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Teahupoo

Teahupoo ist in den letzten Jahren die ultimative Messlatte im Surfen geworden. Im Jahre 2000 setzte Laird Hamilton hier den Rekord mit seiner Millenniumswelle. 2003 dann verschob Malik Joyeux die Grenzen des Machbaren erneut am „Terrible Tuesday“. Ziemlich genau zwei Jahre später folgten nun am 01. und 02. Mai 2005 zwei Tage mit unglaublichen Wellen und voller unglaublicher Action: MayDays in Teahupoo.

Eigentlich wollte ich in diesem Jahr gar nicht nach Teahupoo fliegen. Es ist nicht besonders aufregend, den ganzen Tag in einem kleinen Boot zu sitzen, umgeben von einer Million anderer Fotografen, die genau das Gleiche ablichten. Ausserdem sind Contest-Fotos alles andere als Evergreens. Doch als ich die Wettervorhersage checkte und noch dazu hörte, dass zwischen den Trials des Billabong Pro und dem Contest selbst diesmal eine Woche Zeit lag, buchte ich, so schnell ich konnte, noch ein Ticket nach Tahiti.

Also stand ich schon am nächsten Tag in der Warteschlange am Flughafen-Counter – eingequetscht zwischen den beiden Irons-Brüdern und weiter hinten standen Shane Dorian und Garrett McNamara. Ich wusste, es würde gut werden, wenn nur das Wetter mitspielen würde. Stoked!

Wie das so ist am ersten Tag nach der Ankunft an einer neuer Location dauerte das ganze Vorgeplänkel länger als geplant. So schipperte unser Boot erst gegen halb elf Uhr zum Line-up. Doch wir machten uns auch keinen Stress, hiess es doch, der Wind wäre nicht so günstig für den Swell und es würde eh nicht viel abgehen. Von wegen! Das Erste, was wir sahen, als wir am Riff ankamen, war, wie irgendjemand eine Zehnfuss-Bombe erwischte. Ich glaube, so schnell hatte ich noch nie meine Ausrüstung am Start!

Gerade mal zehn Minuten später kam eine echte Monsterwelle aufs Riff gelaufen. Manoa Drollet towte in dieses Biest hinein, das ein paar Locals danach als die grösste bisher gerittene Welle vor Teahupoo bezeichneten!

Ich weiss nicht, ob es wirklich so ist, aber es war beeindruckend. Sie war so gross und fett, als hätte Moses selbst das Wasser geteilt.

Kurz darauf wäre Raimana van Bastolaer fast seinem eigenen Jetski zum Opfer gefallen. Reef McIntosh zog ihn in eine Welle und schaute ihm ein paar Sekunden zu lange nach. Als er wieder nach vorne blickte, war es schon zu spät: Als er bemerkte, dass sein Jetski in der Strudel der Lippe geriet, konnte er gerade noch im allerletzter Moment abspringen.

Er schaffte es, die Welle zu durchtauchen, und erfuhr erst später, dass der Jetski um ein Haar Raimana erwischt hätte. Raimana selbst hatte gar nichts von dem ganzen Drama mitbekommen. Als er aus dem Augenwinkel etwas Grosses, Dunkles in der Lippe sah, dachter er, es wäre ein grosser Fisch und duckte sich instinktiv. Dieser „Fisch“ wurde zweimal aufs Riff geworfen und entpuppte sich später als durch die Mangel gedrehter Jetski. „Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert. Den Jetski kann man schliesslich wieder reparieren“, meinte Raimana recht cool nach dem Beinahe-Desaster.

Das Ganze passiert noch vor Mittag und sollte erst die Ouvertüre gewesen sein von zwei der verrücktesten Tagen in der Geschichte des Surfens. Im Laufe des ersten Tages gab es immer wieder Surfen von einem anderen Stern zu bewundern.

Dabei am Start: Andy und Bruce Irons, Ian Walsh, Shane Dorian, Garrett McNamara, Raimana van Bastolaer, Malik Joyeux, Manoa Drollet, Mick Fanning, Poto David, Dylan Longbottom und noch ein paar andere Verrückte.

