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Wipe-Outs

Wipe-outs sind das Geben für die viele Freude, die wir dem Ozean entnehmen, die ultimative Quittung für kleinste Fehler oder Selbstüberschätzung. Denn was man anscheinend vergessen hat, ist die Tatsache, dass Surfen gefährlich sein kann und Menschen dabei sterben können.

Foto oben: {Nick Coglin_australischer Junior Pro}

„Auf diesem Foto sieht man den Surfer Nick Coglin. Es war ein guter, cleaner Tag an meinem Home-Break in Australien. Es war perfekt für Wassershots. Nick wollte sich gerade sauber in der Barrel positionieren, um ein gutes Fotomotiv abzugeben. Doch irgendwie verlor er ein wenig das Gleichgewicht, stellte sich zu gerade hin und die Lippe der Barrel verschluckte seinen Kopf. Um ein Haar riss sie ihm den Kopf von den Schultern… Ich drückte auf den Auslöser, realisierte beim Durchtauchen, was ich da gerade gesehen hatte, und ertrank anschliessend fast vor Lachen… Nick fand’s, glaub‘ ich, gar nicht so lustig.“
Nathan Smith, Wasserfotograf

Daher kam mir die Idee zu „Moments of Consequences“ beim letzten Euro-Trip im September. Der Ozean liess gerade all die in ihm aufgestaute Energie eines kräftigen Islandtiefs an der spanischen Küste ab, als eine Horde aufgekratzter Surf-Anfänger an mir vorbeirannte und Richtung Ozean stolperte. Ich hoffte, dass es diese armen Seelen nicht hinausschaffen würden, doch sie hatten „Glück“ und eine Set-Pause verschonte sie. So sassen sie wenig später im brodelnden Line-up und ihre anfängliche Überschwänglichkeit wich zusehends purer Angst. Von der Strömung auseinander gezogen, versuchte jeder auf sich allein gestellt, wieder an Land zu kommen. Aus lauter Panik und Unwissen paddelte einer nach dem Nächsten fette Close-out-Brecher an und ging straight over the Falls. Mit panischen Gesichtsausdrücken lagen sie Gott sei Dank wenig später alle wieder hustend am Strand. Dieses Beispiel völliger Selbstüberschätzung und Ignoranz ist jedoch kein Einzellfall. Vielleicht rütteln ja die folgenden Bilder und Statements von Typen, die wirklich Ahnung haben, ein wenig wach. Anscheinend kann man die abgedroschenen Phrasen nicht oft genug wiederholen und darauf hinweisen, mehr Respekt vor dem Ozean zu haben! In diesem Sinne – viel Spass mit den folgenden Fotos!

Sequenz unten: {Duane Desoto_Teahupoo, Tahiti, August 2000}

„Diese Sequenz wurde im August 2000 geschossen, nur wenige Tage bevor Laird Hamilton mit der ,Millennium-Welle‘ Teahupoo ins Rampenlicht der Surf-Welt gehoben hat. Duane war Teil des Teams und pushte die Limits des Longboardens weit nach oben. Er paddelte mit seiner Neunfussplanke in Wellen, in die sich Laird towen liess. Duane bekam an dem Morgen ewig viele Tubes und alles ging gut, bis er die grösste Welle des Tages anpaddelte. Als er ans Rail griff, um die Spur zu halten, stach die Nose seines Boards in eine kleine Stufe in der Welle. Die Finne verlor den Halt, das Brett stellte sich mit einem Ruck quer zur Fahrtrichtung und die folgende Hebelwirkung riss ihn extrem brutal vom Board. Sein Board zerlegte es sauber in drei Teile. Laird schaffte es gerade noch rechtzeitig, Duane mit dem Jetski aus der Impact Zone zu fischen. Er war beim Sturz so hart mit dem Bein aufs Rail geschlagen, dass er die Session wegen schwerer Prellungen abbrechen musste. Er flog wenig später zurück nach Hawaii, um seine Verletzung auszukurieren. Ausserdem zerstörte er mit dem Wipe-out auch das letztes Board, das er dabeihatte. Bis heute ist dies immer noch der heftigste Wipe-out, den ich mit einem Longboard gesehen habe.“
Tim McKenna, Wasserfotograf


»Er muss es vorher an die Oberfläche schaffen, einen Two Wave Hold-down würde er nicht überleben.«
»Er muss es vorher an die Oberfläche schaffen, einen Two Wave Hold-down würde er nicht überleben.«

