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Andy Irons

Er gewinnt Heat um Heat jeweils in den letzten fünf Minuten. Er macht unglaubliche Moves, egal ob in mushy onshore oder double-overhead Hawaii-Wellen. Er surft schnell, respektlos und kreativ. Und er wurde gerade zum dritten Mal in Folge Weltmeister. Mehr als Grund genug, um mit Andy Irons ein paar Worte zu wechseln.

SURFERS: Du hast jetzt drei Weltmeistertitel gewonnen, einfach unglaublich! Wie fühlt sich das an?
Andy Irons: Geil! Die ersten beiden Male waren von einem emotionalen Auf und Ab geprägt, aber dieses Mal fühlt es sich wirklich, wirklich gut an.

Wenn du noch dreimal gewinnst, ziehst du mit Kellys Rekord von sechs Titeln gleich. Hast du das irgendwie im Hinterkopf?
Einige Leute reden darüber, aber ich plane nicht so weit im Voraus. Immer schön eins nach dem anderen. Ich hätte ja nicht mal in meinen kühnsten Träumen daran gedacht, dreimal zu gewinnen. Schon ein Titel war riesig. Von da an lief’s nach dem Schneeballprinzip: „Get it while it’s hot and keep it as long as you can.“ Ich versuche, meine Trümpfe richtig auszuspielen und immer die Oberhand zu behalten.

Wie alt bist du und wann hast du Geburtstag?
26. Und mein Geburtstag ist am 24. Juli.

Was war dein erstes Board und wo hast du damit angefangen?
Mein erstes Board war eine Greg Hamilton Mini-Gun von meinem Vater. Das nahm ich mit zum Pier, als ich so sieben oder acht Jahre alt war. Meine erste Welle brach nicht, sondern lief nur so in Richtung Strand. Ein Fuss war die hoch…

Standst du oder lagst du auf dem Bauch?
Ich stand. Im Liegen surfte ich, als ich vier oder fünf war. Im Shorebreak – da habe ich immer viel Wasser geschluckt. Das habe ich dann ein paar Jahre so gemacht. Mein Vater aber war richtig dabei und wollte immer, dass wir weiter rauskamen. Als ich dann acht und Bruce sieben war, bekamen wir zu Weihnachten Boards geschenkt. So fing alles an.

Standst du oder dein Bruder als Erster?
Ich natürlich. Aber vielleicht stand er vor mir auf dem Bodyboard.

Bruce denkt sicher auch so…
Wahrscheinlich nicht.

Erinnerst du dich an deinen ersten Contest?
Ja, da hab‘ ich gegen Keala [Kennelly; Anm. d. Red.] verloren. Sie wurde Dritte, ich Vierter und Bruce gewann. Es war sagenhaft! Für Bruce und mich war es unser erster Contest. Wir haben aber zu der Zeit auch beide Fussball gespielt, so dass wir schon um das Wettkampf-Ding wussten. Wir haben uns voll gepusht. Im Finale waren wir dann zu sechst: fünf Männer, eine Frau. Einer meiner besten Freunde wurde Fünfter und wir mussten beide in der Schule dafür einstecken, dass wir gegen ein Mädchen verloren hatten. Danach wollte ich dann für eine ganze Weile keinen Contest mehr surfen.

Wann hast du denn das erste Mal gewonnen?
Ein Jahr später bei einem der Menehunes auf Kauai. Da war ich zehn.

Und wie alt warst du, als du Profi wurdest?
Gleich nachdem ich mit der Schule fertig war. Einen Pro Contest hab‘ ich gewonnen, da war ich 17 und surfte eigentlich noch Amateur Contests. Das war der HIC Pipeline Pro 1995 oder ’96.

