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Randy Rarick

Vielleicht sagt dir der Name Randy Rarick nichts, aber die Chance, dass dir der 59-Jährige schon mal im Flughafen-Terminal oder Line-up gegenübersass, ist hoch! Nach 45 Jahren ununterbrochenen Reisens ist der Hawaiianer mit deutschen Wurzeln der meistgereiste Surfer der Welt. Selbst unser Reiseexperte Antony Colas, der allein schon mehr gereist ist als die komplette SURFERS-Redaktion in 15 Jahren zusammen, hat den Versuch, Randys Reiseaktivitäten zu toppen, längst aufgegeben. Dafür haben sich die beiden Travel-Experten aber für uns zum Interview hingesetzt, um herauszufinden, was ein Leben aus dem Koffer bedeutet.

Name: Randy Rarick Geburtstag: 31. Oktober 1949 Geburtsort: Seattle, Washington Wohnort: Sunset Beach, North Shore, Oahu, Hawaii (seit 1955) Job: Executive Director der Vans Triple Crown of Surfing, Shaper und Hawaii Licensee für Bear Surfboards, Besitzer von Hawaii Surfing Promotions, Event Producer: Hawaiian Islands Vintage Surf Auction, ASP Hawaii Regional Director, Surfing Entrepreneur Surft seit: 1960 Reist seit: 1965

Surfers: Hi Randy! Erzähl uns von deinen Wurzeln: Du bist halber Deutscher, oder?
Randy: Das stimmt. Meine Mutter stammt aus Norwegen und mein Vater, der damals ein Golf-Fachgeschäft führte, aus Deutschland. Ich bin aber nicht in Deutschland geboren worden, sondern 1949 in Seattle. Als ich fünf Jahre alt war, zogen wir nach Oahu. Meine Surf-Karriere startete daher schon recht früh beim legendären Waikiki Beach Boy Rabbit Kekai. Der hat mir damals das Surfen beigebracht und seitdem wusste ich, dass ich mein Leben dem Surfen widmen würde. Als Teenager habe ich neben der Schule und dem Surfen jeden freie Minute investiert, um für Greg Noll Surfboards zu reparieren. Aus jener Zeit stammt übrigens auch mein Spitzname „Super Patch“. Mit dem Job konnte ich mir die ersten Dollar verdienen, um mir so schliesslich meinen allerersten Trip nach Maui zu finanzieren.

Von Honolulu nach Sydney war ich geschlagene zwölf Tage unterwegs. Aber dieser Trip hat sich gelohnt. Ich surfte die Strände im Norden von Sydney und lernte dazu. Mit der Zeit rutschte ich immer tiefer in die australische Szene hinein und lernte Midget Farrelly, Robert Connelly, Snowy Mac Alister und Keith Paul kennen, alles einflussreiche Charaktere der damaligen Zeit. Ich lernte auch viel beim Shapen hinzu, was mehr und mehr zu meiner Einnahmequelle wurde. 1967/’68 war schliesslich die Zeit der Shortboard-Revolution. Meine nagelneuen Boards aus Hawaii waren in Down Under komplett out und viel zu lang im Vergleich zu dem, was die Australier surften. Bob McTavish shapte seine Bretter jede Woche ein Inch kleiner – und ich machte es ihm nach.

Insgesamt hast du 139 Länder bereist und in über 80 Ländern gesurft. Ein Land hat es dir sehr stark angetan: Südafrika. Wie kam es zu dieser Liebe?
Das hat bei mir mit Jeffrey’s Bay zu tun. 1968 hatte ich einen Dewey-Weber-Surfshop und -Shape-Raum auf Oahu eröffnet, ging damit aber auch schnell wieder pleite und steckte plötzlich in echten finanziellen Schwierigkeiten. Im Winter 1969 bin ich wieder nach Australien geflogen, um am Bells -Beach Contest teilzunehmen, und kam bis ins Halbfinale. Dort traf ich die Südafrikaner Ernie Thomson (Vater von Shaun) und John Whitmore. Sie luden die beiden besten Surfer jeder Surf-Nation ein, zum Gunston 500 Contest nach East London zu kommen, einem der grössten Events damals in Südafrika.

