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O’Neill Highland Open

„Hiermit laden wir dich herzlichst ein zu den O’Neill Highland Open.“ Voller Freude reibe ich mir die Hände: Endlich raus aus dem längsten Winter, den Deutschland je erlebt hat! Ab ins Warme, ab auf die Malediven, so wie im letzten Jahr. Doch warte mal, Highland Open? Ich dachte, die hiessen Deep Blue Open? Sind die Malediven jetzt etwa für ihr Hochland bekannt? Ich lese die Einladung weiter. „Wir starten am 25. April den nördlichsten 5 Star WQS Event der Welt. Auf dem 59. Breitengrad Nord wird die schottische Nordküste zum Austragungsort des härtesten Contest ever. Eiskalte 6 °C Wassertemperatur wird den Pros das Letzte abverlangen.“

Am zweiten Tag des Contests sind die Wellen etwas kleiner und der Offshore-Wind hat um 180 Grad gedreht. „Es war eine wirklich schwierige Runde. Die Wellen veränderten sich im Sekundentakt, so wusste ich nie, ob ich gerade richtig sass. Gott sei Dank kam genau dort, wo ich sass, eine kleine Welle durch. Ich zerlegte sie mit drei Manövern, die am Ende für den Sieg reichten“, erzählt der Brasilianer Neco Padaratz. Auf die Frage, was er denn von diesem Platz halte, sagt Neco: „Thurso ist ein super schöner Ort und für mich eine ganz neue Erfahrung. Ich bin jetzt schon seit 20 Jahren auf der World Tour und dies ist definitiv der kälteste Platz, an dem ich je gesurft habe. Entschuldige, wenn ich vielleicht gerade etwas komisch rede, aber meine Lippen sind, glaube ich, eingefroren und ich kann kaum richtig sprechen. Das ist echt verrückt: Booties, dicker Neo, Haube!“, lacht Neco kopfschüttelnd, während er krampfhaft versucht, seine eingefrorenen Finger wieder zu bewegen.

Der Contest wird trotzdem mit der Runde der Top 96 bis zum Nachmittag durchgeführt. Der anfängliche Sonnenschein weicht schnell einem unangenehmen Nieselregen, der in einen ausgewachsenen Platzregen übergeht mit zwischenzeitlichem Hagelschauer und dann wieder Sonnenschein. „We’ve got four seasons on one day“, sagt mir ein Local. Ich frage Sam Lamiroy, englischer Pro-Surfer mit deutschen Wurzeln, wie er es finde, dass dieser Spot in den nächsten Monaten in nahezu allen europäischen Surf-Mags erscheinen wird. „Anfangs hatte ich Bedenken, wie die Locals das finden werden, aber der Grossteil freut sich über den Event. So ein Contest bringt viel Was, zum Teufel?! 59. Breitengrad Nord? 6 °C Wasser? Da sitze ich nun und kratze mir verwundert den Kopf. Viel Zeit zum Überlegen bleibt aber nicht und so stehe ich auch schon auf dem Flughafen des 40.000-Seelen-Städtchens Inverness zusammen mit Norbert Pollemans, dem O’Neill-Europe-Pressemenschen, den ich zuvor in London Heathrow getroffen habe. Wir leihen uns einen Mietwagen und machen uns auf den Weg weiter nach Norden. Auf der Fahrt frage ich Norbert, warum der Contest eigentlich von den Malediven hier hoch in die raue Kälte verlegt wurde. Seine simple Antwort: „Ist doch mal was anderes, oder?“ Da wird sicher auch keiner der 168 zu erwartenden Pros, darunter Brasilianer, Hawaianer und Australier, widersprechen.

