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Tyron Ricketts – Durchs Leben surfen

Der Schauspieler, Storyteller und Künstler Tyron Ricketts ist neben seiner Arbeit vor und hinter der Kamera ein passionierter Surfer und hat schon viele Teile dieser Welt mit seinem Surfbrett unter den Füßen besuchen dürfen.

Im Mai drehte Tyron für die Hauptrolle eines ARD-Zweiteilers auf Mauritius und hat jede freie Minute dazu genutzt, um ins Wasser zu springen. Wir haben ihn gebeten seine Passion zum Wellenreiten in Worte zu fassen und freuen uns Euch hier das Ergebnis präsentieren zu dürfen.

words by Tyron Ricketts 
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Ein Ziel der buddhistischen Lehre und Meditation ist es die im Leben aufkommenden Gefühle, seien es gute oder schlechte, zwar zu beachten ihnen aber nicht zu viel Bedeutung zu schenken. Der dadurch entstehende Gleichmut hilft uns dabei nicht ständig Widerstand gegen schlechte Gefühle und nicht immer Sehnsucht nach guten Gefühlen haben zu müssen.

Dieser Zustand befreit uns aus dem ewigen Auf und Ab der Emotionen und gibt uns einen ruhigen und angenehmen Leitfaden an dem sich das Leben aushalten und sogar oft genießen lässt. „Be water my friend“ fasst die klare Ruhe, die trotz aller Hindernisse am Ende zum Ziel ein angenehmes Leben zu haben führt, sehr gut zusammen.

Bei meiner Lektüre des Buches “Sapiens, a brief history of human mankind“, stieß ich auf ein weiteres Gleichnis aus der buddhistischen Lehre, dass meine Aufmerksamkeit fesselte. Ein Mann steht am Strand und versucht die “guten Wellen” anzuziehen während er versucht die negativen Wellen abzuhalten. Diese offensichtlich aussichtslose Aufgabe treibt ihn beinahe in den Wahnsinn und erst als er sich erschöpft an den Strand setzt, das Meer einfach Meer sein lässt und Welle nach Welle auf den Strand trifft, findet er seinen inneren Frieden…

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An dieser Stelle möchte ich mit meinen Erfahrungen als Surfer ansetzen. Surfen ist für mich eine perfekte Analogie des Lebens und auch beim Surfen ist es erst die Erfahrung durch die aus einer schmerzhaften und anstrengenden Tätigkeit ein beglückendes und erfüllendes Erlebnis werden kann.

Als erstes gilt es die Angst vor dem Wasser, dem Unbekannten, zu überwinden. Ganz klar sind wir hier nicht in unserem Element und sind gezwungen unsere Komfortzone zu erweitern. Mit der nötigen Ruhe reguliert sich die Atmung und die Sicherheit kommt zurück. Als erstes kommt es darauf an in den hereinstürmenden Wellen einen Kanal und ein Zeitfenster zu finden in dem die Wellen uns eine Chance geben überhaupt gegen die Gewalt des Meeres anzukommen.

Beim Paddeln ins „Lineup“, der Punkt an dem die Wellen brechen, geht es darum wortwörtlich seine Mitte zu finden und zentriert auf dem Brett zu liegen. Je besser uns das gelingt, desto besser und schneller kommen wir voran. Was zu Beginn unmöglich scheint wird mit der Zeit, der Übung und der sich stetig aufbauenden Muskulatur immer einfacher. Cardio Training vom Allerfeinsten. Die Figuren von Surfern sprechen hier für sich.

„Be water my friend“

Dort angekommen gönnen wir uns eine kleine Pause und setzen uns auf das Brett um eine bessere Sicht zu haben. War das Finden der Mitte beim Paddeln schon wichtig um schneller voranzukommen ist es nun so essenziell das davon abhängt ob wir es überhaupt schaffen auf dem Brett zu sitzen oder nicht.

Aller Anfang ist schwer, doch reguliert man die Atmung, die von der Anstrengung des Paddelns unruhig und heftig ist, schafft man es mit einiger Übung auf dem Brett zu sitzen um dann in aller Ruhe die herein rollenden Wellenberge zu beobachten.

An dieser Stelle tritt zum Teil ein meditationsähnlicher Zustand ein. Besonders am frühen Morgen oder wenn man alleine im Lineup sitzt ist dies für mich ein magischer Moment beim Surfen da die Konzentration auf die hereinrollenden Wellen alle anderen Gedanken aus meinem Kopf vertreibt und das sanfte Auf und Ab mich in eine sehr tiefe Entspannung bringt.

