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#providetheslide – Surfboards for Liberia

Fotos: Charlotte van der Gaag

Simon und Christopher aus Bern waren im Sommer 2019 in Liberia auf einem Surftrip und haben daraufhin das Projekt PROVIDETHESLIDE gestartet.

Inspiriert von ein paar wenigen Videos und Gerüchten über die perfekten Wellen haben Sie sich auf den Weg gemacht. In langen Hosen, getränkt in AntiBrumm und durchgehend auf Malarone erlebten die zwei einen wahrlich epischen Trip. Vor allem aber haben sie erkannt, dass die Liebe zu den Wellen und der Stoke die unterschiedlichsten Menschen verbinden kann. Auch wenn die Geschichte des Landes bisher sehr traurig und durch Armut und Krieg deprimierend ist, haben sie gespürt, dass gerade durch das Surfen hier für viele eine neue Möglichkeit entsteht die schlimme Vergangenheit hinter sich zu lassen. Die beiden haben Boards und Ausrüstung dort gelassen und wenige Monate nach dem Trip PROVIDETHESLIDE ins Leben gerufen.

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Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, zum Surfen nach Liberia zu fliegen?

Wir surfen beide schon viele Jahre und waren relativ viel unterwegs. Afrika hat uns schon immer gereizt. Wenn man Infos sammelt über die Küste in Westafrika, dann stößt man ziemlich schnell auf Liberia. Viele lange linke Pointbreaks und Legenden über „uncrowded“ Wellen, gepaart mit einer ordentlichen Portion Abenteuer ließen uns dann die Reise nach Liberia in Angriff nehmen. Mit dem Bürgerkrieg und Ebola in der jüngeren Geschichte hat Liberia eine schwere Zeit durchgemacht. Wenn man aber anfängt sich mehr über das Land zu informieren, stösst man auf spannende Geschichten und bekommt den Eindruck, dass das Land zurzeit im Umbruch steht. Das wollten wir eben genauer herausfinden.

Was hat Euch an dem Land am meisten fasziniert?

Die unverfälschte und pure Sichtweise auf das Surfen! Da es keine Infrastruktur gibt (keine Hostels, keine Surfshops, keine Surfcamps, keine Leihwagen, etc.) gibt es nicht das ganze drumherum was man aus anderen Ländern kennt (und manchmal auch schätzt). Wir haben Surfer getroffen, die gar nicht wissen, wie ihre Manöver heissen.
In Anlehnung daran ist auch der Name unseres Projekts „providetheslide“ entstanden: Die ersten reisenden Surfer, die in Liberia einheimische Surfer getroffen haben, waren irritiert, weil dort niemand das Wort «Surfen» kannte – dort hieß es eben „sliding“.
Neben diesem neuen Blickwinkel auf das Surfen sind dann aber definitiv noch die unglaublichen Points zu nennen, die uns sehr in Erinnerung geblieben sind. Unglaubliches Potential.

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Wie entstand die Idee, die Locals mit Surfboards zu unterstützen?

Das war irgendwann ganz logisch. Dadurch, dass wir eigentlich immer mit den Locals den Tag verbracht haben, wurde schnell klar, dass es einfach viel zu wenig Equipment gibt. Vor allem die Jüngeren warten immer unruhig am Strand, bis mal jemand aus dem Wasser kommt und ihnen ein Board leiht. Wir hatten auch vorher schon von der Boardknappheit gehört und den Plan geschmiedet, alle vier Boards und Equipment, welches wir mitgebracht haben, dort weiterzugeben.
Es blieb nur leider auch ein schlechtes Gefühl: Es war offensichtlich, dass dort mehr Equipment benötigt wird. Dementsprechend haben wir dann Zuhause schnell den Plan entwickelt „providetheslide“ zu gründen und bei Freunden und Bekannten ein paar Boards zu sammeln und diese dann irgendwie nach Liberia zu bekommen. Ist ja auch absurd: Bei uns stehen die Boards meistens bis auf 4 Wochen im Jahr rum und dort würden sie dringend gebraucht werden. Auch haben sich bei uns und unseren Freunden über die Jahre viele Boards angehäuft, die man eigentlich nicht mehr surfen wird (wenn man ehrlich ist). Von daher macht es für uns Sinn hiermit Surfer in anderen Regionen zu supporten.

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Wohin gehen die Boards?

