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Nicolau von Rupp

Portugal scheint in Sachen deutscher Surf-Pro-Nachwuchs das gelobte Land zu sein. Nach den beiden Lipkes ist hier auch der 15-jährige Nicolau von Rupp zu Hause, der den Junioren-Zirkus zurzeit ordentlich aufmischt. Wird er nach Big Marlon vielleicht der nächste deutsche Europameister? Wir statteten Nicolau einen kleinen Besuch ab.

Sintra, Portugal, eine staubige Einfahrt am westlichsten Punkt Europas. Hier soll irgendwo das Haus der Rupps stehen? Ein paar holprige Ecken später stehe ich vor einem wunderschönen Anwesen. Ein Fenster im Erdgeschoss des Hauses, über und über beklebt mit Surf-Stickern, ist allerdings das einzige äussere Anzeichen dafür, dass hier eines von Europas hoffnungsvollsten Talente im Surfen heranwächst.

Klar habt ihr Recht, wenn ihr nun denkt: „Deutscher Junior Champ – was heisst das schon in der Welt der Surf-Pros?!“, doch neben diesem Titel hat der sympathische Blondschopf, der gerade seinen 15ten Geburtstag gefeiert hat, in diesem Jahr in seiner Altersklasse in Portugal mal eben alles abgeräumt, was es abzuräumen gab. Daneben hat er im April den Tapia Pro Junior Contest gewonnen, wenig später der Konkurrenz beim Junior Event in Fistral in Grossbritannien keine Chance gelassen.

Wie sein grosses Vorbild Marlon Lipke ist auch er bei Quiksilver unter Vertrag. Und wer die Quiks überzeugt, der muss schon einiges auf dem Wasser zu zeigen haben. Ein Blick vom Haus herunter in die Bucht macht klar: Optimale Trainingsbedingungen liegen bei den von Rupps vor der Tür. Vor 15 Jahren entschlossen sich Nicolaus Eltern, der Vater Deutscher, die Mutter Schweizerin, den Vereinigten Staaten den Rücken zuzukehren, damit ihre Kinder in good old Europe heranwachsen könnten. Glücklicherweise fand Papa Roman, ein erfolgreicher Geschäftsmann, Gefallen an Portugal und so wollte es der Zufall, dass Nicolau gerade mal 300 Stufen von seinem Hausstrand Praia Grande trennen. Zuerst mit dem Boogieboard, mit neun Jahren dann zum ersten Mal auf dem Surfboard verbrachte er seitdem jede freie Minute am Strand mit seinem Surf-Coach. Ja, richtig gelesen, schon nach den ersten Surf-Stunden hatte er einen eigenen Trainer. Und mit Sicherheit ist dies neben Talent und Liebe zum Surfen ein wichtiger Grund für Nicolaus frühe Contest-Reife.

„Ah, schön, dass du den Weg gefunden hast!“, begrüsst mich Nicolaus Dad, ein sportlicher Mitfünfziger. „Nicolau kommt gleich, er muss noch kurz seine Mathe-Übung zu Ende machen. Morgen schreibt er eine wichtige Arbeit.“ Roman von Rupp hat das Ganze sichtlich gut im Griff. Über Contests, Sponsoren oder wichtige Schultermine, Papa weiss Bescheid und hält Nicolau so den Rücken frei. Ah, da kommt er ja: kurze blonde Haare, sympathisches Lächeln, dabei zurückhaltend und bedacht und keine Spur von eingebildet. Papa schaut auf die Uhr – nicht viel Zeit, morgen steht ja Mathe an. Also, schnell ein paar Fragen:

SURFERS: Du hattest von Anfang an einen Surf-Coach?
NICOLAU: Ja. Er ist gleichzeitig ein guter Freund von uns.

Wie kam das mit dem ersten Contest?
Irgendwann meinte mein Trainer, ich sollte doch mal einen Contest mitfahren: „Vielleicht macht es dir Spass…“ So fing das mit den Wettbewerben an. Der erste lief gut und das hat mich dann erst recht motiviert.

Wie muss man sich das mit dem Training vorstellen?
Oh, manchmal trainieren wir einen Move, oft machen wir aber auch fiktive Heats und ich muss in einer bestimmten Zeit zeigen, was ich kann. Danach gibt es Tipps.

Wieso startest du für Deutschland, du hast doch auch einen portugiesischen Pass?
Bei den Contests lernte ich Marlon kennen, wir verstanden uns von Anfang an super. Er gab mir ein paar Tipps und fragte mich später, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm zusammen für Deutschland zu surfen.

Auch wenn du hier in Lissabon auf die deutsche Schule gehst, deine meisten Surf-Buddies sind sicher Portugiesen. War es nicht schwierig, als sie hörten, dass du für Deutschland an den Start gehst?
Ich sah sie immer im Team trainieren für die portugiesische Mannschaft und wusste, dass ich nicht dabei sein konnte. Das nervte schon. Jetzt ist das aber kein Problem mehr. Und mit Marlon und den anderen Jungs haben wir auch ein klasse Team für Deutschland am Start.

Ein normaler Tag hier, wie sieht der für dich aus?
In der Woche geht es nach den Hausaufgaben sofort runter zum Strand zum Training. Abends holen meine Eltern mich ab. Dann bin ich beim Abendessen meistens so müde, dass ich fast einschlafe. Aber zuerst chatte ich noch mit meinen Kumpels. Am Wochenende bin ich, wenn’s Wellen hat, schon um sechs auf dem Wasser, damit es nicht so voll ist.

Du hast noch einen älteren Bruder, surft der auch?
Ein bisschen, aber nur zum Spass.

Gibt es neben dem Surfen noch etwas für dich?
Zurzeit ist Surfen für mich alles, ich lebe meinen Traum. Im Winter gehe ich gerne snowboarden. Doch im kommenden Winter möchte ich gerne nach Australien, wenn meine Noten in der Schule stimmen.

Schule, oh, da war doch was… Langsam geht die Sonne unter hinter Sintra, dem alten Ferienort der portugiesischen Könige, und ich erinnere mich daran, dass der junge Surf-Prinz morgen einen wichtigen Tag hat. Wie es aussieht, ist das aber nicht das letzte Mal, dass wir uns treffen werden. Nach Marlon ist Nicolau sicher zurzeit mit das grösste deutsche Surf-Talent. Und wenn er so weitermacht, könnte er in Zukunft nicht nur mit, sondern auch bald wieder gegen Marlon an den Start gehen…

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