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Travel Stories

Kenia

Im Indischen Ozean liegt nicht weit vor Kenias Küste die Inselkette von Lamu. Sie wurde im 15. Jahrhundert zum Schmelztiegel zwischen Afrika, Asien und Indien. Elfenbein- und Sklavenhandel begründeten den damaligen Reichtum der einheimischen Händler. Der Engländer Sam Bleakley, die Italiener Nik Zanelli und Emiliano Cataldi, der Südafrikaner Cheyne Cottrell, die Amis Nicholai Lidow und Randy Rarrick und schliesslich der immer rastlose John Callahan machten sich auf die Suche nach ganz anderen Schätzen des Indischen Ozeans. Über den eiskalten Augen von erfahrenen Räubern fanden sie, was sie suchten …

Lautlos und gut getarnt schlich er heran, doch ich fühlte seine Gegenwart. Geballte Angst überkam mich. Ich lag auf meinem Board, starrte ins Wasser, bis ich den schwarzen Spiegel seiner Pupille erkennen konnte. Der Augenkontakt liess keinen Zweifel mehr zu. Sein Anblick zerrte an meinen Nerven, denn ich wusste, dass er hier ganz oben in der Nahrungskette rangierte. In Gottes Reich sei immer ehrfürchtig vor Gott. Mein Herz schlug wie verrückt, doch äusserlich blieb ich komischerweise völlig ruhig. Ich drehte mein Board herum und paddelte zu Cheyne Cottrell.

„Ein Tigerhai“, sagte ich leise zu Cheyne in der Hoffnung, dass der aus Kapstadt stammende Goofy-Footer ein oder zwei Dinge über diese Raubtiere wüsste. Es war, als hätte man uns mit Klebstoff zusammengeschweisst. Zwischen zwei Rides liefen wir am Strand zum linken Point hinauf und diskutierten, ob wir es noch mal wagen sollten, wieder rauszugehen. Schliesslich paddelten wir wieder raus. Keine verrückten Turns, nur Safe Surfing.

Der Hai tauchte noch einmal auf, nicht ganz so furchterregend wie beim ersten Mal. Er liess sich nun mit der Strömung der hereinbrechenden Ebbe treiben. Er wusste, was wir machten; wir wussten, er ist der Boss. In Afrika musst du immer vorsichtig sein. Verlasse dich auf deinen Instinkt und versuche nie, gegen die Natur zu sein, passe dich an. Zusammen mit unserem Fotografen John Callahan machten wir uns auf den Rückweg zu unseren Strandhäusern auf Manda. Die Sonne liess sich sehen und der Geruch von frischem Regen auf Staub stieg uns in die Nase. Unsere Safari in Afrika hatte mit einer Warnung begonnen: Bleib‘ wachsam!

Manda Island

Das Wort „Safari“, Suaheli für „Reise“, stammt aus Kenia. 80 Prozent der Touristen besuchen diese Nation, um sich ihr unglaubliches Tierreich anzuschauen. Doch neben den Weidegründen der Massai, den Savannensteppen und dem „Great Rift Valley“ gibt es 480 Kilometer Küstenlinie des Indischen Ozeans zu entdecken. Ein paar Surfer haben die Wellen von Mombasa und Malindi ausgekundschaftet, doch wir wüssten von keinem, der sich weiter in den Norden vorgewagt hätte.

Die Insel Manda, auf der das „Diamond Beach Resort“ seine Zelte aufgeschlagen hat, liegt zwei Grad südlich vom Äquator nahe an der Grenze zu Somalia. Manda ist ein Teil der Lamu-Inselkette, die aus insgesamt sieben grossen und jeder Menge kleineren Inseln besteht. Die Insel ist mit dichten Mangrovenwäldern bewachsen, nur gelegentlich unterbrochen von Sanddünen. Hier hofften wir auf sehr gute Wellen.

Kulturell ist die Inselgruppe faszinierend, geformt aus zehn Jahrhunderten immer wieder wechselnder Einwanderergruppen. Jede von ihnen hat einen kleinen Teil der eigenen Kultur auf den Inseln hinterlassen. Die arabischen Einwanderer kamen in ihren Dhauen, angetrieben vom nordöstlichen Kaskazi-Passat. Sie vermischten sich mit den westafrikanischen Bantu. Als diese Kolonien zu wachsen begannen, entstand gleichzeitig die afroarabische Suaheli-Kultur, die sich am Wind, an den Gezeiten und an der Umgebung ausrichtete. Die Kultur wurde stark von der Natur geprägt.

