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Madeira

Die Insel im Atlantik gilt als Big-Wave-Paradies. Nur wie lange noch? Madeiras Regierung plant, Spots mit touristischen Bauvorhaben zu zerstören. Warum sollte man auch Rücksicht auf den Lauf der Wellen nehmen? Weil Surfer sie lieben und weil für Surfer die Wellen Grund genug sind, immer wieder nach Madeira zu reisen!

Zur EPSA Big Wave Team Challenge kamen sie aus aller Welt und viele von ihnen werden wiederkommen, auch ohne Aussicht auf Medaillen.

Eingepasst in den Felsen liegt der verschlafene Ort Jardim de Mar ruhig auf den Klippen. Kaum eines der nicht am Dorfplatz liegenden Häuser ist überhaupt mit dem Auto erreichbar. So gelangen auch wir zu Fuss zu unserer Unterkunft, dem Haus von Cecile. Alles wirkt sehr gesund, sehr ruhig, sehr zurückhaltend. Wenn da nicht das regelmässige Donnern der Brandung wäre, das den Pulsschlag der aus aller Welt angereisten Teilnehmer dieses Big Wave Team Contest beschleunigen lässt. Morgen soll der Contest beginnen.

Elf Nationen sind dabei, plus eine Wild Card für den Local Orlando Pereira. Jede Nation hat zwei Teammitglieder im Rennen. Pro Heat sind vier Surfer im Wasser, die nicht aus demselben Team stammen. Die Nation, die sich mit zwei Wertungen möglichst weit oben in der Rangliste platziert, gewinnt die Teamwertung und somit den Contest. In den 30 minütigen Vorrunden zählen die besten drei Wellen. Sieben Teams schaffen den Einzug in Runde zwei. Dort scheiden dann Ian Armstrong (Südafrika) sowie Jose Lafuent (Portugal) gegen Paul Peterson (Australien) und Vetea David (Tahiti) aus. Rodrigo Resente aus Brasilien und der Japaner Mineto Ushikoshi erkämpfen sich den folgenden Heat gegen Peter Mel. Im nächsten Heat kommt es auch schon zu einer kleinen Vorentscheidung für die Teamwertung. Der zweite Mann aus Tahiti, Manoa Drollet verlässt den Heat als Zweiter hinter dem Südafrikaner Cass Collier. Takoa Kuga (Japan) und Nuno Mata (Portugal) scheiden aus. Aufgefüllt wird die Liste der acht Semifinalisten vom Europameister Didier Piter (Frankreich) und Darryl „Flea“ Virostko aus den USA. Hightide. Headjudge Garry Linden vertagt die nächsten Runden auf morgen.

Nach dem gemeinsamen Essen trifft man sich in „Joe’s Bar“. Joe mag die Surfer, die sich in den letzten Jahren immer zahlreicher in Jardim einfinden. Seit sich rumgesprochen hat, dass es hier gute Wellen gibt, finden sich immer häufiger kleine Gruppen junger Leute ein. Nicht wie früher nur ab und zu ein Paar Rentner. Früher, so erzählt der redselige Barkeeper Joe, war Jardim ein armes, unbedeutendes Dorf am äussersten Zipfel der Insel. Der Tourismus verhilft den Bewohnern zu ein wenig Wohlstand.

Die Lowtide setzt ein. Vetea „Poto“ David, Mineto Ushikoshi, Paul Peterson und Rodrigo Resente warten im Line-up. Die Wellen kommen etwas rar, aber die Sets sind hoch und voller Kraft. Poto nutzt das für sich und nach wenigen Paddelzügen holt er sich eine fette 10 Fuss-Barrel. Auch Rodrigo Resente kann sich durchsetzen. Im zweiten Semi beherrscht Cass Collier allein den Line-up. Didier Piter und Manoa Drollet müssen sich geschlagen geben. Somit stehen die Kandidaten für das einstündige Finale fest. Poto lässt die anderen sich auspowern und nimmt nur wirklich perfekte Wellen. Cass Leistungen kommen nicht an die seiner vorherigen Heats heran. Flea lässt’s diesmal ruhiger angehen, bevor er einen Floater hinlegt.

Allerdings auf einer Sechsfusswelle! Eindeutig fährt er einige der radikalsten Manöver dieses Wettkampfs. In der zweiten Hälfte des Heats ist Poto unglaublich souverän. Seine Tuberides sind tief und lang. Und verweist selbst Cass in dessen Schranken. Rodrigo Resente wird Vierter. Poto an eins, sein Teamkollege Manoa Drollet erreicht Platz fünf. Die Trophähe wird also in die Südsee gehen… Neben mir geht es steil bergauf. Die grünen mit Moos bewachsenen Felswände recken sich dem Himmel entgegen. Rechts von mir entladen die fetten langen Lines ihre Energie brüllend am Strand. Weit vor mir liegt Jardim, es scheint nicht grösser werden zu wollen. In den Wellenpausen höre ich leise die Töne eines Dudelsacks – welch bizarres Orchester.

text: bevis
photos: bevis

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