Share

Gerwin Andreas Delight Alliance Surfboards

Interviews

Im Interview mit Gerwin Andreas von Delight Alliance Surfboards

"Ich muss da nicht jeden Trend mitmachen."

Header Image: Christoph Johann

Delight Alliance Surfboards steht für hochwertiges Surfboard-Shaping, nachhaltige Produktion und eine klare Philosophie abseits von Massenproduktion und Trends. Gerwin Andreas, der Kopf hinter der Marke, hat mit uns über sein aktuelles Team, Entwicklungen im River/Rapid-Surfen und seine ganz eigene Sicht auf Shapes, Styles und die Zukunft der Szene gesprochen.

Ein ehrliches Gespräch über Visionen, Qualität und warum es manchmal besser ist, nicht auf jeden Hype aufzuspringen.

Delight Alliance Surfboards

Foto: Luca Jaenichen

Hallo Gerwin! Wie bist du eigentlich als Österreicher zum Surfboard-Shaper geworden?

Das war eine Verkettung unglücklicher Zufälle;) Ich habe damals als Snowboardlehrer gearbeitet und nach der Saison stand ich ohne Plan und ohne festen Job da und wusste nicht so recht, was ich mit meinem Sommer anfangen sollte. Irgendwann bin ich dann bei Delight Alliance Surfboards gelandet. Damals war das eine Mini-Firma – es wurden vielleicht 15 Boards im Jahr gebaut, alles nebenbei in einer Garage. Der Gründer, Dominik, hatte sich damals sogar seine erste CNC-Fräse selbst gebaut.

Er musste aber aufhören, weil er den elterlichen Betrieb übernehmen sollte. Und da hab ich dann gesagt:

„Okay, dann mach ich weiter.“

Mein Vorteil war, dass ich Sportgerätetechnik studiert habe – ich bin also ausgebildeter Sportgerätetechniker. Dadurch hatte ich einen technischen Hintergrund, was mir beim Surfboardbau eine ganz andere Herangehensweise ermöglicht hat als den klassischen Shapern.

Gerwin Andreas Delight Alliance Surfboards

Wann hast du die Firma übernommen?

Das war 2014, also vor inzwischen elf Jahren.

Wow, okay. Und wie lange lief Delight Alliance davor schon?

Seit 2007.

Ach, doch schon so lange!

Ja, das waren die Anfänge von Delight Alliance. Von Anfang an hatten wir die sogenannten HD-Rails und die Fix-Plugs – damals noch in einer anderen Version als heute. Das war damals schon einzigartig, hat Sinn gemacht und tut es immer noch. Wir waren wirklich die Ersten, die Rails und Plugs sinnvoll verstärkt haben.

Also stand bei Euch Innovation schon immer im Vordergrund?

Ja schon. Viele Shaper sind für mich eher Künstler oder Lebenskünstler, die Dinge so machen, wie sie immer schon gemacht wurden. Das war bei mir und bei uns nie der Fall. Wir machen Dinge, weil sie physikalisch Sinn ergeben oder weil sie durch Tests als funktionierend bestätigt wurden. Wir haben also einen technischen Zugang und konnten uns vieles durch Logik und Analyse erklären. Das hat schnell Früchte getragen – natürlich auch auf Basis des Know-hows, das bereits da war.

Ich würde sagen, wir sind ein fester Bestandteil der Riversurf-Szene in Deutschland, Österreich, der Schweiz – und mittlerweile sogar weltweit.

Lukas Haigermoser c Delight Alliance Secret Spot

Weißt du, wie es damals zu dem Namen „The Delight Alliance“ kam?

Ja, „The Delight Alliance“ bedeutet im Prinzip die „Genuss-Allianz“. Du willst ja nicht allein surfen gehen, sondern in der Allianz – also mit deinen Freunden. Daher „Alliance“. Und weil Surfen einfach ein Vergnügen ist, eben „Delight“. So kam der Name zustande.

Macht Sinn. Lag der Fokus von Anfang an auf River- bzw. Rapid-Surfing?

Ja, wir waren da von Anfang an stark, weil wir eine andere Bauweise gewählt haben als die klassische Polyester-PU-Konstruktion – die funktioniert im Fluss einfach nicht. Wir waren also direkt konkurrenzfähig. Mit dem Support von unseren Teamridern wie Jacob oder den Jungs vom Surf Talk Podcas, haben wir in den letzten Jahren viel Zeit in die Entwickeln und Tests der Ocean-Shapesge steckt. Max lebt ja am Meer, dadurch kommen viele Surf-Tage zusammen. Und je öfter du ein Board surfst, desto besser kannst du es optimieren.