Swahili Style

„Oh, es gibt jede Menge Tigerhaie da draussen hinter dem Riff“, erklärte uns Nils, ein weisser kenianischer Fischer, der Bruder des Besitzers der „Peponi Bar“ auf Lamu. „Muss wohl am ganzen Regen und dem trüben Wassser liegen. Aber es ist selten, dass man sie so nah an der Oberfläche zu Gesicht bekommt. Aber Surfer sind noch viel seltener, ihr seid die Ersten, die wir hier sehen.“ – „Ist halt immer wieder spannend, etwas Neues zu entdecken; man lebt schliesslich nur einmal“, antwortete ich ihm. „Das sollte kein Vorwurf sein“, meinte Nils und nahm einen weiteren Schluck Rum, während er begann, zum Rhythmus des anklingenden Boogies zu tanzen. Nils erklärte uns dann die Vorteile des Menschenmixes, den diese Ecke von Afrika angezogen hatte. Suaheli-Stil war es immer, offen gegenüber Neuem zu sein.

Suaheli ist kein Stamm, sondern eine Mischung aus Bantu, Islam, Menschen aus Indien, Europa und Westasien. Unsere Mischung aus internationalen Surfern sei also willkommen, ein weiter interessanter Farbklecks im bunten sozialen Gefüge dieser Inseln. „Wie bitte? Walscheisse!?“, hörten wir auf einmal John vom anderen Ende der Bar. „Richtig: Ambra, Walscheisse!“, erklärte uns Patrik, ein Suaheli-Rasta. „Du findest ein Stück dieses wachsähnlichen Zeugs am Strand, verkaufst es an einen Ambra-Händler und schon kannst du dir ein neues Haus kaufen.“ Am anderen Ende der Bar sass der Landbesitzer und Konstrukteur Brendon: „Madame Peugot, die aus der Automobil-Dynastie, ist gerade mit ihren Pudeln hier eingezogen. Sie lebt in diesem schottisch wirkenden Schloss. Als sie mit ihren Pudeln Gassi ging, wurde sie von einem Adler angegriffen! Seitdem hat sie zwei Massai-Krieger eingestellt, die auf ihre Hunde aufpassen sollen.“

Wir leben in einer Welt von Schnappschüssen. Touristen kommen und gehen. Menschen besuchen diese Inseln, sind überwältigt von der traditionellen Suaheli-Architektur, dem Fehlen von Autos, der lässigen Barfuss-Atmosphäre und den zugereisten Snobs. Doch sie haben auch Angst, dass der Platz bald durch verstärkten Tourismus verdorben werden könnte. Überteuert, überentwickelt, zu viel besucht. Doch Mandu und Lamu haben schon immer neue Namen bekommen. Die Zukunft ist in sicheren Händen. Suaheli ist organisch und dynamisch. Es absorbiert und passt sich an. In ihrem Inneren richten sich die Inseln nach weitaus beständigeren Dingen. Was bleibt, sind der Rhythmus des Landes, die Baobab-Bäume, der stetige Wind, der Puls der Gezeiten und die Mangroven.

Zu Gast bei „Ronaldo“

Wir waren umzingelt von einer unglaublichen Menge widerspenstiger Mangrovenwurzeln. Sie standen wie riesige Spinnenbeine hoch über dem Wasser. Es stank nach modriger Erde, die Tide war niedrig und das Wasser stand still. Eine zähe Suppe stinkender Brühe. Wir hatten ganz vergessen, dass die Suaheli-Uhren in einem anderen Zeitgefüge ticken, hatten so die Flut verpasst. In Taka im Süden von Manda, wo der Fluss Esturia die Insel verlässt, bestimmen die Gezeiten das tägliche Leben. An Bord einer Dhau zu kommen ist hier bei Niedrigwasser so gut wie ausgeschlossen. So kämpften wir uns durch den Schlick. Vielleicht ist ja die Flussmündung tief genug für unsere Dhau. Warten. Einsacken. Einsiedlerkrabben hetzten um uns herum und wir mussten unwillkürlich an die Grünen Mambas denken, die hier auch irgendwo hocken müssten. Unsere Führerin Rachael hielt ihr Handy hoch über ihren Kopf. Trotz des lausigen Empfangs gelang ihr endlich, eine SMS an Renaldo zu schicken, einen ihrer Angestellten im „Diamond Beach Resort“.

