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Tim Schubert

Der Hamburger Tim Schubert lebt auf Sylt und ist einer unserer fittesten Jungs im Nordsee-Line-up. Und nicht nur dort, von Snapper Rocks in Australien bis nach Pipeline/Hawaii macht Tim gute Werbung für deutsches Surfen. Er reist so viel und so lange, wie die Kohle reicht.

Und das, obwohl er durch seine junge Familie nicht mehr ganz so verantwortungslos mit Geld, Zukunftsplanung und Gesundheit umgehen kann wie die meisten von uns. Wie er das trotzdem alles vorbildlich unter einen Hut bekommt, erzählt uns Tim auf den folgenden Seiten.

Surfers: Tim, wann bist du überhaupt noch auf Sylt? Wir bekommen ja nur noch Mails aus dem Ausland von dir…
Tim: Von April, Mai bis Ende September arbeite ich als Rettungsschwimmer in Rantum und ein paar Abende die Woche noch als Koch. Dann sind wir meist noch für etwa vier Wochen über Weihnachten und Silvester auf der Insel, um zu arbeiten und die Familie zu besuchen. Den Rest des Jahres tingeln wir durch die Weltgeschichte. Aber bevor du weiterfragst, erst mal herzlichen Glückwunsch an euch! Euer Jubiläum erinnert mich daran, wie lange ich selbst schon surfe. Ich glaube, die zweit oder dritte Ausgabe war das erste Surf-Mag, das ich je in der Hand hatte, und seitdem bin ich ein Surf Mag Junk. Ich kann nicht mehr an einem Surf-Mag vorbeigehen, das ich nicht kenne, ohne es einmal durchzublättern, Surfers sei Dank. Jetzt nach 15 Jahren selber mal ein paar Bilder drinzuhaben ist natürlich eine unglaubliche Ehre für mich. Macht weiter so!

Danke, danke! War es damals einfach für dich, bei den Sylter „Old Dogs“ Anschluss zu finden?
Also, ich bin superherzlich auf der Insel aufgenommen worden, ohne dass ich irgendeinen Sylter vorher richtig gekannt hätte, und ich habe hier richtig gute Freunde gefunden.

Da wir mit dieser Ausgabe gerade beim Thema „damals“ sind: Verändert sich viel auf der Insel? Sieht man da einen grossen Unterschied zu den Zeiten, als du selbst mit dem Surfen angefangen hast?
Klar, der Surf Boom ist überall auf der Welt eine Kurve, die steil nach oben geht, und so ist es auch hier: 50 bis 60 Leute an den Main Spots sind im Sommer keine Seltenheit, natürlich nicht nur Sylter und das, obwohl Sylt eine riesige Sandbank ist. Zwar mit etwas besseren und schlechteren Bänken, aber die meisten Surfer würden den Unterschied eh nicht merken. Sie sind alle wie die Lemminge. Ich surfe daher die meiste Zeit gar nicht mehr in Westerland. Und wenn, dann nur, um einige bekannte Gesichter wieder zu sehen, oder wenn es total feuert.

Oha, das hört sich fast ein bisschen negativ an. Wie stehst du zu Localism auf Sylt und an anderen Spots der Welt, die du bereist hast?
Das ist in meinen Augen ein superkompliziertes und schwieriges Thema – besonders für uns deutsche Surfer, die aufs Reisen angewiesen sind. Generell hat Gewalt im Wasser und am Strand natürlich nichts zu suchen, wir sind doch alle zum Spass drin. Aber es muss Regeln geben, besonders an Spots, die zu voll oder gefährlich sind bzw. kleine Takeoff Spots oder Ähnliches haben. Dort ist es wichtig, dass gewisse Surfer dafür sorgen, dass die Spielregeln eingehalten werden. Oft ist es an vielen Spots leider nur ein reines Machogehabe. Das kommt wohl daher, dass viele Surfer den Respekt vor den anderen Surfern verloren haben und sie nur noch so viele Wellen wie möglich „konsumieren“ wollen. Ich kann die Locals da aber auch irgendwo verstehen. Viele von denen arbeiten ganz normal von neun bis fünf und kommen nicht jeden Tag ins Wasser. Meine Freundin Birte meinte mal in Pavones zu mir: „Warum lässt du denn den Locals den Spot nicht am Abend?“ So weit würde ich natürlich nicht gehen, aber der Gedanke war gar nicht so schlecht. Mit einem Lächeln und Respekt den Wellen und Surfern gegenüber habe ich an ultra-crowded Spots wie an Oahus North Shore und Superbank in Australien top Sessions gehabt. Und in Seignosse muss es nicht immer der Main Peak sein. Auf Sylt ist das natürlich ein komplett anderes Thema. Dort ist es einfach nur schade, dass so viele Leute, die vom Festland für ein, zwei Tage hochkommen, immer da reinspringen, wo eh schon alle drin sind, anstatt ein paar hundert Meter weiter zu laufen. Aber wie fast überall auf der Welt kriegen die Surfer, die den Spot am besten kennen, eh die Setwellen, wenn es so etwas auf Sylt denn mal gibt.

