Es ist Ende Mai und wir befinden uns auf der paradiesischen Insel von Tahiti. Wir sind hier um uns den dritten Stopp der ersten SUP World Tour anzuschauen
Ihr denkt euch jetzt vielleicht: „Was? Die Schweine von der SURFERS fliegen einmal um den Erdball um sich einen SUP Contest anzuschauen? Ich wusste nicht mal, dass es eine SUP World Tour gibt?!“ Ehrlich gesagt, bei uns hat es auch etwas länger gedauert, bis die Info durchsickerte. Aber ein Grund mehr sich in die Air Tahiti Nui Maschine zu stürzen und diese neue, faszinierende Sportart in voller Aktion zu betrachten.
Und „Action“ wurde nicht zu knapp geboten. Wie es sich gehört, wenn wir bei einem Event zuschauen, war der Spot Sapinus, an der süd-west Küste des Iseljuwels, mächtig am Feuern und stellte zur Contestzeit sogar Teahupoo locker in den Schatten. Riesige Wasserwände rollten in Perfektion über die Riffkannte vor dem Le Meridien Hotel. Und auch die Qualität des Starterfeldes sprach für sich: An Testpiloten waren nur Rang und Namen geladen von denen am Ende Dave Muir aus Perth, Westaustralien gewonnen hatte. Er setzte sich unter anderem gegen Longboardweltmeister Bonga Perkins und Duane Desoto, so wie Bigwave-Legende Garrett McNamara und Ex-Windsurfweltmeister Scott McKercher durch.
Nach der Siegerehrung, als sich die Hektik eines spannenden Contest-Tages langsam legte, wollten wir endlich mehr über diese neue Tour erfahren und sprachen mit Tristan Boxford. Tristian sitzt leicht erschöpft im Schatten einer Palme auf einem Gartenstuhl des Le Meridien Tahiti. Man kann ihn den Stress der letzten Wochen in den Augen ansehen. Nach Hawaii und Frankreich ist dies wie gesagt der dritte von insgesamt fünf Worldtour Stopps, die alle auf seinen Mist gewachsen sind. Tristian ist Gründer der ersten SUP World Tour und CEO der Waterman League, einem ähnlichen Verband wie die ASP.
Hallo Tristian, der Event war wirklich beeindruckend und stellte SUP in ein völlig neues Licht. Seit wann gibt es diese World Tour jetzt?
Dies ist das erste Jahr. Wir begannen in Sunset Hawaii, zweite Stopp war in Frankreich, dritte Stopp ist nun hier in Tahiti, vierte Stopp wird in Brasilien stattfinden und der Fünfte in Kalifornien. Der Start der Tour war für uns extrem Erfolgreich und mehr und mehr Leute werden auf die Tour aufmerksam. Ich denke Tahiti wird alles bis dahin gesehene in Sachen SUP übertreffen.
Wie viele Leute organisieren diesen Event?
Wir haben das Team unserer Waterman League und arbeiten hier zusammen mit der tahitiansischen Surf-Federation. Ich reise mit meinem Team zu jedem der fünf Events, was echt viel Arbeit ist. Im nächsten Jahr wird sich das ändern, aber momentan kümmere ich mich mehr oder weniger um jeden einzelnen Posten hier, sei es, dass ich die PR mache, mich um die Medien kümmere, das Organisatorische beim Event selber, koordiniere die Athleten… Aber im nächsten Jahr werden wir definitiv ein grösseres Team sein und ich kann einige Posten abgeben. Buzzy Kerbox, der dieses Jahr Headjudge ist, wird im kommenden Jahr beispielsweise Tourmanager.
Gehört ihr irgendwie zur ASP dazu?
Nein, wir haben mit der Waterman League unsere eigene Liga. Die ASP war das letzte Jahr viel im Gespräch, nicht immer positiv. Wir wollten uns den Luxus rausnehmen die Bücher für diese neue, einzigartige Eventserie neu zu schreiben. Wir haben ebenfalls den Vorteil, dass die Leute, die sich unserer Liga angeschlossen haben, alles respektierte Waterman und sehr erfahrene Profis sind. Von Bonga Perkins und Duane Desoto als Longboarder, Bodyboarder Kainoa McGee, Windsurflegenden Robby Naish und Scott McKercher, Bigwave- Legenden Garrett McNamara und Buzzy Kerbox und, und, und. Sie geben uns direktes Feedback über was gut gelaufen ist, was zu verbessern wäre. Wir haben also den Luxus all diese Erfahrungen in eine neue Tour einfliessen lassen zu können.
Aber was denkt denn die ASP darüber, dass da plötzlich jemand kommt und sich mehr oder weniger auf ihrem Feld eine Nische besetzt?
Naja, wir arbeiten schon auch mit der ASP zusammen. Hinter der Waterman League steht auch eine Mediaproduction-Firma für Wassersport und wir arbeiten da eng mit Randy Rarick (ASP Triple Crown Erfinder) und den ASP Hawaii Events zusammen. Sie respektieren und mögen, was wir machen. Da gibt es kein Konkurrenzdenken.
