Der Name Mick Fanning steht für das New-school-Surfen der heutigen Generation. Der 24-jährige Aussie setzt Massstäbe in Sachen Radikalität und Power. Er ist schon jetzt Vorbild einer ganzen Generation junger Surfer. Alle wollen so sein wie er. Doch liegt das nur daran, dass er zu den besten Surfern der Welt gehört, oder auch daran, dass er es im Milliardenschweren Surf-Business wagt, seinen eigenen Weg zu gehen, und mit erhobenem Mittelfinger Partys und Line-Ups in beschlag nimmt? Entscheidet selbst!
Geboren in Sydney und aufgewachsen an Australiens Gold Coast, verbrachte Mick von klein auf die meiste Zeit auf dem Wasser. Schnell kristallisierte sich sein Talent für das Surfen heraus. Nachdem er schon bald so ziemlich jeden Surf-Event in Australiens Junior League gewonnen hatte, kletterte er die Karriereleiter weiter steil nach oben. Das erste Mal erschien Mick schliesslich 2001 in der weltweiten Surf-Presse, als er mit dem grössten Vorsprung in der Geschichte die WQS (World Qualyfing Series) für sich entschied. 2002 wurde er zum ASP Rookie of the Year ernannt und 2003 kämpfte er ganz oben mit um den Titel der WCT (World Championchip Tour) und beendete das Jahr mit Platz fünf.
Sein Surfen ist schnell, radikal und so new school, wie es nur new school sein kann. Er ist zum Anführer einer neuen Generation von Surfern geworden. Zusammen mit seinen australischen Mates Joel Parkinson und Dean Morrison zeigen sie den älteren Surfern auf der Tour, was im Wasser alles machbar ist. Mit meterhohen Aerials in allen erdenklichen und nicht vorstellbaren Varianten und radikalsten Manövern in der Welle und der Tube revolutionieren die Jungs mit Fanning als Anführer die Surf-Welt.
Auch an Land rocken die Jungs, was das Zeug hält. Wenn irgendwo eine Party steigt, sorgt Mick für wild hüpfende Mädchenherzen und schnell schwindende Alkoholvorräte. Es gibt nur 100 Prozent in Micks Leben, keine halben Sachen. Doch manchmal schlägt er auch etwas zu doll über die Stränge. So geschehen bei den Surfer Poll Awards im Sommer 2002. Als Kelly Slater bei den Awards, der Oscar-Verleihung des Surfens, eine Rede hielt, taumelte plötzlich ein bis zum Anschlag betrunkener Mick Fanning auf die Bühne. Er schwankte zu Kelly, nahm diesen vor den Augen des hochoffiziellen Publikums in den Arm und lallte: “Hey, Jimmy Slade” und lachte sich kaputt. Jimmy Slade war der Schauspielername von Kelly, als der noch bei der US-Serie “Baywatch” mitgespielt hat. Kelly fand die Aktion gar nicht lustig und fragte Mick daraufhin, was der denn wohl machen würde, wenn Kelly solch eine Aktion mit ihm veranstaltet hätte. Mick antwortete: “Dann hau’ ich dich um!”, und wankte wieder von der Bühne. In der ernsthaften Welt des Surf-Kommerzes, in der Milliarden von Dollar umgesetzt werden, und Surfer nicht nur als Surfer, sondern auch als Werbe-Ikonen dienen und möglichst das saubere Image eines braven Vorzeige-Surfers haben sollten, ist solch ein Verhalten gar nicht gerne gesehen. Mick flog darauf hin hochkantig von der Veranstaltung, obwohl er noch für seinen Surf-Film “Mick on Fire” geehrt werden hätte sollen. Da Mick aber trotz alledem zu den besten Surfern der Welt gehört, gab es weiter keine Konsequenzen.