Beschreib‘ mal einen durchschnittlichen Tag in deinem Leben als surfender kleiner Junge – nachdem du richtig angefangen hattest.
Oh, ich hab‘ von Anfang an richtig Gas geben. Mein Cousin Jason auf Kauai war ein paar Jahre älter als wir. Bruce und ich hingen immer mit ihm rum – wenn er uns liess; er ist ein sehr guter Surfer. Er war auch einer der ersten gesponserten Fahrer, die ich kannte: Er bekam alle paar Monate immer eine Kiste mit Billabong-Zeug. Ich war zu der Zeit zehn oder elf und dachte immer, wie geil das für ihn sein müsste. Damals habe ich richtig angefangen.

Nachdem du also einmal angefixt warst, war’s um dich geschehen?
Surf, eat, surf. Wir lebten nah genug am Strand, so dass wir auch an Schultagen noch eine Session vorm Unterricht surfen konnten.

Hast du oft die Schule geschwänzt, wenn die Wellen gut waren?
Nein, das hat uns meine Mutter nicht erlaubt. Sie war da sehr streng.

Unterstützen dich deine Eltern denn sonst?
Ja, mein Vater hat mich von Anfang an voll unterstützt. Meine Mutter auch, aber wir durften halt immer erst surfen gehen, wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht hatten. Sie wollte auch, dass wir später aufs College gehen. Ich glaube, sie nimmt es uns schon ein bisschen übel, dass wir’s nun nicht tun. Aber uns geht’s ja gut.

Zähl‘ bitte deine Lieblings-Surfer aller Zeiten auf.
Auf jeden Fall Martin Potter. Ich hab‘ einen Quiver mit Pottz‘ Bullseye-Logo drauf. Und als ich älter wurde, Curren, dann Sunny natürlich. Und Archy und Christian Fletcher, nachdem ich mir immer wieder ihre Parts in „Wave Warriors“ angeguckt hab‘. Als dann „Momentum“ rauskam: Shane, Ross, Kelly… Aber ich habe mich immer wieder an Pottz und Curren orientiert. Und im Moment sind Taj und Parko die, die ich mir am liebsten anschaue. Und Mick Fanning wird auch wieder ganz gross dabei sein, wenn er seine Verletzung auskuriert hat.

Ist Sunny derjenige, der dich motiviert?
Er ist so was wie ein grosser Bruder für mich. Er ist der auf der Tour, zu dem ich aufschaue. Sein Power Surfing ist unglaublich! Keiner legt so viel Kraft auf die Kante wie er. Er surft eine zehn Fuss hohe Welle so, als wäre es eine Zweifusswelle. Jeder, der eine so grosse Welle surfen kann, wie er es tut… davor muss man wirklich den Hut ziehen!

Gibt es irgendjemanden ausserhalb des Surf-Zirkus, der dich inspiriert?
Terje [Haakonsen] ist der Coolste! Er ist der ultimative Snowboarder und einfach ein cooler Typ. Ich hab‘ mir seinen Film angeguckt. Ich kann kaum Snowboard fahren, guck‘ mir aber seinen Film gerne zehnmal an, um mich für neue Dinge beim Surfen zu motivieren. Und auch Danny Way, er ist psycho. Ich schaue zu Leuten auf, die ihre Sache richtig pushen.

Verwechselt dich schon mal jemand mit dem anderen „A.I.“, der Basketball-Legene Allen Iverson?
Nein, aber wir haben halt die gleichen Initialien. Ich hab‘ mal einen Artikel über ihn gelesen, da haben sie ihn gefragt, wofür „A.I.“ stehe. Er hat dann „Absolutely Incredible“ geantwortet, es also für sich beansprucht. Ich fand das ziemlich krass…

Beschreibe Kelly Slater.
Kelly ist einfach ein Freak. Er ist so ein Typ wie Curren, einer von der Sorte, die einfach irgendwann da sind. Er wird immer ein einzigartiger Surfer bleiben, einfach weil er so viel für den Sport getan hat und auch so viel Geld in die Sache gebracht hat. Er hat buchstäblich den Grundstein für die Karrieren von mir, die meines Bruders und die der ganzen Crew gelegt. Er hat uns finanzielle Möglichkeiten eröffnet, die vorher gar nicht existierten. In den 80ern war es hart für die Jungs, ihre Kohle zu verdienen, aber Kelly hat dem ein Ende bereitet.

