Gerade als ich meinen Cappuccino austrinke, kommen Samu, ein einheimischer Junge, und Jakob, ein deutscher Surfer, ins Café. Sie erzählen, dass sie zuvor am Surfspot Cobblestone surfen waren.
Samu hatte mich vor einigen Tagen neugierig im Wasser angesprochen. Wo ich denn hier untergekommen sei und wie ich heiße, wollte er wissen. Nach dieser Begegnung hatte mir ein Italiener erzählt, dass Samu ihn öfter gefragt habe, ob er ihm etwas bezahlen könne – fürs Surfen oder fürs Essen. Diesmal zahlt Jakob für ihn das Frühstück.
Ich nutze die Gelegenheit, mit Samu ins Gespräch zu kommen. 14 Jahre sei er alt, sagt er, und habe wohl gerade wegen der Ramadan-Feierlichkeiten Ferien. Das Alter überrascht mich, denn für einen 14-Jährigen ist er sehr schmächtig gebaut – ich hätte ihn höchstens auf elf geschätzt. Mit dem Motorrad sei es zur Schule nicht weit, sagt er. Ob er diese auch regelmäßig besucht, bleibt offen, denn Samu unterbricht abrupt das Gespräch. Er fragt Jakob nach seinem Rollerschlüssel – müsse kurz sein Handy abholen, das er in einem anderen Café liegen gelassen hat.

Mit einem Augenzwinkern bejaht Jakob: „Aber zurückbringen“, fügt er hinzu und hilft Samu, das Surfbrett vom Roller zu nehmen. Sorgfältig wird ein geeigneter Platz gesucht, um es abzulegen. Kurz darauf düst Samu davon. Ohne Helm, ohne Schuhe.
Mir wurde erzählt, dass einige der Kinder hier im Café auf den Sofas übernachten. Zu Hause in ihren Dörfern seien die Lebensbedingungen um einiges schlechter – am Surfpeak funktioniere die Dorfgemeinschaft immerhin einigermaßen. Wer sich wirklich um sie kümmert, ist mir nicht ganz klar.
Essen bekommen sie oft vom Café oder, wenn Surftouristen, wie heute Jakob, für sie zahlen. Man erzählt mir außerdem, dass die Kinder ganz genau wissen, welche Unterkünfte Mehrbettzimmer anbieten. So kommt es wohl nicht selten vor, dass sie Touristen nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen, wenn bei diesen ein Bett frei bleibt. Das würde auch Samus’ Fragen bei unserem ersten Treffen erklären.
Ein etwas mulmiges Gefühl macht sich in mir breit – allein bei dem Gedanken, dass es sich für ein Kind sicherer anfühlt, bei einem Fremden zu schlafen als zu Hause.
Einer der Jungs kreuzt selbstbewusst meinen Weg: Billy. Dem Stolz in seinem Gang nach zu urteilen, ist dies hier sein Revier. Er ist klein und hat eine breite Nase. Zudem große, weiße Vorderzähne und unheimlich viele glatte Haare, die wie eine Palme in alle Richtungen abstehen. Sein Gesicht wirkt ernst und zugleich frech. Ich kenne ihn – wie auch Samu – aus dem Wasser. Meiner laienhaften Einschätzung nach ist er ein sehr begabter Surfer.
Etwas keck schwingt er sich auf die angrenzende Mauer, verschränkt die Arme hinter dem Kopf und beginnt ein Gespräch mit meiner Sitznachbarin – ebenfalls Touristin. Einen Sponsor habe er jetzt, erzählt er ihr. Eine indonesische Surfmarke. Ein Traum, den viele der Kinder hier verfolgen. Am liebsten natürlich eine der „Großen“.
‘Rip Curl’, so heißt es, habe hier schon einige einheimische Surfer gesponsert.