„Answali und Abi sind mit ,Ronaldo‘ auf dem Weg“, so seine Antwort. Kurze Zeit später erschien das Segel von „Ronaldo“, so der Name der Dhau, am Horizont vor uns. „Bist du dir sicher, dass es hier keine Alligatoren gibt?“, fragte ich Rachael, als ich in den Flussarm sprang, um zur Dhau hinüberzupaddeln. „Und wie sieht es mit Krokodilen aus?“, fügte ich hinzu, einen Schwall Wasser ausspuckend. „Wir können die Dhau nicht über diese flache Sandbank segeln“, antwortete mir Answali. Als ich merkte, dass es hier gerade mal knietief war, hörte ich mit dem Paddeln auf. „Keine Pappa (Haie) hier“, beruhigte uns Answali, der in den letzten drei Jahren dreimal die Lamu-Kanal-Schwimmmeisterschaften gewonnen hatte. Answali zeigte uns den Weg durch das hüfttiefe Wasser. John balancierte seine Kameraausrüstung über den Kopf und schaffte es, sie ohne einen Tropfen Salzwasser an Bord zu bringen. Doch sobald wir alle an Bord waren, lief die Dhau sofort auf Grund. Wir sprangen wieder ins Wasser und schoben und zerrten das Schiff zurück ins tiefe Wasser. „Haraka, haraka, hauna baraka – zerren, schieben!“, feuerte Answali uns an.

Der Strand von Shela

Gerade verliess ein gutes Kilo der stärksten kolumbianischen Miraa-Wurzeln in hohem Bogen den Mund von Hasan. Das dreieckige Segel von „Ronaldo“ war prall gefüllt mit strammem Südwestwind. Miraa, ein amphetaminähnliches Aufputschmittel, hält dich wach und macht dich aufmerksam und so schaffte es Hasan recht problemlos, die Dhau auf den Strand zu setzen und uns abzuladen. Die nächste halbe Stunde verbrachten wir damit, die Dhau wieder zurück ins tiefe Fahrwasser zu schleppen.

Shela ist eine etwa zwölf Kilometer lange Sanddüne, die die Locals bereits als überfüllt ansehen, wenn mehr als zehn Menschen darauf unterwegs sind. Wir sammelten Muscheln, spielten mit den Sandkrabben Verstecken und hofften darauf, Ambra zu entdecken, als wir uns auf den Weg an das ungeschützte westliche Ende von Shela machten. Emiliano nannte die uns dort empfangene Welle „Samosa“ und es dauerte keine fünf Minuten, bis alle den vier Fuss hohen Swell auskosteten.

Diese Küste hat zwei hauptsächlich vorherrschende Winde: einmal den starken Südost-Kusi von Mai bis November und den nordöstlich wehenden Kaskazi von Dezember bis April. Es war Anfang August und die Wellenzone war immer nocch durch den Tana-Fluss verschlammt. Bläst der Kaskazi, ist das Wetter klar und die Spots haben Offshore-Wind. Doch es braucht schon einen recht seltenen Zyklon-Swell für gute Wellen, ansonsten ist es flach. Und so bevorzugten wir den zwar feuchteren, aber, was Wellen angeht, viel konstanteren Südostwind. Vielleicht hatte es ja genau in der Zeit, wenn der Kusi geht und der Kaskazi sich aufbaut, ein paar Wochen wenig Wind und guten Swell – wie auch immer, das Motto unserer Swahili Surf Safari lautete „auf in den Wind“.

Der Baobab

Ist schon mal jemand von euch in einem 500 Jahre alten Baobab-Baum aufgewacht? Rachael hat ein Baumhaus in ihren verehrten Baobab-Baum im „Diamond Beach Resort“ gebaut. Die Äste ragen durch das Palmendach und die Wände und halten die Veranda. Die Robustheit der Baobab-Bäume ist legendär. Sie können tausende von Jahren alt werden, sind in der Lage, extrem lange Dürreperioden zu überstehen, und sind so gut wie gar nicht zu töten. Egal ob man sie anzündet oder versucht, sie abzuholzen, sie wachsen doch immer weiter. Wenn sie doch irgendwann sterben, rotten sie von innen und zerfallen dann ganz plötzlich in einen riesigen Haufen von abgestorbenem Holz. In den afrikanischen Sagen sterben sie nie, sie verschwinden einfach wie durch Zauberei.

Ich blinzelte in den Sonnenaufgang, der sich in den Dünen von Shela spiegelte. Keine Hektik, der Wind war so stark um diese Zeit, dass das Surfen noch ein bisschen warten konnte. Wir bekamen kenianischen Kaffee, Mango, Papaya und Bananenkuchen serviert.

