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Travel

Bella Onda – Schatzsuche im Mittelmeer

Dass mit dem Mittelmeer nicht zu spassen ist, davon konnte Odysseus schon ein Lied singen. Vier Franzosen ging das Flachwasser vor Ihrer Haustür so auf die nerven, dass sie kurzerhand einer Einladung nach Italien folgten. Und auch sie erzählten abenteuerliche Geschichten nach ihrer Rückkehr.

Dead flat in Hossegor. Also kommen Lucas Levezac, Jean-Jacques Billard, Fred Ducez und ich auf die verrückte Idee, eine Mittelmeerinsel zu erforschen, die wir kurzerhand auf ihren alten Namen Ich-nusa umtaufen.

Die Reise wird sich tief in unsere Erinnerung einprägen: aussergewöhnlicher Surf, freundliche Locals und die wunderschöne Ichnusa… Surfen im Mittelmeer? Yeah, warum nicht?! Als ich ankam, um Lucas, J.J. und Freddy die Reise vorzuschlagen, waren sie doch erst ein wenig perplex. Nach gründlichem Prüfen der Strassen- sowie Wetterkarten und der Unterkunftsmöglichkeiten machen wir uns aber schliesslich auf den Weg.

Alle sind schon aufgeregt bei dem Gedanken daran, Mittelmeerwellen zu surfen. Laut unseren Infos sind die Swells eher selten und sehr kurz. Aber es sieht gut aus: Das Wettersystem, das sich im Golf von Lyon bildet, wird mit starken Mistralwinden gefüttert. Das verspricht also mindestens drei fette Surf-Tage.

In Genua schiffen wir auf eine zehngeschössige Fähre ein mit Disco, Bar und allem, was man sonst noch braucht, um sich eine Nacht um die Ohren zu schlagen. Leider müssen wir eine Kabine ohne Betten mit einer Familie teilen. Aus Platzmangel ziehen wir der Kabine bald die Karaokebar vor. Dort ist es schon gerammelt voll: Eine Wohltätigkeitsgruppe, beaufsichtigt von ein paar Nonnen, heizt dem Laden ordentlich ein. Die Stimmung ist witzig. Aber es ist schon zwei Uhr morgens und wir brauchen endlich einen Platz zum Schlafen. Auf Deck 8 hat Fred eine schlecht beleuchtete Ecke ausfindig gemacht – eine perfekte kleine Bleibe für die Nacht.

Nach neun Stunden Überfahrt gehen wir von Bord. Ichnusa liegt in der Mitte des Mittelmeers und ist sehr reich an Geschichte, an alten Legenden und – an Surf Spots. Das Klima ist warm und der Sommer ist lang (von April bis November). Das Land besteht aus einem eher öden Mosaik aus Bergketten, Hügeln und Ebenen. Die Küste ist ziemlich zerklüftet, wodurch man viele Buchten entdecken kann. Das kristallene Wasser schwappt an den zahlreichen Stränden auf Sand und Steine. Die Vegetation dominieren Oliven- und Feigenbäume. Die Strassen sind ziemlich verlassen, also kommt man problemlos voran.

Unser Führer Graziano wartet mit einem Lächeln im Gesicht auf uns. Er scheint ein entspannter Typ zu sein und bringt uns direkt zum Spot: fünf Fuss Welle, etwas gezügelt durch einen leichten Offshore-Wind. Eine nette Rechte bricht auf felsigem Untergrund. Ins Wasser zu kommen ist ziemlich leicht, das einzige Problem sind die Seeigel. Ein softer Takeoff geht der hohlen Inside Section in flachem Wasser voraus. Die Locals sind freundlich und das Wasser ist warm, so um die 25 °C.

Nach der ersten „Entstaubungs-Session“ steuern wir auf die andere Seite der Halbinsel zu. Dort sieht es wirklich so aus wie in Portugal. Die Onshore-Seite hat ein grösseres Swell-Potenzial. Die Bucht besteht aus zwei Wellen, die bei einer Höhe von über sechs Fuss brechen. Die Linke in der Mitte der Bucht sieht aus, als würde sie abgehen, aber unsere Aufmerksamkeit ist mehr auf die Rechte gerichtet, die beständiger ist und am Fusse eines Felsens bricht. Wir sind ein bisschen von der Kraft der Welle überrascht. Sie ist sehr konstant und spendiert einigen Glücklichen nach einem schnellen Takeoff eine gute Barrel. Der steinige Untergrund liegt direkt unter der Oberfläche und das Ende der Welle ist sogar trocken. Niemand im Wasser. Lucas, Fred und J.J. wetten, wer wohl am tiefsten und am weitesten drinnen sein wird – genug, um ein paar Adrenalinstösse zu verursachen. Lucas fühlt sich wie zu Hause, legt einen Cutback nach dem anderen hin und platziert sich unter der Lippe für eine grosse Barrel. Fred hat dank einiger kräftiger Bottom Turns, guter Cutbacks und einiger wundervoller Wipe-outs enorm viel Spass.

Die Nacht bricht herein und wir müssen aus dem Wasser. Über rasierklingenscharfe Felsen zu laufen, die noch dazu die Heimat von ganzen Seeigelkolonien sind, ist keine leichte Aufgabe. Kaum dass wir den Wagen erreicht haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Dorf, um Ichnusa-Nachschub zu besorgen. Ja, wir haben gerade in einer nahe gelegenen Bar, „paillotte“ genannt, herausgefunden, dass das lokale Bier hier tatsächlich Ichnusa heisst.

Nach einer langen Durstlösch-Session wird es Zeit, Essen zu fassen: Nudeln für alle! Graziano ist der perfekte Führer. Nicht nur ist er nach 30 Jahren Praxis der beste Surfer der Insel, er ist auch ein Experte, was Ichnusa und seine Restaurants angeht. Während des Abendessens treffen wir auch einige Locals wieder, die wir schon früher am Tag während der ersten Session gesehen hatten. Sie können gar nicht glauben, dass wir vor dem Essen schon einiges an Bier getankt haben… Zurück am Strand finden wir einen passenden Ort für unser Camp samt Lagerfeuer – direkt am Spot. Die Luft ist mild und warm und während wir noch an einigen Ichnusa-Flaschen nuckeln, träumen wir von all den Surf-Möglichkeiten, die die Insel zu bieten hat.

Keiner von uns konnte es glauben, aber ich schwör’s: Es gibt fette Wellen im Mittelmeer!

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