Das war mal ein interessantes Jahr im Sport des Wellenreitens. Highlights gab es zur Genüge auf der ASP-Profitour, aber auch abseits davon war einiges geboten.
Traditionsgemäß richteten sich Anfang des Jahres alle Augen auf das Epizentrum der Surfwelt Hawaii. Speziell Jaws rückte in den Mittelpunkt. Dass an diesem Spot die größten Wellen des Planeten brechen ist bekannt. Neu war allerdings, wie diese bewältigt wurden. Ob Mark Visser nachts, Chuck Patterson mit Wasserskiern oder Shane Dorian, Ian Walsh, die Longs und Konsorten per Muskelkraft. Jaws wurde zu einer Spielwiese. Man konnte davon halten was man wollte, aber zumindest die Rückkehr zu den Paddle-In-Roots ist doch ein positiver Trend.
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Dann ging auch schon die Tour wie immer mit dem Quik Pro an der Gold Coast los. Kelly Slater gewann das Teil zum dritten Mal in seiner Karriere und die Konkurrenz stöhnte kollektiv auf. War der Kerl immer noch nicht satt? Anscheinend nicht. KS dominierte die Tour wieder nach Belieben und wären der Surfpresse nicht schon bei seinem achten Titel die Superlativen ausgegangen, wäre es dieses Jahr wieder soweit gewesen. Generell zeigte sich auf der Tour eine interessante Tendenz: einerseits gewannen Veteranen wie Mr Slater und Kieren Perrow in Pipeline (hat mich persönlich sehr gefreut) Events, andererseits drücken die jungen Wilden von hinten nach.
Durch den Cut in der Mitte der Saison kamen Talente wie Diego Medina und John John Florence zum Zug. Ersterer gewann gleich mal in den Quik Pro in Frankreich und den Rip Curl Search Pro in San Francisco. Gegen seine traumhaft sicheren Aerials war einfach kein Kraut gewachsen. Auch John John sicherte sich gleich mal die Triple Crown zum Saison-Ausklang auf Hawaii und überzeugte auch in den übrigen Contests wie dem Rip Curl Pro in Portugal.
Der bestplatzierte Rookie war allerdings Owen Wright, der gleich in seiner ersten Saison als Dritter abschnitt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Tour standen sich bei drei Events in Folge dieselben beiden Surfer gegenüber. Tahiti, New York und Trestless waren die Locations, an denen der lange Aussi King Kelly ernsthaft versuchte, seinen elften Titel streitig zu machen. Durchsetzen konnte er sich lediglich in New York und auch im Endspurt der Saison ging ihm dann ein bisschen die Luft aus. Hören wird man 2012 auf jeden Fall von allen drei etwas.
Nicht zu vergessen sind natürlich in diesem Zusammenhang die fast schon etablierten jungen Wilden der “Mödern Collective Generation” um Julian Wilson und Jordy Smith. Letzterer wurde von einer Verletzung in Teahupoo mitten in der Saison aus der Bahn geworfen. Man wird sehen, wie sich das südafrikanische Kraftpacket schlägt, wenn er 2012 verletzungsfrei bleibt. Rein präventiv muss ich den Herrn Slater natürlich auch für die nächste Saison auf der Rechnung haben. Die Konkurrenz kann eigentlich nur hoffen, dass er kommendes Jahr über mehrere epische Swells wie auf Tavarua/ Cloudbreak stolpert und dadurch ASP-Events wie in J-Bay links liegen lässt. Überhaupt war dieser Swell auf jeden Fall eines der Highlights 2011. Kein Surfmag kam ohne Coverage von diesem Ereignis aus und Volcom entschied sich direkt einen Tourstop für die kommende Saison dort zu veranstalten.
Genauso kam kein Redakteur an einem Bericht über den Megaswell in Teahupoo aus, bei dem auch Surfgeschichte geschrieben wurde. Bomben über Bomben und es grenzte an ein Wunder, dass es keine schlimmeren Verletzungen gab. Apropos Surfgeschichte: die wurde auch auf unserem alten Kontinent geschrieben. Ausgerechnet in Portugal, bislang ein weißer Fleck auf der Big-Wave-Landkarte, wurde die größte Welle aller Zeiten geritten. 90 Fuß war sie hoch und Garrett Mc Namara dürfte mit diesem Monster bei den Billabong XXL – Awards ganz gut abräumen.
Was 2012 bringt wird sich zeigen. Den jüngsten Weltmeister aller Zeiten (Diego Medina?), die erste gerittene 100 Fuß-Welle (Alaska?) oder den wirklich ersten Kickflip off-the-lip (Ozzie Wright?). Wir sind gespannt und werden es euch als erste wissen lassen. Einfach immer wieder reinschauen.
http://mpora.com/videos/DWyiPYKu9
text: bernd bliemel
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