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Ich war im März in Portugal … und es war magisch.

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“Alle mal das gleiche Foto machen jetzt.”

Tag 1: Rosenmontag

Auf dem Flug nach Lissabon hört man bereits Leute über Nazaré tuscheln, die ganz offensichtlich nichts mit Surfen am Hut haben. Das Schauspiel, das sich schon seit ca. einer Woche angekündigt, hat es in den Touri-Mainstream geschafft. Blöd nur, dass mit den Giganto-Wellen auch fieses Wetter auf die portugiesische Küste zurollt. Ich hole meinen Mietwagen ab und heize im nächtlichen Regen zu einem Solomun-Set zwei Stunden lang die Küste hoch nach Figueira da Foz.

Tag 2: Faschingsdienstag

Das ist er also: der größte Swell des Winters mit den größten Wellen, die ich in meinem Leben gesehen habe. Live for Ort merkt man erst, was für ein schwieriger Spot dieses Nazaré für die Surfer sein muss. Selbst von der Klippe aus ist schwer zu sagen, was gleich passieren wird und welche Wellen gut sind oder nicht. Francesco Porcella schnappt sich die Welle des Tages und Sebastian Steudner ärgert sich, da er das Ding eigentlich auch haben wollte. So richtig viel gesurft wird nicht, aber das scheint den Besuchermassen nichts auszumachen. Ein paar sind verkleidet, einige besoffen und der Atlantik haut raus, was er hat. Naturschauspiel trifft auf Volksfest. Alles in allem herrscht ein komischer, schwer einzuordnender Vibe.

Tag 3: Medium Nazaré

Der Swell droppt, ist aber immer noch sehr massiv. Auf jeden Fall immer noch zu groß und wild für die meisten Spots in Portugal. Also geht es wieder nach Nazaré und die Stimmung ist dieses mal eine ganz andere. Der Line-Up, in dem die Jet-Skis herumdümpeln, hat sich Richtung Strand verschoben und sieht deutlich einladender aus. Zwischen den Jet-Skis sieht man auch einige Leute mit ihren Riesen-Guns treiben. Die Paddel-Surfer droppen ein paar mal den Tow-Surfern rein und keiner beschwert sich. Zuschauer sind so gut wie gar keine mehr da. Das war es also langsam mit dem Jahrhundert-Swell.

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Ticket to watch

Tag 4: First Surf

Der Swell droppt weiter und ich bin froh darüber. Bei einem grauen Himmel erkunde ich die Spots um Figueira da Foz. Gar nicht so einfach, sich für einen Spot zu entscheiden. Schließlich ist nirgends wer im Wasser. Ich nehme eine punchy Linke an einem Wellenbrecher in Cova und bereue es mit der Zeit, da ich nur auf die Fresse bekomme. Die Welle sah vom Strand definitv besser aus, als sie dann wirklich war. 200 Meter den Strand runter sehe ich noch einen anderen Surfer, der sich besser entschieden zu haben scheint. Später stellt sich heraus, dass es Tao Schirrmacher war. Der dreimalige Euro-Champ auf der stehenden Welle und Gründer von BIG DING wohnt zeitweise im selben Surfcamp wie ich und kennt die Wellen hier deutlich besser.

Tag 5: Unwetter, Yoga, Sauna

Jetzt rauscht das schlechte Wetter richtig hart heran. Es ist die Art von Layday, bei der man froh ist, in einer geilen Unterkunft wie dem JANGA SURFCAMP zu wohnen und nicht in einem klapprigen Bus. In dem Camp ist alles aus Europaletten gebaut, was sich daraus bauen lässt und das Ergebnis lässt sich vermutlich am besten als durch-konzeptioniertes Design-Surfcamp bezeichnen. Style liegt eben im Detail. Surfcamp -Capo Yoyo Terhorst zeigt uns das brandneueSwell Cafeund es wird gefuttert was das Zeug hält. Anschließend Fresskoma. Aufwachen mit schlechtem Gewissen und dem Drang Laufen zu gehen. Das Wetter kooperiert nicht und ich gerate in einen Hagelschauer. Zurück im Camp fühle ich mich jedoch so klar und lebendig, wie es nur ein atlantischer Hagelschauer zu bewirken vermag. Danach direkt Yoga für mich den Yoga-Hasser. Ich bin überrascht, wie gut es mir danach geht. Zum Schluss noch in die camp-eigene Sauna, danach vor den Kamin und ein Tag ohne Surf war doch noch ein richtig guter Tag.