Die Szene hat sich extrem entwickelt – genauso wie die Shapes. Es gibt ständig neue Trends: mal Twin-Fin, mal mehr Rocker, mal weniger, neue Konstruktionen…

Delight Alliance SurfboardsGerwin Andreas Delight Alliance Surfboards
Foto: Luca Jaenichen

Es gibt viele Ansätze, auch im Bereich der Nachhaltigkeit. Welchen Weg verfolgt ihr da bei Delight Alliance?

Ein ganz zentraler Leitsatz bei uns ist:

Form follows function.

Das lässt sich auch auf Materialien übertragen. Wir verbauen nur das, was Sinn macht – nichts nur, weil es cool aussieht oder sich besser vermarkten lässt. Bei unseren Konstruktionen mischen wir untypische Materialien und das funktioniert hervorragend, wie sich über die Jahre gezeigt hat.

Ich finde, gerade bei den Materialien kann man noch so viel machen. Da ist noch längst nicht Schluss. Was mich in der klassischen Surfboard-Industrie – vor allem in Ländern wie Frankreich oder Portugal – stört, ist, dass viele Shaper einfach nur PU-Boards bauen, weil sie nichts anderes kennen. Dann bauen sie irgendetwas ein, von dem sie glauben, es würde funktionieren – ohne es wirklich zu wissen.

Was war denn die größte Entwicklung in den letzten Jahren?

Ganz ehrlich? Es gab keine bahnbrechende Neuerung. PU-Boards sind immer noch der Standard, weil sie billig und einfach herzustellen sind. Wir arbeiten vor allem mit Epoxidharz, was viel aufwendiger ist – aber auch viel bessere Ergebnisse bringt. Klar, Epoxy ist schwieriger zu verarbeiten, darum meiden es viele klassische Shaper. Aber für uns lohnt es sich.

Wir testen natürlich ständig neue Dinge, aber Epoxy ist momentan das Beste, was wir haben.

Delight Alliance Surfboards

Die schwarzen Rails sind ein echtes Markenzeichen von euch. Was steckt eigentlich genau dahinter?

Die Rails halten extrem gut. Du wirst kaum Schäden daran finden – und das ist genau das, was du im Fluss brauchst. Viele glauben fälschlicherweise, dass es Carbon ist, aber Carbon wäre viel zu steif. Wir brauchen ein Material, das Stöße absorbiert – früher haben wir Kevlar verwendet, aber das hatte mechanische Schwächen. Jetzt arbeiten wir mit Polypropylenfasern – einem Kunststoff, der die Schläge sehr gut abfedert.

Und wie steht ihr zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit? Da hinkt die Surfbranche oft noch ziemlich hinterher.

Da sprichst du ein wichtiges Thema an. Ich habe sogar meine Masterarbeit darüber geschrieben. Grundsätzlich: Surfboards bestehen aus Verbundmaterialien – also Materialien, die nicht mehr sortenrein trennbar sind. Wenn ich Flachs oder Glasfaser mit Harz verbinde, kann ich das nicht recyceln. Auch sogenannte Bio-Harze haben oft nur 30 % Bio-Anteil – der Rest ist wie gehabt. Das klingt gut, bringt aber in Summe nicht viel.

Wir konzentrieren uns deshalb darauf, möglichst wenig Abfall zu produzieren, wenig Energie zu verbrauchen und vor allem: langlebige Boards zu bauen. Wenn unsere Boards drei Mal so lange halten wie ein Standardboard, ist das ein echter Nachhaltigkeitsfaktor. Leider wird da in der Branche viel Greenwashing betrieben.

Delight Alliance Surfboards
Foto: Luca Jaenichen

Wie sieht es bei euch mit neuen Shapes aus? Bringt ihr regelmäßig neue Modelle heraus oder optimiert ihr zumeist bestehende?

Beides. Wir haben in den letzten Jahren vor allem für den Meerbereich eine komplett neue Linie entwickelt. Die Entwicklung dauert meist Monate, manchmal Jahre. Manchmal klappt’s im zweiten oder dritten Prototyp, manchmal dauert es ewig. Und eigentlich ist ein Shape nie „fertig“. Es gibt immer etwas zu optimieren – mal ein bisschen mehr Volumen, mal etwas flacher, mal etwas schärfer an der Kante.

