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Nico von Rupp: expect the unexpected

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Reisen sind so spannend, wie sie sind, da man nie weiß, was einen erwartet. Gerade als Surfer kann man davon ein Lied singen. Nico von Rupp war im hohen Norden Europas auf Erkundungstour nach unberührten Wellen. Ohne Ahnung, wohin es ging und wie die Bedingungen würden, wurde er mit einem der besten Swells des Jahres belohnt.
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Seit geraumer Zeit schon war ich mit dem Wave-Guru und Fotografen Al Mackinnon in Kontakt. Wir hielten Ausschau nach dicken, fetten Wellen. Als die sich auf dem Radar abzeichneten, waren die Instruktionen für diesen Trip zwar minimalistisch knapp gehalten, kamen aber unmissverständlich klar und deutlich rüber: eine kleine Crew, eine unberührte Location und feuernde Wellen nur für uns allein.
Al wollte keinerlei Infos zu seinen geheimen Spots durchsickern lassen. Das Einzige, was er verriet, war, zu welchem Flughafen ich kommen sollte und dass es pumpen würde! Das
reichte mir an Infos und – there I was:
Zwölf Stunden später saß ich mit ihm an diesem einsamen Flughafen irgendwo im Vereinigten Königreich. Der Swell sollte allerdings nur zwei kurze Tage anhalten, daher blieb keine Zeit zum Schlafen. Und so traf ich wenig später mit mächtig dickem Neopren und einigen Boards beladen um halb sechs Uhr in der Früh den Local Ripper Sandy Kerr. Sandy war der eigentliche Kopf des Plans. Er sollte uns herumführen und uns an den richtigen Spot führen.

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Während der gesamten Fahrt machte ich mir Gedanken, was da wohl auf mich warten würde. Al ließ schließlich durchsickern, dass es sich um eine perfekte Left handeln würde. Ich malte mir schlaftrunken, wie ich war, die fantastischsten Wellen aus. Dennoch versuchte ich immer wieder, mich zu zwingen, die Erwartungen nicht allzu hoch anzusetzen, ich wollte nicht enttäuscht werden. Ich hatte von zu vielen Leuten gehört, dass sie von diesem Küstenstreifen ohne Erfolg nach Hause hatten zurückkehren müssen. Nach einer Stunde Fahrt stoppte Sandy vor einer wunderschönen urigen Farm im Niemandsland. Nur ein paar Schafe trotteten faul über die tiefgrüne Wiese vor dem Bauernhaus. Das Eldorado eines jeden Secret-Spot-Hunters lag vor uns. Ein Ort, an dem Surfen noch nie eine Rolle gespielt hat, wo Bauern ihren Kühen Milch abringen und dabei auf menschenleere, perfekte grüne Sechsfuß-Barrels des rauen Atlantiks schauen, ohne zu wissen, dass man diese Dinger surfen könnte.

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Wir konnten von unserem Parkplatz noch keine Wellen erkennen, also rannten wir voll beladen über die grüne Wiese. Wir rannten und rannten, bis sich mit einem Mal der Blick auf den Spot auftat und ich nicht fassen konnte, was wir da sahen…
Die traumhafte Left entpuppte sich als zerblasener Close-out, der auf einen hässlichen Felsvorsprung klatschte. Ich war mehr als enttäuscht! Man versucht ja immer wieder, sich zu motivieren und das Beste in den Bedingungen zu sehen, aber hier sah ich überhaupt kein Potenzial. Umso mehr verwunderten mich Sandy und Al. Die Jungs waren extrem happy mit den Bedingungen. Sie waren aufgeregt über etwas, über das ich nicht aufgeregt war. Sie sahen etwas, was ich nicht sah.

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Doch tatsächlich, nur wenig später riss der Himmel auf, die Sonne blinzelte hervor und ein leichter Offshore setzte ein. Die verblasenen Wellen öffneten sich und verwandelten sich innerhalb einer Stunde in perfekte Sechsfuß-Barrels. Ich konnte es nicht fassen: Vor unseren Füßen lag reine Perfektion mit niemanden draußen!

Die Wellen liefen den ganzen Tag über und wir surften sechs Stunden am Stück. Heavy Takeoffs in tiefe Barrels, einer nach dem anderen. Bereits nach der Hälfte unserer Session tat mir jeder Knochen weh, Hande und Füße waren taub und mein Körper zitterte vor Kälte. Aber ich konnte einfach nicht aus dem Wasser, es war zu gut.

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Nach sechs Stunden brach schließlich mein letztes Board und ich muss sagen, ich war froh darüber: Mein Körper konnte nicht mehr. Ich würde behaupten, dass dies eine der besten Sessions meines Lebens war. Ich war so stoked, wie am Ende alles zusammenkam: Wir scorten einen Swell in letzter Minute, ich wusste bis zum Schluss nicht einmal, wohin die Reise ging, und auch nicht, was mich erwarten würde. Der Trip zeigte mir, dass man immer positiv denken sollte, auch wenn die Bedingungen anfangs nicht immer super aussehen. Meist ist es ja eh immer besser im Wasser, als es von Land aussieht.

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text: nico von rupp
photos: al mackinnon

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