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Alles Euro-Paletti im Janga Wonderland

Tag 6: Spooky

Ich surfe zum ersten Mal den Hauptspot in Figueira da Foz direkt am Fuße des Berges auf dem das Janga Surfcamp thront. Der Swell ist immer noch massiv und die Bedingungen schwierig, jedoch lässt der Spot schon erahnen, was er so drauf hat. Danach wird mir noch kurz das abgefahrene Haus gezeigt, das bald Teil des Janga Surfcamps sein wird. Es handelt sich dabei um ein altes portugiesisches Herrenhaus, das gruseliger kaum sein könnte. Das Haus ist im Besitz einer altehrwürdigen portugiesischen Reederei-Familie. Der Bewohner war anscheinend selber ein begeisterter Seemann, da er sich in seinen Garten die Nachbildung eines Schiffes hat bauen lassen. Mit Kombüse und Steuerrad auf dem Dach. Abgefahren. Das Innere kommt einem vor wie aus einer Netflix-Serie, die in den 20er Jahren spielt. Alles unglaublich edel und dunkles Mahagoni dominiert die Einrichtung. Wenn Yoyo mit dem Ding fertig ist, wird es allerdings eher wie eine Playboy-Mansion für Surfer aussehen.

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Gruselige Figuren in gruseligem Haus sind gruselig

Tag 7: Peniche

Ich fahre nach Peniche, da der Forecast für Supertubos sehr gut zu sein scheint. Die Welle feuert auf Profi-Level und Dane Reynolds hat es aus seiner Zelle in den Line-Up geschafft. Ein Zeichen dafür, dass ich wohl am richtigen Ort bin. Zum ersten Mal sehe ich den Dude zusammen mit Bruce Irons und Craig Anderson live abrippen und bin beeindruckt. So beeindruckt sogar, dass ich vergesse ihn zu fragen:On a scale from 1 to Sasha Grey: how much does prison suck?.

Egal ein andermal.

Abends bekomme ich eine Nachricht von einem alten Surf-Buddy. Er hängt an der Algarve ab und fragt, ob ich nicht auf eine Session vorbeikommen will. Ochja, warum nicht.

Tag 8: Sines

An die Algarve ist es allerdings schon ein ziemlich Stück und ich beschließe das Stück in zwei Etappen zu fahren. Einen Zwischenstopp mache ich in Sines südlich von Lissabon, da der Spot so aussieht, als könnte er dem nach wie vor mächtigen Swell Herr werden. Und was soll ich sagen? Alles richtig gemacht. Ich surfe eine knackige Linke mit zwei freundlichen Locals, die sich aufrichtig freuen, mich zu sehen. Portugal im Winter eben. Auch das Wasser ist angenehm warm. Zu warm beschließe ich. Jetzt erst fällt mir das Heizkraftwerk direkt am Spot auf. Aha.

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Danke für das warme Wasser.

 

Tag 9: Algarve Autoknacker

An der Algarve angekommen treffe ich den alten Surf-Buddy, mit dem ich bestimmt schon fünf Jahre nicht mehr im Wasser war. Wir gehen den dumpy Beachbreak in Beliche surfen, fressen Sand und holen uns auch die eine oder andere Barrel ab. Beim Umziehen zerbreche ich den Autoschlüssel (fragt nicht wie) und kriege das Auto nur noch mit Hilfe einer Zange anund das dauert eine Stunde.


