Auch wenn die Locals sagen, dass es in Tofino 90 Tage am Stück ununterbrochen regnen kann, die unendliche Wildnis in diesem Flecken Erde ist atemberaubend. Die Locals begrüßen einen wie lange nicht gesehene Familienmitglieder und die Wellen haben teilweise Weltklassepotenzial. Die O’Neill Cold Water Classics haben mal wieder alles richtig gemacht und luden zu ihrem vierten von fünf Stopps in die Wildnis Kanadas ein!
Canada
O’Neill hat mit der Cold Water Classic Tour Anfang 2009 viel gewagt und viel Geld in die Hand genommen. In Zeiten, in denen viele andere Firmen ihre Etats kürzen und sparen, wo sie nur können, nicht ganz selbstverständlich. Dass sich das Risiko gelohnt hat, beweisen Global Event Director Bernhard Ritzer und CWC Contest Director Matt Wilson mit den fünf exklusiven WQS Stopps. Sie haben die Surfwelt mit einer Event-Serie beschenkt, die durch ihren großen Erfolg bereits ähnlich etabliert und beliebt ist wie die Triple-Crown-Serie auf Hawaii. Nach den ersten drei Stopps in Tasmanien, in Schottland und in Südafrika rief Ende Oktober die Hauptstadt des kanadischen Surfens Tofino zum ersten professionellen Surf-Contest Kanadas. Dem Ruf des Abenteuers folgten wir Ende Oktober natürlich sehr gerne.
Fliegt man von Deutschland aus nach Vancouver, setzt man mit der Fähre gute drei Stunden über nach Vancouver Island. Von der Anlegestelle geht es knapp viereinhalb Stunden entlang einer nicht enden wollenden grünen Wand aus dichtem Regenwald. Wenn der grüne Vorhang zwischendurch doch mal aufreißt, hat man freie Sicht auf riesige Seen, an denen schneebedeckte Berge ins Wasser fallen. Weißkopfseeadler kreisen über der spiegelglatten Wasseroberfläche und Schwarzbären schlurfen unbekümmert am Ufer entlang. In Tofino angekommen fühlt man sich direkt pudelwohl. Es strahlt eine Ruhe aus, die sofort jeglichen Stress von jedem verkrampften Großstädter abfallen lässt.
Filmreif war aber nicht nur die Natur rund um Tofino, sondern auch das Geschehen beim O’Neill CWC Canada. Unglaublicherweise hatte es der Tofino-Local Pete Devries bis ins Finale geschafft. Pete surfte seinen allerersten WQS Event und beeindruckte mit einer Leichtigkeit und Freude, die sich auf das gesamte Publikum übertrug. Pete nutzte jede Section, um sich darüber hinauszuschießen, und rippte jede Welle bis zu ihrem allerletzten molekularen Kraftakt. Die Leute am Strand flippten bei jeder seiner Wellen völlig aus: „Go, Pete, go!“ Mit so gut wie keiner Unterstützung von Sponsoren, einer hochschwangeren Freundin, aber der Hoffnung der gesamten Region kegelte er zuvor die größten Stars der Szene aus dem Rennen, unter anderem Glenn Hall im Viertelfinale, Cory Lopez im Halbfinale und dann tatsächlich Jay „Bottle“ Thompson im großen Finale.
Mit der meisten Local Knowledge saß Pete immer an der richtigen Stelle und ließ Jay bei seiner Wellenauswahl alt aussehen. Die Punktrichter belohnten Pete mit einem Score von 16,43. Damit hatte er Tofinos Herzen im Sturm gewonnen, vor allem aber auch seinen ersten Profi-Contest – ein wahrhaft geschichtsträchtiger Moment! „Oh mein Gott, ich kann es nicht glauben! Das ist so verrückt!“, so der auf Händen getragene neue Held!
California
Von Tofino ging es nach Pete Devries’ großartigem Sieg direkt weiter in die nächste Wildnis – in einen Dschungel aus Freaks, Surfern und riesigen Weißen Haien in eisigen Pazifikwellen. Der fünfte und finale Stopp der Cold Water Classic Series führte Anfang November in die Geburtsstätte des Kaltwasser-Surfens nach Santa Cruz, Kalifornien.
„Echt viele Hippies sind in den letzten zehn Jahren von San Francisco nach Santa Cruz gezogen. Deshalb sind hier… wie soll ich sagen? Hier gibt’s echt ’ne Menge Penner und Abhänger“, sagt Local „Ratboy“ Collins. „Ich denke, dass sich das Leben von vielen Menschen hier voll und ganz ums Surfen dreht. Die meisten machen wahrscheinlich nicht die dickste Kohle und haben keinen perfekten Nine-to-five-Job. Sie tun gerade so viel, dass es zum Überleben reicht, sie aber eben mehr surfen gehen können“, so „Ratboy“ weiter.
Unabhängig von all den Verrückten und Lebenskünstlern, die Santa Cruz prägen, ging es uns natürlich um den letzten Stopp der CWC, bei dem gleich zwei Titel ausgesurft werden sollten: zum einen der Contest-Sieg, zum anderen der Gesamtsieg der CWC. Und so waren die berühmten Klippen von Steamer Lane vom ersten bis zum letzten Contest-Tag bumsvoll mit Zuschauern, was nicht zuletzt dem riesigen Swell, der auf die Küste traf, zu verdanken war. Eine beeindruckende Show wurde geboten, zum Teil auch unter dem wachsamen Auge des Erfinders des Neoprenanzugs Jack O’Neill.
Die Unterstützung seiner vielen Fans trug Nate Yeomans aus San Clemente in SoCal bis ins Finale, wo er gegen Heath Joske ranmusste. Es begann nicht sonderlich gut für den Aussie, doch Heath schaffte ein paar vorzeigbare Rides und drehte später im Heat noch einmal richtig auf, was in der Summe 8,60 Punkte ergab – die große Chance für Yeomans. Nate machte sich bereit, um den Sieg beim angesehensten Kaltwasser-Event auf dem ASP-Kalender einzufahren, dann zerfetzte er die massiven Wellen in Stücke. Ganz zur Freude der Judges: Mit einem gewaltigen Score von 15,33 Punkten für seine beiden Top-Wellen gewann Nate Yeomans schließlich die O’Neill Cold Water Classics in Kalifornien. „Ich bin so stoked. Ich weiß gar nicht, ich kann gar nicht… ich kann nicht reden“, stammelte ein überglücklicher Nate.
Der Südafrika-Sieger und Bra Boy Blake Thornton scorte insgesamt die meisten Punkte in der ersten Cold Water Classic Series und hat somit den Gesamtsieg verdient. Wir danken O’Neill für eine fantastische neue Profi-Tour und dürfen uns 2010 erneut auf spektakuläre Action in heftigen Winterwellen freuen!
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