Servus ihr Mittelmeer-Surfer,
Wenn ich mir die Tage so den Billabong-Pro in Teahupoo anschaue werde ich schon ein bißchen nostalgisch und muss an meine Zeit auf diesem Realität gewordenem Reisekatalog denken.
Hingekommen bin ich in erster Linie wegen der Welle wegen der alle Surfer nach Tahiti kommen: „In ´n Out“, bekannt aus „Endless Summer I“. Aber irgendwie fand ich die Welle nicht wirklich und gab mich dann eben mit den perfekten Reef-Breaks rund um die Insel zufrieden. Irgendwann kam ich dann bei meinen Erkundungstouren in dieses kleine Dörfchen, nach dem die Straße irgendwie nicht mehr weiterging. Ich hatte schon gehört, dass es hier auch eine ganz witzige Linke geben sollte. Ich paddelte also durch die Lagune raus und es bot sich mir ein Anblick, der wohl mit dem von Juri Gagarin (erster Mensch im Weltraum) vergleichbar ist. Dieser Mutant von einer Welle, halbierte sich einfach als er auf das Reef traf. Ich war zum Glück nicht der einzige Surfer da draußen und so teilten sich ich, die notorischen Australier, die eh überall auf der Welt zu finden sind, und ein paar Rumänen die perfekten 6 Fuß – Barrels. Um sich gegenseitig zu motivieren beschimpften sich die Aussis so heftig, dass sie wohl direkt in die Hölle statt in die Lagune gespült worden wären, wenn etwas richtig schief gegangen wäre. „Gooo, you motherf%&§in son of a b%&§ !!!!“, war da noch das netteste. Man konnte bei diesen Australiern nicht nur an ihrem Wortschatz ganz gut erkennen, dass ihre Vorfahren allesamt mal im Knast gesessen hatten. Sie machten sich nämlich auch einen Spaß daraus die Rumänen, die verständlicherweise nicht so firm im Lesen von Wellen waren, davon zu überzeugen, dass es sich hier um einen A-Frame-Peak handelte und schrieen sie regelmäßig in die nicht-existenten rechten Wellen. Es war ein Massaker. Einer der Rumänen skalpierte sich fast und sah einerseits echt gruselig aus, anderseits bot er auch einen irgendwie witzigen Anblick, da er wie in einem Comic einen Deckel auf dem Kopf zu haben schien, der geöffnet werden konnte, um Frauen, Autos, Geldscheine usw. reinfliegen zu lassen. Wenn ich nicht zu beschäftigt damit gewesen wäre meine Kotze runterzuschlucken, hätte ich zwischenzeitlich wohl auch mal gelacht, als ich ihn zusammen mit seinem Kumpel an Land schleppte. Das war also meine erste Session in Teahupoo. Vier blitzsaubere Barrels, ein Haufen Anarcho-Aussis und ein skalpierter Rumäne waren also unterm Strich zu verzeichnen.
Ich bin die Welle die nächsten Tage dann noch richtig viel gesurft, weil sie wirklich als ein Weltwunder bezeichnet werden darf. Nach einer Woche dann stieg der Swell sprunghaft an und niemand surfte mehr, weil es damals einfach zu hart und unsurfbar aussah. Ich habe mir dann ein Kanu gemietet, bin rausgerudert und hab mir vom Channel aus stundenlang angesehen, wie unglaubliche 20 Fuß Sets über dem Riff explodierten, während ich den Lohengrin von Richard Wagner auf meinem Walkman hörte. Wenn ich daran denke kriege ich heute noch Gänsehaut.
Und wenn ich mir den Webcast live anschaue, beschleunigt sich mein Puls immer noch, wenn einer der ASP-Hellmen eines dieser Monster anpaddelt. Bei manchen 10 Punkte Ritten hab ich auch so laut gequiekt, dass mein Mitbewohner besorgt in mein Zimmer kam, um zu sehen, ob ich gerade ein Ferkel schlachte.
Jedenfalls eine tolle Welle dieses Teahupoo und es bleibt nur zu hoffen, dass sie weder einem Seebeben zum Opfer fällt, noch von polynesischen Terroristen, die gegen Touristen sind, in die Luft gesprengt wird.
Die Quarterfinals gehen gleich los und ich muss noch Pizza bestellen, also Servus:
Euer Michi
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