Das war er also: Der erste durch und durch deutsche Surffilm. „Keep Surfing“ lassen wir an dieser Stelle jetzt einfach mal außen vor, weil er ja dann doch eher unter Doku fällt. Auch wenn der Trailer schon mal ganz gut aussah, blieb doch die Frage, ob das Konzept „Deutsche Surfer surfen in kaltem Wasser“ einen kompletten Film tragen kann. Und die Antwort ist ganz klar ein fettes: JA.
Das hat mehrere Gründe. Zum einen sind da die hypnotisierend schönen Landschaftsaufnahmen von Regisseur Felix Gänsicke, denen man anmerkte, dass da jemand sehr viel Taylor Steele – Filme geschaut hat. Das ist durchaus positiv gemeint, weil trotzdem noch ein eigener Stil zu erkennen ist, wie ihn nur jemand entwickelt, der ganz viel Zeit an und in der rauen Nordsee verbracht hat. Dieser Blick für die rohe, lebensfeindliche Schönheit der Natur verleiht dem Film eine eigene Ästhetik, die im krassen Gegensatz zu den perfekten Indo-Barrels steht, die man sonst so aus Surfvideos kennt.
Aber selbst die schönsten Aufnahmen werden natürlich irgendwann mal langweilig. An dieser Stelle kommen die Surfer ins Spiel. Es musste teilweise schon ordentlich mit Zeitlupen, Beschleunigungen und Schnitten gearbeitet werden, um das maximale aus der Footage rauszuholen, aber wir haben es hier ja auch nicht mit abgebrühten Profis zu tun, die gerade ihren 14. Trip zu den Mentawais absolvieren. Dafür merkt man den Jungs an, dass sie richtig Spaß am Wellenreiten haben. Und das auch bei eigentlich richtig miesen Bedingungen. Das macht den Film für unsereins deutlich nahbarer und ist seine eigentliche Stärke.
Und dann wäre da noch das gelungene Storytelling zu erwähnen. Die monotone Erzählerstimme passt gut zu den anfangs auch herrlich tristen Aufnahmen und gibt den Rhythmus des Films vor. Der nordische Humor entfaltet sich erst im Laufe des Films, sorgt aber dann auch für Lacher, ohne überdreht zu wirken.
Alles in allem ein wirklich überraschend guter Film, wenn man bedenkt, dass dahinter wirklich nur eine handvoll Jungs mit Bock auf kalte Wellen steht und keine Multimillionen-Brand. Wobei ein Image-Film einer Multimillionen-Brand wohl ohnehin nicht einen solchen Vibe entwickeln hätte können.
Unser Tipp also: Anschauen
Text Bernd Bliemel
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