Heute musst du dich nicht mehr finanziell sorgen. Erzähl uns von deinem heutigen Alltag an der North Shore: Wie können wir uns den vorstellen?
Ich bin seit 1982 Contest Director der Vans Triple Crown, das hält mich einige Monate auf Trab. Der Event ist für viele Surfer neben dem Sieg der ASP World Tour der zweitwichtigste. Dieser hohe Stellenwert macht mich extrem stolz. Wenn dann der ganze Spuk im Januar wieder um ist, arbeite ich nach wie vor als Shaper für Bear Surfboards und Hawaiian Designs. Ich lebe am Sunset Point mit meiner Frau Jacqueline und unserem Adoptivsohn Aaron. Wenn dann noch Zeit bleibt, veranstalte ich Surf-Auktionen. Vor kurzem habe ich die Auktion „100 Years of Vintage Wooden Surfboards“ auf die Beine gestellt und dabei 35 Sammlerstücke unter den Hammer gebracht.

Man kann sich kaum vorstellen, dass du dann noch Zeit fürs Reisen findest. Ausserdem habe ich da noch von einem anderen spannenden Job gehört, für den sich jeder reisebegeisterte Surfer einen Arm abhacken würde: Du warst Location Manager für „Endless Summer 2“! Erzähl uns von diesem Traumjob.
Als mich Bruce Brown fragte, ob ich für ihn Locations scouten könnte, dachte ich nur: „Wow, ich werde dafür bezahlt, die entlegensten Ecken der Welt zu bereisen!” Ich fand aber schnell heraus, dass es harte Arbeit bedeutete, ein Team von 20 Leuten mit extrem viel Gepäck und hohen Ansprüchen durch entlegene Gegenden zu führen.

Du hast inzwischen schon überall gesurft. Was treibt dich immer noch an, erneut die Koffer zu packen und dich davonzumachen? Woher kommt das?
Um den Ort lieben zu können, aus dem man stammt, muss man ihn erst mal verlassen. So ist das mit mir und Hawaii auch gewesen. Und obwohl Hawaii es einem extrem schwer macht, sich zum Kofferpacken zu motivieren, war es für mich sehr wichtig, all diese wunderbaren Erfahrungen gemacht zu haben: von der Hyäne, die mir in Angola meinen Neoprenanzug auffrass hat, oder auch zu sehen, wie dort damals schon Schwarze und Weisse friedlich zusammenlebten, über meine ersten Surf-Sessions in Griechenland und im ehemaligen Jugoslawien bis hin zu meiner wilden Partyzeit in Brasilien.

Ich surfte Lafitenia in Frankreich noch ganz für mich alleine und freute mich jedes Mal, wenn ich dort einen anderen Surfer traf – heute nicht mehr vorstellbar. Die Taifun-Swells in Japan mit den freundlichsten Locals ever werde ich genauso wenig vergessen wie den Blick des Zollbeamten, als er meinen Reisepass mit 84 Seiten voller Stempel durchblätterte und wohl dachte, ich wäre verrückt – normalerweise hat man 24 Seiten im Pass. Diese Momente sind es, die mich immer wieder motivieren. In 45 Jahren des Reisens waren die ersten 20 Jahre die besten. Dann kamen plötzlich alle möglichen Verpflichtungen auf. Inzwischen versüsse ich mir meine Trips wieder, indem ich mir Länder herauspicke, auf die ich mich schon so lange gefreut habe: Myanmar, Liberia oder Madagaskar. Auf meinem Klo habe ich eine riesige Weltkarte mit sehr vielen kleinen Fähnchen auf 25° nördlicher und südlicher Breite hängen. Ich bin stolz darauf, eine Menge Surfboards auf meinen Reisen zurückgelassen zu haben, und bin mir sicher, so die eine oder andere kleine Surf-Community gegründet zu haben.

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