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Interviews

AUF & DAVON: Lena Lina über Umwege nach Byron Bay

Ab nach Australien! Das klingt doch sehr verlockend, denn die lässige australische Mentalität und das Leben am Meer zieht uns Deutsche magisch an, also wieso nicht nach Australien auswandern?

Nicht umsonst ist Australien die Sehnsuchtsdestination schlechthin. Gerade Byron Bay ist zum Mekka für Auswanderer geworden, denn wunderschöne Strände, jede Menge hippe Leute und relaxte Atmosphäre locken Jahr für Jahr mehr Leute in den Norden Australiens. Eine davon ist Lena Lina, die zwar in Deutschland geboren ist, aber in der Schweiz, besser gesagt in Crans-Montana aufgewachsen ist. Nachdem sie mit 19 nach Zürich gezogen ist, um eine Ausbildung als Kleinkinder-Erzieherin zu machen, hat sie 5 Jahre später entschlossen, die Welt zu entdecken. Durch Reisen nach Kalifornien, Kanada, Mittelamerika und Asien kam sie irgendwann auch mit einem Working Holiday Visum nach Australien. Hier wollte sie eigentlich nur einen Zischenstopp einlegen, um dann längerfristig nach Kanada zu ziehen, aber COVID machte auch ihr einen Strich durch die Rechnung. Was als Notlösung begann, brachte sie zu einem neuen Studium für Design & Visual Communication und einem Job als Freelance Fotografin im wunderschönen Byron Bay. Wir wollten mehr über das Leben in Down Under erfahren, denn klingt das nicht alles zu schön um wahr zu sein und wie kann man eigentlich nach Australien auswandern?

Hallo Lena, wir schicken eisige Grüße nach Byron Bay. Wie ist die Lage bei Euch? Lass uns raten.. Sonnenschein und gute Wellen?

Hallo Simon :) Wir haben sehr gute Wellen, aber momentan viel Regen. Nicht viel Sonnenschein, aber dafür konstant guten Swell.

Es ist zwar schon ein bisschen her, dass wir in Byron waren, aber der Ort hat eine unglaubliche Magie. Was gefällt Dir besonders an dem Ort und wieso bist Du gerade hier gelandet?

Ich bin ein bisschen per Zufall in Byron gelandet. Nach acht Monaten Asien, war ich auf der Suche nach einem Surfer Spot. Ich habe mein ganzes Leben in den Bergen verbracht, meine Idee war mal ein Leben am Meer auszuprobieren. Byron ist für mich ein kleines Paradies. Es gibt Tage, wo das Wasser kristall klar ist, Rochen, Schildkröten und Delphine mit einem schwimmen und vielleicht sogar eine Party Wave teilen.

Byron hat auf der einen Seite traumhafte Natur mit dem Nationalpark und auf der anderen Seite ist es ein kleines internationales Surfing town. In den letzten Jahren hat der Backpacker Boom sicher auch einiges an der „Hippie-Magie“ erstickt, aber hat es sich durch Covid & Co wieder geändert, bzw. was hat sich in den letzten zwei Jahren so getan?

Meiner Meinung nach hat Byron sich seit Corona komplett verändert. Es hat sich von der Hippie Stadt in eine Luxus Stadt umgewandelt. Stadtmenschen haben das Bedürfnis bekommen nach den langen Lockdowns ans Meer zu ziehen und mit der Remote Arbeit haben sie auch die Möglichkeit bekommen von jedem Ort nach Wunsch aus zu arbeiten. Für Byron hat es dadurch Vorteile und Nachteile gegeben. Die Preise sind in die Höhe gegangen, Häuser sind für Millionen verkauft worden, dadurch haben Backpackers und internationale Studenten jedoch ihr Zuhause verloren, da sie sich die neuen Preise nicht mehr leisten können. Ich hoffe, dass jetzt, wo die Grenzen langsam wieder aufgehen, der internationale Tourismus und die ‚Hippie-Magie‘ ein bisschen zurück kommen.

Australien ist sicherlich noch immer die Traumdestination vieler, aber bis auf ein Working Holiday oder Touristenvisum scheitert es oft an der Perspektive tatsächlich auswandern zu können. Wie hast Du es geschafft?

Ich habe mit dem Working Holiday Visa angefangen, welches zwei Jahre gültig ist. Danach musste ich Entscheidungen treffen, wie es weiter gehen soll. Gleichzeitig ist Covid aufgetaucht. Dadurch hat sich für mich eine Tür geöffnet und ich konnte mich mir der Idee an einem Ort ein bisschen länger zu bleiben und ein neues Studium anzufangen, welches ich mit der Fotografie kombinieren kann, immer mehr anfreunden. Und so habe ich mich für ein Bachelor in Design & Visual Communication bei SAE in Byron angemeldet und habe dazu das Glück gehabt, ein Stipendium zu erhalten. Nach dem Studium werde ich ein Postgraduate Visa beantragen. Da ich dann einen australischen Uni Abschluss habe, sollte es einfacher sein, dieses zu erhalten und somit weiter hier arbeiten zu können.

Dein Lebenslauf liest sich wie eine große Weltreise und es scheint als gäbe es wenig Plätze, die Du noch nicht bereist bist. Wieso dann am Ende Australien, oder ist das auch nur ein Zwischenstopp?