Die Atmosphäre von Manda ist überwältigend. Du willst eine Woche bleiben und einen Monat später wunderst du dich, jemals vorgehabt zu haben, von diesem Ort wieder weggehen zu wollen. Das „Diamond Beach Resort“ ist ein Vorbild für Öko-Tourismus. Vor drei Jahren machte die Juwelierin und Künstlerin Helen Feiler Urlaub auf Manda. Das brachte sie auf die Idee, hier ein solches Projekt in Angriff zu nehmen. „Mein Ziel für die Zukunft ist, einen Teil unseren Gewinns so auf Manda zu verwenden, dass wir in Zukunft alles, was wir brauchen, auf dieser Insel kaufen oder erzeugen können, anstatt es von Lamu importieren zu müssen“, so Helen.

Traktor-Safari

Das einzige Fahrzeug auf Manda war ein alter ziemlich in die Jahre gekommener Traktor. Auf Decken und Kissen wurden wir alle kurzerhand in seinen Anhänger gestopft, die Wellensafari konnte beginnen. „Es ist alles nur eine Frage, wie versessen du darauf bist, das Bild zu bekommen“, sagte John, breitbeinig am Kopfende des Anhängers stehend und mit der Kamera im Anschlag den dösenden Schlangen und den Ästen ausweichend, auf unserem Streifzug durch Manda. Vorbei am Korallensteinbruch, vorbei an kleinen Maisfarmen, vorbei an kleinen Antilopen.

Hinter den Ruinen von Takwa gibt es einen rechten Point Break. Bei Flut – der Gezeitenunterschied beträgt immerhin vier Meter – dreht sich die Inside Section weit genug in den Wind hinein, um offshore zu sein. Das ist Mandas raues Malibu. Ich schnappte mir eine Right, lief zur Board Nose, blieb dort, machte einen Hang Ten – einer dieser Momente, die für lange Zeit in meinem Gedächtnis bleiben werden…

Emiliano navigierte uns danach mit seinem GPS-Gerät vorbei an restaurierten Hauswänden aus Korallen und gigantischen Baobabs. Wie ein Häufchen Ameisen folgten wir Emi, folgten seinem GPS, folgten den Augen eines Satelliten. Alle Türen in Takwa öffnen sich in Richtung Nordosten, Richtung Mekka, doch die bunte Zisterne für rituelle Fusswaschungen wurde zuletzt im 17. Jahrhundert benutzt. Takwa wurde zur Geisterstadt, weil die Quellen versalzten. Die Einwohner segelten über den Kanal nach Lamu und gründeten dort den Ort Shela.

Wir quälten den Traktor, so weit es nur ging, nach Osten, wanderten durch die Dünen und surften schliesslich Turtle Beach, den heftigsten Shorebreak auf Manda. Emi erwischte die fetteste und hohlste Welle des Trips. Nicholai, Nik und Randy zeigten, was sie draufhaben, und Cheyne katapultierte sich in einen Air nach dem anderen – zur Freude der einheimischen Ziegenhirten, die seine Airs mit akrobatischen Backflips am Strand honorierten. Auf dem Rückweg zum Traktor kamen wir an den Ziegen und Schildkrötennestern vorbei.

Muezzin

„Ich finde das beruhigend“, erklärte uns Emi angesichts des afrikanischen Muezzingesangs, den er auf seinem iPod abspielte. Zumindest passte es dazu, dass wir uns gerade auf den Weg ins muslimische Lamu machten. Es dauerte nicht lange und ein Gewirr kleiner, enger Gassen verschluckte uns, die so eng waren, dass man dem Nachbarn von einem Fenster zum anderen die Hand reichen konnte. Nach einem schweisstreibenden Vormittag fanden wir uns später in der Kühle des „Petley’s Inn“ wieder, der ältesten und schönsten Pension des Ortes. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts von dem exzentrischen Engländer Percy Petley gegründet, dem man nachsagt, er wäre mit blossen Händen auf Leopardenjagd gegangen. Lamu ist von einer mysteriösen Energie erfüllt, in der die Zeit einem ganz eigenen Rhythmus zu folgen scheint. Doch die Einwohner sind an Besucher gewöhnt und so trotzen sie dem Tourismus, ohne ihre Seele zu verlieren.

