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Dave Rastovich

Es ist zum Heulen! Unsereins muss um jeden freien Tag beim Chef zu Kreuze kriechen. Auf der anderen Seite gibt es Surfer, die dafür bezahlt werden, nichts anderes zu machen, als rund um den Globus die besten Wellen abzugreifen. Damit nicht genug, manchmal bringen sie auch noch bewegte Bilder mit nach Hause. Ganz besonders bunt trieb es in diesem Jahr David Rastovich in “Blue Horizon”. Nachdem wir das “Urlaubsvideo” über uns ergehen lassen hatten, stellten wir ihm zähneknirschend noch ein paar Fragen zur Reise seines Lebens.

War das der Punkt, an dem du dir gesagt hast: “Ich hab’ keinen Bock mehr auf Contests!”?
[lacht] Oh ja. Fast. Na ja, zwei Jahre später hab’ ich dann mit Contests aufgehört.

Warum?
Um ehrlich zu sein, ich fand es einfach langweilig. Ich hatte keine Zeit, mich um neuen Stuff zu kümmern, neue Shapes, neue Materialien, um Boards zu bauen. Das ist meine Leidenschaft. Ich liebe es, neue Boards auszuprobieren. Ich liebe es, longboarden zu gehen. Bodysurfen, Paddleboarding, ich liebe alles. Und wenn du die Wettkämpfe mitfährst, hast du ein 6’1er x 18 1/4″ [185 cm x 46 cm] Thruster und das war’s. Die Judges mögen es nicht, wenn du andere Boards fährst. Es sieht anders aus und sie wissen nicht, wie man das dann bewerten soll. Für mich war das einfach langweilig. Ausserdem gehört zu meinem Verständnis von Surfen, dass man den Spass, den man dabei hat, mit anderen teilt. Dass andere im Wasser liegen und schreien und pfeifen, wenn einer eine fette Welle abbekommt. Im Contest ist es genau andersherum: Bekommt der andere gute Wellen, ärgerst du dich. Ich liebe es wirklich, zusammen mit anderen zu surfen. Wettkampf-Surfen ist zu aggressiv für mich. Es gibt genug Surfer, für die es genau das Richtige ist, aber für mich war es das definitiv nicht.

Aber zu Beginn deiner Kariere hattest du doch ein paar ordentliche Erfolge vorzuweisen, unter anderem warst du 1999 Australischer Junior Champ!
Es ist nicht so, als hätte ich nicht das Zeug dazu gehabt, weit vorne zu landen. Aber ich liebe Surfen, und wenn ich weiter Contests gefahren wäre, wäre mir diese Liebe auf jeden Fall abhanden gekommen. Es hat mich einfach gelangweilt. Also, ich sage nicht, dass Contest-Surfen an sich schlecht ist, nur ging’s eben für mich nicht mehr.

Wie hast du deinem Sponsor die ganze Geschichte verkauft? Nur zu sagen, es langweile dich, hat sicher nicht gereicht…
Nein, aber ich bin zu Billabong gegangen und habe gesagt: “Ich höre auf. Ich kann keine Contests mehr fahren. Ich such’ mir einfach einen anderen Job und liebe mein Surfen bis ans Ende meiner Tage, bevor ich noch ein paar Jahre Wettkämpe fahre und total genervt mit dem Surfen Schluss mache.” Ich hab’ einfach gefragt, ob ich nicht als Freesurfer mein Geld verdienen könnte, und sie sagten: “Klar, mach’s!”

Was haben die anderen Jungs im Team zu deiner Entscheidung gesagt?
Die Jungs, mit denen ich aufgewachsen bin und die mich besser kannten, wussten schon lange, dass Contest nicht mein Ding war. Joel Parkinson und Brendan “Margo” Margieson, gute Freunde von mir, wussten es schon lange, sie konnten es in meinen Augen sehen, dass ich kein Contest-Fahrer bin. Ich hab’s gemacht, weil mein Sponsor es von mir verlangte. Aber wenn ich verlor oder gewann – was soll’s, wenn interessiert das? So war klar, es war nicht mein Lebensinhalt. Ich wollte etwas anderes machen. Ich war nicht heiss darauf, irgendetwas zu gewinnen.

Was berührt dich in deinem Inneren?
Kreativität. Egal auf welchem Gebiet, Kreativität ist das, was mich wirklich interessiert. Kreativität beinhaltet Spass und Erfüllung, ganz egal ob in der Kunst oder in der Musik oder im Surfen. Ich bewundere Leute, die wirklich kreativ sind. Kreative Menschen machen sich nicht so viele Gedanken darüber, wie viel Geld oder wie viel Ansehen sie mit ihrer Arbeit bekommen, wer sich gerade ein neues Auto gekauft hat oder wer noch ein grösseres Haus gekauft hat. Sie haben Spass mit dem, was sie machen, und das ist’s, was für sie im Leben zählt. Ich bin zufrieden, wenn ich das Gefühl habe, mit meinem Surfen einen kreativen Weg einzuschlagen. Zufrieden, wenn ich etwas Neues ausprobiere oder entdecken kann. Ich denke die ganze Zeit darüber nach, wie man bestimmte Dinge anders machen, neu interpretieren kann.

