My Van Is My Castle – Tim’s Reiseblog
Mein Name ist Tim, ich bin 24 Jahre alt, habe keine Ersparnisse ABER einen 26 (Bj. 1989) Jahre alten, selbst restaurierten VW LT (Van). In diesem Jahr schließe ich meine Ausbildung zum Erzieher in Dortmund ab.
Seit ich denken kann, nahm mein Vater meinen Bruder und mich für jedes lange Wochenende – und in noch so kurzen Schulferien – mit auf verschiedene Reisen in seinen diversen Wohnmobilen. „Wildcampen“ war sein Ding: Bretagne, Südfrankreich, Calais (Wochenendtrips), Portugal, Spanien, Korsika…
Ich könnte diese Liste – sie begann für mich als ich weniger als ein Jahr auf dem Buckel hatte – mit Hilfe von „Vaddi“ noch lange fortführen.
Seit 2012 sind mein Bruder und ich dem Surfvirus verfallen. Im Juli 2012 machten wir uns zu dritt (Vater mit zwei Söhnen als eine Art Initiationsritus) auf den Weg „immer am Atlantik entlang“ (Motto des Trips) nach Marokko, um das Land und die Kultur kennenzulernen. Soviel zu meiner Affinität zum „Gypsylifestyle“.
Während dieses 9-monatigen Trips entdeckten wir, nach jahrelangen, mehr oder weniger ernst genommenen Bodyboardversuchen, auch die Liebe zum Surfen.
Entstehung der Idee:
Ich stand im März diesen Jahres nun vor der Entscheidung des richtigen Studiengangs. Während der ganzen Zeit des Informationeneinholens überkam mich immer wieder das Gefühl: das kann es vor meinem Aufbruch in für mich wegweisendere Gefilde nicht gewesen seien. Bevor ich mich entscheide, was ich wirklich studieren will (Die Tendenz ging in Richtung Psychologie), muss ich erstmal gucken, wo ich stehe und WAS ICH WILL!
Ich wägte meine Möglichkeiten ab und kam zu dem Entschluss es EINFACH ZU MACHEN. alleine!
WOHIN? Die Frage stellte sich nur kurz. Warum nicht mal Skandinavien? Es wird Portugal! Keine nervigen Campingplatzgebühren, facettenreiche Landschaften, wunderschön und an den meisten Stellen ein Surfcheck aus dem Dachfenster. Vor Allem: Überhaupt ein Surfcheck, da wäre Schweden nicht die erste Wahl im Winter. Zudem Standorte, die man in keinem Reise- oder Surfguide a la „Stormrider“ findet, an denen dein Lagerfeuer NIEMANDEN interessiert und wenn doch, dann nur, um daran teilzunehmen. Außerdem sind sie nur über kilometerlange „Pisten“ zu erreichen und bieten somit auch keinen Platz für Durchschnittstourismus. Genau DA will ich hin.
Zuvor war ich immer mit Freunden oder der Familie gereist und das hat natürlich einen Wert, aber wenn ich wirklich wissen will, was ich WILL, muss ich Reisen, mir Input einholen, und obwohl meine finanzielle Situation absolut dagegen spricht, werde ich dies nun tun.
Grobe Übersicht der zu erledigenden Dinge:
–> Sparen, sparen, sparen. An allen Ecken und Enden. Keine Kneipen und keine Discotheken mehr, viele Nudeln:) und so wenig Komfort wie möglich
–> Gesundheitscheck (u.a. den SCHEIß Weisheitszahn ziehen lassen, der mir seit längerem Probleme macht und den ich immer wieder vertröstet habe)
–> Reiseapotheke (Antibiotikum, Pflaster etc.)
–> Finanzen (Kreditkarte etc.) – laufende Kosten minimieren ( Wohnung so früh wie möglich kündigen oder zwischen- vermieten, um dann günstig bis umsonst die letzten zwei Monate unterzukommen (das hat schon funktioniert, ich werde die letzten zwei Monate in Deutschland in einem direkt an der Ruhr stehenden Wohnwagen wohnen, um so viel Geld wie möglich in kürzester Zeit zu sparen)
–> bei Zwischenmiete: meinen Vermieter kontaktieren
–> Anwartschaft Krankenkasse
–> Strom abmelden etc.
