Share

People

Leroy Grannis

LeRoy ist wohl der coolste Opa, den man sich als Surfer wünschen kann. Denn schon 1952, lange bevor die meisten von uns geboren wurden, lange vor modernen Thrustern und sehr lange, bevor jemand auch nur an digitale Fotografie dachte, begann der Kalifornier damit, Surfen auf Zelluloid zu bannen. Mit seiner ostdeutschen 35-Millimeter-Kamera und einem 400-Millimeter-Objektiv schuf er ein einzigartiges Zeugnis des goldenen Zeitalters des Surfens. Nicht zuletzt weil er seit seinem 14. Lebensjahr selbst surfte und jede Welle und jeden Takeoff seiner Buddys hinter der Kamera leidenschaftlich miterlebte.

In diesem Jahr feiert er seinen 89. Geburtstag – und seine unglaubliche Sammlung von mehr als 30.000 Fotos ist nicht nur bei Besuchen von Enkeln gefragter denn je. So präsentiert der Taschen Verlag gerade den monumentalen Fotoband „LeRoy Grannis – Surf Photography of the 1960s and 1970s“ mit seinen besten Arbeiten und seine Fotoaustellung „Birth of a Culture“ in West Hollywood ging schon zum zweiten Mal in die Verlängerung.

Bis vor vier Jahren konnte man Grannis auch noch ab und an auf einem 9’6er auf dem Wasser bewundern, doch nach einem Hüftgelenkbruch beschränkt er sich nun endgültig aufs Zusehen. Wir erwischten ihn kurz vor dem Frühstück am Telefon in seinem Haus in Hermosa Beach.

SURFERS: Ich hoffe, ich hab‘ dich nicht geweckt!
LEROY: Nein, keine Angst ich bin schon eine ganze Weile wach. In meinem Alter ist Schlaf nicht mehr so wichtig.

LeRoy, wie kam es zu dem Fotoband von Taschen?
Ein Mitarbeiter von Taschen in L.A. surft, er kennt mich und meine Bilder. Er machte Benedikt Taschen auf meine Arbeit aufmerksam und irgendwann standen die beiden dann vor meiner Tür. Ich wusste nicht viel über die Arbeit des Verlags. Erst nach dem Besuch dämmerte es mir, dass dies ein sehr schönes Projekt werden würde.

Ein ziemlich grossformatiges auf jeden Fall! Wie lange hat es gedauert, die 1.000 Stück der Erstauflage zu signieren?
Zwei lange Tage.

Hattest du Einfluss auf die Auswahl der Bilder?
Jim Heimannn, der amerikanische Taschen-Chef, hat sich um die Produktion und Auswahl gekümmert. Ich habe mir dann alles angesehen und bin sehr zufrieden damit. Ich hätte wohl ein paar weniger Bilder von den Wave Pools genommen, aber ansonsten ist alles dabei, was mir wichtig ist.

Du hast mit 14 Jahren mit dem Surfen, aber erst 1959 mit 42 auf Anraten deines Arztes mit dem Fotografieren angefangen…
Ja, genau. Er meinte, ich hätte zu viel Stress im Beruf und ich sollte mir ein Hobby als Ausgleich suchen. Er stellte sich das Fotografieren wohl ziemlich entspannt vor…

Schon im ersten Jahr hast du über 2.500 Schwarzweiss-Abzüge abgelichtet und dir eine eigene Dunkelkammer gebaut.
Doc Ball, einer der ersten Surf-Fotografen in Kalifornien, war ein guter Freund von mir und so wusste ich schon einiges über Surf-Fotos. Damals ging er gerade in den Ruhestand, also dachte ich, wäre es nicht schlecht, seinen Platz einzunehmen. In den 60ern gab es nicht viele Fotografen, die sich mit Surfen befassten: Don James, John Severson, Ron Church, Ron Stoner und die Stones-Brüder. Am Anfang war es eine kleine Gemeinschaft und wir hatten auch nur ein paar Plätze an der Küste, wo wir fotografierten.

Wann bist du das erste Mal auf Hawaii gewesen, um zu fotografieren?
Meine Schwägerin lebte auf Hawaii und so war ich von 1961 bis ’66 jeden Dezember auf den Inseln.

Damals machtest du deine ersten Wasseraufnahmen?
Ja. Zuerst versuchte ich es mit einer in Plastik eingewickelten Pentax mit einem 200er-Objektiv von einem Surfbrett aus. Doch nachdem mich ein Set im Channel fast vom Board holte und ich die Kamera gerade noch festhalten konnte, überlegte ich mir lieber etwas anderes. 1964 baute ich mir eine wasserfeste Holzkiste, montierte sie mit Saugnäpfen vorne aufs Board und konnte so nicht nur Fotos machen, sondern auch auf dem Wasser Filme wechseln.

1964 hast du dann auch bei „Surfing“ angefangen.
Zu dieser Zeit hatte ich eine Menge Jobs, einmal meinen normalen bei der Telefongesellschaft, dann schrieb ich für das Magazin und war gleichzeitig für Bilder zuständig. Aus diesem Grund machte ich damals weniger Bilder und konzentrierte mich in erster Linie auf die Contests zu dieser Zeit. 1969 überliess ich das Schreiben für „Surfing“ Toby Annenberg und so hatte ich wieder etwas mehr Zeit zum Fotografieren.

„The Big Swell“ nannte Skip Frye den Dezember 1969: Es gab Riesenwellen aber auch riesige Veränderungen im Surfen – es war der Start der Shortboard-Ära. Wie hast du diese Zeit damals erlebt?
Ich habe es damals auch mit einem 7’2er probiert, aber das war nichts für mich und ich stieg schnell wieder auf mein 8’2er um. Es war eine harte Zeit damals und viele Hersteller, die sich nicht schnell genug umstellten, gingen Pleite. Das Beste an den kleineren Boards war, dass viele junge Surfer dazukamen. Sie mussten sich endlich nicht mehr mit einem riesigen, schweren Board herumplagen.

Du hast in den 70ern auch Hanggliding und in den frühen 80ern Windsurfing fotografiert. Dann, so Mitte der 80er, hast du deinen „Fotojob“ offiziell an den Nagel gehängt. Was denkst du, warum gerade jetzt deine Bilder wieder so gefragt sind?
Es hilft sicher, dass ich immer noch ans Telefon gehe, wenn es klingelt. [lacht] Ich habe so etwas nie erwartet, aber es ist wundervoll!

Vielen Dank für das Gespräch!

Share

Geschäftsbedingungen

Gib bitte deine Email Adresse an, damit wir dich mit News, Updates und den neuesten Angeboten versorgen können. Falls du nicht mehr interessiert bist, kannst du dich jederzeit abmelden. Wir geben deine Daten nicht an Dritte weiter und werden dir nur Nachrichten schicken, die dich auch interessieren. Versprochen!

Read our full Privacy Policy as well as Terms & Conditions.

production