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Riff Design

Wie hätten Sie Ihre Welle denn gern? Einen netten Pointbreak oder doch lieber einen hawaiianisch steilen Takeoff? Hier wird massgeschneidert. Die Designschmiede ASR Ltd. sitzt im neuseeländischen Surf-Paradies Raglan und versucht, etwas ausgefallenere Kundenwünsche zu erfüllen. Der weltweit führende Anbieter von künstlichen Surf-Riffen arbeitet mittlerweile auch an Aufträgen in Europa und hat ein Projekt im englischen Bournemouth in Planung.

Es gibt Menschen, die reisen sich den Arsch ab, um vernünftige Surf-Breaks zu geniessen. Und es gibt wiederum Menschen, die designen vernünftige Surf-Breaks, damit sich andere nicht den Arsch abreisen müssen. Obwohl es nicht zwangsläufig um die primäre Absicht der Crew um Mastermind Prof. Kerry Black handelt, so ist die Verbesserung von Surf-Bedingungen doch eine angenehme und durchaus gewollte Nebenwirkung der multifunktionalen Riffe von ASR Ltd. „Einige wollen ein Riff als Küstenschutz mit Surf-Bonus, andere hingegen wünschen ein Riff zum Surfen mit Küstenschutz-Bonus“, erzählt Black von den Prioritäten der Kunden.

Ursprünglich entstanden die Riffe als Alternative zu auffälligen Strandaufbauten, die bisher genutzt wurden, um Küstenabtragungen entgegenzuwirken. Deswegen gibt es bisher auch kaum Kritik an dieser neuen Art des Offshore-Küstenschutzes. Die künstlichen Riffe kopieren die Natur und harmonisieren nahezu perfekt mit dem Ökosystem des Meeres. „Geht man in die Tropen und schaut sich die wunderschönen Fidschi-Inseln an, erkennt man, dass die paradiesischen Bedingungen, die weissen Strände, durch ein natürliches Riff geschützt werden“, sagt Prof. Black von ASR und erklärt weiter, warum die Kunstriffe so umweltverträglich sind: „Wir benutzen zum Bau so genannte Reef Bags aus Geotextilien. Das sind riesige Säcke, die aufgeblasen und mit Sand gefüllt werden.“ Dieses Material bietet Seegras einen guten Halt und so entsteht Schritt für Schritt ein neuer Lebensraum, der Fische und anderes marines Leben anzieht.

Um den grösstmöglichen Nutzen aus den Kunstriffen zu ziehen, entstand schliesslich der Gedanke, damit auch die Surf-Bedingungen an den betreffenden Küsten zu verbessern. Mittlerweile werden auch Riffe konzipiert, die einzig und allein die Qualität der surfbaren Wellen steigern sollen. Ein derartiges Projekt entsteht derzeit in Opunake, Neuseeland. Die Jungs von ASR Ltd. schaffen es, die Wellen besser brechen zu lassen. Wo vorher chaotische Close-outs nervten, schälen sich danach saubere Wellen in Richtung Strand.

Die Wellengrösse bewertet das ASR Team auf einer Skala von 1 bis 10. Pipeline wäre demzufolge eine 7 bis 8, während Jaws und Teahupoo eher gen 9 tendieren, 10 wäre fast unsurfbar – auch wenn Laird Hamilton die Massstäbe sicher sprengen würde. Im Grunde kann jede dieser Wellen perfektioniert werden – vorausgesetzt, die natürlichen Bedingungen stimmen. „Wenn es nur maximal zehn Fuss Swell gibt, kann man keine 20-Fuss-Wellen erzeugen“, sagt Prof. Black. Je grösser die betreffenden Wellen, desto grösser und teurer das Riff. Eine „handelsübliche“ Grösse mit einer Grundfläche zwischen 6.000 und 20.000 Quadratmetern kostet ungefähr eine Million US-Dollar, einschliesslich vorangehender Studien und Aufbau.