Sein hinterer Fuss rutsche dabei leicht vom Tail ab, und als er versuchte, den Fuss wieder komplett aufs Board zu stellen, verpasste er es und bei der Landung ging es automatisch in einen ungewollten Spagat. Die nachfolgende Lippe der Welle drückte ihn, während er mit dem vorderen Fuss noch immer auf dem Board stand, in eine noch misslichere Lage. In dieser Sekunde machte es laut “snap” im Bein des Blondschopfs. Das war der Moment, in dem der Oberschenkelmuskel vom Knochen abriss. Mit starken Schmerzen schaffte er es gerade noch zum rettenden Boot zurück. Doch die Tortur war noch lange nicht zu Ende: Zehn endlos lange Stunden segelte die Crew zum nächsten Flughafen und erst drei weitere Flüge und insgesamt 48 Stunden später erreicht der völlig erschöpfte Mick seine Heimat. Die ersten Prognosen der Ärzte waren erschreckend. Es hiess, er könnte vielleicht nie wieder beschwerdefrei laufen, geschweige denn surfen!
Nach einigen komplizierten Operationen und monatelangen Reha-Übungen stieg Mick allen Zweifeln zum Trotz wieder aufs Surfboard. Die ersten Versuche waren sehr wackelig und unsicher. Auf einem Mini-Malibu eines Freundes, einem Brett für Surf-Anfänger, wagte Mick sich wieder in die Wellen. Daraufhin folgten Wochen des Trainings, um wieder Vertrauen in das noch immer angeschlagene Bein zu bekommen. Langsam traute sich Mick wieder in grössere Wellen. Die Snaps, Cutbacks und Bottom Turns wurden wieder härter und präziser. “Die ersten sechs Wochen durfte ich überhaupt nichts machen. Ein falscher Schritt in der Zeit und mein Muskel hätte sofort wieder abreissen können. Nach den sechs Wochen musste ich zuallererst wieder das Laufen lernen. Nach drei Monaten ging ich wieder schwimmen, durfte aber immer noch nicht zu heftig mit meinem Bein auftreten. Dann ging es wieder zum Surfen. Nachdem es besser und besser lief, bekam ich nach Wochen endlich wieder eine Barrel. Die war zwar superklein, aber ich habe mir dabei so in die Hosen geschissen… Ich dachte die ganze Zeit, gleich trifft mich die Lippe und ich rutsche wieder in den Spagat und alles ist im Arsch.” Doch er kam heil wieder aus der Tube und war motiviert weiterzumachen.
Nach insgesamt sechs Monaten war es dann so weit: Der erste Contest stand auf dem Plan und zwar genau an seinem Homebreak Snapper Rocks. Da er durch die Verletzung 2004 nicht genug Punkte sammeln konnte, um in der WCT zu bleiben, schenkten ihm die Organisatoren eine Verletzungs-Wildcard für diesen ersten Event der neuen Saison 2005. Fokussiert und ehrgeizig wie nie zuvor ging Mick in den Event. Er hatte in der Zwangspause genug Zeit, sich Gedanken zu machen, wo er in seinem Leben hinwill, und sein Entschluss stand fest: an die Spitze der Weltrangliste! Dementsprechend ehrgeizig ging er den Event an. 8.000 Fans jubelten ihm zu, als er sich Runde um Runde durch das Weltklasse-Feld durchkämpfte. Noch bevor er überhaupt realisieren konnte, was ihm geschah, sah er sich im Finale gegen den amerikanischen Rookie Chris Ward wieder. Auch hier lief alles glatt für den Local und Mick gewann schliesslich den prestigereichen Event.
Dass dieses Ergebnis kein Zufall war, bewies er bei den darauf folgenden Events. Ein Sieg bei der Rip Curl Search auf Reunion, ein fünfter Platz beim Quiksilver Pro in Japan und ein dritter Platz in den USA liessen ihn zum ernsten Titelaspiranten werden. Bis dato nimmt er Platz vier der Weltrangliste ein. Zwar konnte Kelly Slater die World Tour gerade frühzeitig für sich entscheiden, doch das Comeback des Jahres ist definitiv Mick Fanning gelungen. Der Partyboy und schnellste Surfer der Tour wird somit auch nächstes Jahr wieder voll einsteigen und einer der grössten Anwärter auf den Titel 2006 sein. Party on, Mick – wir sind gespannt!
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