Sequenz oben: {Jay Moriarity_Freesurfer}

„Plötzlich taucht dieses Riesenset am Horizont auf. Reflexartig reisst Jay Moriarity sein Board herum und paddelt los. Er kann seine Augen kaum offen halten, so stark bläst ihm der Wind die kalte Gischt ins Gesicht. Aus der Ferne hört er die Rufe der anderen Surfer: ,Go, Jay, go!‘ – oder doch ,No, Jay, no!‘? Er stösst sich vom Brett ab, kommt zum Stehen und schwebt für eine Sekunde über dem Wellental – 15 Meter unter ihm. Als er über das Face dieser gigantischen Welle gehoben wird, seine Arme ausbreitet und wie eine Marionette vor dem Wellenkamm schwebt, überkommt ihn ein ungutes Gefühl. Plötzlich reisst der starke Gegenwind sein Brett zurück und flippt es rückwärts über den Kamm der Welle. Jay stürzt und wird von der mächtigen Lippe unaufhaltsam nach vorne geworfen. Auf einmal spürt er einen harten, unnachgiebigen Zug an seinem Knöchel. Es ist sein Brett, das ihn unaufhaltsam einen tobenden 15-Meter-Wasserfall hinabzieht, dessen Kraft unter der Oberfläche ein Feld sich vertikal drehender Wasserwalzen erzeugt. In einer dieser Walzen ist er kurz darauf gefangen und wird unter der Welle umhergewirbelt, bis Jay durch die Wucht des Wassers auf dem Meeresboden aufkommt. Er verkrampft und atmet panisch aus. Seine Schultern und sein Rücken werden mit solcher Kraft auf den kalten Felsboden gepresst, dass er für einen langen Moment völlig bewegungslos ist. Gefangen in zehn Meter Tiefe weiss Jay, dass die nächste Welle in weniger als zwölf Sekunden über ihm niederbrechen wird. Er muss es vorher an die Oberfläche schaffen, einen Two Wave Hold-down würde er nicht überleben. Seine Ohren schmerzen, er sieht die Hand vor Augen nicht und versucht auszumachen, ob das Toben und Grollen an der Wasseroberfläche noch von der ersten Welle stammt oder gerade die zweite Woge über ihm zusammenbricht. Auch wenn der Sog nach unten ihm anfangs jegliche Orientierung raubt und das Wasser noch immer vollkommen schwarz ist, weiss er, in welche Richtung er schwimmen muss. Mit einem kräftigen Schwimmzug stösst er sich vom Meeresboden ab und taucht nach oben in die brodelnde Dunkelheit. Er macht vier weitere Züge und strampelt mit den Beinen, während seine Augen nach oben starren. Er verspürt den Drang zu atmen und schafft einen weiteren Schwimmzug. Endlich verfärbt sich das Wasser graugrün. Er macht einen weiteren Zug und noch einen letzten Stoss und erreicht endlich die schäumende Wasseroberfläche. Vom Licht geblendet wirft er seinen Kopf nach hinten, reisst den Mund auf und japst gierig nach Luft. Doch plötzlich wird er abermals von kalten Wassermassen überrollt und in die Tiefe gezogen, etwas kürzer zwar, doch nahezu genauso schlimm. Als er wieder nach oben schwimmt, nehmen seine Augen glitzernde Lichtpunkte war. Kurz darauf durchbricht er die lichtdurchflutete Oberfläche. Sein Atem ist tief und hastig und seine Kraft am Ende. Eine dritte Welle würde er kaum überleben. Doch Jay Moriarity hat Glück, es kommt keine weitere. Er beruhigt sich und spürt die warme Morgensonne auf seinem tropfenden Gesicht.“
Matt Warshaw, Surf-Journalist

Jay starb 2001 beim Freitauchen auf den Malediven im Alter von 22 Jahren.


Die Fotos zeigen den härtesten Wipe-out des Events. Er stürzte den vollen Weg von der Lippe der Welle bis runter ins
Die Fotos zeigen den härtesten Wipe-out des Events. Er stürzte den vollen Weg von der Lippe der Welle bis runter ins

Bild oben: {Richy Vasilic_Freesurfer und Bra Boy}

„Richy ist auch einer von den Bra Boys, er ist Teil der berüchtigten South Sydney Gang aus Maroubra Beach. Er ist ein Big Wave Charger und australischer Jiu-Jitsu-Champion, eine echt harte Sau also. Die Welle, auf der es ihn dort gerade schmeisst, heisst ,Ours‘ – ein sehr bezeichnender Spot-Name, nur Lebensmüde surfen hier. Vielleicht habt ihr den Spot schon mal gesehen: Man fliegt über ihn hinweg, wenn man am Sydney Airport landet. Er ist nur zwei Kilometer von dort entfernt. Die Welle ist meistens nur mithilfe des Jetskis zu surfen. Richy paddelte sie an diesem Tag an – aber wie man sieht, hätte er wohl besser zum Jetski greifen sollen…“
Bill Morris, Surf-Fotograf und Feuerwehrmann