Ehrlich gesagt, hoffe ich, es ist nur ein Zwischenstopp, “haha”. Meine Lieblingsdestination ist noch immer Kanada, wo ich bereits zwei Jahre lang gewohnt habe. Sesshaft an einem Ort zu Leben passt aber nicht zu meiner Entdeckungslust. Deshalb habe ich mich für Design & Fotografie entschieden mit dem Ziel weiter die Welt zu bereisen. Ich war nie die klassische Backpackerin. Mich fasziniert es, wenn ich an einem Ort etwas länger bleiben und in die Kultur richtig eintauchen kann. Mit meiner Kamera habe ich ein Medium, dass mir neue Türen öffnen kann. Ich liebe es, Geschichten von den Menschen zu hören und ihnen durch meine Bilder die Möglichkeit zu geben, diese Geschichte weiter zu teilen.

Welche Rolle spielt Deine Heimat Schweiz? Wirst Du irgendwann wieder zurück?

Ich liebe meine Heimat. Ich habe das Glück gehabt in Crans-Montana aufzuwachen, jeden Tag draussen zu sein. Im Winter mit Snowboarden, Skifahren und Eislaufen. Im Sommer mit biken, klettern oder wandern auf dem Berg. Ehrlich gesagt, vermisse ich die Berge sehr, das konstant schöne Wetter, die frische Luft und den Schnee! Aber versteh mich nicht falsch, ich genieße das barfuss gehen, das warme Wetter und das tägliche Surfen sehr :) Mein Ziel ist es, mit der Schweiz in Kontakt zu bleiben. Zudem ist der neue WaveGarden in der Schweiz ein neues Highlight. Gibt es etwas Besseres als die Vorstellung am Morgen auf dem Berg zu Snowboarden und am selben Nachmittag im Tal ein paar Barrels zu nehmen? hahah

Reisen öffnet viele Türen und man lernt neben fremden Kulturen natürlich auch unglaublich viele Menschen kennen. Dennoch scheint es vielen Auswanderern immer wieder an „echten“ Freunden zu mangeln und so treibt die Einsamkeit die Leute wieder zurück in die Heimat. Wie sind hier Deine Erfahrungen?

Einsam fühl ich mich sehr selten. Ich bin mit 15 Jahren aus meinem Elternhaus ausgezogen. Keine dramatische Geschichte. Meine Eltern wollten, dass ich auf eine deutsche Schule gehe, damit ich zweisprachig (mit dem Französisch in Crans-Montana) aufwachsen konnte. So bin ich schnell unabhängig geworden. Ich denke die häufig folgenden Umzüge haben mich in meiner Sozialkompetenz weiter aufgebaut und so habe ich bis heute das Glück mindestens eine Person an jedem Ort wo ich ein bisschen länger bleibe als echte Freundschaft bezeichnen zu können. Zudem habe ich seit zwei Jahren einen Schweizer Partner. Wir kennen uns vom Schwimmclub seit der Kindheit, hatten aber 12 Jahre keinen Kontakt. Per Zufall haben wir uns in Australien wieder getroffen. Ich muss zugeben, es hat mir geholfen, jemanden von zu Hause bei mir zu haben, während dieser Corona Zeit mit den geschlossenen Grenzen.

Jetzt aber zum Thema Surfen – Wann hast Du damit begonnen und welcher ist Dein Lieblingsspot in und um Byron?

Haha, das mit dem Surfen war zu Beginn eine komplizierte Sache. In meinen Sommerferien hatte ich das bereits oft probiert z.B. in Kalifornien, Santa Cruz oder in Central America. Aber richtig gelernt habe ich es in Byron vor drei Jahren, als ich entschieden habe, jeden Tag surfen zu gehen. Das Fotografieren hat mir dabei geholfen. Ich habe dadurch gelernt, das Meer zu lesen, wann das Set kommt, wo die Strömungen durch gehen, wo man sich am besten positioniert und was die beste Körperposition ist. Und seit ein paar Monaten habe ich mit Luke Stedman, ein spezifisches Surf Training angefangen. Das hilft mir mehr und mehr Selbstvertrauen zu bekommen und mich technisch zu verbessern. Mein Lieblingsort… schwierig, aber ich liebe Wategos Beach, weil man da fast täglich die Wellen mit den Delphinen teilt. Ansonsten kommt es immer ein bisschen auf den swell drauf an. Meistens surfe ich zwischen Byron und Ballina.

Das Thema Fotografie hat Dich auf den Reisen auch immer begleitet und mittlerweile verdienst Du damit auch Deinen Unterhalt. Was kannst Du jungen Fotografen mit auf den Weg geben, um aus der Leidenschaft einen Beruf machen zu können?

Sei neugierig, probier aus und praktizier weiter und weiter! Versuch so viel wie möglich aus. Beschränk dich nicht nur auf ein Thema. Das Spannendste finde ich den Austausch mit anderen Fotografen.

Dein Lieblingsmotiv und verrücktester oder liebster Shot?

Ich liebe die Kombination Landschaft mit Surfer, aber ich glaube mein Lieblings Shot ist mein erster, per Zufall gelungener Long exposure Shot, den ich vor ein paar Jahren gemacht habe. Ich war so verblüfft, als ich den Longboarder genau im richtigen Moment am perfekten Ort hatte. Sonst bin ich auch fasziniert bei Reflektionen. Ich finde es spannend ein Bild zu fotografieren und danach die Perspektive zu ändern.

Was steht bei Dir als Nächstes an?

Ich und mein Partner haben vor ein paar Monaten einen Troopy gekauft. Die Idee ist das Auto komplett auszubauen, sodass er wohnhaft wird und wir im Dezember, nach Abschluss meines Studiums, Australien zu bereisen auf der Suche nach den schönsten Wellen.

Dann wünschen wir Dir viel Spaß und anbei noch eine kleine Gallery mit wunderschönen Shots von Lena Lina:

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