Hier und da springt ein Fisch aus dem Wasser, manchmal taucht eine fliegende Gruppe Pelikane seine Flügelspitzen in die Wasseroberfläche und wenn man großes Glück hat schwimmt ein Delfin vorbei, der auch seinen Spaß in den Wellen sucht. Aus der Entspannung dieser Situation ist es nun die Aufgabe die richtige Welle für sich zu finden. Groß genug um sie reiten zu können, nicht zu groß dass sie einen unter sich begräbt.

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Wie im Leben geht es hierbei darum seine eigenen Fähigkeiten einschätzen zu können und nicht gleich die erstbeste, sondern genau die richtige Gelegenheit zu erkennen die einen schönen Ritt verspricht. Beim Surfen, wie im Leben, finde ich diese Entscheidung oft die schwierigste. Oft sind es so viele Möglichkeiten das einem die Wahl schwer fällt, manchmal kommt gar nichts und man muss einfach warten bis sich wieder etwas tut.

In beiden Fällen hilft es, wenn man Ruhe bewahrt und eben auf die für einen persönlich richtige Welle zu warten. Hat man diese Welle nun ausgemacht gilt es sich zu positionieren. Manchmal muss man der Welle ein wenig entgegen paddeln, manchmal ein bisschen näher an den Strand.

Ein anderes Mal sind noch andere Surfer im Wasser die dieselbe Welle nehmen wollen. Der der am perfektesten positioniert ist bekommt am Ende die Welle.

Ist man mit Freunden im Wasser kommt es auch vor, dass man sich eine Welle teilt was natürlich besonders viel Spaß macht. Hat man sich schließlich für eine passende Welle entschieden gilt es nun mit aller Entschlossenheit die Welle anzupaddeln. Wer in diesem Moment zögert oder einfach zu zaghaft an die Sache geht wird entweder nicht von der Welle mitgenommen oder sieht sich in der Situation von der Welle überrollt zu werden.

Der feste Entschluss die Welle zu nehmen ist hier der Weg zum Erfolg. Hat sie das Brett erst einmal erfasst, übernimmt die Energie der magnetischen Anziehung zwischen Erde und Mond, in Form der Welle, und schiebt Dich mit deinem Brett zusammen in Richtung Strand. Diese Energie ist so stark, dass es unmöglich ist gegen sie zu arbeiten.

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Die einzige Chance ist sich der Energie anzupassen und unterzuordnen und sich frei nach dem Motto “Be water my friend” hinzugeben. Die Augen in die Richtung in die man gleiten möchte gerichtet, wird man von dem Gefühl zu fliegen sowie vom Körper ausgeschütteten Endorphinen belohnt. Ist die Welle groß genug kommt auch noch eine anständige Portion Adrenalin dazu, was in der Kombination viele Surfer mit einem breiten und zufriedenem Grinsen durch die Welt rennen lässt.

Man ist im Flow, ein Gefühl das man auch kennt wenn man etwas anderes im Leben tut bei dem man das Gefühl hat ein gute Welle oder einen guten Lauf erwischt zu haben. Manchmal kommt es allerdings auch beim Surfen vor dass man sich verspekuliert, zu zaghaft anpaddelt oder einfach ein bisschen Angst vor dem Drop hat. Wenn einen dann die Macht des Wassers unter sich begräbt bleibt nur die Akzeptanz, dass die Welle stärker ist. Je weniger man sich nun versucht dagegen zu wehren und je mehr Ruhe man unter Wasser behält desto weniger bekommt man es mit der Angst zu tun jetzt ertrinken zu müssen.

An einem bestimmten Punkt lässt einen die Welle wieder los, man schwimmt zurück zur Oberfläche, schwingt sich auf sein Brett und paddelt aus der Gefahrenzone wieder zurück ins Lineup wo man darauf wartet bis die nächste, für einen selbst perfekte Welle kommt. Merkt man, dass man müde ist nimmt man die nächste Welle zum Strand und macht erstmal eine Pause. Ein kleiner Snack unter Palmen, ein kleines Nickerchen am Strand und irgendwann merkt man das die Kraft wieder da ist um wieder raus zu paddeln um die nächste Welle zu nehmen.

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Mein Fazit ist, dass man sich zwar nicht aussuchen kann welche Wellen aus dem Meer an den Strand getrieben werden. Klar ist, dass sie so oder so kommen. Was man sich aussuchen kann, ist welche Welle für einen selbst die richtige ist.

Mit einer anständiger Vorbereitung und Einstellung sind wir Menschen dazu befähigt diese perfekte Welle zu reiten. Immer und immer wieder bis wir selber eines Tages wieder Teil der großen Energie werden.

Bis dahin gilt “Hang loose and keep riding that wave of life….”

Mehr von Tyron findet ihr hier:
https://www.instagram.com/tyronricketts
https://www.facebook.com/tyronrickettsofficial

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photo: birgar olsen

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