Andy und Bruce griffen sich jede Welle im typischen Bruderduell, wobei Bruce etwas bessere Wellen erwischte. Malik schnappte sich ein paar tiefe Barrels, bezahlte sie aber mit ein paar heftigen Waschgängen.

Ian Walsh startete tiefer als alle anderen und schaffte es unglaublicherweise. Manoa und Shane Dorian teilten sich den Ruhm, die grössten Wellen erwischt zu haben, wobei eine Welle von Shane mit der von Laird aus dem Jahre 2000 verglichen wurde: Ihre Lippe war fast zweieinhalb Meter dick!

Es ist schon komisch, wie solch ein Tag die Sinne schärfen kann! Schon mitten in der Nacht wachte ich etwa gegen vier Uhr auf. Ich checkte den Wind und den Himmel: Es sah gut aus.

Sagte ich „gut“..? Als wir kurz nach Sonnenaufgang im Channel ankamen, konnte es keiner glauben, wie gut es war: Windstille und der Ozean warf Wellen aufs Riff, die man nicht mal im Traum besser hinbekommen würde. An diesem Tag probierten es die Jungs mit Tow-in, Paddle-in und einer Mischung aus beiden – sprich, sie liessen sich auf ihren normalen Brettern in die Welle ziehen.

Da normale Surfboards einen völlig anderen Shape haben als Tow-in Boards und nach dem Towen erst mal ein wenig abbremsen, surften viele Jungs die Welle um einiges tiefer als noch am Tag zuvor.

Dorian, Bruce, Manoa und Malik steckten ihre Köpfe so tief in die Tube, dass man es kaum glauben konnte, als sie dann doch irgendwann wieder ausgespuckt wurden. Dafür bezahlten Bruce und Shane Dorian mit heftigen Wipe-outs.

Bei einem wickelte sich Shanes Leach um seinen Hals – später sah er aus, als hätte er am Galgen gehangen… Bruce explodierte eine „Bombe“ auf den Kopf und er verbrachte danach den Rest der Zeit auf Raimanas Boot. Je später es wurde, desto voller wurde es im und um den Line-up. Jede Menge Boote mit Zuschauern und Fotografen tauchten auf und es war wirklich ein Wunder, dass niemand an diesem Tag ernsthaft verletzt wurde.

Während die beiden Hobgood-Brüder das Paddle-in-Surfen an diesem Tag zu neuen Grenzen führten, gab es noch zwei weitere Highlights: Keala Kennelly hatte sich mit einem Tow-in-Board in den Line-up gesetzt und wartete auf ihre Chance. Die kam gegen Mittag, als sie als erste Frau vor Teahupoo in eine amtliche Viermeterwelle gezogen wurde. „Seit Wochen schon hatte ich mit dem Gedanken gespielt, einen Tow-in-Versuch in Teahupoo zu starten“, so die 26-jährige Hawaiianerin. „Ich lieh mir ein Board mit Fussschlaufen und hab’s durchgezogen – in vollem Bewusstsein darüber, dass ich dabei hätte draufgehen können. Als ich in der Welle war, habe ich die Leine losgelassen und versucht, maximalen Speed aufzunehmen. Denn das Letzte, was du willst, ist, von der Tube erwischt zu werden… Es war das geilste Gefühl! Ich war so unglaublich schnell… ich habe immer noch Adrenalinschübe!“, schwärmte sie noch später am Abend.

Andy Irons war das andere Highlight, als er sich auf seinem normalen Board in eine Welle ziehen liess. Er war tief, sehr tief, und er stand aufrecht – die gesamte Welle hindurch. Kein Griff ans Rail, keine Mätzchen, einfach nur klassisch.

Als am späten Nachmittag die Bedingungen kleiner und weniger konstant wurden, verzogen sich die Hauptakteure der vergangenen Stunden ins Dorf, wo sie bei dem einen oder anderen Hinano-Bier in aller Ruhe zu verstehen versuchten, was genau eigentlich passiert war in ihrem Leben – und welche Kapitel in den Geschichtsbüchern des Surfens neu geschrieben werden müssten…

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