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INTERVIEW: Coby Perkovich über sein Family Business

Der Beruf „Profi-Surfer“ ist ein Fulltime Job. Wer das nicht glaubt, der sollte sich einmal mit Coby Perkovich unterhalten.

Der in Neuseeland geborene 24-Jährige bestreitet sein Leben als Freesurfer, daneben ist er aber auch Shaper und Geschäftsführer seiner eigenen Surfboard-Firma. In einem Alter, wo die meisten Jugendlichen nicht wissen, wohin ihre berufliche Reise gehen soll, baut Coby fleißig an seinem eigenen, kleinen Surf-Imperium.

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Hi Coby, wie geht es dir? Wir hörten, du seist ein sehr beschäftigter Mann. Was hast du vor unserem Interview gerade getrieben?

CP: Hier ist alles gut, danke! In der Sekunde vor diesem Interview hatte ich versucht etwas Musik auf meinem Computer zu machen. Also so „busy“ bin ich momentan gerade gar nicht. (lacht)

Was steht bei dir in naher Zukunft auf der Agenda?

CP: Ich arbeite gerade an ein paar Projekten mit meinen Sponsoren, was tierisch Spaß macht.

Das klingt spannend, woran arbeitest du genau?

CP: Wir produzieren gerade einen recht künstlerisch angehauchten Video-Clip, über den ich aber noch nicht allzu viel verraten kann. Im August wollen wir damit fertig sein. Das zweite Projekt ist mehr ein Profile-Clip zu meiner Person. Ich will mich dort selber vorstellen und die Leute von meinem Surfen überzeugen.

Erzähle uns ein bisschen von dir. Wo kommst du her, wann wurdest du geboren und wie bist du zum ersten Mal mit Surfen in Verbindung gekommen?

CP: Ich bin 24 Jahre alt und wurde in New Plymouth, Neuseeland geboren. Meine Familie zog 1997 an die Gold Coast Australiens. Seitdem ist die „Goldy“ meine Heimat. Mein Vater war ein Hardcore-Surfer und seit ich denken kann, arbeitet er in der Surfindustrie.

Er ist Shaper und hält sein eigenes Business am Laufen. Daher bin ich auch quasi in einem Shaping Room aufgewachsen und Surfen wurde auf eine familiäre Art und Weise an mich heran getragen.

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Warum seid ihr damals nach Australien ausgewandert?

CP: Ich war damals zehn Jahre alt, als sich meine Eltern scheiden ließen. Mein Vater hat sich damals um mich und meinen Bruder gekümmert. Mit elf Jahren zogen wir dann nach Snapper Rocks, nur ein paar Straßen von der weltberühmten Welle entfernt.

Mein Vater hatte damals sicher nicht lange überlegen müssen, wo in Australien er mit uns hinziehen wollte (lacht). Dort begann ich dann ernsthaft mit dem Wellenreiten. Diese Gegend bietet einem jungen Grommet alles, was er braucht, um ein guter Surfer zu werden.

Wo genau lebst du heute?

CP: Ich lebe immer noch dort, heute in Kirra. Rund herum ist alles, was ich zum Leben brauche. Perfekte Wellen und genug Action an Land. Und wenn ich einmal genug vom Trubel der Gold Coast habe, fahre ich mit meinen Kumpels in das „Hinterland“, wo es schön ruhig und entspannt ist.

Was sind deine Ziele im Surfen? Bist du mehr die Contest-Maschine oder eher der Freesurfer?

CP: Ich war nie der große Contest-Surfer. Ich habe ein paar Events mitgesurft, aber ich mag es nicht mich in einem bestimmten Muster und innerhalb von 20 Minuten mit anderen Jungs stressen zu müssen. Ich lasse lieber meinen eigenen Style für sich sprechen. Nach einer Woche haben die Leute eh vergessen, dass du einen Event gewonnen hast. Ich finde es um einiges „nachhaltiger“, wenn sich das eigene Surfen von dem der anderen unterscheidet.

Du sagst, du hast keinen Bock auf die 20 Minuten Stress während eines Contestheats. Wie gehst du denn aber mit den Massen an Surfern um, die täglich Snapper Rocks surfen? Da ist doch 24/7 „gehassle“?! Ist es trotzdem der perfekte Ort zum Aufwachsen?

CP: (Lacht) Ich bin dort aufgewachsen und kenne „Snapper“ und „Dbah“ nicht anders. Außerdem macht es einen Unterschied, ob Leute einfach nur Surfen wollen, oder sich in einem Heat battlen (lacht). Daher stresst es mich nicht, dass es so voll im Wasser ist.

Es gibt ein paar Geheimnisse, wie man diese Spots zu surfen hat, um seine Wellen zu bekommen. Außerdem, wenn man wirklich mal die Schnauze voll hat, dann gehe ich auf Spot-Search die Küste entlang. Man findet in nächster Nähe immer Wellen, die man für sich ganz alleine haben kann.

Du bist auch sonst ein umtriebiger Bursche. Neben deiner Pro-Karriere arbeitest du an deiner eigenen Surfboard-Firma. Kannst du uns darüber etwas erzählen?

CP: Das Label SABERTOOTH habe ich aus der Not heraus geboren, da ich dringend einen Job brauchte. Ich hatte durch meinen Vater viel zum Thema Shapen und ein eigenes Business führen gelernt und so legte ich damals einfach los. Er hat mir alles beigebracht, was ich heute zu dem Thema weiß.

