen, auf Kegelbahnen, in Irland, Indonesien und ich denke mir: ,Hey, den Typen kenne ich – ich habe auf seinem Fussboden geschlafen!'“

Chris wechselt das Thema: „Wir hatten schon ein paar verdammt gute Partys hier oben. Die Leute besuchen uns gerne. Immer wieder mal haben wir ein ,hootenanny‘, ein kleines Fest. Dann kommen alle Jungs und Mädels von den umliegenden Ranches vorbei, Freunde aus Ventura und Hawaii und, was weiss ich woher, und es geht ab. Falls einer ein Instrument spielen kann, spielt er es. Oh ja es waren verdammt gute Partys! Silvester haben wir wieder eine; wenn ihr wollt, könnt ihr bleiben“, lädt uns Chris ein.

Im letzten August hat Chris Carla auf der Ranch geheiratet. Es gab ein riesiges Zelt. 400 Leute waren da. „Danach ging’s ab in die Flitterwochen nach Tahiti. Es gab guten Surf und ich war mit ein paar Perlentauchern tauchen“, erinnert sich Chris. Während der „Gator“ weiterfährt, geht auch die Unterhaltung weiter. Als wir am Fischteich vorbeikommen, meint Chris: „Oh Mann, hier haben wir schon einige dicke Jungs herausgezogen! Aber jetzt haben wir keine Zeit dafür. Lasst uns zum Haus zurückfahren. Wir müssen ein paar Lieder üben – und von Keith will ich endlich Texas hören!“

Zurück auf der Ranch beginnen Keith und Chris, erst mal etwas Feuerholz zu hacken. Dann schwebt auch Carla in ihrer frischen und süssen Art ins Haus. Sie hat sich fertig gemacht, in die Stadt zu fahren. Danny, der Jüngste der drei Brüder, kommt mit dem Bus aus Ventura nach Lompoc und Carla will ihn dort aufsammeln. Währenddessen geben sich Keith und Chris einen kleines Work-out mit Holzhacken. Ein paar Nachbarn kommen vorbei, um mal „howdy“ zu sagen.

Nach dem Holzhacken ist Carla ist immer noch nicht wieder zurück. Es ist elf Uhr am Tag vor Silvester. Chris geht auf die Terrasse, hält die Nase in den Wind, sieht sich die Wolken an, hört auf die Schmerzen in seinem dicken Zeh, hält Rücksprache mit seiner magischen Kugel, schaut nochmal in die Reste in seiner Teetasse und sagt dann weise: „Wellen!“ Keith sitzt währenddessen in einem alten Schaukelstuhl auf der Veranda, wippt gemütlich hin und her. Und ob er’s weiss oder nicht, irgendwie erinnert er nun an Henry Fonda in der Rolle als Wyatt Earp in John Fords „My Darling Clementine“. Am Horizont ziehen im Nordwesten inzwischen die letzten Wolken des Sturms der vergangenen Nacht vorbei. Keith schaut sie an und trifft seine eigene Entscheidung: „Nee, nicht nach dem Sturm letzte Nacht… Du weisst genau, wie es aussehen wird.“

Aber Chris bleibt unnachgiebig und so springen wir alle in Keiths schwarzen F250 und machen uns auf den zehnminütigen Trip an die Küste. Die Strasse zum Strand ist gesäumt mit kleinen Häuser, vereinzelten Viehherden und Bohnenfeldern, die hier und da an uns vorbeiziehen. Alles wirkt sehr ländlich. Es ist Winter, es ist kalt und ruhig, es ist wunderschön und einfach perfekt. Die Gespräche im Truck sind oberflächlich. Tratsch, wer momentan angesagt ist, wer allen auf den Sack geht oder wem man lieber einen Tritt über die Klippe verpassen möchte. Plötzlich dreht sich Chris um zum Fotografen, der gerade ein paar Fotos aus dem Auto heraus schiesst.

„Besser, du lässt deine Kamera in der Tasche. Unten am Strand gibt es ein paar Jungs, die es gar nicht gerne sehen, wenn hier ein Fotograf auftaucht und Bilder macht. Du verstehst, was ich meine?“ Sobald die Küste in Sichtweite ist, verschwindet die Digitale also in seiner Tasche und unser Fotomann beschränkt sich darauf, die wunderschöne Aussicht zu geniessen. Die Malloy-Brüder befinden sich in einer Zwangslage: Durch ihre Berühmtheit werden sie von Aussenstehenden kritischer bewertet als irgendwelche „Normalos“. Deshalb versuchen sie immer, den Ball flach zu halten und nie abgehoben zu wirken. Und genau das ist es, was sie so sympathisch macht.

