Text: Martin Stüllein – Fotos: Martin Stüllein & Christiane Pohl-Gaumann
Dass dieser Trip unter einem guten Stern steht, merke ich schon vor der Abreise. Beim Friseurbesuch erzähle ich, dass ich zum Surfen fahre. Eine ältere Dame neben uns hört mit und fragt mich allen Ernstes, ob ich Big-Wave-Surfer sei. Ich käme ihr bekannt vor, sagt sie. Sie kenne mich ausm Fernsehen. Ich fühle mich geehrt, muss sie aber leider enttäuschen und erkläre mit einem heimlichen Grinsen unter der Maske, dass es zwar einen weltbekannten Big-Wave-Surfer hier aus Nürnberg gibt, dieser aber kurze Haare trägt. Und überhaupt gehöre ich nicht zu der Handvoll deutscher Surfer, die sich in echte Big Waves trauen würde.
Leicht beflügelt geht es los in die Bretagne. Und diese Reise wird Neuland in doppelter Hinsicht: Erstens war ich noch nie zum Surfen dort und zweitens hüte ich mich sonst im Hochsommer zur Ferienzeit zu verreisen. Aber dieses Jahr ist ja bekanntlich alles anders und bevor die Grenzen im Herbst womöglich wieder dicht gemacht werden, wollen wir an den Atlantik. Spanien wird gerade zum Corona-Risikogebiet erklärt, also heißt es: Auto packen, Reisebegleiterin einsammeln und Abfahrt Richtung Westen in einer lauen Sommernacht auf der A6.
Doch was wird uns erwarten? Ist im Corona-Sommer mehr los als üblich? Schon bei der Anfahrt merken wir: die Parkplätze sind extrem voll mit Wohnmobilen, die Temperaturen sind hochsommerlich und der Swell der vergangenen Tage liegt in seinen letzten Zügen. Die große, finale Frage ist, ob der Ozean in diesem Urlaub noch einmal erwacht.