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Jack Johnson

Jack Johnson hat das, was viele gerne hätten – wobei wir jetzt nicht von Geld, Autos oder gar schönen Frauen reden wollen. Jack Johnson, 29, ist die personifizierte Gelassenheit. Es scheint nichts zu geben, was den gebürtigen Hawaiiner aus der Ruhe bringen könnte. Liegt das am Erfolg, den er mit seinen Platten hat? Oder am Surfen? Oder doch eher daran, dass er gerade Vater geworden ist und sich dadurch seine Sichtweise auf die Welt geändert hat? Wahrscheinlich alles zusammen.

Jack Johnson hat das, was viele gerne hätten – wobei wir jetzt nicht von Geld, Autos oder gar schönen Frauen reden wollen. Jack Johnson, 29, ist die personifizierte Gelassenheit. Es scheint nichts zu geben, was den gebürtigen Hawaiiner aus der Ruhe bringen könnte. Liegt das am Erfolg, den er mit seinen Platten hat? Oder am Surfen? Oder doch eher daran, dass er gerade Vater geworden ist und sich dadurch seine Sichtweise auf die Welt geändert hat? Wahrscheinlich alles zusammen.

Surfers: Jack, wenn man etwas über dich hört oder liest, wird überall von dir als einem extrem entspannten, in sich ruhenden Menschen gesprochen. Gibt es eine Situation, in der du selbst so etwas wie Druck verspürst?
Jack: Es gibt wirklich wenig, was mich aus der Ruhe bringen kann. Ich akzeptiere die Menschen so, wie sie sind, und will mir niemanden in eine Form zurechtbiegen, wie ich die Leute gern hätte. So pflege ich zumindest für mich sehr entspannte Umgangsformen; ausserdem hat das viel mit Respekt zu tun. Ich setze mich höchstens selbst unter Druck und das ist bei meinem neuen Album „In Between Dreams“ das erste Mal, dass mir das überhaupt passiert ist. Ich bin ein sehr ausgeglichener Mensch und ich brauche einen gewissen Einklang. Ich bin bei diesem Job sehr glücklich, dass ich mit Freunden zusammenarbeite, die in diesem Zusammenhang sehr viel Arbeit für mich erledigen. Mein Manager beispielsweise ist einer meiner besten Freunde, er würde nie auf die Idee kommen, zusätzlich noch Druck aufzubauen, indem er mich ständig mit meinen Terminen konfrontiert. Ausserdem machen wir alles, vom Album-Cover bis zum Photoshoot, in eigener Regie. Das nimmt mir etwas von dieser selbst aufgebürdeten schweren Verantwortung, die ich in den Tagen vor einem Album-Release mit mir herumtrage. Als ich mein erstes Album herausgebracht habe, war ich noch furchtbar aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie es die breite Öffentlichkeit annehmen würde. „In Between Dreams“ ist nun bereits mein drittes Album. Ich weiss jetzt nicht nur, dass sich sehr viele Leute auf dieses Album freuen, ich gehe auch etwas routinierter an meine Arbeit heran, die jetzt mit dieser Veröffentlichung auf mich zukommt. Wir sind alle miteinander gewachsen, der Druck ist da. Und trotzdem gehe ich alles so ruhig und relaxt an, wie ich es gewohnt bin und es meinem Naturell entspricht.

Liegt deine entspannte Haltung vielleicht auch daran, dass du als Macher von Filmen wie „Thicker than Water“ oder „The September Sessions“ eher beiläufig zum Songwriting gekommen bist, weil du deine eigenen Titel in die Filme eingebaut hast?
Natürlich. Es hat mich ja niemand gezwungen, jemals eine professionelle Sichtweise auf meine eigene Musik zu entwickeln oder gar ein Album aufzunehmen. Die Titel habe ich damals eher als Testballon eingebaut; es sollte ein Versuch sein, um zu sehen, wie sie ankommen. Denn ich kann meiner Musik gar nicht objektiv gegenüber- stehen, dazu singe ich schon aus Spass zu lange: für Freunde, auf Geburtstagen, für die Familie, auf Surf-Partys oder bei Barbecues bei uns zu Hause. Hätten mir meine Brüder oder mein Vater gesagt: „Mensch Jack, mach‘ doch mal ein Album!“, ich hätte nur gelacht und wahrscheinlich sehr früh meinen Spass daran verloren, weil eine Erwartungshaltung da gewesen wäre, auch wenn es nur die Familie ist. Dafür habe ich immer wieder für Freunde, die mich darum baten, mit einem gebrauchten Mikro ohne Verstärker ein paar Songs auf Tape aufgenommen, manchmal auch auf der Terrasse. Hinterher hat man im Background sogar das Meer rauschen hören, das fand ich immer besonders charmant. Die Sache hat sich dann ja bekanntermassen verselbständigt.

