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Travel Stories

Die Benak Gezeitenwelle


in Malaysia
in Malaysia

Gezeitenwellen zu surfen ist kein Mysterium mehr. In den letzten zehn bis 15 Jahren wurden etliche beeindruckende Wellen gefunden und gesurft wie beispielsweise in Brasilien, Frankreich, England oder China. Diese Wellen zu surfen ist oft ein Privileg für Longboarder, da die meist schwachen Wellen eine Menge Foam verlangen, um minutenlangen Spass haben zu können. Die längste je gesurfte Welle steht mit 33 Minuten im Guinnessbuch der Rekorde.

Im letzten Oktober managte ich einen Trip nach Sarawak in Malaysia, ehemals Borneo. Ich hatte zehn Surfern Bescheid gegeben mitzukommen, aber zu meiner grossen Enttäuschung tauchte am 15. Oktober kein Einziger von ihnen auf. Natürlich war ich enttäuscht, das Schlimmste an der Sache war jedoch, dass ich mich darauf verlassen hatte, mir ein Longboard von den Jungs ausleihen zu können, da ich selbst keins eingepackt hatte.

Aber ich hatte Glück im Unglück. Eine Woche vor meinem Trip zur Gezeitenwelle war ich auf einem Boat Trip vor den Mentawai-Inseln. Ich erfuhr gerade noch rechtzeitig von dem massiven Nichterscheinen und Lee, ein britischer Gast auf dem Boat Trip, schenkte mir sein zerbrochenes Longboard. Okay, ein Problem war gelöst, aber das nächste am Start: Wie bekäme ich mitten in Malaysia ein gebrochenes Surfboard wieder zusammen – drei Tage bevor es losgehen sollte? In Kuching/Sarawak fand ich schliesslich Tony, einen Chinesen, der in seinem Leben noch nie ein Surfboard gesehen hatte, aber Boote mit Harz repariert. Für seinen ersten Job hat er wirklich tolle Arbeit geleistet, auch wenn er vier massive Metallstreben in das Board einarbeitete und es so um ein paar Kilo zunahm. Aber ich will mich nicht beschweren, das Ganze kostete mich am Ende auch nur 30 US-Dollar.

Und so wurde ich schliesslich zum ersten Menschen, der jemals den Benak gesurft hat! Den Einheimischen zufolge wurde die Gezeitenwelle zwar bereits seit über 100 Jahren von ihnen mit Kanus abgeritten, aber aufgestanden ist dabei noch niemand.

Das sorgte für einiges an Aufsehen. Der Chief des Orts stellte mir ein Rettungs- sowie ein Media-Boot zur Seite. Es war ein wirklich unheimliches Gefühl, so schliesslich einem Volk vorgestellt zu werden, das seinen Fluss verehrt. Der Batang Lupar ist das Symbol der Einheit unter den verschiedenen Stämmen wie den Iban oder den Bideyu. Sie alle teilen sich friedlich diese Region. Nach jeder gesurften Welle wurde ich von ihnen mit Zeremonien und Tänzen geehrt und musste für Photoshoots und Autogramme herhalten – echt bizarr, aber meinem Ego tat es natürlich sehr gut…

Nach vier Sessions mit Ritten bis zu sechs Minuten am Stück kann ich jetzt behaupten, dass die Benak-Gezeitenwelle auf Platz drei hinter Brasiliens Pororoca und Chinas Guanchao-Welle im Fluss Qiantang liegt. Und das Potenzial, im Batang Lupar noch eine bessere Welle zu finden, ist gross, da zwei Drittel des Flusses noch komplett unerforscht sind. Neben der Grösse der Welle spielt hier der Wind besonders günstig mit und man hat es am Nachmittag fast immer glassy.

Aber diese Geschichte wäre keine spannende Geschichte, wenn es nicht einen Haken geben würde: Im Batang Lupar sind es die Krokodile, die ähnlich wie die Salzwasserkrokodile in Australien bis zu acht Meter gross werden können. Okay, ein Typ wurde letzten September aus knietiefem Wasser weggeschnappt, aber – Kroks fressen doch keine Surfer, oder..?

Bei meinem Abflug verschenkte ich mein Board weiter an Mr. Shamshudim, einen der Locals am Fluss, der mir im Gegenzug zwei Dinge versprechen musste: erstens, dass man mit 50 Jahren nicht zu alt ist, Surfen zu erlernen, und zweitens, dass er auch weiterhin beweist, dass Krokodile keine Surfer fressen…

Travel-Tipps:

Beste Zeit: Gezeitenwellen kommen hier bei jedem Voll- und Neumond auf. Man braucht einen Gezeitenunterschied von etwa 5,7 bis 6 Meter, damit die Section bei Sri Aman funktioniert. März bis Mai zum Ende der Monsunzeit müsste die beste Zeit sein, denn je höher der Wasserpegel des Flusses, desto besser für die Welle. Aber im Rest des Jahres funktioniert die Welle auch. Malaysias Ostküste ist übrigens von November bis März in der Nähe von Cherating surfbar.

Nützliche Infos zu Airlines, Unterkünften und Mietautos: Kuala Lumpur (KUL) ist eine der günstigsten asiatischen Städte, die man anfliegen kann. Rund 500 bis 700 Euro kostet ein Ticket mit Malaysian Airline. Dort angekommen geht man vom Terminal KLIA zum Terminal KLCC und fliegt mit Air Asia weiter nach Kuching in der Sarawak-Region (ca. 70 Euro pro Ticket). Bist du zwischen November und März dort, lohnen sich die 30 Minuten zum Damai Beach. Ansonsten nimm den Bus nach Sri Aman. Nach etwa drei Stunden kommst du am Herzen der Gezeitenwelle im Batang Lupar an. Für 10 bis 15 Euro die Nacht kommt man unter und das Essen ist extrem günstig und lecker. Ein Visum wird nicht benötigt.

Wetter: Der Äquator ist nicht weit entfernt, also stellst du dich besser auf feucht-heisses Wetter ein. Bei 23 °C bis 31 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 85 bis 100 Prozent schwitzt du, egal ob du nur in der Nase bohrst oder im Wasser hockst, und Gewitterstürme werden dich regelmässig das Fürchten lehren.

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