Ich shape seit ungefähr einem Jahr. Alle Boards entstehen in Zusammenarbeit mit meinem Vater und meinem Bruder. Es ist also ein richtiges Family-Business. Ich shape, laminiere und schleife alle Bretter selber. Das Gefühl, am Ende das selbst produzierte Produkt zu verkaufen, ist unbezahlbar und ist sehr befriedigend! Aber es ist eine toughe Industrie. Und ich mache da niemanden etwas vor, wenn ich behaupte, dass ich ab und zu Probleme habe die Miete zu zahlen (lacht).

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Bist du, trotz der finanziellen Engpässe, der glücklichste Mensch der Erde, da du es geschafft hast, zwei Leidenschaften unter einen Hut zu bekommen?

CP: Ja, ich denke schon. Ab und zu bleibe ich einfach stehen und denke: „Wow, du kannst arbeiten, wann immer du willst, und Surfen, wenn die Wellen gut sind. Und beides macht dir extrem viel Spaß.“Auf der anderen Seite kann Surfboards bauen auch extrem frustrierend sein. Dann, wenn die Boards nicht so werden, wie man will oder man einen undankbaren Kunden hat.

Manche Menschen verstehen nicht, wie schwer es ist mit der Hand zu shapen. 80% der heutigen Brands produzieren ihre Boards nur noch mit Maschinen, wo der Shaper es am Ende 30 Minuten beim Glasen in der Hand hat. Und als nächstes sieht er das Produkt dann fertig im Shop. Für mich hat das echt mit dem Beruf des Shapers nichts mehr zu tun (lacht)!

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Wie kombinierst du beide sehr komplexe Themen? Beide Parts, sowohl das Business als Shaper, als auch das Leben als Pro-Surfer, verlangen doch viel Zeit?

CP: Ich tendiere momentan mehr zum Surfen und investiere dort die meiste Zeit. Ich bin da mein größter Kritiker und ich setze meine Anforderungen an mich selbst sehr hoch. Besonders, wenn wir einen Clip produzieren. Das Shapen spielt da die zweite Geige, aber im Alter wird sich das Verhältnis dann sicher irgendwann umdrehen (lacht).

Wie kompliziert ist das Leben eines Pro-Surfers heutzutage? Man muss ein professioneller Athlet, ein Social-Media-Manager, Film-Editor und Marketing-Stratege in einer Person sein, richtig?

CP: Ja, Freesurfer sein ist auf jeden Fall ein schwieriger Job. Man muss zu allererst mit seinem Style und Image herausstechen. Dann muss man sehr konstant Content veröffentlichen und immer aktiv bleiben. Ich habe keinen Manager, daher spreche und arbeite ich mit meinen Sponsoren direkt.

Das bedeutet mehr Arbeit, aber ich mag es, da man eine tiefere Beziehung mit ihnen aufbauen kann. Ich editiere meine eigenen Videos seit ich 14 Jahre alt bin. Da traf ich meinen heutigen Hauptfilmer Dan. Wir haben von Anfang an perfekt zusammen gepasst. Wir teilen die gleichen Ideen und mögen den selben Style im Filmeschneiden.

Wir lassen uns dabei von Jungs wie Dane Reynolds, Chippa Wilson und Dion Agius inspirieren. Man weiß nie, was sie als nächstes Verrücktes raushauen werden. Ich schaue mir auch immer genau an, wie sie mit bestimmten Sections umgehen und wie sie die Wellen als Rampen für ihre riesen Airs nutzen. Ich schaue mir auch gerne gutes Rail-Surfing an. Ein paar Jungs bei mir zu Hause haben ein gutes „Rail-Game“ und es inspiriert mich besser darin zu werden.

Wo siehst du die Zukunft im Surfen? WSL, Wavespools, Olympiade,… es verändert sich ja gerade sehr viel.

CP: Ich glaube, dass Wavepools in den nächsten fünf Jahren echt groß werden und die WSL da weiter macht, wo sie heute ist. Aber ich glaube, dass eine Menge neue, kleine Contest-Serien aufpoppen werden. Wie die Street-League und die X-Games im Skateboarden, die jungen Talenten eine neue Plattform bieten werden, um ihr Können zu zeigen.

Bei der Olympiade bin ich mir noch nicht sicher, wie sich das entwickeln wird. Was passiert denn, wenn sie beispielsweise in Moskau stattfinden wird? Dann müsste man auf Wavepools zurückgreifen. Ich bin da echt gespannt.

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Hast du fünf Lieblingsspots in Australien, die du uns verraten magst?

CP: Top fünf Spots, mmh, ich erzähle euch ein paar, aber nicht alle (lacht). In erster Linie liebe ich es zu Hause zu surfen. Die „South Coast“ hat auch immer viel Potential und Westaustralien natürlich. Dort ist es so wild und abenteuerlich. Aber meine fünf Topspots lauten: Duranbah, South Stradie, Aussie Pipe, Lefties und Greenmount.

PROFILE

Nationalität: Neuseeland
Heimat: Gold Coast, Australien
Homespot: Dbah, Australien
Geburtsdatum:  26.05.1993
Surfing since: 1999
Lieblingsspot: Raglan, Ulladulla, Canggu, Dbah

Interview & Text: Lars Jacobsen

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