Keine perfekte Welle

Nachdem wir uns ein Boot besorgt hatten, um die kleine Nachbarinsel Manda Toto zu erforschen, machten wir uns noch einmal mit dem Traktor auf den Weg und durchquerten Manda. Danach marschierten wir zwei Stunden durch die Dünen zum letzten entlegenen Zipfel der Insel – es könnte ja sein, dass genau dort die beste Welle Afrikas auf uns wartete. Dem war leider nicht so, doch ist es nicht ein unglaublich aufregendes Gefühl, auf der Suche zu sein? Wir sind eine Menge durch die Gegend gelaufen – wie die Massai, die diesen Teil Afrikas seit Jahrhunderten durchqueren. Und wir sind viel gesegelt – auf Dhauen, die diese Wasser schon lange unter ihren Rümpfen haben.

Dieser Landstrich hat vier gute regelmässige Wellen zu bieten. Am nächsten zum „Diamond Beach Resort“ liegt der Ras Kitau Point. „Wenn er funktioniert, kann die Linke bis zu 300 Meter lang werden,“ sagte Nik, der zusammen mit Nicholai Set um Set bis an den Strand abritt. Bei Ebbe gibt es eine starke Strömung und die Welle wechselt oft. Bei Flut ist die Welle aber perfekt für das flache Riff und die Strömung nimmt ab. Das einzige Problem ist, dass man genau am Ausgang des Riffs ist, wo es ziemlich viele Haie hat. „Aus meinen Augenwinkeln hab‘ ich immer nach einer dreieckigen Rückenflosse Ausschau gehalten“, so Nicholai. „Einer der Fischer meinte, er würde so lange hier warten, bis wir endgültig als Fischfutter enden würden…“ Nik: „Eins, zwei, eins, zwei – ich hab‘ nach jeder Session meine Beine gezählt…“

Hinter dem Kanal liegt Shela Beach. „Eine grosse Sandbank blockiert den Swell auf der Ostseite“, erklärt Emi, „man muss zwei Kilometer laufen bis zum westlichen Ufer.“ Dort bricht vor der fetten Düne ein kräftiger, regelmässiger Beach Break. „Der funktioniert am besten bei mittlerer bis hoher Flut“, weiss John. Ausser uns war niemand dort, ausgenommen die beiden Einheimischen, die Sandsäcke füllten, um den Sand später mit Korallen zu Zement zu vermischen.

Am Ende einer kurvigen Strasse mitten durch Manda hindurch liegen Takwa Point und Turtle Beach. „Genau das Richtige, um sich den Schweiss der Traktor-Safari abzuspülen“, so Nik. Am Turtle Beach stellten wir den zwölf Jahre alten Johnny zum ersten Mal auf ein Surf-board. „Das war ganz schön anstrengend. Der Kleine bettelte immer wieder um einen neuen Versuch“, so Emi. Bei seiner nächsten Session auf einem Longboard mit Rachael vor Shela hatte Johnny schon ein paar schöne Ritte – und Manda somit seinen ersten Local Surfer.

Das letzte Jambo

Die Nacht hatte das Meer verändert. Die Sonne war rot an unserem letzten Morgen und der Wind ungewohnt ruhig. Der Point vor Ras Kitau war glassy. Wir waren alte Bekannte der wenigen Surfer, an denen wir vorbeikamen auf dem Weg zum Point. Uns umschwirrten die endlosen Begrüssungsformeln, die eine zentrale Bedeutung haben in der kenianischen Bevölkerung: „Mambo!“, „Jambo!“, „Hujambo!“, „Sijambo!“, „Habari!“ – „Wie geht es heute, alles in Ordnung?!“

Der Trip fühlte sich komplett an. Surf-Abenteuer sind voll von heldenhaften Geschichten von Entdeckungen und Erwartungen. Wir haben nichts erwartet und auch nichts entdeckt. Auch kein Ambra. Wir haben kein neues Surf-Mekka gefunden. Doch wir hatten ein fantastisches Abenteuer, fühlten den Rhythmus, den das Leben an diesem Punkt von Afrika bedeutet. Ein Leben angefüllt mit dem Wind, behütet von den Mangroven, gesegnet mit der Suaheli-Kultur, die gelassen bleibt angesicht der Veränderungen, die sie gerade durchmacht. Ich lächele bei dem Gedanken daran, dass wir diese Welt wieder verlassen haben, ohne Spuren zu hinterlassen. Wir haben nur Fotos mitgenommen und ein paar Fussabdrücke im Sand hinterlassen, die bald vergehen werden.

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