Dies ist der erste Surf City Check des Jahres. Diese Seite soll euch nicht in die weite Ferne führen wie so viele andere Seiten im SURFERS, sondern mal den Fokus auf unsere Städte richten, in denen die meisten von uns schliesslich den Grossteil des Alltags verbringen.
Pro Ausgabe stellt euch daher ein Surfer seine Stadt vor und erzählt euch, wo ihr beim nächsten Besuch am meisten Spass haben werdet. Fangen wir an mit unserer fantastisch abgefuckten Hauptstadt Berlin, die uns Surfer und Fotograf Jason Richter zeigen wird.
Berlin ist nicht nur unsere Hauptstadt, sie ist vor allem ein Meltingpot von Leuten aus der ganzen Welt. Rund 3,4 Millionen Einwohner leben in dieser Stadt voller Gegensätze. Nirgends sieht man Arm und Reich, Abfuck und Prunk, Hässlich und Schön, Kreativität und Ödnis so nah beieinander. Für manche ist Berlin einfach nur gross und böse, für andere ein Fass, aus dem man unendlich viel Kreativität schöpfen kann.
Einer, der es so sieht, ist Jason Richter, 34 Jahre alt, Fotograf (u.a. für das Label Faith 21, www.faith21.com), Surfer und Sozialarbeiter. Seit zwei Jahren lebt er nun in Berlin und teilt sich mit seiner Freundin Johanna und Sohn Luke eine 100-Quadratmeter-Wohnung in Wedding, nicht gerade die erste Adresse in Berlin. Das Gute an seinem Stadtteil ist aber, dass es günstig ist und immer noch nah zum Zentrum. Es geht superschnell mit U- und S-Bahn in die hippen Parts der Stadt wie Kreuzberg, Mitte und Prenzlauer Berg. Wedding entwickelt sich zusätzlich immer mehr zum Künstlerviertel. „100 Quadratmeter richtig geiler Altbau für 550 Euro warm – was will man mehr?! Prenzlauer Berg kostet gleich mal das Doppelte oder mehr!“, weiss Jason. Auf die Frage, was denn die Vorteile als Surfer in Berlin seien, antwortet er: „Als Surfer hat man ja oft einen internationalen Freundeskreis und daher liebe ich den internationalen Flair und das Charisma der Stadt. Zudem ist es inspirierend als Fotograf und das kulturelle Angebot ist fast unendlich gross. Allerdings ist man weit weg von der Küste und die Stadt ist sehr anonym und stressig.“
Rügen, die nächste surfbare Küste, ist gut 270 Kilometer entfernt. Jasons Lieblingsspot in der Heimat ist aber Norderney – fast 600 Kilometer von Berlin entfernt, was ihn nicht davon abhält, ab und an mal dort vorbeizuschauen. „Optimale Bedingungen hat man dort bei maximal zehn Knoten Wind aus Norden und 1,3 bis zwei Meter Swell aus Nord bis westlicher Richtung, allerdings ist es auch sehr tidenabhängig. Der Januskopf ist der Spot im Nordwesten der Insel. 15 bis 20 Surfer findet man dort regelmässig im Wasser. Als Alternative ist der zehn Kilometer entfernte Flughafen gut, von dem man beispielsweise mit Glück für knapp 50 Euro gen Irland fliegen kann.“
Das alles erzählt er uns in seinem Lieblingscafé „Ostfee“, einem gemütlichen kleinen, mit alten Sofas und Sesseln bestückter Laden mit günstigem und guten Frühstück und Kaffee. Der liegt in der Oderberger Strasse, einer Seitenstrasse der beliebten Kastanienallee, wo auch gleich Jasons Lieblings-Surfshop, der „Langbrett Shop“ von Besitzer Oliver Spiess liegt. Dort findet man alles vom „normalen“ Surfboard über verchromte Fishboards für 4.500 Euro (siehe Foto), Skate-Longboards, Fixie-Fahrräder bis hin zu kunstvollen Büchern und schicken Klamotten.
Abends geht es, wenn Jason Besuch von Nicht-Berlinern bekommt, gerne mal ins „White Trash“ im Stadtteil Mitte, einem ehemaligen chinesischen Restaurant, in dem man heute sauleckere Burger serviert bekommt. Das Beste an dem Laden: Die Burger werden dir von echten Punks serviert, die dich dabei auch mal mit typisch Berliner-Schnauze zurechtweisen. Livemusik wird auch regelmässig gespielt. „Ein anderer 1a Burgerladen ist das ,The Bird‘ mit seinen legendären und sagenumwobenen ,Napalm Wings‘. Die sind schärfer, als jede Zunge erlaubt!“ Weiter empfiehlt uns Jason den Club „Monarch“ und die Bar „Madonna“ mit ihren 2.000 Whiskey-Sorten, beide in Kreuzberg, um Berlin auch nachts geniessen zu können.
Sollte der nächste Trip ans Meer in weiter Ferne liegen, lohnt sich ein Trip nach Berlin allemal.
Links & Adressen:
Ostfee, Oderberger Strasse 39
Monarch, Skalitzer Strasse 134 (Eintritt 1 Euro)
Madonna, Wiener Strasse 22
White Trash Fast Food, Schönhauser Allee 6-7
Langbrett Shop, Kastanienallee 44
Quiksilver Boardriders Club, Tauentzienstrasse 4
Share