–> das Arbeitsamt informieren, mich abmelden
–> das Auto nochmal auf Vordermann bringen (Zahnriemen, kleinere Lackreparaturen, Solaranlage, eventuell Kompressorkühlschrank um die Gaskosten gering zu halten und kleinere Reparaturen, große Inspektion, Innenraum so wohnlich wie möglich gestalten) All das kann ich mir im Übrigen nur erlauben, weil mein Vater vom Fach ist
–> Eventuelle Einkommensmöglichkeiten für unterwegs abwägen
–> alte Kontakte in Portugal auffrischen (auf Reisen kennengelernte Menschen kontaktieren und um Rat und Tat bitten)
–> Leute über mein Vorhaben in Kenntnis setzen und Interesse wecken
–> Dokumente kopieren für den Falle eines Diebstahls
Eine glückliche Fügung des Schicksals sorgte dafür, dass meine, momentan noch in Rumänien als Lehrerin tätige Mutter, ab Juli meine Wohnung übernehmen wird, sodass ich mir keine Sorgen vor und nach der Reise um Mobiliar zu machen brauche. Für den Zeitraum der Reise eine Wohnung weiter zu finanzieren war keine Option. Ich hätte also alles verkauft und später, im Falle einer Rückkehr, mit leeren Händen dagestanden. Dies bleibt mir nun erspart, denn meine Mutter wird für ein Jahr meine Wohnung, mit allen Möbeln übernehmen. Ich führte bereits ein reibungsloses Gespräch mit meinem Vermieter. Der Punkt ist also abgehakt.
Auch der groß angelegte Gesundheitscheck ist hinter mich gebracht, großes Blutbild etc., lediglich der Termin für die Entfernung meines linken, unteren Weisheitszahns steht mir noch bevor und rückt immer näher. Ohne eine Reise wie diese hätte ich das gute Stück wohl trotz immer wiederkehrender Entzündungen mein ganzes Leben weiter mit mir herumgeschleppt.
Naive Pläne bezüglich eines Einkommens in der Zeit in Portugal sind vorhanden: Der naivste von allen: (während ich schreibe muss ich lachen) Ich werde versuchen aus Getränkedosen selbstgebastelte Aschenbecher, Gaskocher und Kerzenständer aus meinem Bus heraus zu verkaufen.
Der Lowbudget-Aspekt steht, wie ihr euch sicher denken könnt, im Vordergrund: Für die Hin- und Rückfahrt werde ich über Portale wie „Mitfahrgelegenheit“ und „Mitsurfbörse“ Mitfahrer anwerben und die Kosten durch die Anzahl der Mitfahrer teilen. Dieses Vorhaben ist bislang gut angelaufen und ich mache mir KEINE Sorgen über die Umsetzung.
Mautstraßen werden natürlich gemieden und Essen gehen oder wilde Partys in irgendwelchen teuren Strandbars natürlich auch.
Motiv
Es geht mir um das „Alleinsein“, um das auf SICH besinnen, wenn sich auch viel Besuch für die Zeit angekündigt hat, der meinen Wohnort an den besten Spots Europas, zur besten Jahreszeit für Europa (Oktober bis März) natürlich auszukosten sucht.
Das Alleinsein wird sowohl Fluch, als auch Segen zugleich sein. Ich bin FREI! Aber eben auch alleine, nicht tagtäglich mit irgendwelchen technischen Medien umgeben, die es mir erlauben (mal eben) einen Film zu gucken oder mich von etlichen Werbungsangeboten berieseln zu lassen. Aber sind wir mal ehrlich: Genau das will doch auch keiner. Ich auf keinen Fall!
Damit ich nicht falsch verstanden werde: Mir geht es hier nicht schlecht, (Eine großartige Familie, einen Job, der mir Spaß macht und gute Freunde) aber in mir wächst, jedes Mal wenn ich für eine gewisse Zeit wieder „Zuhause“ bin, die Frage: „Ist das alles?“ Nervige Gefälligkeiten gegenüber Chefs, Zeitdruck bei so ziemlich Allem was ich tue und die Jagd nach dem mit Zahlen bedruckten Papier.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin kein Medina oder John John, aber ich liebe diesen Lifestyle und ich bekomme nicht genug davon, eine Welle abzureiten und dabei alles um mich herum zu vergessen, wirklich ALLES!
In der Vergangenheit habe ich zudem die Erfahrung gemacht, dass diese Art des Reisens wirklich gesund ist und die Menschen sogar ein bisschen schöner macht;)
Nach etwas längeren Surftrips fühlte ich mich meist quietschfidel, fit und gesund und trage viele der gemachten Erinnerung bis heute in positiver Erinnerung mit mir herum.
Mehr von meinen Reisen findet Ihr hier: www.myvanismycastle.tumblr.com .
Gruß vom Tim