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INTERVIEW: Jordy Smith über seine Chance Weltmeister zu werden

Mit einer Körpergröße von 192 cm und einem Gewicht von 87 kg wird Jordy Smith zum ersten Mal seit 2011 wieder mit dem „gelben Jersey“ an den Start gehen. Das „gelbe Jersey” trägt der Führende in der Gesamtwertung der World Surf League. Und auch wenn er es nicht zugeben möchte, Jordy war dem Weltmeistertitel noch nie so nahe wie in diesem Jahr. „Ich halte mich nicht am gelben Jersey fest”, lautet seine Antwort, wenn er gefragt wird. „Für den Rest des Jahres werde ich einfach weiter angreifen.“

Jordy wuchs in einer kleinen Stadt in Durban auf. Sein Vater ist Surfboard Shaper – Jordy wurde das Surfen quasi in die Wiege gelegt. Dabei lernte er alles übers Surfen und das perfekte Board Design. „Ich hatte eine schöne Kindheit“, so Jordy. „Ich bin in keiner reichen Nachbarschaft aufgewachsen, daher lernte ich schon früh für meine Ziele zu kämpfen. Als Kind spielte ich Fußball, aber mein Herz schlug immer fürs Surfen. Für mich bedeutete Surfen alles.
Wir sprachen mit Jordy noch bevor die letzten Stationen der Championship Tour anstehen. Wir wollten herausfinden, wie Jordy es schaffte, die weltweite Nummer 1 zu werden und welche Grundsätze und Lebenserfahrungen es benötigt.

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Rückblickend – wann wurde die Chance Pro-Surfer zu werden Realität?

Jordy: Als Kind habe ich nicht so viel darüber nachgedacht. Heutzutage drängen Eltern schon ihre 8-jährigen Kinder dazu. Damals war das anders. Ich wollte einfach so viel Zeit wie möglich am Strand verbringen, surfen und Spaß haben. Ich liebte Wettkämpfe, hätte mir aber niemals träumen lassen, dass es mich hier hinführt. Dann, mit 15 oder 16, wurde die Möglichkeit, professioneller Surfer zu werden, greifbarer.

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Ich gewann den ISA Contest in Durban und dachte „Das ist verrückt! Ich habe gerade gegen einige der besten Surfer in meiner Altersklasse gewonnen.” Danach bekam ich die Chance zu reisen und meine Surf-Skills auch außerhalb Südafrikas unter Beweis zu stellen.

War das die Zeit, als du entschieden hast, nach Kalifornien zu ziehen?

Jordy: Naja, mein Vater war sich sicher, für eine Surf-Karriere müsste ich ins Ausland. In Südafrika war ich „ein großer Fisch in einem kleinen Teich“. Alles, was wir hatten, war das Zig Zag Magazin – das war cool, aber kein Vergleich zum SURFER Magazine. Bevor ich nach Kalifornien zog, endete mein Vertrag mit meinem Sponsor. Ich lebte am Existenzminimum, einzig und allein von meinen Preisgeldern. Zum Glück gewann ich damals einige große QS’s hintereinander und bekam die Chance auf einen Vertrag mit O’Neill – für mich wurde ein Traum wahr. O’Neill ist als die „original Surf Brand“ bekannt und seitdem blieb ich O’Neill immer treu…

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Warum ist es so schwierig außerhalb Südafrikas wahrgenommen zu werden? Ihr habt einige der besten Wellen der Welt.

Jordy: Südafrika ist einfach zu weit weg vom Rest der Welt – besonders der Surfwelt. Es ist wichtig von der Öffentlichkeit wahr-genommen zu werden und das ist in Südafrika einfach schwieriger. Die Chance in die USA zu ziehen war einmalig. O’Neill gab mir das nötige Budget zum Reisen und die Möglichkeit, mein Talent aufs nächste Level zu heben. Das war als ich nach Newport, Kalifornien zog. Meine Sponsoren kommen aus der Gegend, da hat einfach alles gepasst. Seitdem ist meine Home Base nach wie vor in Orange County.

Wann warst du dem Weltmeistertitel das letzte Mal so nahe?

Jordy: Es war 2010/2011 in Tahiti. Ich war verletzt und der nächste anstehende Wettbewerb war in New York. Aufgrund meiner Verletzung konnte ich weder in New York noch Lowers antreten. In dem Jahr wurde ich Zweiter, gleich hinter Kelly Slater.

Was machst du dieses Jahr anders?

Jordy: Ich habe mich mental weiterentwickelt. Mehr als alles andere habe ich gelernt, schlechte Ergebnisse nicht mit mir herumzutragen oder sie über zu bewerten – ich lebe einfach in den Tag hinein und versuche nicht darüber nachzudenken oder in der Vergangenheit zu grübeln. Hauptsächlich glaube ich an mich selbst und natürlich sorge ich mich um meine Gesundheit. In der Vergangenheit kamen Verletzungen immer zum falschen Zeitpunkt. Momentan bin ich in der besten körperlichen Verfassung und wenn sich der Körper gut anfühlt, ist man auch mental stärker.

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Wie sieht dein tägliches Programm aus?

Jordy: Ich gehe es langsam an. Ich stehe gegen 6.30 Uhr auf, mache Kaffee, frühstücke und surfe meinen Lieblingsspot in Lowers für zwei Stunden. Danach schaue ich mir das Filmmaterial vom Morgen an. Manchmal fahre ich zum Channel Island Shop in Oceanside, arbeite an meinen Surfboards und präpariere sie für den nächsten Contest. Die letzten Wochen liefen häufig so ab. Gestern habe ich meine Frau vom Flughafen abgeholt, jetzt werde ich einige Zeit mit ihr verbringen, da sie endlich
wieder zu Hause ist.

Ist der Druck Lowers zu gewinnen, bei dem du als potentieller Gewinner giltst, nun größer, seitdem du das gelbe Jersey trägst?

Jordy: Na klar, da ist ein gewisser Druck. Aber ich gehe den Rest des Jahres genauso an, wie jeden anderen Wettbewerb. Nur weil ich in der Vergangenheit gut in Lowers abge-schnitten habe, heißt das nicht, dass es dieses Jahr genauso laufen muss. Ich war nie gut in Teahupo’o/Tahiti und jetzt habe ich es bis ins Halbfinale geschafft. Beim Surfen weiß man es einfach nie…

Wer sind deine größten Konkurrenten?

Jordy: Ich versuche nicht so viel darüber nachzudenken, was die anderen machen. Wenn ich mich auf mich fokussiere, erziele ich die besten Resultate und blende alles andere aus. Aber wenn es jemanden gibt, der unbedingt gewinnen möchte, dann sind das meiner Meinung nach John Florence und Owen Wright. Beide, John und Owen, surfen großartig an den vier verbleibenden WSL Tourstopps.

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Was braucht man, um einer der Top 5 Surfer bei der Championship Tour zu sein? Das Level an Hingabe und Athletik hat sich verändert.

Jordy: Surfen nähert sich seinem Höhepunkt. Die Tage, an denen man gemeinsam abhängt und raus paddelt und hofft, zu gewinnen, sind vorbei. Das Wort „Training” hat sich im Laufe der Zeit verändert. Früher bedeutete Training lediglich ins Fitnessstudio zu gehen. Aber da steckt mehr dahinter. Von gesunder Ernährung, die Wahl des richtigen Equipments bis hin zu mentalem und physischem Training. Viele Komponenten spielen eine wichtige Rolle und ergeben das große Ganze.

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