Es werden Fakten geschaffen für das 20-Millionen-Euro-Projekt “SURFGARTEN” in der Hansestadt Stade. Wenn die Planungen der angepeilten Eröffnung im Frühjahr 2023 eingehalten werden, wäre es Deutschlands erster Wavepool. Die beiden Brüder Jan und Dirk Podbielski sind nicht nur die Initiatoren dahinter, sondern gewissermaßen vom Fach, sie haben mit der Planung und Umsetzung von Offshore-Windparks in der Vergangenheit bereits Erfahrung und technisches sowie kaufmännisches Know-how im Bereich der Projektentwicklung gesammelt. Die beiden Altländer investierten seit dem Start vor etwa fünf Jahren viel Energie, um von der ersten Idee zum fortschreitenden Bauvorhaben auf 60.000 Quadratmetern Fläche zu gelangen.
Die Stadt hatte früh Interesse signalisiert, Stade auf die weltweite Surf-Landkarte zu setzen, passend zur Weiterentwicklung des regionalen, möglichst nachhaltigen Tourismus. Im Anschluss an die Gründung der Projektgesellschaft wurde das passende Grundstück im Südosten der Stadt gefunden, es folgten Bebauungsplan und Flächensicherung. Mit dem Start der Bauleitplanung und der Erarbeitung erster Gutachten wird die Umsetzung des Konzepts stetig forciert. Am 31. Januar 2020 setzte man durch die Vertragsunterzeichnung mit Anlagenhersteller Wavegarden dann einen weiteren Meilenstein.
Im April stieß die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung laut den Brüdern auf fast durchweg positive Reaktionen. Das Interesse von Investoren, Sponsoren, Partnern und Surfern deutschlandweit wächst. Für die strategische Zusammenarbeit holten die Bauherren zudem kürzlich die Kommunikationsagentur Island Collective ins Boot – Gründe genug also, um eine Zwischenbilanz zu ziehen. Wir haben im Interview mit Jan Podbielski und Christoph Zingelmann über Hintergründe und Details zum Großprojekt gesprochen.
Surfers Mag: Jan, du planst und realisiert eigentlich gemeinsam mit deinem Bruder Offshore-Windparks. Wie kam es dazu, mit “SURFGARTEN” neue Wege zu gehen?
Jan Podbielski: Die Idee, einen Surfpark zu bauen, kam uns schon vor vielen Jahren, angefangen mit den ersten Planungen am Küchentisch, rein aus persönlicher Motivation und Faszination für die Idee. Im Laufe der Zeit wurden die Planungen immer konkreter und zeitaufwendiger, so dass wir die Entscheidung getroffen haben, die Idee zu einem professionellen Projekt zu machen.
Inwiefern hilft dabei eure Expertise?
Die Expertise hilft uns sehr. Es geht bei beiden Arten von Projekten hauptsächlich um Genehmigungen, Planung, Schnittstellen, Verträge und Finanzierung.
Natürlich gibt es auch Unterschiede, wenn man ein so exotisches Projekt plant, mit dem die Menschen außerhalb der Surfer-Community erstmal wenig anfangen können. Einen Großteil unserer Zeit investieren wir in Aufklärungsarbeit, um Entscheidungsträger in der Politik zu überzeugen.
Warum habt ihr euch ausgerechnet für die Hansestadt Stade entschieden?
Hier kamen ganz viele Faktoren zusammen. Die wichtigsten Punkte waren dabei, dass wenig natürlicher Lebensraum verdrängt wird, ein aus technischer Sicht geeignetes Grundstück zu finden, ein vorhandenes Verkaufsinteresse des Eigentümers und die Unterstützung für das Projekt aus der Politik. Wir haben im Jahr 2015 mit der Standortsuche begonnen und erst Anfang 2019 einen Flächensicherungsvertrag unterschrieben.
Ist die Anreise nach Stade auch ohne Auto unkompliziert?
Ja, mit der S3 vom Hamburger Hauptbahnhof Richtung Stade und einem geplanten Shuttle-Bus wird man den Surfpark in weniger als einer Stunde erreichen. Dies war für uns auch immer ein wichtiges Kriterium in der Standortauswahl.
Wie ist vor Ort die allgemeine Resonanz auf das Großprojekt, profitiert die Region auf mehreren Ebenen davon?
Die Resonanz ist außergewöhnlich gut. Negative Stimmen gibt es fast gar nicht. Die Politik und die Einwohner sehen die Vorteile. Viele finden es gut, dass man hier bald surfen kann. Aus wirtschaftlicher Sicht bietet das Projekt große Chancen. Zum einen ist davon auszugehen, dass der Tourismus sich über die Grenzen des SURFGARTEN weiter entwickeln wird. Vielleicht wird darüber hinaus auch für den ein oder anderen Studenten ein Studium in Stade attraktiver als heute!? Widerstände gibt es auf jeden Fall keine. Wir haben die Fläche bewusst so gewählt, dass der Betrieb des Surfparks und der damit verbundene Verkehr niemanden stören wird.