Nach zweieinhalb Stunden Fahrt entlang der endlosen grünen Wiesen, schneebedeckten Berge, spektakulären Steilklippen und einer Nordsee, die mit karibikfarbenem Wasser prahlt, parken wir an einem kleinen Feldweg ausserhalb des urigen Örtchens Thurso. Wir laufen ein Stück an einem alten Gehöft vorbei und sehen zwischen einer Burgruine die O’Neill-Flaggen im Wind wehen. Kurz dahinter der Hauptdarsteller: Thurso East! Eine fette Barrel zieht wie an der Schnur gezogen über eine felsige Riffplatte und erinnert mich an meinen letzten Trip nach Indonesien. Lange Lines formieren sich am Horizont. Der Contest läuft bereits und ich sehe gerade noch, wie ein Pro hinter einem eisblauen Wasservorhang verschwindet. in diese Gemeinde. Und ich glaube nicht, dass der Spot nun plötzlich eine Invasion an Surfern erleben wird. Dafür sind wir hier oben einfach zu weit ab vom Schuss und das kalte Wasser, das selbst im Sommer nicht wärmer wird als 10 °C, schreckt wohl die meisten ab.“

Am zweiten Tag des Contests sind die Wellen etwas kleiner und der Offshore-Wind hat um 180 Grad gedreht. „Es war eine wirklich schwierige Runde. Die Wellen veränderten sich im Sekundentakt, so wusste ich nie, ob ich gerade richtig sass. Gott sei Dank kam genau dort, wo ich sass, eine kleine Welle durch. Ich zerlegte sie mit drei Manövern, die am Ende für den Sieg reichten“, erzählt der Brasilianer Neco Padaratz. Auf die Frage, was er denn von diesem Platz halte, sagt Neco: „Thurso ist ein super schöner Ort und für mich eine ganz neue Erfahrung. Ich bin jetzt schon seit 20 Jahren auf der World Tour und dies ist definitiv der kälteste Platz, an dem ich je gesurft habe. Entschuldige, wenn ich vielleicht gerade etwas komisch rede, aber meine Lippen sind, glaube ich, eingefroren und ich kann kaum richtig sprechen. Das ist echt verrückt: Booties, dicker Neo, Haube!“, lacht Neco kopfschüttelnd, während er krampfhaft versucht, seine eingefrorenen Finger wieder zu bewegen.

Der Contest wird trotzdem mit der Runde der Top 96 bis zum Nachmittag durchgeführt. Der anfängliche Sonnenschein weicht schnell einem unangenehmen Nieselregen, der in einen ausgewachsenen Platzregen übergeht mit zwischenzeitlichem Hagelschauer und dann wieder Sonnenschein. „We’ve got four seasons on one day“, sagt mir ein Local. Ich frage Sam Lamiroy, englischer Pro-Surfer mit deutschen Wurzeln, wie er es finde, dass dieser Spot in den nächsten Monaten in nahezu allen europäischen Surf-Mags erscheinen wird. „Anfangs hatte ich Bedenken, wie die Locals das finden werden, aber der Grossteil freut sich über den Event. So ein Contest bringt viel Geld in diese Gemeinde. Und ich glaube nicht, dass der Spot nun plötzlich eine Invasion an Surfern erleben wird. Dafür sind wir hier oben einfach zu weit ab vom Schuss und das kalte Wasser, das selbst im Sommer nicht wärmer wird als 10 °C, schreckt wohl die meisten ab.“

Die kommenden zwei Tage ist der Contest „off“. Der immer noch starke Onshore-Wind drückt den schwächer gewordenen Swell platt. Somit bleibt Zeit, um den nördlichsten Surf-Shop der Welt (mit Hardware – es gibt noch einen nördlicheren Surf-Shop auf Island, der verkauft aber keine Bretter) auszuchecken und sich die Spots in der Umgebung mal von den bisher immer freundlichen Locals erklären zu lassen. In Thurso East, der besten Welle, sieht man ohne Contest selten mehr als zwölf Leute im Wasser. Sie bietet bis zu zehn Sekunden lange Tuberides, das Riff besteht aus algenbedeckten Felsplatten und der Wind bläst die meiste Zeit im Jahr offshore. Eine Viertelstunde westlich liegt mitten im schottischen Nirgendwo eine weitere Weltklasse-Welle: Brims Nest. Sie läuft schon bei kleinerem Swell, bricht aber auch bei grösserem nicht close-out. Weitere 15 Autominuten westlich von Brims Nest liegt direkt vor einem Atomkraftwerk, dem grössten Arbeitgeber der Region, eine weitere erstklassige Welle. Jedoch warnen Schilder davor, den Strand zu betreten, da radioaktive Partikel im Sand entdeckt wurden. Als bei unserem Spot Check plötzlich alle Handy-Akkus ihren Saft verlieren, ziehen wir den Rückzug vor. Die Wellen sind an dem Tag eh mies (Gott sei Dank!).

