Toninho Dingl im Interview – Zwischen Kunst und Surf Magie
Toninho Dingl stellt seine Werke gerade in der Therme Erding aus und das Thema Surfen findet sich in vielen Gemälden wieder. Wir haben den Altöttinger zu einem kurzen Gespräch getroffen!
Erstmal danke für die Einladung zu Deiner Ausstellung. Könntest Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen?
Toninho: Klar, doch! Also ich heiße Toninho Dingl, komme aus Altötting, bin 27 Jahre alt und male Bilder. Meine Art zu malen nennt sich digitale Malerei. Die Bilder entstehen am PC mithilfe eines Zeichentabletts und einem druckempfindlichen Stift. Dabei malt es sich so ähnlich wie auf einem Papier, Surfbrett oder einer Leinwand, wobei ich schon für jedes Bild durchschnittlich 150-200 Stunden brauche. Dann werden diese Bilder einmalig auf Leinwand ausgedruckt und signiert. Für mich ist der Computer aber auch nur ein Werkzeug, um meine Gedanken auszumalen. Obgleich für einen Schriftsteller die Entscheidung – Schreibmaschine oder Computer –, die Geschichte muss halt gut sein. Genauso wenig kann Dir der Computer die Farbgestaltung, den Bildaufbau, die Perspektive das Abzeichnen und vor allem die Idee nicht abnehmen. Diese neuere Art des Malens trifft für viele den aktuellen Zeitgeist und so erkläre ich mir teilweise den großen Erfolg meiner viermonatigen Ausstellung im Österreichischen Rundfunk (ORF).
Rein äusserlich schaust du wie ein echter Surferdude aus, ist dem auch so?
Toninho: Ja, das stimmt, irgendwie halten meine Haare von der Schwerkraft nicht so viel. Das mit dem Surfen stimmt auch, seit meinem 19. Lebensjahr versuche ich so oft wie es geht zum Surfen zu kommen. Aber wenn man aus Süd-Ost-Bayern kommt, gestaltet sich das manchmal als schwierig. Aber so 2 Monate im Jahr komme ich schon ans Meer. Aber der richtige Checker bin ich jetzt auch nicht – Der Meeresgott Poseidon würde mir wahrscheinlich ein Surfzeugnis mit „stets bemüht“ ausstellen.
Wie weit beeinflusst dich deine Leidenschaft zum Surfen in deiner Kunst?
Toninho: Sehr sogar, weil es für mich schon etwas magisches hat, eine Welle zu reiten oder sich durch die Brandung in den Line-Up durchzukämpfen. So vermische ich gerne die Surf-Realität mit griechischer Mythologie, wobei Poseidon als Gott des Meeres eine große Rolle spielt. Dann natürlich indirekt, da man durch diese Meeres-Sehnsucht viele Reisen auf sich nimmt. Die Erlebnisse und Eindrücke von Hawaii, Kuba, Neuseeland, Brasilien, Indonesien usw. waren schon gewaltig. Lustigerweise hat mich der Surftrip nach Hawaii zum Malen angestachelt, als ich auf Maui eine Ausstellung von Vladimir Kush gesehen habe; dann als ich in Frankreich und in einem Surfcamp mehrere Monate gearbeitet habe, stellte mich der (weitsichtige) Campleiter für künstlerische Arbeiten ab und ich durfte Surfboards und Wohnwägen anmalen. Und als sich durch diese Tätigkeit ein zwei-monatiger Surftrip nach Neuseeland ergab, habe ich dort beschlossen, auf meine erste Ausstellung hinzumalen. Ja, wäre das Surfen nicht würde ich wahrscheinlich nicht malen.
Deine Motive sind ja zum Teil sehr „kritisch“ wenn man das so sagen kann, wie kommen die Ideen?
Toninho: Meine Gedanken drehen sich um die Dinge, die mich bewegen. Als Surfer ist man ja zwangsläufig mit Plastik und der großen Zerstörung unseres Planeten konfrontiert. Ja, die planetare Arbeitsmaschine bzw. dieser Zwang des ewigen Wirtschaftswachstum beschäftigt mich einfach sehr und ich frage mich oft, wie lange es noch braucht, bis der letzte Strand erschlossen, kommerzialisiert und vermüllt wird. So ist in meinen Bildern sogar der fiktive „Koopa Troopa Beach“ von „Mario Kart 64“ nicht mehr vor den Auswüchsen des Kapitalismus sicher. Andere Bilder entstehen bspw. dadurch, dass ich sehr mit der Organisation „Sea Shepherd“ sympathisiere und bei diesem Bild knüpft sich der Meeresgott ein Walfängerschiff vor.
Aber nicht alle Bilder sind kritisch, das würde auch nicht meiner Person entsprechen. Fantasievorstellungen wie, dass Poseidon mit seiner Hand Wellen formt sowie die „erste Arschbombe der Geschichte“ oder die „Party of Trafalgar 1805“, die wiederum den „Tiki-Tiki Nelson“ auf Hawaii landen lässt, weil er sich in England wegen der bei Trafalgar gefeierten britisch-französischen Freundschaft nicht mehr blicken lassen kann, sind alles andere als kritisch. Auch das Bild „Forever Young“ ist für mich auch eine Art persönliche Wunschvorstellung. Natürlich sind immer ein paar versteckte Botschaften dabei, die beispielsweise auf „Localism“ beim Surfen anspielen und diese mit Surf-Nazis verglichen werden.
Bist Du dann auch politisch aktiv?
Toninho: Nein, ich bin in keiner Partei.
Was brennt dir als nächstes unter den Nägeln?
Toninho: Ich möchte gerne eine richtig große Ausstellung im nächsten Jahr eröffnen. Das Thema Gesundheit & Pflege, Überwachung und der Mensch als Ressource werde ich besondere Aufmerksamkeit schenken.
Du hast momentan eine Ausstellung in der Therme Erding. Das ist ja nicht gerade eine klassische Ausstellungsfläche. Wie kam es dazu?
Toninho: Das stimmt, aber eine abgefahrenere und geeignetere Location kann ich mir nicht vorstellen. Ich glaube den Bildern gefällt es dort um einiges besser als in einer grauen Galerie. Die Bilder stehen erhöht vor dem Wellenbad und einem Hotel, das aussieht als wäre es die HMS Victory (das Schlachtschiff von Admiral Nelson), die ich als Kind schon als Modell zusammengebaut habe. Ich habe im letzten Jahr durch einen Freund eine Auftragsarbeit für die Therme Erding malen dürfen und die kam anscheinend nicht so schlecht an und so kam es dann zu dieser Ausstellung.
Wie lange können wir uns hier zwischen Pommes und Eiscreme noch Deine Bilder bewundern?
Toninho: Bis zum 10. September.
Dann viel Erfolg und vielen Dank für das Gespräch.
Mehr von Toninho findet Ihr auf seiner Website: www.toninho.at und schaut am besten bis September noch in der Therme Erging vorbei!