Die Single „Sitting, Waiting, Wishing“ handelt von der Liebe und der Jagd nach einem Mädchen. Wie gelingt dir der Spagat zwischen ernsten und amüsanten Themen?
Ich habe kein Problem damit. Wichtig ist für mich, dass mich ein Thema so sehr im Innersten berührt, dass es mich beschäftigt. Es muss mich also im positiven oder im negativen Sinne anregen. Dann ist automatisch mein Verarbeitungswille gefragt. Das kann durchaus eine heitere Liebensgeschichte wie in dem Song sein, aber auch mal etwas Politisches. Manchmal denke ich über Themen, die mich innerlich aufwühlen, sehr lange nach und finde trotzdem nicht die richtige Möglichkeit, wie ich sie treffend in einen Titel verpacken kann. Ein gutes Beispiel dafür ist die Weigerung der USA, das Protokoll von Kyoto zu unterschreiben, welches den weltweiten Ausstoss von CO2 regelt. Obwohl mich das Thema sehr beschäftigt, finde ich bislang nicht die passenden Worte, die meine Gefühle dazu richtig umsetzen. Eine Liebesgeschichte ist dagegen universell, die versteht jeder.

Wo entstehen deine Songs? Unterwegs, wenn du auf Tour bist?
Nein, da fällt mir überhaupt nichts ein. Ich kann nur in meiner gewohnten Umgebung zu Hause an neuem Material arbeiten. Hawaii und meine Familie brauche ich dabei um mich herum, da kann ich gleichzeitig konzentriert sein, mir aber zwischendrin auf dem Surfbrett den Kopf frei pusten. Surfen ist für mich nicht nur körperliche Notwendigkeit, sondern inspirierend und oftmals die einzige Rettung, wenn ich mich beim Schreiben in eine Sackgasse manövriert habe. Auf Tour zu gehen bedeutet für mich jeden Abend Anstrengung und volle Konzentration. Mich laugt das aus und ich brauche die Zeit zwischen den einzelnen Gigs für mich. Allerdings sammele ich Ideen und Eindrücke, die ich dann zu Hause oft verarbeite. Aber wenn ich nach einer Show ins Hotel komme, bin ich fertig und froh, die Gitarre auch mal aus der Hand legen zu können. Da fehlt mir um so mehr die tägliche Surf Session, die ich von zu Hause gewöhnt bin.

Spielst du Songs zuerst deiner Familie oder Freunden vor, bevor du sie dann aufnimmst?
Meine Familie hört jeden Song zuerst. Danach kann ich gut einschätzen, ob es mir beispielsweise gelungen ist, gewisse Inhalte rüberzubringen. Ihre Reaktionen sind mir wichtig, vor allem die meiner Frau, und erst danach nehme ich auf. Es ist von Vorteil, dass meine gesamte Familie im Umkreis von einer Meile an Oahus North Shore auf Hawaii wohnt, die Gegend, in der ich aufgewachsen bin. Wir sehen uns alle mehrmals die Woche, meistens zum Essen: meine Brüder mit ihren Frauen und den Kindern, mein Vater und meine Mutter, meine Frau und mein Sohn. Es gibt immer viel zu reden, auch Berufliches. Und immer viele Leckereien, Unübertroffen sind die Bananenpfannkuchen meiner Mutter!

Du hast bereits mit vier Jahren das Surfen gelernt und warst schon relativ früh ein viel versprechender Pro auf der Tour, bis du mit 17 Jahren einen furchtbaren Unfall hattest…
Ja, das war während der Pipeline Masters auf Hawaii. Mich hatte eine Bö erfasst und der anschliessende Wipe-out endete auf dem Riff. Das ging so schnell, ich hatte null Chance zu reagieren. Die Ärzte im Krankenhaus sprachen von einem Wunder, dass ich überhaupt noch lebe, denn ich hatte mir im ganzen Körper Knochenbrüche zugezogen, Schädelfraktur inklusive. Niemals zuvor hatte ich mir Gedanken über Unfälle oder Verletzungen gemacht und plötzlich lag ich da im Krankenhaus, weit weg vom Wasser und zugegipst von oben bis unten.