Die Rivalität zwischen dir und Kelly Slater ist noch ein bisschen intensiver als die zwischem ihm und Machado. Vor euch waren Curren und Occy die grössten Rivalen. Machst du dir deswegen manchmal einem Kopf?
Wir sind grosse Rivalen, aber das ist eher so ein freundschaftliches, positives Ding. Ich kann das gar nicht ab, wenn das von den Medien aufgebauscht wird und da irgendwas Ernstes reininterpretiert wird. Es ist eine Hassliebe: Liebe am Strand, aber im Wasser geht’s nur um die Competition. Es ist krass. Die Rivalität zwischen Curren und Occy hat die Dinge erst interessant gemacht. Ich habe es genossen, die beiden gegeneinander surfen zu sehen. Und genau das mache ich im Moment auch durch. Egal wer gewinnt, es ist gut für den Wettkampf und es ist gut für den Sport. Es hilft mir, mich beim Surfen zu entwickeln. Ich bin mir sicher, dass es auch Kelly pusht.

Aber, wie du gesagt hast, auf dem Wasser schenkt ihr euch nichts. Da kennt ihr keine Freunde.
In einem Contest ist jeder, der ein Jersey trägt, ein Gegner. Da macht man keine Unterschiede.

Lass uns über Bruce reden. Mal davon abgesehen, dass auch ihr auf dem Wasser Rivalen seid, stehst du immer voll hinter ihm?
Defintiv.

Doch im Wasser macht jeder sein Ding. Wie im Final in Frankreich…
Das war super. Bruce und ich haben uns im letzten Jahr beide extrem weiterentwickelt. Seitdem wir zusammen auf Tour sind, ist unsere Beziehung zueinander besser als je zuvor. Ein paar Jahre lang waren wir einander nicht so nah und haben auch nicht viel miteinander geredet. Das war ätzend. Für meinen Bruder leg‘ ich meine Hand ins Feuer; ich würde echt alles für ihn tun. Ihn dann durchstarten zu sehen und wie er sich behauptet hat gerade auch in diesem Heat mit Kelly, war grossartig. Er bekam einmal 10 und einmal 9,6 Punkte in einem Heat mit einem sechsmaligen Weltmeister. Ich wusste, dass er das Zeug dazu hat.

Gehst du anders an die Sache ran, wenn du gegen Kelly surfst?
Ich habe Kelly schon nur 60% geben sehen, wenn die anderen 100% gegeben haben. Aber Kelly ist schlau und verheizt sie trotzdem. Ich selber hab‘ nur ein paar Mal gegen ihn gesurft, aber jemanden im Line-up neben sich zu haben, zu dem man früher auf- geschaut hat, ist hart. Ich erinnere mich dann an seine heftigen Video-Parts und denke: „Genau das könnte er auch in unserem Heat machen.“ Es pusht einen. Jeder, der gegen ihn surft, gibt sein Bestes, und so muss auch er manchmal noch einen drauflegen.

Du kriegst ihn immer erst zu sehen, wenn ihr euch beide bis zum Ende eines Events durchgeschlagen habt. Bestimmt denkst du dann darüber nach, wie viel Kraft er sich für dich aufspart.
Das ist schon eine verrückte Sache. Wir waren das ganze Jahr über immer am entgegengesetzten Ende des Feldes. Wir kriegen einander nicht vor den Semis zu sehen.