Das weltweit erste Kunstriff dieser Art entstand bei Narrowneck an Australiens Gold Coast. Es vereint die beiden Hauptabsichten Surfen und Küstenschutz und ist ein wahrer King Kong. Black glaubt nicht, „dass noch viele Riffe dieser Grösse entstehen werden.“ Der örtliche Stadtrat liess sich ein Riff von 130.000 Quadratmetern Grundfläche vor die Küste setzen und die Locals, die dem Riff schon einen Spitznamen verpasst haben, sind von den Socken: „Wenn du Bomben-Wellen willst, musst du zum ‚Nazz‘ gehen.“

Sich ein Riff in den Vorgarten pflanzen zu lassen ist ein recht komplizierter Prozess. Um solche Projekte überhaupt zu ermöglichen, sind Prof. Black und seine Crew quer durch den Pazifik gereist und haben natürliche Riffe vermessen. Durch gründliche Untersuchung des Ozeanbodens sammelten sie Erkenntnisse über die Faktoren, die essenziell sind für eine hochklassige Surf-Welle. Diese Daten werden im Vorlauf jedes Projekts verwendet, um einen Computerentwurf des gewünschten Riffs zu erstellen. Schon im Computer versuchen die Wissenschaftler, die Form des Riffs an das vorherrschende Wellenklima anzupassen, um die beabsichtigten Surf-Bedingungen zu erreichen. „Diese komplexen und hoch entwickelten Computermodelle müssen realisiert werden“, sagt Black und verweist auf das hauseigene Labor. Hier wird aus der digitalen Version ein physisches Modell. Das Ganze ist ein sehr aufwändiger und technischer Prozess. Schliesslich durchläuft das Modell noch einige Simulationen, und hat es die erfolgreich bestanden, geht es hinaus aufs Meer. Von Schiffen aus werden die Reef Bags akkurat auf dem Meeresboden platziert, um das geplante Riff möglichst genau umzusetzen. Steht das Riff, erledigt das natürliche Strömungssystem den Rest.

Ganz anders sieht die Sache bei Wave Pools aus. Im Gegensatz zum Ozean können Wellen hier aus dem Nichts erzeugt werden und auch in diesem Bereich sorgte ASR für eine Revolution. Die surf-fanatischen Wissenschaftler kombinierten die Techniken, die bisher einzeln für diese künstlichen Surf-Becken genutzt wurden, und ermöglichen so wechselnde Bedingungen in ein und demselben Pool. Auf den Grund des Beckens wird eine bewegliche Riffform gebaut, über die ein Wellengenerator Wasser strömen lässt. Per Knopfdruck kann man jetzt computergesteuert die Riffform verändern und von einer schweren Barrel-Welle auf eine leichte, weiche Anfängerwelle umstellen.

In Zusammenarbeit mit einer Partnerfirma plant ASR bereits riesige Surf-Parks, in denen die patentierte Technik eingesetzt werden soll. Der erste soll in Florida entstehen und wird wahrlich kein Schnäppchen: Knapp elf Millionen US-Dollar wird der Bau kosten, der Januar nächsten Jahres beginnen soll. Die Location soll dann für Stadion-Surfen und grosse internationale Wettkämpfe genutzt werden, bei denen die Zuschauer rings um den Pool sitzen können. Auch ohne Contests können sich die Pros eine erstklassige Welle einstellen lassen und Bretter testen oder einfach nur trainieren.

So mancher Hobby-Surfer fernab der natürlichen Surf-Reviere träumt von solch einem ganzjährig funktionierenden Surf Spot. Stellt euch vor, ihr kommt abends von der Arbeit, es ist dunkel, kein Strand weit und breit. Dann könnte man doch, bevor es nach Hause geht, noch schnell einen Umweg über den örtlichen Surf-Park fahren und eine kleine After-Work-Session einschieben… Doch sind diese Surf-Tempel ein Ersatz für das offene Meer? „Ich kann nicht sagen, dass es jemals den Ozean ersetzen wird, aber es ist eine fantastische Zusatzmöglichkeit“, spricht Prof. Kerry Black.

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