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Marlon Lipke

Neue Sponsoren, neue Hoffnung, neuer Manager, neue Freunde, neue Feinde und zu guter letzt auch noch ein neuer Job als „Guest Editor“.

Marlon Lipkes Leben ist zurzeit aufregender denn je. Um bei entspannter Atmosphäre über die Ereignisse der letzten Monate zu Reden, machten wir etwas früher Feierabend und gingen rüber in unsere Stammkneipe, die Hans-Albers-Klause, auf dem Hamburger Kiez!

Hast du deine Schulterverletzung vom letzten Jahr eigentlich inzwischen komplett auskuriert? Wir sprachen ja beim letzten Quik Pro in Frankreich über deine Schulter und da meintest du, du hättest noch ein wenig Angst um die Schulter in grossen Wellen.
Ja, da hatte ich immer noch Angst, dass ich mir die Schulter wieder verletzen könnte. Doch inzwischen denke ich auch an grossen Tagen nicht mehr daran. Ich hab jetzt auch schon seit längerem keine Probleme mehr damit gehabt, weder Schmerzen noch sonst irgendwas. Es war eher immer das Mentale, was einen zurückgehalten hat. Aber das ist wie gesagt jetzt alles vergessen.

War die Verletzung der Grund, warum du bei Quiksilver raus bist?
Das kann ich gar nicht so genau sagen. Da kamen wohl viele Sachen zusammen. Zum einen die Verletzung, dann surfte Nico [Nicolaus von Rupp, gesponsert von Quiksilver; Anm. d. Red.] zur gleichen Zeit ebenfalls gute Resultate und das Marketing wurde in Deutschland mehr mit ihm gemacht. Zusätzlich konzentriert man sich bei Quiksilver, glaub ich, eher auf die französischen Team-Rider, und da bin ich etwas auf der Strecke geblieben.

Jetzt hast du Hurley als Sponsor. Was bedeutet das für dich?
Bei Hurley ist es ganz anders. Dort ist die Beziehung zwischen Fahrern und Firma viel familiärer und das ist das, was ich immer wollte. Es gibt noch keinen Teammanager, aber der Marketingmanager Peter Gilmartin aus Barcelona schreibt mir nach jedem Heat immer eine SMS. Wenn’s gut läuft, lobt er einen, wenn’s mal nicht so gut läuft, schreibt er auch: „Macht nichts, beim nächsten Event wird’s besser.“ Bob Hurley hat mir persönlich eine E-Mail geschrieben mit dem Betreff „Welcome to the Family“ und er würde gerne mal eine Welle mit mir surfen. Das motiviert einen sehr!

War es schwierig, neue Sponsoren zu finden?
Ich hatte ein paar Angebote, aber das war nicht das, wonach ich gesucht habe. Bei Hurley war es allerdings anfangs auch schwierig, weil sie sich gerade erst in Europa etablieren. Ich bin ihr erster europäischer Teamfahrer. In meinem Alter und der „Preisklasse“, in der ich mich befinde, ist es in Europa immer noch schwierig, von den Firmen circa 45.000 Euro zu bekommen. Da liegt bei vielen die Schmerzgrenze. Und 24 Jahre ist zwar nicht alt, aber eben auch nicht mehr blutjung. Das macht es zusätzlich ein wenig schwieriger. Wäre ich noch 20, 21, wäre es viel einfacher gewesen. Bei mir kam noch hinzu, dass ich unbedingt auch persönlichen Kontakt zu einer Firma gesucht habe. Und das hat mit Peter und Hurley dann ja perfekt geklappt.