Noch mal zum Thema Reisen: Sobald man sich auf die Suche nach neuen Wellen macht, hat man immer das Problem, dass nach den ersten Surfern, die nur ein paar Wellen suchen, früher oder später immer mehr Tourismus selbst die abgelegensten Gebiete erschliesst. Wie sollte man damit umgehen?
Man sollte erst mal wirklich versuchen, den Mund zu halten, wenn man neue Spots entdeckt. Aber das hilft meistens nur für kurze Zeit. Wir sollten versuchen zu lernen, wie man voneinander profitiert, und ehrlich miteinander umgehen. Ein Beispiel: Wenn man in Indonesien einen Spot entdeckt und es gibt ein kleines Dorf dort, dessen Einwohner kein Geld, keinen Arzt haben, wenn wir also dorthin fahren mit einer grossen Surf-Industrie im Rücken, sollten wir ihnen anbieten, ein paar kleine Hütten für Surfer zu bauen. Dadurch bekommen sie die Möglichkeit, ein bisschen Geld zu verdienen, um Medikamente und Essen zu kaufen. So können wir vielleicht den Leuten helfen, die vor Ort leben. Wenn die allerdings sagen: “Nein! Haut ab, wir wollen mit euch nichts zu tun haben!”, sollten wir das ebenfalls akzeptieren, egal wie gut die Wellen auf dem Riff sind. Aber normalerweise sind die Menschen in diesen Gebiete für jede Art von Hilfe offen. Das nächste wichtige Ding ist, dass die Surfer im Wasser bereit sind zu teilen. Nicht immer nur: “Eh, das ist meine Welle, hau ab!” Es geht nicht um Autorennen, wir sind hier nicht in der Armee – es ist Surfing, es geht um Spass. Also wenn du bei deinen Reisen etwas Neues entdeckst, versuche, dich dafür verantwortlich zu fühlen. Gehe mit diesem Ort, der dir viel gegeben hat, vorsichtig um.

Was hat dich bis jetzt auf deinen Reisen am meisten beeindruckt?
Polynesien, Fidschi: einfach unglaublich hübsche Menschen, sehr offen, nett und zufrieden. Sie leben ein einfaches Leben mit dem Ozean und sind sehr zufrieden damit. Das imponiert mir.

Ein Ort für dich, an dem du in der Zukunft leben könntest?
Vielleicht, vielleicht. Aber ich liebe Australien. Der Platz, an dem ich dort lebe, ist sehr eigen. Sehr ruhig. Ein Teil meiner Familie lebt dort und ich habe eine Menge Freunde dort. Wir bauen unser eigenes Essen an. Cool.

Wie wichtig ist es für dich, dass dich die Leute kennen?
Das interessiert mich nicht, ist nicht wichtig. Zurzeit mache ich genau das, was mich glücklich macht. Gleichzeitig werde ich fürs Surfen und Reisen bezahlt. Scheint so, als hätte ich verdammt viel Glück gehabt!

Oh, ja! Trotzdem, “Blue Horizon” hat dir sicher eine Menge Bekanntheit eingebracht.
Diesen Film zu machen war einfach spannend und aufregend. Es ist gut für Billabong und für mich. Die ganze PR gehört dazu. Solange ich zum Surfen komme und noch Zeit für Yoga und Musik habe, stört es mich nicht. Falls es darum ginge, etwas zu machen, was mich davon zu lange abhalten würde, wäre ich auch nicht dabei. Deswegen habe ich ja mit den Wettkämpfen aufgehört. Es gab nichts anderes mehr ausser nur noch Wettkämpfe.

Im Film musstest du doch bestimmt auch ein paar Sachen mehr als einmal machen, bis sie im Kasten waren. Hat dich das nicht genervt?
[lacht] Oh doch, ab und zu. Eigentlich hat es einen immer nur verdammt müde gemacht. Den ganzen Tag lang surfen, immer wieder, immer noch ein bisschen… Aber meinem Kopf hat das nicht geschadet, also war’s okay.

Wolltest du extra für den Film was Besonderes machen mit deinem Surfen?
In erster Linie ging es mir um Tube Riding, darum, einfach immer noch etwas tiefer in die Barrel zu gehen. Ich mach’ nicht so viele Aerials – wenn die Welle sich dafür anbietet, okay. Klar, ich liebe das Gefühl zu fliegen – wer liebt das nicht?! Aber eigentlich liegt mir alles am Herzen, was das Surfen ausmacht. Ich bin kein Spezialist für irgendetwas Besonderes.

Den ganzen Tag immer wieder einen Move üben?
Oh… [lacht] Dafür habe ich nicht genug Disziplin.

Aber für das Paddleboard Race, das du gewonnen hast, bedurfte es doch einer Menge Disziplin, um das durchzustehen…
Ja, stimmt schon. Aber ich habe nicht extra dafür trainiert. Surfen ist für mich eher Kunst, Kreativität.

Du bist auch sehr an Board-Designs interessiert. Mit wem tauschst du dich da aus?
Derek Hynd ist mit mir auf einer Wellenlänge. Und mein Shaper Dick van Straalen.

Wonach suchst du bei neuen Shapes?
Es geht mir in erster Linie gar nicht mal so sehr um die Performance, ich möchte einfach wissen, wie sich verschiedene Shapes anfühlen. Ich glaube, es gibt keine schlechten Shapes. Oder schlechte Wellen. Es gibt nur das Problem, dass man das falsche Material in den falschen Wellen fährt.

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