Vor wenigen Tagen erst saßen wir in Nordspanien im Wasser und staunten nicht schlecht, als ein junger Logger mit großem Ohrring an uns vorbei slidete. Jules, bist Du das? Und ja – tatsächlich. Der Musiker Jules Ahoi hat jahrelang in San Vincente als Surflehrer gearbeitet und hat vor wenigen Wochen sein neues Album „Dear___“ veröffentlicht. Kaum sind wir wieder zurück in der Redaktion, liegt auch schon ein Paket bereit mit der neuen Platte. Geht gut ins Ohr und so lässt sich der Heimkehrer Blues gut ertragen.
Er ist erwachsen geworden und die überall spürbare Experimentierlust ist nicht Ausdruck eines irgendwie gearteten Getrieben-Seins, sondern entspringt der Selbstgewissheit eines Musikers, der privat endlich sicheren Boden unter den Füßen hat und sich gewappnet fühlt, den nächsten Schritt zu tun – und künstlerisch etwas Neues zu wagen.
„Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, angekommen zu sein“, bestätigt Jules Ahoi. Selbst in seinem Elternhaus in Osnabrück habe er sich nie wirklich zu Hause gefühlt. „Ich war immer auf dem Sprung, hatte ständig den Eindruck, dass ich wegrennen muss. Wovor, weiß ich nicht. Ich habe immer etwas gesucht.“
Schon als Kind spielte er Schlagzeug in Ska- und Punkbands, fing mit Zwölf zudem mit Hip-Hop an, brachte es in diesem Genre unter dem Namen Caos auf drei Alben und einem Crossover-Versuch („Black-Sabbath-Riffs mit Beats“), gründete schließlich die Band Manua Loa, deren Folk-Songs drei Alben lang die Surf-Szene begeisterte, bevor sie sich auflöste – und verschwand dann nach Frankreich, mit nichts weiter als einem verrosteten Bulli, ein wenig Gepäck, einer Gitarre und flüchtigen Gedanken an ein soeben erfolgreich abgebrochenes Studium. Am Meer schlug er sich mit Straßenmusik und Model-Jobs durch, wurde aber auch nicht glücklich, zog zum Nachdenken weiter nach Spanien, wo er – sei es Zufall, sei es Schicksal – einen Freund seines heutigen Managers kennenlernte. Resultat: erneuter Umzug, dieses Mal nach Köln. Eine Wendung, die sich als Glücksfall herausstellen sollte.