Fotos: Mike Meyer
Für norddeutsche Surfer ist der Eisbach genauso exotisch wie 5G-Netz für einen Senner. Zwar zählt die stehende Welle aus München zu den bekanntesten der Welt, zwischen Nord- und Ostsee weiß man jedoch nicht viel über den Süßwasserhügel. „Das ist kein richtiges Surfen“, hört man gerne, oder: „Die Locals hauen einem dort sofort auf’s Maul“. Würde man jemanden, der den Eisbach nur aus Erzählungen und Berichten kennt, mit Board und Neo an den Fluss schicken, käme er sich wohl ziemlich hilflos vor. Höchste Zeit also, mit den Klischees über den Eisbach aufzuräumen und die wichtigsten Infos aufzulisten, die man vor der ersten Session unbedingt wissen sollte.
Kaum einer kennt die Eisbachwelle an der Südspitze des Englischen Gartens so gut wie Tao Schirrmacher. Seit 18 Jahren surft er an der Prinzregentenstraße, taucht regelmäßig das Flussbett ab und schleppt berühmte Gesichter an den Eisbach. Im Surfers-Interview erzählt er, was an den Klischees dran ist, wie man als Fremder am besten auftreten sollte und wo die größten Gefahren lauern.
Surfers Mag: Was passiert, wenn man sich als Fremder einfach in der Schlange am Eisbach anstellt?
Tao Schirrmacher: Es ist lustig, was sich über die Jahre für Klischees entwickelt haben. Jeder kann hier herkommen und muss niemanden um Erlaubnis bitten. Auch wenn man die Locals nicht kennt. Solange man freundlich Auftritt, sich an die Regeln hält und zwei Worte mit den Jungs quatscht, ist alles easy. Dass viele denken, man darf den Eisbach nicht einfach so surfen, hat für uns Locals aber auch ein paar gute Seiten. (lacht)
Woher kommt der schlechte Ruf?
An jedem Surfspot dieser Welt gibt es Localism, mal mehr mal weniger. Der Eisbach ist ein extremer Spot, wie ein Reef Break, wo es nur einen einzigen Take-off-Spot gibt. An dem einen Punkt passiert alles. Es gibt also nur einen Platz und nicht wie an einem Beach Break viele verschiedene Peaks. Das sorgt für Konkurrenz. Schließlich kommen alle Gemüter an einem engen Ort zusammen. Außerdem wurde der Eisbach früher sehr beschützt.