Servus ihr Stehwellensurfer,
An dieser Begrüßung kann man schon grob erkennen, was ich letztes Wochenende so getrieben habe. Ich war am Münchner Flughafen und hab den „Surf & Style“ mit meiner Anwesenheit beehrt. Und man kann sich vielleicht denken, was ich von so einer Retourtenwelle halte: und zwar wenig bis gar nix, um es euphemestisch auszudrücken.
Die Meinungen gehen ja generell schon ein wenig auseinander, was jetzt eine stehende Welle wie den Eisbach angeht. Diese Welle ist ja auch nur bedingt ein natürliches Phänomen und funktioniert eben auch nur so konstant, weil da von Menschenhand nachgeholfen wird. Die stehende Welle am Flughafen ist da nur eine logische Konsequenz. Eine weitere logische Konsequenz ist nun, dass überall in küstenfernen Gebieten solche Wellen aus dem Boden schießen und der Begriff „Surfer“ einer verbalen Inflation zum Opfer fallen wird. Surfer sind dann irgendwann so auf dem Level von Minigolfern.
Kurz zur Erinnerung: das Wort „surfen“ kommt vom englischen Wort „Surf“, was soviel wie Brandung bedeutet. Deswegen ist die Bezeichnung „Windsurfer“ schon irreführend, weil man es hauptsächlich auf Seen praktiziert, die höchstens mal Brandung aufweisen können, wenn der dicke Gunnar seine berühmten Arschbomben macht. „Stehsegler“ ist da einfach der korrektere Begriff. Ich werde mich also dafür einsetzen, dass das Reiten auf stehenden Wellen dann auch „stewereiten“ genannt wird, um dem Sport der alten hawaiianischen Könige einen letzten Rest Würde zu bewahren. In der Pressemappe des „Surf & Style“ wird diese nämlich schon als „Ocean-Surfing“ bezeichnet. Das ist ungefähr so, wie wenn ich Kacken also „toilet-shitting“ bezeichnen würde.
Auch kann ich mich folgendem Satz nicht anfreunden: “Es soll der wunderbare Sport des Wellenreitens auch szenefremden Bevölkerungsgruppen nähergebracht werden.“(für 24 € die Stunde).
Es stellt sich einem doch direkt die Frage: „Warum?“. Surfer können kein Interesse daran haben, dass noch mehr Leute diesen Sport lernen und die Peaks dieses Planeten bevölkern. Aber natürlich liegt es im Interesse von Sponsoren wie dem Yuppiesender Gong 96,3, dem Getränkehersteller des Bösen Coca Cola und vor allem dem Flughafen München selber, der gegen alle Widerstände aus der Bevölkerung eine dritte Startbahn hinzimmern will, sich ein bißchen was von dem lebenslustigen, lockeren Image der Surfer abzuschneiden. Und die Surfer? Machen da gerne mit und sind lebenslustig und locker für die Businessmenschen, die von Terminal 1 zu Terminal 2 hetzen. Profitieren werden davon letztendlich nur ein paar wenige und ich werde keiner davon sein, weil es sich für mich anfühlen würde, wie wenn ich meine Freundin auf den Strich schickte.
Ein weiser Surf-Kolumnist rief vor nicht allzu langer Zeit dazu auf sich „unseren Sport wiederzuholen“. Beim „Surf & Style“ wäre er mit dieser Forderung auf taube Ohren gestoßen, weil alle viel zu sehr damit beschäftigt waren ihn zu verkaufen.
Ich weine mich jetzt ein bißchen in den Schlaf.
Euer Michi
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