45.000 Euro ist der Betrag, um sich die WQS zu finanzieren?
Genau, das kostet ein Jahr auf der Tour mit allem Drum und Dran: Mietwagen, all die Flüge, Hotel, Essen – und die Freesurf-Photo-Trips deckt es auch mit ab. Da kommt schon einiges zusammen. Und wenn man dann wie ich neulich einen Flug nach Durban bucht oder Margaret River, kann man nicht wirklich darauf warten, dass man ein Schnäppchen im Internet findet. Da würde man durchdrehen, wenn man immer nach dem besten Angebot suchte. Daher buche ich immer mit der Star Alliance, sprich Lufthansa & Co., und da ist dann auch schon mal ein Flug dabei, der 1.800 oder 2.000 Euro kostet. Wenn ihr euch mal meinen Reiseplan anschaut, kann man sich ausrechnen, was dabei am Ende rauskommt. Da bleibt von den 45.000 nicht mehr viel über.

Wie hast du da dein Auskommen? Du musst ja schliesslich auch für später vorsorgen. Legst du quasi die Preisgelder auf die hohe Kante?
Genau. Der Hauptsponsor finanziert dir die Tour, und das, was ich von meinen anderen Sponsoren wie Nixon, Oakley und X-Markets bekomme, plus das Preisgeld ist das, was ich mir auf die Seite legen kann.

Mal ganz unter uns: Wie bekommt man denn als Surfer einen Sponsorenvertrag mit X-Markets, einem Unternehmen der Deutschen Bank?
Reinhard Bellet von der Deutschen Bank war mal bei uns im Surf Camp. Er war so begeistert von dem Lebensstil, dass er sich sofort ein Haus in Lagos gekauft hat und jetzt immer wieder zum Surfen runterkommt. Er hat auch zwei Kinder, von denen eins Marlon heisst… [lacht] aber ich glaub nicht wegen mir! Beide Kinder surfen auch und zu Weihnachten haben sie Semente-Bretter bekommen. Mein Vater kennt ihn ganz gut und in der Zeit, als es sponsorentechnisch schwieriger war, haben sie mich immer gut unterstützt.

Aber was erwarten die denn davon, einen Surfer zu unterstützen?
Sie wollen solche „jungen“ Geschichten für ihr eigenes Kundenmagazin, um deren ja etwas trockene Materie von beispielsweise mir oder Triathleten, die sie sponsern, aufzulockern. Ebenso erhoffen sie sich ein wenig PR, wenn ich in Magazinen wie „GQ“ oder „Stern“ auftauche.

Neben den neuen Sponsoren hast du jetzt auch einen neuen Manager: Frauenschwarm, Eisbach-Legende, „Surfing Europe“-Autor und Billabong-Event-Speaker Quirin Rohleder. Was genau macht der für dich?
Hmm, gute Frage! Quirin, was genau machst du eigentlich..? [lacht]
Quirin: [lacht] Dago [Marlons Vater] hatte mich schon vor ein paar Jahren gefragt, ob ich den Job machen wollte. Da war ich aber noch überhaupt nicht bereit für solch einen Job. Im Endeffekt geht es ja schliesslich darum, dass du mit den Firmen verhandelst, versuchst, gute Verträge rauszuholen, und dazu wäre ich vor ein paar Jahren noch gar nicht fähig gewesen, mit denen auf einer ernsthaften Basis zu sprechen, dafür war ich noch viel zu unerfahren. Dass ich jetzt sein Manager bin, hat sich folgendermassen entwickelt: Wir wussten, dass sein Vertrag Ende Oktober auslaufen würde, und Marlon, unser Kumpel Greg Martin und ich waren die letzten zwei Jahre viel zusammen unterwegs. Daher haben Greg, der ebenfalls viele Kontakte in die Industrie hat, und ich auf freundschaftlicher Basis angefangen, nach neuen Sponsoren zu suchen. Dann waren wir im Winter in Portugal zusammen, haben uns hingesetzt und beschlossen, daraus eine Geschäftsbeziehung aufzuziehen. Freunden auszuhelfen ist eine Sache, aber wenn du anfängst, deine Kontakte zu nutzen, fragen einen die Firmen früher oder später, warum man das eigentlich für denjenigen macht. Es wirkt ein wenig unprofessionell, wenn man sagt, dass es ein Freundschaftsdienst sei. Auf der anderen Seite musste ich auch wissen, wo ich dabei stehe. Ich nutze meine Kontakte für Marlon sehr gerne, aber man setzt sie auch bei solchen Sachen aufs Spiel. Daher haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, wie man das am geschicktesten regeln könnte. So kamen wir auf die Idee mit dem Manager. Ich kümmere mich um die Verträge, um Presseanfragen, mache Termine etc.
Marlon: Dass er mir so viel Arbeit abnimmt, hilft ungemein!

