Ben’s spot check. Die Debatte um die beste Welle der Welt ist ungefähr so alt wie das Surfen selbst. Wenn diese Debatte heute aufkommt, sei es unter Freunden oder in Magazinen, würde ich meine rechte Hand darauf verwetten, dass Desert Point, der sagenumwobene Lefthander der indonesischen Insel Lombok, unter den ersten fünf Wellen genannt wird.
Jeder, der die Welle schon mal surfte, hat später beim Erzählen etwas Ehrfürchtiges in der Stimme. Denn selbst in Indonesien, dem Land der perfekten Lefts, steht diese Welle in Sachen Qualität nochmals über allen anderen. In der Schule malen die Kids solche Wellen während ihrer Tagträumereien in ihre Hausaufgabenheftchen, so perfekt ist sie! Über 20 Sekunden kann man sich hier barreln lassen. Oder man lässt sich gleich sechsmal hintereinander über jeweils fünf Sekunden barreln, je nach Vorliebe. Und das ist nicht übertrieben. Doch Deserts Kultstatus stützt sich nicht allein auf die Perfektion der Welle. Denn ihr Erscheinen ist ungefähr so selten wie eine von Jimi Hendrix signierte Gitarre oder eine Jungfrau an der australischen Gold Coast. Damit Desert läuft, müssen viele Faktoren zur gleichen Zeit zusammentreffen. Ein fetter Südwest-Swell aus der exakten Richtung muss mit einem ganz bestimmten Wasserstand zusammenpassen. Und selbst wenn die Welle perfekt läuft, heisst das für dich noch nicht unbedingt, dass dein feuchter Traum wahr wird. In Desert kann immer etwas Unvorhersehbares geschehen, zum Beispiel, dass dich eine der hier nicht selten auftretenden heftigen Strömungen erfasst und mit 40 Knoten aus der Takeoff-Zone in die Lombok Strait reisst, eine der tiefsten und gefährlichsten Meerengen der Welt.
Doch diese Horrorvorstellung ist vergessen, sobald du deine erste Welle gesurft hast. Ein einfacher Takeoff führt dich auf direkte Weise in eine immer grösser werdende Wasserwand. Und je weiter du fährst, desto näher kommen deine Finnen den rasiermesserscharfen Korallen. Das geht so lange, bis du entweder in einer Barrel verschwindest, die sich schöner anfühlt als jeder Orgasmus, oder du deinen Körper plötzlich schmerzhaft auf einer von Leben und Bakterien gefüllten Käseraspel wieder findest.
Früher waren diese seltenen Barrels der einzige Grund, warum Surfer für Monate in dieser trockenen, kargen Landschaft (es heisst nicht grundlos Desert Point) campten und den oft langen Pausen ohne Wellen und den Malaria-Moskitos trotzten. Einige dieser „Die Hart“-Desert-Liebhaber wurden in der Abgeschiedenheit schliesslich recht eigen und wollten „ihre“ Welle nicht gerne teilen. Doch mit den Jahren stoppten dort bei einem ordentlichen „Wüsten“-Swell mehr und mehr Charterboote auf dem Weg von Bali nach Sumbawa. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte diese Invasion in den späten 90ern. Zu der Zeit gab es auch einige Unruhe zwischen Surfern und Einheimischen und Surfer wurden auch schon mal mit dem Messer bedroht. Seitdem ist das Campen am Strand nicht mehr unbedingt empfehlenswert. Mittlerweile hat sich das aber alles wieder beruhigt und einige gute und günstige Losmen-Unterkünfte stehen im angrenzenden Dorf Bangko Bangko zur Verfügung. Hinzu kommen die Swell-Forecasts im Internet und so kann es heutzutage sogar recht voll werden: Im Winter 2008 waren 50 Leute an einem guten Tag keine Seltenheit.
Bei all den negativen Geschichten stellen sich einem sofort folgende Fragen: Ist 50 Leute crowded? Ja, ist es! Ist die Welle unbeständig? Oh Gott, ja, ist sie! Ist Desert die beste Welle der Welt und wert, dass man dort hinfährt? Finde es selbst heraus – du wirst diese Frage mit einem ehrfürchtig gehauchten „Ja“ beantworten!
Travel-Tipps
Der perfekte Tag: Sechs Fuss und Offshore ohne den Hauch einer Strömung. Die Lombokstrasse hat all die Charterboote erfasst und aufs offene Meer gezogen, so teilst du die beste Tube Indos nur mit deinen Freunden…
Bester Monat: Mai bis September (wie überall in Indonesien).
Getting there: Flieg nach Denpasar, Bali. Dann entweder mit dem Auto und der Fähre nach Lombok oder mit dem Flieger nach Mataram, Lomboks Hauptstadt. Ein 4WD sei wärmstens empfohlen.
Boards: Hier werden keine Turns gesurft, sondern nur Barrels gechargt. Normale Shortboards sind super; wenn sie dann noch etwas enger und spitzer sind, um so besser.
Essentials: Sonnenkrem, T-Shirt, Erste-Hilfe-Set und Gespür für die Barrel.
Unterkunft: Das Symbiosis Surfcamp ist der perfekte Ausgangspunkt. Das Camp liegt gemütlich und mit allen Annehmlichkeiten in dem kleinen Dorf Kuta an der Südküste Lomboks. Ausflüge nach Desert Point können organisiert werden und je nach Könnensstufe hast du in der Nähe des Basecamps eine Vielzahl an anderen sehr guten Wellen. Anfänger haben hier genauso Spass wie Fortgeschrittene.
Der einfachste Weg, Desert Point zu surfen: Mach mit bei unserem Gewinnspiel. Symbiosis verlost zweimal zwei Wochen im Camp auf Lombok. Und so einfach geht’s: Beantworte folgende Frage und schick die Lösung bis 01. August per E-Mail an gewinnspiel@surfersmag.de. Wie heisst Lomboks weisser Sandstrand direkt vor den Symbiosis-Apartments? Kleiner Tipp: www.symbiosis-surf.com…
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