Noch gut erinnere ich mich daran, wie ich als Zehnjähriger nach „Narra“ gezogen bin und nach jedem Surf mit dem Fahrrad nach Hause radelte, um meinem Dad zu erzählen, welche Surf-Stars alle neben mir im Wasser gesessen hätten. Und auch wenn es mir etwas peinlich ist, hat sich diese kindliche Freude darüber bis heute nicht geändert. Narrabeen erlaubt es einem, fast nach jeder Session nicht nur wegen der Wellen stoked nach Hause zu kommen.
Die Geschichte
Was Narrabeen so besonders macht, ist eben diese Vielzahl an Weltklasse-Surfern, die tagaus, tagein ihre Performance auf dieser Welle perfektionieren. Es gibt keinen Strand auf der Welt, der Generationen übergreifend so viele gute Surfer hervorgebracht hätte. Seit über 40 Jahren produziert dieser 300 Meter lange Sandstreifen nördlich von Sydney einen aggressiv- progressiven Haufen an Weltklasse-Surfern. Anfang der 1960er ging es los mit Bob Pike und Nat Young, bevor in den 70ern Leute wie Col Smith, Terry Fitzgerald, Ron Ford oder Simon Anderson folgten. In den 80ern zeigten Damien Hardman, Pam Burridge, Kneeboarder Michael Novak und Simon Farrer der Welt, was Surfen ist. In den 90ern schloss sich der Kreis mit Joel und Kye Fitzgerald zusammen mit den Bannister-Zwillingen, Nathan Webster, Chris Davidson und Nathan „Hog“ Hedge. Und so sieht es dort auch heute noch aus.
Die Welle
North Narrabeen liegt am nördlichen Ende eines fünf Kilometer langen Strands, eingerahmt von einem typisch ostaustralischen felsigen Landzipfel im Norden und Collaroy und Long Reef im Süden. Was für die dauerhaft guten Sandbänke in Narra verantwortlich ist, entdeckt man schnell, wenn man sich das Umland anschaut: Der Narrabeen Lake mit seinen fast drei Quadratkilometern Fläche mündet hier in das Meer und sorgt für eine konstante Strömung sowie den Transport von Unmengen an Sand. Zusätzlich sorgt ein zwei Kilometer vor der Küste liegender Tiefseegraben dafür, dass der Swell fast ungebremst auf die Küste zurollen kann. Wenn diese Wellen im richtigen Winkel auf den Strand treffen, können Barrels so schnell wie D-Züge über hunderte Meter die Bank entlangbrechen und selbst dem abgewichstesten Pro ein dickes Lächeln schenken.
At its best
Jeder Local hat hier seine eigene Vorliebe für diesen Spot. Für mich fühlt sich die Welle am besten an, wenn nach starkem Regen viel Wasser und somit Sand aus dem See ins Meer fliesst. Durch einen leichten Südswell wird noch mehr Sand auf die Bank gespült. Das bedeutet, dass die Welle fast auf der trockenen Sandbank bricht und zu einer fetten Close-out Barrel wird. Das ist so weit natürlich noch nicht ideal. Aber wenn sich jetzt für die kommenden Tage sechs bis zehn Fuss Ostswell gepaart mit Nordwestwind ankündigt, dann weiss man, dass es feuern wird. Diese Bedingungen gibt es am ehesten in der Zyklonsaison im Sommer zwischen Dezember und April. Also, liebe Leser, ihr solltet schon mal auf den nächsten Flug sparen, im Dezember ist es bei euch eh viel zu kalt.
Andere Wellen
Alley Right: Während die Left von North Narra seit den 60ern gut dokumentiert ist, wird Alley Right oft vergessen. Diese Rechtswelle läuft auf der dreieckigen Sandbank gegen die Strömung des aus dem See laufenden Wassers und bricht oft unberechenbar, dafür bei fast jeder Swellgrösse.
Carpark Right: Nur recht selten, dafür aber umso spassiger schlagen diese Wellen in Form eines punchy Shorebreaks vor dem Parkplatz etwa 30 Meter vom Haupt-Break entfernt auf den Strand auf. Dafür braucht es Südswell. Wer es bei zehn Wellen einmal rausschafft, hat einen guten Schnitt.
Die Gefahren
Locals: Die Narrabeen Locals waren schon immer etwas „anstrengend“. Es ist eine eingeschworene Bande, die es zu knacken gilt, wenn man eine der Setwellen erwischen will. Denn ansonsten hast du so gut wie keine Chance, am Peak rotiert es wie am Fliessband. Jedoch ist die grösste Gefahr seit ein paar Jahrzehnten Gott sei Dank gebannt. Der Local Maurie Fleming war dafür bekannt, am Parkplatz gemütlich Golfbälle aufzuteen und sie mit ordentlich Schmackes in den Line-up abzufeuern, um wenig später etwas mehr Platz zu haben.
Haie: Die Mündung des Sees und das tiefe Wasser kurz vor der Küste lassen die vermeintlichen Menschenfresser immer wieder in die Nähe des Breaks kommen und so zu einer potenziellen Gefahr werden. Fischer sehen die grossen Jungs nicht selten an sich vorbeiziehen. Trotzdem hat es noch nie einen tödlichen Unfall gegeben.
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