Anderes Thema: Wie motivierst du dich immer wieder für einen Contest? Ich stell mir das echt schwierig vor, wenn man zum Beispiel von hier aus nach Australien zum Contest muss und in der ersten Runde gleich rausfliegt. Wie motiviert man sich da, wenn so etwas passiert?
Es ist wirklich ein heavy Sport. Man zahlt 2.000 Euro für ein Ticket nach Australien, dann noch 200 Euro für einen Mietwagen, noch mal 200 Euro für die Unterkunft, man hat Jetlag, ist müde und dann gehst du in deinen ersten Heat und alles kommt auf die 20 Minuten an. Es ist echt nicht leicht, mit diesen Druck umzugehen und immer 100 Prozent Leistung zu bringen. Aber am Ende gewöhnt man sich auch daran. Es gibt Phasen bei Surfern, in denen sie ihre Motivation verlieren, alles hinschmeissen und nur noch nach Hause und ihre Ruhe haben wollen. Ich freu mich jedenfalls momentan riesig darüber, so viel unterwegs zu sein: von West Oz nach Durban, von Durban nach Schottland, jetzt hier in Hamburg… die ganze Reiserei hat super Spass gemacht! Ich bin gerade super motiviert!

Zum Quik Pro in Durban Mitte April: Du hast dort gezeigt, dass du in der Lage bist, jeden zu schlagen, selbst den heiss gehandelten Südafrikaner Jordy Smith. Der fand das, glaub ich, aber gar nicht so lustig, oder?
Nein, nicht wirklich… Ich surfte im ersten Heat gegen Jordy und den Brasilianer Leonardo Neves, ebenfalls CT Surfer. Bis zum Schluss lag ich auf dem letzten Platz, bis mir die letzte Welle des Heats acht Punkte brachte, wodurch ich Erster wurde. Jordy ist ebenfalls weitergekommen, doch er wirkte schon etwas angefressen. Beim zweiten Aufeinandertreffen hat Jordy keine hohen Scores bekommen, lag aber die ganze Zeit punktetechnisch vor mir. Phil McDonald, der Dritte im Heat, führte die ganze Zeit über und Jordy und ich battelten darum, den zweiten Platz fürs Weiterkommen zu erreichen. Jordy sass die ganze Zeit auf mir und versuchte, mich so vom Surfen abzuhalten. Eigentlich ist der Spot ein Righthander, aber weil Jordy versucht hat, mich auszublocken, bin ich die Welle nach links gesurft. Ich brauchte nur 4,5 Punkte, um Zweiter zu werden. Die Judges gaben mir 4,7. Die letzten zwei Minuten habe ich mich dann auf ihn gesetzt und er wurde richtig sauer. Er hat mir an der Leash gezogen und hat herumgeschrien! Bis zum Schluss hat er keine Welle mehr bekommen. Er ist noch jung und ich glaube, das ist der Grund, warum er so schlecht verlieren kann. Jedenfalls bin ich froh, dass ich weitergekommen und am Ende bei diesem wichtigen 6 Star Event auf den neunten Platz gekommen bin.

Dann hoffen wir mal, dass es so weitergeht und wir dich bald auf der CT sehen!

Vielen Dank an die „Hans-Albers-Klause“, dass wir in den heiligen Hallen so unkompliziert fotografieren durften!

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