Es ist nicht einfach, in der Surf-Fotografie neue Perspektiven zu finden. Vom Land, Wasser, Jetski, aus dem Helikopter oder von Board-Kameras aus wurde so ziemlich jede Action, die auf Wellen performt wurde, bereits abgelichtet. Und gerade wenn man denkt, man habe alles schon gesehen, kommt Tim McKenna mit seinen beiden Testpiloten Manoa Drollet und Dylan Longbottom um die Ecke. Sie begaben sich auf fotografisches Neuland und liefern uns mit spektakulären Selbstportraits einen nie zuvor gesehenen Blick „from inside Teahupoo“!
Surfers: Wie kamst du auf die Idee, dass Manoa Drollet und Dylan Longbottom sich selbst in der Barrel fotografieren könnten?
Tim McKenna: Billabong hatte Manoa und mich 2007 gefragt, ob wir nicht abgedrehte Bilder für das Poster des Tahiti Pro schiessen könnten. Also hatten wir Manoa eine Kamera aufs Board Tail geschraubt. Ich konnte die Kamera per Fernbedienung vom Boot im Channel auslösen. Als wir dieses Mal über eine Steigerung zu dem Shoot nachgedacht haben, wollte ich gerne denselben Blickwinkel haben – also einen Shot aus der Barrel nach draussen –, aber zugleich noch den Surfer dabei in voller Action sehen. Also habe ich Manoa die Kamera in die Hand gedrückt.
War es das erste Mal, dass ihr solche Bilder gemacht habt?
Ja. Um auszuprobieren, ob es überhaupt funktioniert, habe ich eines meiner Boards bei mir in den Garten gelegt, so getan, als würde ich surfen, und mit meiner Wasserkamera in der Hand eine komplette Speicherkarte von mir voll geknipst. Dabei habe ich alle möglichen Winkel ausprobiert, um herauszufinden, in welcher Position ich die besten Perspektiven bekommen könnte!
Wie kam Manoa überhaupt mit einer Kamera in der Hand in die Welle?
Manoas Tow-in-Partner Dylan Longbottom kam extra aus Australien rübergeflogen. Manoa hielt sich mit einer Hand am Tow-in-Seil fest und Dylan zog ihn rein. Ich habe dann die Kamera per Fernsteuerung vom Boot ausgelöst.
Wie lang ging das Shooting an dem Tag?
Zwei Stunden am Morgen und zwei Stunden am Nachmittag. Ich hab am Morgen schon an der Art, wie Manoa die Kamera hielt, gesehen, dass der Winkel falsch war. Er hielt sie viel zu weit vor sich und so bekamen wir keine „Ganzkörperportraits“ hin. In der Mittagspause checkten und analysierten wir die verschiedenen Blickwinkel und besprachen, was wir besser machen müssten. Am Nachmittag wurde Manoa im Umgang mit der Kamera immer sicherer – die Bilder sprechen ja für sich!
Hat die Kamera das Experiment unbeschadet überstanden?
Ja, hat sie. Aber jedes Mal, wenn wir eine gute Sequenz im Kasten hatten, hab ich sofort die Speicherkarte gegen eine neue ausgetauscht. So brauchte ich keine Angst zu haben, dass mir, falls die Kamera aufs Riff knallen würde, auch die Bilder flöten gingen. Nach den zwei Stunden am Nachmittag hatten wir genügend gute Shots und ich brach die Session ab, um das 7.000 Dollar teure Equipment nicht unnötig aufs Spiel zu setzen. Denn die beiden hielten die Kamera nur am Pistol Grip des Wassergehäuses fest und liessen die Leash zur Kamera weg. Die Gefahr, sich das Wassergehäuse bei einem Wipe-out an den Kopf zu hämmern, war einfach zu gross. Somit hatte die Cam aber im Falle eines Wipe-out nur eine geschätzte Überlebenschance von vielleicht 30 Prozent. Sie würde mit ziemlicher Sicherheit aufs Riff knallen uns aufbrechen. Aber Manoa und Dylan sind glücklicherweise nicht gestürzt und machten diese Killer-Fotos.
Marlon sagt:
Manoa Drollet ist crazy, jeder andere wäre schon mit der Welle an sich beschäftigt genug! Teahupoo gehört von der Intensität schliesslich zu den krassesten Wellen der Welt, und hört man sich unter den Top 45 um, wird klar, dass wirklich alle ungeheuren Respekt vor diesem Spot haben! Für Manoa ist es, glaub ich, trotzdem nichts Besonderes, eine Kamera mit in den Line-up zu nehmen und sich selbst dabei zu fotografieren, denn inzwischen meistert er diese Welle fast im Schlaf. Auf jeden Fall ist es immer geil, neue Perspektiven zu sehen.
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