Vor dem Finale 2003 hatte dich Mick Fanning angespornt.
Genau das hatte ich auch gebraucht. Als ich nämlich nach Hawaii kam, hatte ich mich schon abgeschrieben. Und dann diese ganzen Spekulationen und das Gerede über Kelly… Ich hatte ja schon einen Titel und dachte: „Zweiter zu werden ist auch nicht schlecht. Wäre Kelly nicht zurückgekommen, hätte ich ja meinen zweiten Titel.“ Aber dann hat Mick zu mir gesagt: „Was redest du vom zweiten Platz? Fang‘ gar nicht erst damit an, Mann. Schieb‘ dich nicht selber aufs Abstellgleis. Du hast noch zwei Events vor dir, also gib nicht vorher auf. Lass uns morgen früh Dawn Patrol surfen. Sunset oder so.“ Das hat mich extrem motiviert. Er ist ein sehr zielstrebiger Typ. Er weiss, was er will, und verliert sein Ziel nicht aus den Augen. Das hat auf mich abgefärbt – genau in dem Moment, als ich es am meisten brauchte. Sunset war der Wendepunkt.

Und zu jedermanns Überraschung wurde Kelly 17ter. Das hat dir die Tür geöffnet.
Ich stand so unter Strom. Ich wollte mich von niemandem aufhalten lassen. Im Semi- und im Viertelfinale hab‘ ich fast gegen Dean Morrison und noch einen anderen Typen verloren, weil ich meine zweite Welle nicht gekriegt hab‘. Ich habe so gekämpft, habe den beiden buchstäblich zugerufen: „Was macht ihr da? Aus dem Weg, bei mir geht’s um den Weltmeistertitel.“ Ich musste es nur durch diese Heats schaffen. Dabei habe ich mir immer gedacht: „Hängt das jetzt wirklich alles nur von so einem Kerl ab?“ Ich wusste aber, dass die genauso hart kämpften. Ich war übermotiviert. Am liebsten hätte ich denen sagen wollen: „Alter, ich geb‘ dir 5.000 Dollar, wenn du mich jetzt durchlässt.“

Hast du das gesagt?
Nein, ich hab‘ aber wirklich daran gedacht. Ich hab‘ zu ihm rübergeschaut und dachte: „Fuck, ich kauf‘ dem die Welle ab!“ Aber dann hab‘ ich mit ihm darum gekämpft und sie auch bekommen.

Hast du dich schon mal selbst auf Video gesehen, wie du in einem Heat rangehst?
Dave Riddle, der mein Coach ist, seit ich ein kleiner Dreikäsehoch war, hat früher jeden Contest in Hawaii gefilmt: Haleiwa, Sunset und Pipe. Wir haben das dann analysiert wie Footballspiele. Ich habe es geliebt, mir die Contests anzuschauen und zu sehen, wie jeder sein Ding macht. Das war für mich wie Surf-Videos, in denen man die Stürze dringelassen hatte.

Es muss ziemlich abgefahren sein, einen Weltmeistertitel zu gewinnen. Ich hab‘ mir gedacht: „Andy will das bestimmt nicht in Brasilien ausmachen. Er wird lieber in Hawaii gewinnen wollen, wenn seine Familie und seine Jungs dabei sein können.“ Aber auf der anderen Seite muss man den Sack zumachen, wenn man die Chance dazu hat.
Ich wollte nach Hawaii kommen und die Last von meinen Schultern wissen. Ich wollte Pipe surfen, ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen, ob ich mich vielleicht verletze. Und nur um es zu Hause zu gewinnen, die Chance in Brasilien vergeben? No way, ich vertue niemals einen Heat leichtfertig! So bin ich nicht. Parko hat dann ja eine Wild Card bekommen, aber der Heat lief nicht so, wie er es wollte. Es war halt anders als zu Hause. Ich hatte nicht meine Familie und Freunde dabei, aber alle meine Tourkollegen waren ja da. Hedgy und Parko kamen zu mir rübergelaufen und haben mir eine Bierdusche verpasst. Ich behalte das in genauso guter Erinnerung wie 2003, als mich Kala und Borg den Strand raufgetragen haben. Und dann gab’s in Brasilien ein grosses Feuerwerk für mich und Billabong hat einen Klub gemietet. Ich sage nur: „Dom Perrignon bis fünf Uhr morgens…“ Es war die Bombe!