Sequenz unten: {Darryl „Flea“ Virostko_Big Wave Surfer}

Die Fotos zeigen den härtesten Wipe-out des Events. Er stürzte den vollen Weg von der Lippe der Welle bis runter ins Flat und kam glücklicherweise mit den Füssen zuerst auf der Wasseroberfläche auf. Wenig später tauchte er dann unversehrt wieder auf.
„Die Sequenz stammt von Fleas erstem Heat beim Eddie Aikau 2004 in Waimea. Ich glaube, das war das erste Jahr, in dem ,Flea‘ zu dem Event eingeladen wurde, und er wollte allen zeigen, dass er zu den besten Big-Wave-Chargern gehört. Die Fotos zeigen den härtesten Wipe-out des Events. Er stürzte den vollen Weg von der Lippe der Welle bis runter ins Flat und kam glücklicherweise mit den Füssen zuerst auf der Wasseroberfläche auf. Wenig später tauchte er dann unversehrt wieder auf. Später im Finale hatte er noch einen zweiten bösen Wipe-out auf einer kleineren Welle: Die Lippe traf ihn genau am Kopf und rammte ihn mit voller Wucht auf sein Board. Dabei riss er sich die Bänder im Knie.“
Bill Morris, Surf-Fotograf und Feuerwehrmann

Bild oben: {Kieren Perrow_Pro Surfer}

„Ein weiterer ,Ours‘-Wipe-out und Kierens erste Session auf dieser Welle. Er hat sich wirklich gut angestellt und kam aus einigen tiefen Barrels lebend wieder heraus. Aber bei dieser hier verliess ihn sein Glück und der Backwash, der zurück von den Felsen in Welle lief, schmiss ihn ruckartig vom Board – wie einen Rodeo-Cowboy vom Bullen.“
Bill Morris, Surf-Fotograf und Feuerwehrmann

Bild oben:

„Vor rund zwei Jahren hatte ich mein persönliches Schlüsselerlebnis an einem mächtigen Pipeline-Tag. Ich war für den Monster Energy Pro Contest am Filmen und wollte gerade unter einer riesigen Welle durchtauchen. Ich weiss nicht mehr genau wie, doch die Lippe muss mich unter Wasser getroffen haben. Denn das Nächste, woran ich mich erinnere, war ein harter Aufschlag und ich fand mich auf dem Rücken liegend auf dem Riff wieder. Was danach geschah, war unfassbar: Kurz nach dem Aufschlag sah ich meinen eigenen Körper von oben herab auf dem Riff liegen – kein Scheiss! Sonnenstrahlen schienen durchs kristallklare Wasser auf meine Brust und rings um meinen Körper schwirrten kleine Luftblasen umher. Als Nächstes bemerkte ich, dass ich nichts fühlte. Ich war nicht gelähmt oder so was, ich konnte mich einfach nicht bewegen, es war unmöglich. Ich dachte mir nur: ,Warum kann ich mich eigentlich selbst sehen?‘ Ich entfernte mich immer weiter von meinem Körper, überall Luftblasen und nur meine Silhouette auf dem Boden. Dann war das Nächste, an das ich mich erinnere, dass ich die Blasen spüren konnte. Überall kribbelte es. Ich kam irgendwie zurück an die Wasseroberfläche und war zurück in meinem Körper. Ich hatte keinerlei Schmerzen, alles war okay. Mark Cunningham zog mich am Arm aus dem Wasser und fragte mit entsetztem Blick : ,Bist du okay?‘ – ,Ja, ja, alles in Ordnung! Ich muss meine Kamera wiederbekommen.‘ Ich hatte keine Leash an der Kamera, daher ging sie mir beim Wipe-out flöten. Jemand fischte sie für mich aus dem Wasser und gab sie mir. Erst dann bemerkte er, dass mein Helm in zwei Teile gebrochen war. Da, mitten im schäumenden Weisswasser, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich ohne diesen Helm definitiv tot gewesen wäre. In meiner Karriere kam ich schon öfter dem Tode nah, aber nicht so wie dieses Mal. [lacht] Aber weisst du, ich lebe jeden Tag, als wenn es der Letzte wäre. Ich folge einfach meinem Herzen, lebe meine Leidenschaften und go for it.“
Larry Haynes, Wasserkameramann

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