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Specials

Rock Food

Roland hat eine Bar und viel Baraka. Mit „Bar“ meinen wir Europas bekannteste Surfbar, das „Rock Food“ auf der Place Centrale in Hossegor. „Baraka“ heisst aus dem Arabischen übersetzt so viel wie „Segen“. Schaut man sich das Leben des gebürtigen Marokkaners an, könnte man sich schon fragen, woher das Baraka stammt, denn „Sex, Drugs, Rock’n’Roll“ sind für Roland keine Fremdwörter. Doch nimmt man sich die Zeit, hinter sein verlebtes Gesicht zu schauen, findet man Tieferes!

Roland bedient alle Klischees des partysüchtigen Lebemanns der Surfszene. Vor uns an einem Tisch im „Rock Food“ sitzt ein Mann, der keine Minute seines Lebens verschwendet hat. Tiefe Falten, Augenringe und eine rauchige Stimme beweisen es. Lässt man ihn jedoch zu Wort kommen, wandelt sich dieses Klischee. Zwischen Drogen, Partys und Frauen hat Roland noch eine ganz andere Mission. „Ich hatte viel Glück in meinem Leben. Ich komme aus Marokko, bin nach Frankreich gezogen und habe das ,Rock Food‘ auf die Beine gestellt – mir ist das Glück quasi in den Schoss gefallen. Nun ist es Zeit, etwas zurückzugeben!“

Unser Fragebogen an „Mr. Rock Food“ war eher klassisch gestrickt: „Wie oft wurde der Laden von der Polizei geräumt?“, „Wer in den Top 45 ist das härteste Party Animal?“ etc. Doch bevor wir unsere Fragen loswerden können, erzählt uns Roland Calaudi von seinem anderen Leben fernab von Party, Spass und Alkohol: „Seit 25 Jahren bin ich regelmässig auf Bali. Eines Tages, als es mehrere Tage am Stück regnete und ich mich zu Tode langweilte, kam mir die Idee, die Kids einer befreundeten einheimischen Familie zu unterstützen.“ Ein Plan, der schnell weit reichende und tiefere Ausnahmen annehmen sollte: „Seitdem fliege ich jedes Mal nach Indo, wenn dort irgendein Scheiss passiert. Inzwischen kümmere ich mich um 49 Kinder, die entweder beim Tsunami, bei einem Vulkanausbruch, beim Bombenanschlag im ,Sari Club‘, bei einem Erdbeben oder was auch immer verletzt beziehungsweise verstümmelt wurden. Ich sammele regelmässig Geld für sie und helfe, wo ich nur kann. Jedes Jahr zum Saisonende rufe ich die Gäste des ,Rock Food‘ auf einer grossen Charity-Party zu Spenden auf. So schaffe ich es, 500 Euro monatlich in die Krisengebiete zu schicken, zusätzlich Medikamente, Klamotten und Lebensmittel.“ Im Jahr 2000 gründete Roland schliesslich die Indo Children Futur Association. Surfer wie Miky Picon und Jeremy Flores unterstützen sie tatkräftig, ebenso Firmen wie Quiksilver, Billabong oder Rip Curl.

„Bisher sind alle meine Lieferungen angekommen, obwohl ich immer wieder mein Leben dafür riskiere. So etwa bei meinem letzten Trip, als ein Erdbeben 8.000 Menschen tötete und 20.000 verletzte. Ich war gerade auf dem Weg nach Sumatra, als das Erdbeben auf Java losbrach. Ein Freund rief mich an und bat mich, den Erste-Hilfe-Container sofort dorthin zu bringen. Auf dem Weg wurden wir überfallen. Sie schossen auf uns. Drei Tage später waren wir schliesslich im Krisengebiet, noch vor dem Militär, und mussten uns das ganze Elend ansehen. Das sind Bilder, die vergisst man nicht!“ Während Roland das erzählt, geht sein Blick ins Leere. „Ich scheine solche Tragödien anzuziehen. So habe ich mit eigenen Augen ansehen müssen, wie ein Flugzeug mit 85 Passagieren einschliesslich meinem Kumpel an Bord abgestürzt ist. Ich war einer der Ersten am Unglücksort. Mein Kumpel hat Gott sei Dank überlebt, aber 60 Menschen starben.“ Trotzdem begibt er sich immer wieder freiwillig in brenzlige Situationen.

Und das, weil er selbst mal ganz klein angefangen hat. In Marokko geboren, zog Roland Calaudi mit seinen Eltern als Neunjähriger in die an den Pyrenäen gelegene Stadt Pau. Von dort aus machte er sich wegen der Wellen nach Hossegor auf, um als Surfer und DJ ein paar Franc zu verdienen. Bei kleinen Surf-Contests sorgte er für die ersten Surf-Partys in Hossegor. Als er merkte, dass immer mehr Surfer den Ort für sich entdeckten, eröffnete er das „Rock Food“ an der Place Centrale.

„Das war vor 19 Jahren. Ich hatte allerdings noch keine Lizenz, um Alkohol auszuschenken, daher hab ich erst mal nur Burger verkauft und Live-Musik spielen lassen. Daher der Name ,Rock Food‘. Seit 1987 kommentiere ich zusätzlich die Surf-Contests in unserer Region und hatte so den direkten Draht zu den Surfern. Dadurch war es nie eine reine Business-Beziehung zwischen den Surf Pros und mir. Wenn ich Parko heute frage, ob er mir ein Board für die Bar schenkt, dann gibt er mir eins. Die Jungs haben Respekt vor mir. Ich gehe oft mit ihnen zusammen surfen. Wahrscheinlich bin ich auch einer von ganz wenigen, die zu einem Sunny Garcia sagen können: ,Hey, Fettsack, paddel nicht die gleiche Welle an wie ich!‘ Ich kann das, sie respektieren mich.“ Roland weiss, woher er kommt, und hat dabei auch nicht vergessen, wer ihm geholfen hat wie etwa sein bester Freund und heutiger Boss von Quiksilver Eu-rope Pierre Agnes. „Pierre ist mein Mentor, ihm habe ich alles zu verdanken. Er hat mir das Surfen beigebracht, er hat mir beim ,Rock Food‘ geholfen. Ohne ihn wäre ich heute nicht dort, wo ich bin.“

Heute ist das leidenschaftliche Partytier, der ehemalige Box-Pro und Surfer an einem Punkt angekommen, an dem er sich finanziell gesehen zurücklehnen und die Dinge aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann. „Die letzten Stunden des Quik Pro sind für mich die härtesten des ganzen Jahres: Wenn mehr Leute hinter als vor dem Tresen stehen, werde selbst ich müde. Trotzdem würde ich meinen Laden für kein Geld der Welt verkaufen. Das ,Rock Food‘ bin ich. Es ist ein Teil von mir. Fünf Monate im Jahr gebe ich hier Vollgas, danach brauche ich ein paar Monate auf Bali, um mich zu regenerieren. Dann geht es im nächsten Jahr wieder voller Kraft voraus.“ Und das zusammen mit seinen Stammgästen Neco Padaratz, Mick Fanning, Andy und Bruce Irons. Zusammen mit ihnen wird er auch nächstes Jahr wieder für jeder Menge Spass auf der Place Centrale sorgen und den einen oder anderen Euro, den wir dabei ins Bier investiert haben, nach Indonesien weitergeben.

Wollt ihr Roland bei seinem Projekt Indo Children Futur Association unterstützen? Klickt auf www.indochildren-futur.com und spendet!

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