Was fällt dir zum Thema Liebe und Surfen ein?
Ich liebe Surfen.

Nein, Liebe und Surfen.
Stimmt, das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.

Ist das eine gute Kombi für dich?
Wenn es gut läuft, auf jeden Fall – wenn nicht, kann es alles zunichte machen. Ich muss mich konzentrieren können. Wenn meine Freundin nicht bei mir ist, kann es schon mal passieren, dass ich zu viel mit den Jungs abhänge. Ich bin leicht abzulenken.

Was hast du auf deinen Reisen immer dabei?
Meine Freudin, mein Board und Sex Wax. Ich benutze kein anderes. Ich gehe in den Surf Shop und hol‘ mir alle Farben Sex Wax „Quick Humps“.

Bekommst du deine Borads von Al Merrick?
Merrick? Letztes Jahr hab‘ ich 10.000 Dollar in Merricks investiert und mit denen nicht ein Ergebnis eingefahren. Mehr wollte ich nicht kaufen. Ich hab‘ nicht eins gekriegt, das mir gefallen hätte. Ich weiss nicht, vielleicht hatte Kelly was damit zu tun. Ich hab‘ schon dreimal auf Merricks gewonnen, aber im letzten Jahr nicht ein einziges Mal. Da habe ich ein bisschen gewechselt. Ich hab‘ jetzt ein paar Chilis, das ist ein Shaper aus Sydney.

Der hat so eine kleine Chilischote als Logo.
Er ist ein supercooler Typ. Seit dem Stopp in Japan fahre ich seine Boards. Dann in J-Bay, in Trestles, den kompletten Abstecher in Europa über und auch in Brasilien. Er ist echt ein entspannter Typ und auch sehr bescheiden. Ich geb‘ bei ihm immer alte Boards in Zahlung und er gibt neue für umsonst. Ich habe eigentlich einen Board-Sponsor, Hawaiian Islands Creations (HIC) . Aber deren Equipment entspricht nicht immer dem, was ich brauche, und das verstehen sie. Ich hab‘ im letzten Jahr über 15.000 Dollar für Boards ausgegeben.

Baut Eric Arakawa von HIC all deine Guns?
Von 6’6″ und aufwärts. Die sind unbezahlbar, es gibt keine Besseren! In diesem Jahr arbeiten Eric und ich viel enger zusammen. Ich lass ihn wissen, welche Shortboards dieses Jahr am besten funktioniert haben, und hoffentlich kriegen wir dann ein paar Gute hin. Was die australischen Boards betrifft: Ich weiss nicht, ob’s an dem Schaumkern liegt, den sie in ihren Blanks benutzen, aber die sind superleicht und gut für Beachbreaks. Überall, wo ich im letzten Jahr hingegangen bin, hatte ich entweder ein J.S. Bulldozer oder ein Chili mit dabei und die haben einfach gut funktioniert.

Gibst du den Shapern ein Feedback? Was erzähst du denen, um ihnen zu beschreiben, wie ihre Boards funktionieren?
Ich bin wahrscheinlich derjenige, der das am wenigsten macht. Typen wie Chris Gallagher sind darin richtig gut. Beschen auch. Ich glaube, viele machen das sehr viel besser als ich. Ich nehm‘ das Brett unter meinen Arm und weiss, ob es gut oder schlecht ist. Und sobald ich darauf rauspaddel‘, merk‘ ich auch, ob die Dicke stimmt. Nach der ersten Welle dann kann ich definitv sagen, wofür es taugt. Man kriegt generell keine schlechten Boards; jedes Brett kann für bestimmte Bedingungen und eine bestimmte Art von Welle das Richtige sein. Es hängt mehr davon ab, ob man das richtige Board in den richtigen Bedingungen zur richtigen Zeit verwendet.