Aber wahrscheinlich wäre ein radioaktiver Strahlen-Surf gesünder gewesen als das, was am nächsten Tag auf dem Plan steht: ein Besuch bei einer Whisky-Destillerie. Habt ihr schon mal 21 Jahre alten Whisky getrunken? Macht es nicht! Sobald das Zeug die Zunge berührt, geht sie in Flammen auf. Wie auf Klassenfahrt wird unsere Truppe, bestehend aus Redakteuren, Kameramännern und Surf-Pros, durch die Destillerie geführt und eine Dame mit schwer verständlichem schottischen Akzent versucht, uns die Kunst der Whiskyherstellung zu erklären. Leider findet die Verkostung vor der eigentlichen Führung statt und so hat wohl niemand recht verstanden, wie das nun genau funktioniert. Was ich aber noch mitbekomme, ist die Ankündigung von neuem Swell für die nächsten Tage.

Und so ballert es am nächsten Morgen nicht nur böse im Kopf, sondern auch der West-Swell an die Küste. Der Wind hat ebenfalls gedreht und bläst nun wieder ablandig. Und da Brims den Swell am besten aufwirft, bewegt sich der gesamte Contest-Tross an diesen unwirklichen Spot. An einem verlassenen kleinen Friedhof in Steilklippen gerahmt, bricht eine Barrel nach der nächsten. Das Wetter ist stürmisch, der Himmel bewölkt und selbst in langer Unterhose und Winterjacke hat man durch den Wind-Chill Gänsehaut.

Russell Winter, letzter Brite im Feld, nutzt seine Kenntnisse über diese Welle, um eine Runde später Neco Padaratz mit 6,5 und 5,0 Punkten den Laufpass zu geben. „Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich immer noch mit den besten Surfern der Welt mithalten kann. Padaratz hat mich in der Vergangenheit drei-, viermal in Folge geschlagen, daher tut es richtig gut, mich mal zu revanchieren.“ Neben Winter haben sich an diesem Tag Kieren Perrow (AUS), Jihad Kodhor (BRA), Luke Monro (AUS), Ben Bourgeois (USA) und Royden Bryson (RSA) für das Viertelfinale qualifizieren können. Die letzten zwei Quarterfinals werden am nächsten, dem Final-Tag, ausgetragen. Laut Internet soll der Swell über Nacht noch weiter ansteigen und so fiebern alle aufs Finale hin.

Am Abend kündigt O’Neill seinen neuesten Event namens The Misson an: Die vier Surfer, die es hier bei den Highland Open bis ins Halbfinale schaffen, werden auf einen einzigartigen Boat-Trip nach Tahiti und Morea eingeladen. Zusammen mit vier weiteren Wildcard-Fahrern werden sie dort auf einer Luxusyacht durch die Postkartenmotive geschippert und perfekte und vor allem badewannenwarme Wellen surfen.

In einem Contest-Format, bei dem sich die Fahrer selbst judgen, geht’s um 50.000 Dollar Preisgeld und jede Menge Cocktails statt Whisky inklusive.

Der Final-Tag beginnt. Sensationell saubere vier bis sechs Fuss barreln wie eine Maschine über das Riff von Brims. Die Welle erinnert stark an Backdoor auf Hawaii! Solche perfekten Wellen habe ich schon lange nicht mehr in Europa gesehen! Nach spannenden Viertelfinal-Heats stehen die Halbfinalisten fest: Russell Winter, Luke Munro, Bernardo Miranda und Aritz Aranburu sichern sich verdient ihr Freiticket nach Tahiti. „Ich habe gerade von dem Trip nach Tahiti erfahren und bin super stoked“, sagt Miranda. „Ich war letztes Jahr dort und liebe es!“