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Tag 10: Rallye Algarve-Lissabon

Zack, und das war es schon wieder mit schöner warmer Algarve. Die Schlüsselsituation ist nicht tragbar. Ich stelle mir vor, wie ich Fotos von einem perfekt laufenden Spot bekomme und das Auto nicht ankriege. Speziel auf dem Parkplatz vorm Intermarché geht gar nichts mehr und ich schwöre mir, auf direktem Wege zur Autovermietung nach Lissabon zu heizen, wenn ich die Karre nur noch einmal ankriege. Während neben mir Craig Anderson mit seinem Kamerteam aussteigt, werden meine Gebete erhört, die Zange lässt sich drehen und ich heize los. Ich bekomme den neuen Schlüssel und beschließe die Nacht in Lissabon zu verbringen. Bayern spielt gegen Arsenal (wieder 5:1) und ich schaue das Spiel mit einem sportwetten-süchtigen Franzosen im Hostel.

Tag 11: Ericeira mit Rudi Völler jr.

In Lissabon angekommen, bekomme ich eine weitere Nachricht von einem Buddy, der Camper-Busse in Portugal vermietet. Er lässt fragen, ob ich nicht einen Mitarbeiter von ihm vom Flughafen abholen und nach Ericeira fahren könnte. Ich kanndavor sogar noch eine Session an der Costa Caparica einlegen. Der Swell ist groß, der Wind offshore und Caparica ein Stadtstrand, wie er im Buche steht.

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Beachday Starter-Kit

Ich hole Lucas vom Flughafen ab und muss lachen, da er ein bisschen aussieht, wie der junge Rudi Völler. Auf der Rückfahrt schlage ich ein Barbecue vor und noch nie hat kein Aussi kein Barbecue nicht ausgeschlagen.

 

Tag 12: Best Day of the Trip

Ok, das sieht doch sauber aus. Der Swell hat sich geordnet und trifft jetzt mit feinster Periode und Größe auf die portugiesische Atlantikküste. Ich surfe nachmittags Matadoura und abends Coxos. Speziell Zweiteres ist ein Erlebnis für sich und entsprechend viele Leute sind im Wasser. Egal, wenigstens keine Bodyboarder, von denen sich immer mehr im portugiesischen Meer tummeln. Der Tag mit den besten Wellen des Trips geht friedvoll zu Ende und ich schlafe mit einer Entspanntheit ein, wie sie nur ein ergiebiger Surftag mit sich bringen kann.

Tag 13: Allgemeine Arm-Entleerung

So und jetzt das Ganze nochmal spiegelverkehrt. Erst Coxos, dann Matadouro. Der Swell ist nochmal kleiner geworden, hat aber noch genug Bums. Ich surfe meine zwei Sessions und mache Siesta, als mich der Ruf aus Figueira da Foz ereilt. Buarcos, der örtliche Pointbreak ist on fire. Ich bündele meine Kräfte und knalle die Küste hoch. Allerdings ein bisschen zu spät. Die Tide ist sehr tief als ich ankomme und die Wellen laufen nicht mehr so richtig. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mir zwei Tage die Seele aus dem Leib gesurft und eigentlich keine Energie für eine weitere Session habe.

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Und das habe ich wohl verpasst in Figueira da Foz.

Tag 14 Janga Fu

Nochmal chillen im Janga Wonderland mit spaßigen Wellen in Buarcos und mit der Longboard-Session, die ich auf jedem Trip versuche unterzubringen. Es macht gefährlich viel Spaß und ich freue mich schon insgeheim darauf ein alter Sack zu werden, der nur noch longboarden kann.

Am nächsten Tag geht mein Flieger zurück nach Deutschland, wo sich der Frühling langsam auch wieder blicken lässt. Ich bin trotzdem leicht angetraurigt.

Denn Portugal im März ist einfach eine geile Zeit, um dort auf einen Surftrip zu gehen. Die Kontraste sind krass, kein Tag ist wie der andere und die Crowds halten sich in Grenzen. UnwetterSommer. WindböenWindstille. Verblasene WellenPerfektion. Das macht es so spannend. Gerne wieder.

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