Ein Beispiel: Unser Shape „Stash“ ist einer der ersten und seit Jahren fast unverändert – weil er einfach funktioniert. Und natürlich fließt da viel Feedback ein, z. B. von Jacob, der das schottische Nationalteam gecoacht hat und jetzt Surf-Coach in Sri Lanka ist, oder vom Surf Talk Podcast.​

Lenny Mittel Amerika

Sind Wavepools wie O2 Surftown MUC, Alaia Bay oder andere ein Gamechanger für euch, was das testen in immer gleichen Bedingungen angeht?

Absolut. Du hast dort die perfekte Vergleichbarkeit, weil die Welle jedes Mal gleich ist. Das ist Gold wert für Prototypen-Tests. Schon seit Jahren waren wir in Wavepools wie Alaïa Bay, Bristol, Snowdonia, oder nun eben in der Surftown MUC. Die Wiederholbarkeit ist ein Riesenvorteil – genau wie beim Flusssurfen.

Für uns als Techniker ist das ein Traum. Du kannst systematisch testen: Was passiert mit mehr Nose-Rocker? Was machen breitere Boards? Wie reagieren andere Finnen? Das kannst du im Meer nicht verlässlich testen – außer du bist Kelly Slater. Unsere Ocean-Boards sind so konzipiert, dass sie sowohl im Meer als auch im Pool funktionieren.

Viele Surfer sagen ja, im Süßwasser braucht man mehr Volumen, weil es weniger trägt. Stimmt das?

Ich sehe das nicht so. Im Pool brauchst du meiner Meinung nach sogar tendenziell weniger Volumen, weil die Bedingungen konstant sind. Du wirst nicht überrascht von einem Freak-Set oder einem plötzlichen Peak-Shift. Im Meer brauchst du dagegen mehr Flexibilität – also vielleicht etwas mehr Volumen, um reagieren zu können. Aber das Wichtigste ist, dass das Board zu deinem Level passt.

Der häufigste Fehler ist, ein zu kleines Board zu nehmen und zu glauben, man könne damit performen.

Niki Sandhoff
Foto: City-Wave.at / Stefan Knittel

Das ist ein wichtiger Punkt. Kann man sich bei euch in Salzburg dann auch beraten lassen? 

Ja klar. Wir haben einen Showroom in Salzburg mit Lager. Wir beraten wahnsinnig gerne und im persönlichen Gespräch kann man ideal auf die Wünsche eingehen.

Und gibt’s euch auch in deutschen Surfshops?

Ja, z. B. im Rapid Surf Shop bei der Leinewelle in Hannover, bei Pete. Oder bei manchen Wavepools direkt, etwa in Ebensee oder in Wien bei der City-Wave.

Krach am Bach Lenny

Welche Teamrider habt ihr momentan?

Wir haben gerade ein extrem starkes Team – bei den Männern zum Beispiel mit Lenny Weinhold, Niki Sandhoff und William Walther. Das sind richtig starke Fahrer, mit denen es auch super viel Spaß macht. Und bei den Ladies haben wir die Ina Schorr, die Aksi Semenova und die Lena Krupitz dabei – also auch da ein echt gutes Line-up.

Und was meinst du, wo gehen die Trends hin – im Rapid-Bereich oder beim Surfboard-Shapen bei euch? Habt ihr da schon so eine Vision, was als Nächstes kommt?

Also ehrlich gesagt lasse ich mich gar nicht so sehr von Trends treiben. Ich glaube, es geht eher darum, einfach das zu machen, was wir gut können – Boards, die auf der einen Seite richtig gut performen und auf der anderen Seite langlebig sind.

Natürlich wird es in Zukunft sicher mehr stehende Wellen geben, vor allem hier im DACH-Raum. Und wir schauen dann einfach, was diese Wellen brauchen – werden sie stärker, schwächer, was verändert sich? Und darauf reagieren wir mit unseren Shapes. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das entwickelt.

Was die Trends im Boardbau angeht, da taucht natürlich immer wieder mal was auf – wie der Hype um Twin Fins oder das ganze Thema mit Flachs usw. Aber ganz ehrlich:

Ich muss da nicht jeden Trend mitmachen. Ich gehe auch gerne mal gegen den Strom und baue einfach das, was ich selbst cool finde.

Mehr Infos zu den Surfboards gibt es hier

Geschäftsbedingungen

Gib bitte deine Email Adresse an, damit wir dich mit News, Updates und den neuesten Angeboten versorgen können. Falls du nicht mehr interessiert bist, kannst du dich jederzeit abmelden. Wir geben deine Daten nicht an Dritte weiter und werden dir nur Nachrichten schicken, die dich auch interessieren. Versprochen!

Read our full Privacy Policy as well as Terms & Conditions.

production