Danny Malloy ist freundlich und einer von der ruhigeren Sorte. Als jüngerer Bruder sollte er das auch. Doch auch in ihm schlummert das irische Blut, das nur darauf wartet, manchmal freigelassen zu werden. Als wir hereinkommen, stimmt er ein Lied von Towns van Zandt an, „The Ballad of Pancho and Lefty“. Willie Nelson und einige andere haben den Song sehr populär gemacht: Livin‘ on the edge, my friend,/ was gonna keep us free and clean./ But now you wear your skin like iron/ and your breath’s as hard as kerosene./ You weren’t your mama’s only boy,/ but her favorite one, it seems./ She began to cry when you said good-bye/ and sank into your dreams./ Pancho was a bandit, boys,/ rode a horse fast as polished steel./ Wore his guns outside his pants/ for all the honest world to feel./ Pancho meets his match, you know,/ on the deserts down in Mexico./ No one heard his dyin‘ words/ but that’s the way it goes./ And all the federals say/ they could have had him any day./ They only let him slip away,/ out of kindness, I suppose.

Danny beendet den Song und begrüsst seine Brüder und uns Fremde. Er beginnt, von seinem Jamaika-Abenteuer zu erzählen: von seinem Aufenthalt bei der einheimischen Familie, dem gemeinsamen Musikmachen und dem Surfen auf der Insel. Wir sehen ihm an, dass er sich dort sehr wohl gefühlt hat. „Das riecht echt nach brennendem Müll!“, bemerkt Danny und Chris nickt wissend. „Vielleicht sollten wir mal einen Song über verbrannten Müll schreiben“, bemerkt Keith. „Oh Mann, ich liebe den Geruch von brennendem Müll!“

„Vielleicht solltest du lieber Texas spielen“, wendet Chris ein. Keith zuckt nur mit den Schultern und beginnt mit einem Lied über seinen Vater. Während Keith singt, beginnt Chris zu erzählen: „Viele Leute denken, dass uns das alles in den Schoss gefallen ist. Dass wir uns verkaufen und Medienschlampen sind. Vielleicht stimmt sogar von allem ein bisschen. Aber die Wahrheit ist, dass wir sehr hart arbeiten müssen. Alles, was ihr hier seht – die Ranch, unsere Pokale, die Filme, die wir machen -, alles hier haben wir uns hart erarbeitet. Unser Dad hat auf der Ranch 70 Stunden die Woche gearbeitet. Er riss sich den Arsch auf, um das zu erreichen, was ihr hier seht. Unsere Mutter hat uns und unsere behinderte Schwester grossgezogen. Wir mussten alle mithelfen und auf uns gegenseitig achten. Wenn dann jemand kommt und behauptet, das alles sei uns in den Schoss gefallen, werde ich ganz schön pissig.“

Inzwischen ist es Mittagszeit. Kein Surf heute und keine Arbeit auf der Ranch. Wie gesagt ist es zu matschig für die Pferde. Auch für die anstehende Party gibt’s nicht viel vorzubereiten. Also einfach ein fauler Tag auf der Ranch. Als der DVD Player eingeschaltet wird, fragt jemand etwas schüchtern: „Ähh, könnten wir uns mal ,Shelter‘ ansehen?“ – „Was, du hast noch nie ,Shelter‘ gesehen?!?“, fragt Chris ungläubig. „Leider nein“, antwortet die betreffende Person. Chris legt „Shelter“ ein und so langsam verstehe ich das Ganze etwas besser. Auch wenn Chris 1971 geboren wurde und so gerade mal neun Jahre alt war, als die 80er anfingen, scheint es beinahe, als hätte er die 70er-Ästethik geradezu mit der Muttermilch aufgesogen. „Shelter“ hätte genauso gut in den 70ern gedreht worden sein können mit diesem Gefühl von Frieden und Liebe. Einem Gefühl, das ein paar Ältere sofort an eine Band namens Honk denken lässt und einen Song aus „Five Summer Stories“ mit dem Titel „High in the Middle“. „Shelter“ vereint das Beste aus beiden Welten, 70er-Ästethik und Up-to-date Surfing. Gedreht auf 16-Millimeter-Film: schön, aber verdammt teuer. „Was hat das gekostet?“, fragt jemand. „Das geht niemanden etwas an“, antwortet Chris. „Sechsstellig?“ – „Sechsstellig!“, antwortet Chris.

Gegen drei Uhr nachmittags müsssen ein paar Besucher zurück ins 21. Jahrhundert. Während sie sich verabschieden, klingelt das Telefon und Mike Parson erzählt Chris, dass der Wintersturm der letzten Nacht zwar keinen Regen, aber einen verdammt dicken Swell im Schlepptau hätte. Es gibt Gerüchte über einen kleinen Abstecher nach Cortes Bank. Chris ist begeistert und ruft Keith zu, dass er doch den Traktor aus der Scheune holen solle und ein Stück Spanplatte. Als die Fremden die Farm verlassen, sehen sie noch mit Erstaunen, wie Chris und Keith um das Haus fahren – tow-surfend auf einem Stück Sperrholz hinter einem Trecker…

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