Pavones – Heimat von Leon Glatzer und einem perfekten Pointbreak. Eine kleine, fast magische Welt an der südlichen Pazifikküste Costa Ricas, wo die Zeit langsamer und die Welle ewig läuft. Für viele von uns war Pavones ein Ort, an den wir immer wieder zurückkehren wollten. Doch jetzt droht dieses kleine Paradies, im Namen der „Entwicklung“ zerstört zu werden.
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Der Tag, an dem Pavones erschüttert wurde
In den frühen Morgenstunden des 28. Mai rückten schwer bewaffnete Polizeieinheiten gegen zivile Bewohner von Pavones aus – begleitet von Bulldozern, die zwei Supermärkte, eine Bäckerei, ein Restaurant, mehrere Wohnhäuser und Hütten dem Erdboden gleichmachten. Ohne Vorwarnung. Ohne Rücksicht auf Menschenleben. Ohne Dialog.
Die offizielle Begründung: Die Gebäude stünden illegal in der sogenannten Zone marítimo-terrestre (ZMT), also im Küstenschutzstreifen. Doch viele dieser Familien und Geschäftsinhaber leben und arbeiten dort seit Jahrzehnten – mit Genehmigungen, bezahlten Steuern und gültigen Lizenzen.
Wer trägt die Verantwortung?
Die Gemeinde Golfito erklärt, sämtliche Gebäude befänden sich illegal in der sogenannten Zone marítimo-terrestre (ZMT) – einem Küstenbereich, in dem die ersten 50 Meter absolutes Baurechtverbot gilt, und die nächsten 150 Meter nur mit Konzession nutzbar wären. Viele Bewohner besitzen jedoch seit Jahrzehnten Gewerbelizenzen, haben Steuern gezahlt und argumentieren, dass die Genehmigungsanträge von der Gemeinde schlicht ignoriert wurden.
Rechtsanwalt Wálter Brenes sieht darin einen eklatanten Rechtsbruch: Straßenpläne aus den frühen 2000ern seien veraltet und nicht mehr aktuell; dennoch werde die Gemeinde für deren Realisierung verwendet, um Abrisse zu rechtfertigen. Die Anwohner selbst sind seit Jahrzehnten verwurzelt. Sie beklagen über 20 Arbeitsplatzverluste und mehrere obdachlos Gewordene – ganze Familien wurden getroffen.
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Wie weit reicht der Verdacht?
Hinter der Aktion stehen mutmaßlich größere Interessen: Eine private Luxus-Immobilienfirma plant einen 60-Wohnungen-Komplex inklusive Luxus-Marina nahe Golfito. In Surf-Foren wird offen davon gesprochen, dass Entwickler und lokale Behörden versuchen, dieses lebendige Dorf in exklusive Resorts zu verwandeln.
Welche Folgen drohen für die legendäre Welle?
Pavones ist bekannt für eine der längsten Linkswellen der Welt – eine Sandbank, abhängig von sensiblen Sedimentströmen. Jede bauliche Veränderung, insbesondere eine veränderte Küstenstruktur oder eine neue Marina, gefährdet das Wellenbett. Die Surftourismusforscherin Dr. Tara Ruttenberg warnt:
„Was in Pavones geschieht, ist ein klares Beispiel dafür, wie Entwicklungsinteressen Gemeinden unterdrücken. Organisierter Widerstand ist unsere einzige Hoffnung, um Orte wie Pavones vor einer Umwandlung in das nächste Santa Teresa zu bewahren.“
Ein vergleichbarer Ansatz wie in Santa Teresa, wo sich einstige Rauheit in eine Luxusoase verwandelte – mit dramatischen Folgen für Surfer, Fischer und Anwohner.
Widerstand & Rechtsstreit
Die Bürgervereinigung „Rio Claro – Pavones Integral Development Association“ hat bereits rechtliche Schritte eingeleitet. Gleichzeitig sammelt die Gemeinschaft über Spendenplattformen Gelder für juristische Unterstützung und Umweltgutachten. Internationale NGOs und akademische Kreise beobachten den Fall mit Sorge. Auch die Universität Costa Rica kritisiert neue Küstengesetze, da sie nicht ausreichend vor Investoreninteressen schützen.
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Pavones erlebt derzeit eine historische Zäsur: Nationale Gesetzgebung zur Küstenzone trifft auf jahrzehntelange Gemeinschaftspräsenz – und wird anscheinend von privaten Luxusinteressen überlagert. Sollte der Abriss fortschreiten und der geplante Komplex Realität werden, wäre nicht nur das Dorf ausgelöscht – sondern eine der ikonischsten Wellen der Surfwelt für immer verloren.