Im ersten Halbfinale schlägt Russell Young Gun Luke Munro und Miranda setzt sich gegen den baskischen Power-Surfer Aritz Aranburo durch. Somit steht das Finale fest: Winter gegen Miranda. Britisches Power-Surfen gegen perfektioniertes Tuberiden. Überall am Riff stehen Fotografen und Kameramänner mit armlangen Teleobjektiven, die aufs Meer gerichtet sind. Russell und Bernardo springen von der Riffplatte ins Wasser und paddeln durch den Channel an den sich sauber aufbäumenden Wellen vorbei. Die Sirene ertönt und Contest-Sprecher Dave Mailman kündigt das Finale durch die fetten Red-Bull-Boxen an. Immer abwech-selnd ziehen die beiden Finalisten in die Brecher hinein. Das brasilianische Heissblut geht kurz in Führung. Die Fans bejubeln noch seine letzte Welle, als Winter in die zweite Welle des Sets zieht. Es sieht ganz danach aus, als würde er es nicht schaffen, aber Sekunden später schiesst er mit nach oben gerissenen Armen aus der spuckenden Welle heraus. „Ten points for the British bulldog, ten points!!“, brüllt Sprecher Dave ins Mikro. Russell paddelt direkt wieder in den Line-up, nimmt wenige Minuten später seine nächste Welle und holt zum finalen Schlag aus. Er scort eine zweite dicke Stand-up Barrel und kassiert dafür 8,33 Punkte. Der Brasilianer kann dem nichts mehr entgegensetzen und so kommt Russell wenig später als überglücklicher Gewinner an Land.

„Ich hätte mir kein besseres Finale wünschen können“, schwärmt Winter euphorisch, als er seine Trophäe, ein dickes Highlander-Schwert, entgegennimmt. „Ich habe meine Nerven beisammenhalten können, und als dann nach einem langsamen Start die Zehnpunkte-Barrel kam, war ich mir sicher, dass ich es schaffen könnte.“ Tja, und so enden ein spannender Contest und eine noch interessantere Woche. Mein Resümee: Russell gewinnt in seiner Heimat gegen ein Weltklasse-Feld und kassiert zusätzlich wichtige 2.000 WQS-Punkte. Wir alle haben viel zu viel teuren Whisky in uns hinein- geschüttet, nicht alle Schottinnen sind rothaarig und hässlich, obwohl die restlichen Klischees über Schottland stimmen mögen, nur dass dort zusätzlich einige der besten Wellen Europas brechen. Doch jetzt habe ich endgültig genug von winterlichen Temperaturen und kaltem Wasser, hoch lebe der Sommer! Und soeben flattert eine neue Einladung auf den Schreibtisch: „Hiermit laden wir dich herzlichst zu The Mission nach Tahiti ein.“ Ahh, der Sommer ist da!

RESULTS:

Platz 1: Russell Winter (GB)
Platz 2: Bernardo Miranda (BRA)
Platz 3: Aritz Aranburu (E)
Platz 3: Luke Munro (AUS)
Platz 5: Kieren Perrow (AUS)
Platz 5: Jihad Khodr (BRA)
Platz 5: Ben Bourgeois (USA)
Platz 5: Royden Bryson (RSA)

Info Schottland

Ihr wollt die raue Küste Nordschottlands erobern? Kein Problem, Airlines wie Easyjet, British Airways und Lufthansa bringen euch inzwischen relativ günstig nach Inverness. Von da aus sind es noch einmal rund zweieinhalb Stunden mit dem Leihwagen bzw. drei Stunden mit dem öffentlichen Bus nach Thurso. Die beste Jahreszeiten für Wellen sind leider auch die kältesten. Zwischen September und April/Mai wirst du garantiert fündig. Vergesst aber selbst im September nicht, das dicke Gummi mit einzupacken. Ohne Booties und Handschuhe geht meist gar nichts. Wärm deine steif gefrorenen Gliedmassen in einem der etlichen und bezahlbaren Bed&Breakfast-Unterkünfte auf, und sollte auf der Speisekarte das Wort „Haggis“ auftauchen, bestellst du besser etwas anderes: Haggis ist mit Innereien gefüllter Schafsmagen. Andere kulinarische Seitenhiebe sind Fried Mars-Bars, frittierte Mars-Riegel. Besseren Whisky wirst du nirgends auf der Welt bekommen – und Bier mit weniger Schaum auch nicht. An der ganzen Küste liegen versteckte Spots. Lade den Local abends auf ein Bier ein, behandle ihn mit Respekt und er wird sie dir alle verraten. Viel Spass!

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