Wie viele Boards nimmst du mit für die ein Dutzend Haupt-Events der Championship-Serie?
Ich reise normalerweis mit fünf Boards, aber wenn ich zum Beispiel zur Gold Coast fahre, dann hab‘ ich immer zehn Bulldozer startklar. Als ich nach Japan flog, hatte ich fünf Chilis mit. So im Durchschnitt kreuze ich immer mit fünf Stück in meinem Boardbag auf, aber an bestimmte Spots lasse ich mir welche von J.S. oder Chili zuschicken. Dann hab‘ ich so sieben oder acht, aber ich nehme wieder nur fünf Boards mit zum nächsten Spot.

Wie viele Boards fährst du so im Jahr?
Also bestimmt über 120.

Und wie viele brechen dir übers Jahr?
Letztes Jahr war ich ein guter Junge, da habe ich nur 20 oder 30 Boards durchgebrochen…

Da du ja circa zehn Monate im Jahr unterwegs bist, was vermisst du am meisten von zu Hause – von Familie und Freunden mal abgesehen?
Neben Familie und Freunden… einfach Kauai. Es ist schön, warm und überall hat’s nette Wellen.

Erzähl‘ mal von deinem Zuhause auf Kauai!
Ich habe ein Hause in Princeville, zwei Blöcke von dem meines Bruders entfernt – mitten in einem Gold-Course-Golfplatz gelegen in einer eingezäunten Nachbarschaft mit hübschen Gärten. Ein kleines Paradies sozusagen.

Beschreibe bitte einen durchschnittlichen Tag am North Shore.
Der North Shore ist entspannt. Ich stehe so gegen halb acht, acht Uhr auf und gehe runter. Normalerweise ist Parko oder Occy auch schon früh hier im Billabong-Haus. Dann esse ich eine Schüssel Cornflakes auf der Veranda und checke, wie die Wellen in Backdoor und Pipe sind. Wenn’s klargeht, bin ich so gegen neun Uhr da und surfe bis elf. Dann gehe ich aus dem Wasser, esse was zu Mittag und rede mit den Jungs. Wenn die Bedingungen dann immer noch gut sind, gehe ich noch mal raus, so bis halb sechs. Normalerweise hat das Barbecue dann schon angefangen… dann trink‘ ich ein paar Bierchen und mache am nächsten Tag das Ganze noch mal.

Hattest du schon viele Verletzungen?
Nein, Gott sei Dank! Aber ich habe gerade noch ein paar Klammern im Hinterkopf. Ich habe immer viele Schnittwunden, hatte aber noch nie was Ernstes. Ich hatte in der Schule mal einen gebrochenen Knöchel, und als mein Bruder und die anderen surfen ge- gangen sind, musste ich vom Strand aus zugucken. Das war buchstäblich wie Folter. Ich konnte für zwei Monate nicht aufs Wasser!

Was ist mit Fitness-Training?
Ein bisschen. Da gibt’s einen geilen Fitness-Club zu Hause, in dem meine Tante arbeitet, und sie besorgt mir und meiner Feundin Ausweise. Wenn die Wellen eine Woche lang Scheisse sind, gehe ich dreimal hin für so circa anderthalb Stunden. Ich mache hauptsächlich Cardio-Training. Ich fahre Fahrrad, mache Bauchmuskeltraining und fresse ein paar leichte Eisen.

Also ist das beste Training fürs Surfen, viel zu surfen?
So denke ich jedenfalls. Guck‘ dir Mick an: Er ist so gelenkig und wärmt sich immer 45 Minuten lang auf und dann verletzt er sich beim Surfen. Es kann jeden treffen.

Mit wem auf der Tour bist du ganz gut befreundet?
Mit meinem Bruder natürlich. Mein bester Freund auf der Tour ist aber Cory. Der ist auch mein Reisepartner. Dann hänge ich noch mit Parko und Mick ab, wenn ich sie denn treffe. Mit C.J. und Damien ist es auch immer wieder geil, ich liebe es, mit denen zu reden. Und Occy und Luke sind die Helden, zu denen ich auf der Tour aufschaue.