Wer kennt die Spots auf Sylt am besten? Kannst du uns mal kurz den Sylter Stammbaum der Generationen auflisten?
Ohne Gewähr auf Richtigkeit und auf die Gefahr hin für Inselverbot forever… [lacht] Also, angefangen hat das, glaube ich, so in den 60ern mit den Behrends-Brüdern (immer noch eine sehr surfaktive Familie), Uwe Draht (der kleine Momme Draht ist, glaube ich, der Erste, der tatsächlich in der dritten Generation auf Sylt surft – Hammer) und so Leuten wie Gaston Surtmann (die beiden Söhne Tim und Tom sind top Surfer) und sicher noch einigen anderen, die ich nicht kenne oder vergessen habe. Die nächste Crew waren dann viel später die Radical Brothers Markus „das Brett-Talent vorm Herrn“ Mager, Millo und Konsorten. Und dann kam, glaube ich, die Crew um Thomas Lange (Deutschlands erster Pro, muss ich ja wohl nichts zu sagen), Angelo „die Style-Katze auf dem Longboard“ Schmitt, Thino Steinborn (now in Costa Rica), Ken Hake (back aus San Diego) und André Möller, der gerade einen Surf-Shop in Rantum aufgemacht hat. Die Crew ist um 1996 herum in den Surf-Zeitschriften stark gehypt worden, also als ich mit dem Surfen angefangen habe. Danach kamen die etwas Jüngeren nach: Die Surtmänner, Niggi Brüggen, Melf Lange und Benni Stensbeck fallen mir ein, die stark beeinflusst wurden von Thomas’ Airs. Das war aber alles, bevor ich nach Sylt kam. Ich bin erst seit 2003 hier. Heute gibt es ein paar jüngere Talente wie Ajoscha und Mark Thomsen, der gerade mal zwölf ist, und ein paar Kiddies von Angelo und Mager, die noch sehr jung sind. Dazwischen gibt es natürlich unzählige Crews und Leute, die ich vergessen habe, so jemanden wie Tom Knuth, der 25 Jahre als Schwimmer in Rantum gesessen hat und die Hälfe des Jahres auf Fuerte verbringt und immer noch in dicke Peaks zieht.


Meine Freundin Birte meinte mal in Pavones zu mir: Warum lässt du denn den Locals den Spot nicht am Abend? So weit wü
Meine Freundin Birte meinte mal in Pavones zu mir: Warum lässt du denn den Locals den Spot nicht am Abend? So weit wü

Wieder zu dir und deinem Reisevirus: Wie bekommt man Familie, Beruf und viele Monate im Jahr Reisen am besten unter einen Hut?
Bis jetzt klappt es noch sehr gut, mein Sohn Keoni liebt den Strand und hat noch keine Einwände. Die Probleme fangen wohl spätestens an, wenn er eingeschult wird oder keinen Bock mehr auf Strand hat. Im Sommer arbeiten wir beide halt echt viel und hart, um das nötige Cash zusammenzukriegen, und haben dann auch gar nicht die Zeit, das für unnötigen Konsum auszugeben. Ohne Saisonarbeit wäre das unmöglich, glaube ich – wo sonst kann man für sechs Monate weg sein und die gleichen Jobs wieder kriegen? Ausserdem unterstützen mich meine Sponsoren Billabong, Kustom und Von Zipper. Auf diesem Wege vielen Dank an Michael und Iris in München, die sich um mich kümmern und sich dafür mit den Franzosen herumschlagen dürfen!

Bekommt man nicht dennoch immer wieder aus dem Umfeld die Frage gestellt: „Und? Willst du diesen Lifestyle dein ganzes Leben fahren?“ oder „Du hast jetzt Familie, du musst doch an die Zukunft denken!“ Wie denkst du über so etwas?

Klar hört man so was schon manchmal, vor allem als wir mit Keoni, als er drei Monate alt war, nach Hawaii geflogen sind. Und irgendwie träumen wir ja auch von einem Haus am Strand mit einem „geregelten“ Leben. Wir haben jetzt noch circa vier Jahre Zeit, bevor er eingeschult wird, einen Masterplan zu entwerfen. Aber dann werden wir wahrscheinlich auch erst einmal nicht mehr für sechs Monate im Jahr durch die Weltgeschichte düsen können. Also geniessen wir unsere Nomadenjahre, solange wir noch können.


Im Sommer arbeiten wir beide halt echt viel und hart, um das nötige Cash zusammenzukriegen.
Im Sommer arbeiten wir beide halt echt viel und hart, um das nötige Cash zusammenzukriegen.

Gab es Momente beim Reisen, in denen du dachtest: „Das ist jetzt zu hart für die Familie, das will ich ihr nicht zumuten“?
Eigentlich nicht. Wir haben im Vorfeld unsere Reiseziele genau ausgewählt, einen Monat Playa Maderas oder Bocas del Toro haben wir dem Kleinen nicht zugemutet. Aber da hat meine Freundin wohl das grössere Mitspracherecht. Und ich habe vorher mit Birte auch schon darauf geachtet, dass es nicht zu krass ist, und haben El Salvador damals ausgelassen, weil ich uns den Stress nicht zumuten wollte.

Dank dir, Tim!

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