Die Boards, die wir momentan sammeln, gehen alle nach Robertsport. Das ist eine Kleinstadt im Norden Liberias (ca. 5 Autostunden von Monrovia). Dort waren wir die meiste Zeit und haben viele Leute kennengelernt. Es gab dort schon ein paar mal einen nationalen Contest und Robertsport ist gewissermaßen das Mekka für Surfer in Liberia. Die Surf-Community dort ist relativ gut vernetzt und organisiert. Dort sitzt auch die Liberian Surfing Federation, die unser Partner vor Ort ist. Sie kümmert sich dann um die Verteilung der Boards und wo sie gelagert werden, usw.
Auch gibt es dort schon einen ersten Ansatz von Tourismus. Die wenigen Expats aus Europa und den USA, die in Liberia leben, fahren zum Surfen nach Robertsport. Ein Boardverleih, ein Ding-Repair und eine Surfschule könnten eine Möglichkeit sein, den Lebensunterhalt der Menschen in Robertsport zu finanzieren.

Wie genau können sich unsere Leser daran beteiligen?

Ganz einfach: Man kann uns sein staubiges Board aus dem Keller spenden. Aber auch Finnen, Leashes, Repair-Stuff, Boardbags und Wax wird dringend benötigt. Wir nehmen jedes Board und sind fähig kleinere Repairs noch vor dem Versand selber durchzuführen. Um Boards zu spenden kann man über unsere Website, Facebook, oder Instagram Kontakt mit uns aufnehmen. Wir haben schon 11 Sammelstellen in Deutschland und der Schweiz.
Gleichzeitig kann man seinen Freunden, im Surf-Shop, bei der stehenden Welle, etc. von uns erzählen und uns so supporten. Wir sind der Ansicht, dass in den Kellern der deutschen und schweizer Surfer sehr viele Boards schlummern, denen man durch „providetheslide“ ein zweites Leben einhauchen kann und einen Menschen in einem anderen Land überglücklich machen. Eigentlich ganz simpel: Surfers support surfers.

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Was sind die weiteren Pläne für das Projekt?

Wir hatten ja zu Beginn geplant zu zweit im Freundeskreis 5-10 Boards zu sammeln. Nach dem ersten Monat von „providetheslide“ war klar, dass das so nicht läuft. Da hatten wir schon ca. 20 Boards und 8 Sammelstellen. Die Resonanz war so groß, dass wir umdenken mussten und unsere Pläne geändert haben. Vor allem auch wegen dem tollen Feedback und der Lust, von vielen uns vorher fremden Menschen, da mitzumachen.

Zwei Freunde konnten wir auch noch mit an Board holen, so dass wir das Projekt nun zu viert organisieren. Momentan möchten wir ca. 50 intakte Boards im April nach Liberia exportieren. Da es uns natürlich sehr interessiert welche Wirkung die Boards dort vor Ort entfalten und wir uns auch verpflichtet fühlen, diese für die Spender zu dokumentieren, werden wir dann eine Projektreise planen.
Es gab schon erste Anfragen aus Sierra Leone und Angola. Das ist zwar noch ein Traum, aber wird mit jedem gespendeten Board realistischer.
Gleichzeitig würden wir es gerne neben den Boards ermöglichen, Wissen weiterzugeben. D.h. zum Beispiel Workshops zum Thema Board Repair oder noch besser Surfboard-Shaping zu organisieren. Hilfe zur Selbsthilfe eben. Auch die gezielte Förderung von Kindern und Frauen wäre ein Thema, das wir gerne angehen würden.

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Welche Tipps könnt ihr Surfern geben, die gerne nach Liberia fliegen würden?

Auf jeden Fall das Boardbag vollpacken und den ganzen Stuff dann am Ende der Reise dort weitergeben. ☺
Es braucht auf alle Fälle vor dem Trip etwas Organisation. Das geht beim Airport Pick-Up los und bei jedem Transfer von A nach B weiter. Es gibt einfach noch so gut wie keine Infrastruktur. Von daher ist man dort auf Kontakte angewiesen. Trotzdem lässt sich hier mit etwas Planung alles easy organisieren.
Eine gute Reise-Apotheke ist sehr wichtig. Malaria, Gelbfieber und andere tropischen Krankheiten sind ein ernstes Thema.
Wir haben am Anfang gezeltet, wenn man das vor hat, braucht man ein anständiges Zelt für tropische Bedingungen und gute Nerven wegen diversem Krabbelgetier in der Nacht.
Wichtig ist auch wirklich alles was man für das Surfen braucht als Back-Up mitzunehmen. Ich hatte am Ende fast keine Finnen mehr, weil mir diverse abgebrochen sind. Ich dachte dann, ich hätte ein Problem, bis mir die Locals gezeigt haben, dass sie ihren Thruster auch nur mit einer kleinen Mittelfinne surfen, da sie keine anderen mehr haben bzw. die anderen aufbewahren. Hat dann auch so geklappt.

Wir wünschen Euch viel Erfolg bei dem Projekt und haltet uns bitte auf dem Laufenden.

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