Wie bist du in die ganze Organisationsnummer gerutscht? Du warst vorher ja Windsurfprofi, oder?
Ich bin es auch immer noch, ich nehme immer noch an vier grossen Events im teil. Ich war aber auch schon seit Jahren in dem ganzen Medienbusiness involviert. Ich produzierte Shows für Eurosport, für Transworld und so weiter. Darauf hin gründete ich meine erste Firma Namens „Tropical Energy“. Dadurch, dass wir über alle Wassersportarten berichteten fiel uns Stand Up Paddeln irgendwann auf als die perfekte Art, in der man alle anderen Sportarten vereinen lassen kann. Das beste Beispiel dafür ist dieser Event. Es sind Windsurf-, Wellenreit, Longboard und Bodboardprofis dabei. Das ist der grosse Vorteil unserer Tour und des Stand Up Paddlesports.
Aber ist es nicht schwierig sich auf ein Kriterium fest zu legen, wie man all diese verschiedenen Surfstyles judged?
Schon, aber zuerst einmal haben wir aber alle eine gemeinsame Basis, wir sind alle „Surfer“. Die Kriterien für das Judging liegen darauf, wie man die Welle am besten „nutzt“. Wenn eine Welle kommt, wird der gewinnen, der die kritischten Manöver auf der Welle zeigt. Die Judges machen natürlich auch einen unterschied, wie das Paddel benutzt wird. Klemmst du es dir einfach unter dem Arm und surfst die Welle ab, wirst du weniger Punkte bekommen, als wenn du das Paddel aktiv in deine Manöver einbaust. Wir achten darauf, dass der Surfer mit viel „Flow“ und radikalen Manövern surft.
Wie habt ihr euch für die ersten Fahrer hier auf der Tour entschieden? Wonach habt ihr sie ausgesucht?
Ein Komitee hat da entschieden. Wir haben Experten aus allen fünf Kontinenten gewählt zu entscheiden, damit wir eine weltweite Meinung bekommen können. Daraus haben wir eine Top 16 Liste entworfen und eine weitere Liste mit 16 Leuten als Alternativen. Zusätzlich vergeben wir Wildcards an jedem Tourstopp um die Lokalen Surfer mit einbeziehen zu können.
Wie wird es im kommenden Jahr aussehen? Wird es ein ähnliches Auf- und Abstiegssystem geben wie auf der ASP Worldtour geben?
Wir werden für 2011 ein Qualifizierungssystem einführen. Die vier besten Surfer aus jedem Land gehen zu einem internationalen Qualifier-Contest. Aus denen werden dann die Top 16 ermittelt. Am Ende von 2011 qualifizieren sich die Top 6 automatisch für 2012, der Rest muss sich wieder über den Qualifier qualifizieren. Das hält die Tour frisch mit vielen neuen Gesichtern.
War es schwierig Sponsoren für diese neue Eventserie zu bekommen?
Ich glaube jeder kann sehen, wie unglaublich Stand Up Surfing ist und wie viel Potenzial es hat. Jeder kann es machen, es ist viel zugänglicher als normales Surfen. Jeder kann auf ein SUP Board hüpfen und nach 20 Minuten hat man grob raus, wie es funktioniert. Natürlich spielte die Weltwirtschaftskriese extrem gegen uns, trotz alle dem macht es die Schönheit dieser neuen Sportart relativ einfach Kunden für die Tour zu begeistern.
Wie hoch ist das Preisgeld?
Für die ersten beiden Events waren es leider nur 8000 US$, bei diesem sollen es 10000 US$ sein und im nächsten Jahr dann pro Stopp 25000 US$.
Werden neue Stopps dazu kommen?
Nicht wirklich, ein Stopp in Australien soll noch dazu kommen, das war es dann aber erstmal. Dafür soll jeder der sechs Events dann grösser und mit mehr Preisgeld ausgestattet sein. Das ist glaub ich wichtiger als zu viele kleine Stopps.
Ist es eigentlich ein Problem alle Teilnehmer an all die verschiedenen Orte zu bekommen? Ist ja nicht gerade das unproblematischte Reisegepäck, so ein SUP Board, geschweige man will ein ganzes Quiver mitschleppen?
In Frankreich und Tahiti war es kein Problem. Air Tahiti Nui unterstütze uns perfekt. Auf der restlichen Tour wird es sicher eine Herausforderung. Aber auf dem Level, auf dem Stand up Surfen heute ist, wird es immer einfacher wieder mit den Teilen zu reisen, da heute kaum noch einer mit einem Board länger als 9´0 ´´am Contest teilnimmt. Solange man unter 10 Fuss bleibt, sollte es kein Problem sein, dass eine Airline einen mitnimmt.
Tristian Boxford
Geboren in Frankreich, in England aufgewachsen. Britischer und Europäischer Windsurfchamp,
dann nach Kauai gezogen vor 15 Jahren .
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