Das sind Momente, in denen viele Menschen ihr gesamtes Leben überdenken und sich fragen, was sie eigentlich vom Leben erwarten und ob der eingeschlagene Weg der richtige ist. Ging dir das ähnlich?
Absolut. Ich lag drei Monate im Krankenhaus und hatte auf einmal irre viel Zeit, mir über mich und meine Zukunft Gedanken zu machen. Mein Vater Jeff ist selbst Surfer und hat viel Wert darauf gelegt, uns Jungen den Respekt vor und den Einklang mit der Natur beizubringen. Das sind Grundsätze, nach denen ich das Surfen heute vielleicht mehr ausübe als damals vor dem Unfall. Vielleicht war ich zu ungestüm, zu wild oder habe Regeln missachtet. Ich habe irgendwann in Betracht gezogen, dass der Unfall eventuell eine Warnung sein könnte und es beim nächsten Mal vielleicht nicht mit so viel Glück im Unglück enden würde. Man analysiert viel, wenn man alleine in einem Zimmer liegt und nicht sprechen kann und mit seinen Gedanken allein ist. Ich stellte plötzlich meine ganze Lebensplanung in Frage. Das heisst, geplant hatte ich ja nichts, ich war in das Surfen hineingewachsen, der Einstieg in die Tour hat sich aus meiner Leidenschaft quasi von allein ergeben. Für mich kam auch nie etwas anderes in Frage, als Pro zu werden. Jedenfalls kamen mir damals zum ersten Mal ernsthafte Gedanken, etwas anderes als Surfen auszuprobieren. Ich habe in der Zeit im Krankenhaus dann mein Gitarrespiel perfektioniert und bin dann später nach der High School über Umwege zum Filmemachen gekommen.

Hast du deinen Entschluss jemals bereut?
Nein. Heute weiss ich, dass der Unfall was Gutes war und vielleicht einen höheren Sinn hatte. Ich wollte Zeit meines Lebens nur eins: surfen, surfen, surfen. Das Brett und der Sport gaben mir die Sicherheit, die ich an Land bis dahin nicht hatte. Ich war der typische Adrenalin-Junkie, der sich täglich den Kick auf den Wellen holte und versuchte, sie zu bezwingen. Ich war ja auch gut darin: Ich habe an allen Competitions teilgenommen, ich war regelmässig in den Finals, ich war der jüngste Teilnehmer der Pipe Masters. Durch das Surfen hatte ich mir Selbstvertrauen, Respekt und Achtung erarbeitet, das alles hatte ich ohne mein Brett nicht. So paradox es klingt, aber durch den Unfall habe ich die Nähe und die Intensität zum Surfen wiedererlangt, die mir damals drohte, abhanden zu kommen. Ich war durch meine Erfolge leichtsinnig geworden und hatte den Respekt gegenüber der Natur verloren. Dadurch fühlt man sich als junger Mensch wie ein König und unverwundbar. Aber die Natur ist unberechenbar, sie rächt sich.

Dein Vater Jeff ist einer der besten Surfer der Inseln gewesen. Hast du dir viel von ihm abgeschaut?
Mein Vater war für mich als Kind der Grösste. Ich habe es geliebt, am Strand zu sitzen und ihm zuzugucken, wie er immer entschlossen und furchtlos ins Wasser ging. So wie er wollte ich immer sein, mein Vater war für mich noch als Jugendlicher der Inbegriff von Perfektion und Mut. Das ist aber auf Hawaii sicher- lich nichts Aussergewöhnliches, alle Väter gehen mit ihren Kindern zum Surfen und da hat jeder Sohn seinen Vater zum Vorbild. Jeff hat mir immer gesagt, wir sollten ihn nicht kopieren, sondern unsere eigenen Stärken entdecken und unsere Möglichkeiten ausloten, um auf der Welle zu bestehen. Jedenfalls hat er in uns allen die Leidenschaft geweckt; meine Brüder sind wie ich begeisterte Surfer. Und auch mein Sohn fängt schon damit an, am Strand auf den Brettern rumzuklettern. Der ist noch nicht mal zwei.

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