Von all deinen Siegen bei der Tour, was war dein liebster?
Frankreich. Das war echt was Besonderers für mich: zehn Fuss Welle in Frankreich und ich mit meinem Bruder im Finale! Davon träume ich immer noch.

Was ging dir vor dem Heat durch den Kopf?
Ich versuche immer, mich auf die Wellen vor mir zu konzentrieren. Ich suche mir auf meinem iPod einen guten Song aus, irgendwas Schnelles… und dann geh‘ ich raus und nehm’s mit meinem Gegner auf.

Hast du irgendwelche Mantras, irgendeinen Spruch oder ein Ritual, bevor du rausgehst?
Nein. Ich stretche mich ein paar Mal und wachse meine Füsse von oben ein, aber das ist mehr Routine. Ich versuche, die letzten 30 Minuten vor dem Heat immer alleine zu sein. Ich hab‘ dann zwei oder drei Boards mit mir am Strand und überlege, welches ich mit rausnehme.

Ah, der alte „Sich Wachs auf die Füsse schmieren, um sie dann aneinander zu reiben, wenn sie rutschig sind“-Trick… besonders in Trestles mit den ganzen schleimigen Steinen sehr gut.
Genau. Da fing das an.

Das Geheimnis ist gelüftet. Hast du noch andere Geheimnisse, die du uns verraten kannst?
Das ist das einzige.

Definiere „Style“.
Deine Bewegungen, dein Flow und das Timing auf der Welle. Das Ganze smooth aussehen zu lassen und eher eins mit der Welle zu werden als gegen sie anzukämpfen.

Inwieweit hat sich Pro Surfing verändert, seitdem du mit der Tour angefangen hast?
Ich mag Top Two sehr viel lieber als Top Three. Es ist manchmal mega-schwer, drei gute Wellen in einem Heat zu bekommen. Du kannst den halben Heat vergeigen und dann in den letzten fünf Minuten noch zwei gute Wellen haben und so gewinnen. Man ist bis zum Schluss im Rennen. Das macht es spannend.

Einigen Weltmeistern wie Curren und Kelly wird nachgesagt, dass sie die Fähigkeit hätten, sich Wellen herbeizuwünschen – immer dann, wenn sie sie am meisten brauchen. Hast du das auch schon mal so empfunden?
Curren macht das sicherlich. Einige Leute scheinen einfach ein Hufeisen oder so zu besitzen und wieder andere kriegen nie Wellen, wenn sie sie am dringendsten brauchen.

Und wie passt du in das Schema?
Irgendwo in der Mitte, mehr in die glückliche Richtung. Es ist ätzend, wenn du gerade am Gewinnen bist und dann in den letzten fünf Minuten verlierst. Aber so ist das. Ich bin defintiv einer für die letzten fünf Minuten.

Gibt es dafür eine spezielle Bezeichnung?
„Mojo“ oder auch „digging deep“… inbesondere wenn es sich um ein mächtiges Set handelt, kann sich in den letzten fünf Minuten vieles ändern.

Glaubst du, dass deine Einstellung irgendwie eine Rolle spielt – so als würdest du, wenn du weisst, dass du unbedingt eine Welle brauchst und frustriert bist, einen Vibe aussenden?
Weisst du, man will es sich nicht mit Mutter Ozean verscherzen. Dann dreht sie dir den Saft ab. Rob Machado ist immer auf der richtigen Seite. Wenn er keine Wellen kriegt, geht er damit am besten um; er ist niemals aufs Meer wütend.

Gibt es da einen Unterschied in deinem Verhalten auf dem Land und im Wasser?
Im Wasser fühle ich mich einfach so viel wohler, wenn ich mich im Line-up bewege. Es ist fast wie mein zweites Zuhause. An Land bin ich ungeschickter und stosse mir oft die Zehen.

Wen hast du auf denn der Tour am meisten im Auge?
C.J., Taj, Parko, die üblichen Verdächtigen. Wenn Fanning wieder gesund ist, wird er abgehen wie nichts Gutes. Er hat viel Krafttraining gemacht und ist superfit.

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